Echte Vielfalt

Wortschatz

Homofeindlichkeit, auch bekannt als Homophobie, wird als negative Einstellungen, Vorurteile und Ablehnung gegenüber homosexuellen Menschen definiert. Das Wort geht auf die griechischen Wörter „homos“ =gleich und „phobos“= Angst zurück. Erstmals kam der Begriff gegen Ende der 60er Jahre auf, als der amerikanische Psychologe George Weinberg ihn in einem Artikel verwendete.

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Mitunter wird Kritik am Begriff der Homophobie geübt, da der Wortteil „phobie“ auch für eine Angststörung steht. Viele homophobe Menschen haben jedoch nicht direkt Angst vor homosexuellen Menschen, sondern weisen eher eine Abneigung und Feindseligkeit auf.

Wissenschaftliche Forschung zu Homofeindlichkeit gibt es zum Beispiel in der Sozialpsychologie. Hier betrachten Wissenschaftler*innen die Homophobie in verschiedenen Dimensionen, die affektive, die kognitive und die verhaltensbezogene Homophobie. Bei der affektiven Homophobie geht es um unangenehme Gefühle, die jemand empfindet, zum Beispiel beim Anblick eines Kusses zwischen zwei Männern. Die kognitive Komponente von Homophobie bezieht sich auf Einstellungen, z.B. wenn bestimmte Rechte für homosexuelle Menschen abgelehnt werden. Die verhaltensbezogene Ausprägung schließlich umfasst das Handeln von homophoben Menschen, zum Beispiel abwertende Äußerungen oder auch Gewalt.

Ein in der Forschung oft eingesetztes Instrument, um Homophobie zu messen, ist der „Index of Homophobia“. Hier wird mit einem Fragebogen abgefragt, wie Menschen verschiedene Aspekte von Homosexualität bewerten. Auch zu den Ursachen von Homophobie wird geforscht: Einflussfaktoren auf die Ausprägung der Homophobie sind zum Beispiel das Geschlecht, Religiosität oder die Erziehung von Personen.

In den Sozialwissenschaften wir Homofeindlichkeit gemeinsam mit den Konzepten Sexismus, Rassismus und Antisemitismus als Phänomen der „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ verstanden. Ähnlich wie bei Rassismus kann es dabei helfen, Menschen am besten schon früh in Kontakt mit queeren Personen zu bringen, um Vorurteile abzubauen und Wissen zu vermitteln. 

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Das sperrige Wort Heteronormativität (englisch: Heteronormativity) wurde von  Michael Warner in seinem Artikel Introduction: Fear of a Queer Planet geprägt, um ein System von Normen, also Verhaltenserwartungen zu bezeichnen, nach denen jeder Mensch heterosexuell ist bzw. sein sollte.

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Mittlerweile ist der Begriff ein zentrales Konzept der Queer-Theorie. Die Idee der Heterosexualität als vermeintlich „natürliche“ oder höherwertige Form der Sexualität wird damit in Frage gestellt. Dazu gehört auch die alltagsweltliche Annahme, dass er nur zwei Geschlechter gäbe, die sexuell aufeinander bezogen sind: „Die Heteronormativität drängt die Menschen in die Form zweier körperlich und sozial klar voneinander unterschiedener Geschlechter, deren sexuelles Verlangen ausschließlich auf das jeweils andere gerichtet ist“ (Wagenknecht 2004).

Heteronormativität findet sich nicht nur in den Einstellungen von Menschen, sondern auch in den gesellschaftlichen Strukturen und Institutionen wieder, zum Beispiel wenn homosexuelle Paare oder Regenbogenfamilien rechtlich diskriminiert werden.

Auch in der Alltagskultur findet sich Heteronormativität wieder, wie die Geschlechterforscherin Sabine Hark in einem Interview erläutert: „Heterosexualität organisiert die gesamte Alltagskultur. Das beginnt mit den Fantasiewelten, die in Kinderbüchern oder -filmen gezeigt werden, geht über Lehrmaterialien in der Schule bis hin zu allgegenwärtiger Werbung, in der das romantische Glück von Heteropaaren inszeniert wird. Es wird schon früh vorausgesetzt, dass Kinder und Jugendliche eines Tages eine/n gegengeschlechtliche/n Partner/in finden.“

Doch natürlich gibt es auch Widerstand gegen die Norm der Heterosexualität und die Abwertung von Homosexualität. LSBTIQ-Personen, ihre Sichtbarkeit und ihr Engagement zeigen auf, dass die Gesellschaft vielfältiger ist, als es uns oft vermittelt wird.

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Minister Dr. Heiner Garg: "Schleswig-Holstein zeichnet eine bunte und vielfältige Gesellschaft aus, in der Menschen unabhängig von Herkunft, Glauben, Handicap, sexueller Orientierung, geschlechtlicher Identität und sozialem Status gut und gerne leben sollen. Vielfalt und Toleranz sind die Stärken unserer Gesellschaft.

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Ein gesellschaftliches Klima zu fördern, in dem Menschen unabhängig von ihrer geschlechtlichen Identität und sexuellen Orientierung ein gleichberechtigtes und selbstbestimmtes Leben führen können, ist das Ziel der Landesregierung. Im Rahmen des Aktionsplans „Echte Vielfalt für Akzeptanz vielfältiger sexueller Identitäten“ ermöglicht das Land viele Veranstaltungen zur geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt.

Mit dieser Fibel erhalten Sie einen Überblick über verschiedene Begriffe der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt. Mein Haus hat die Broschüre gemeinsam mit ehrenamtlich tätigen lsbtiq* Menschen entwickelt, für deren Engagement ich mich herzlich bedanken möchte. Stichwort LSBTIQ*: Auch dieser Begriff wird in der Broschüre erläutert."

Hier kann die Broschüre bestellt werden.

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Heute (15.8.) präsentiert der LSVD Schleswig-Holstein den "Wort-Schatz. Begriffe zur Akzeptanz vielfältiger sexueller Identitäten Schleswig-Holstein", kurz: Wort-Schatz Echte Vielfalt.

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Der Wort-Schatz Echte Vielfalt erklärt die wichtigsten  Begriffe rund um das lesbische, schwule, bi-, trans-, intersexuelle und queere (LSBTIQ) Leben. Er kommt im handlichen 12 mal 12 cm Format mit 32 Seiten. Neben 23 Begriffserklärungen enthält er einen Adressenteil.

"Mit dieser Fibel wollen wir informieren, aufklären und dabei helfen, Vorurteile zu überwinden. Denn Unsicherheiten entstehen oft aus einem Mangel an Wissen über das Leben, die Gefühle und Ängste von anderen Menschen,"

sagt Schleswig-Holsteins Ministerin für Soziales, Gesundheit, Familie und Gleichstellung in ihrem Grußwort.

Bewusst nutzt der Wort-Schatz Echte Vielfalt einfache Sprache. Barrieren entstehen oft durch Sprache, durch unnötige Fachausdrücke und durch komplizierte Beschreibungen. Darauf verzichtet der Wort-Schatz. Er soll helfen, Begriffe zu verstehen, die zur Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen und queeren Menschen gehören. Er richtet sich an alle Menschen, die mehr über Vielfalt in unserer Gesellschaft wissen möchten.

Erstmals öffentlich vorgestellt wird der Wort-Schatz Echte Vielfalt beim CSD in Lübeck am 15. und 16. August 2014.

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