Echte Vielfalt

Seite
Ein großer Erfolg für die queere Community stellte die Verleihung des deutschen Buchpreises 2022 an Kim de l’Horizon dar – die erste nicht-binäre Person, die einen der wichtigsten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum erhalten hat.

Weiterlesen

Die geschlechtliche Identität von Autor*innen spielt für die Repräsentation von queeren Menschen in der Literatur eine immer größer werdende Rolle. Im Folgenden stellen wir fünf Bücher von trans und nicht-binären Autor*innen vor, die die Erfahrungen und Realitäten von Identitäten jenseits der cis-Geschlechtlichkeit beschreiben.

Blutbuch – Kim de l’Horizon

„Die Erzählfigur in "Blutbuch" identifiziert sich weder als Mann noch als Frau. Aufgewachsen in einem schäbigen Schweizer Vorort, lebt sie mittlerweile in Zürich, ist den engen Strukturen der Herkunft entkommen und fühlt sich im nonbinären Körper und in der eigenen Sexualität wohl. Doch dann erkrankt die Großmutter an Demenz, und das Ich beginnt, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen: Warum sind da nur bruchstückhafte Erinnerungen an die eigene Kindheit? Wieso vermag sich die Großmutter kaum von ihrer früh verstorbenen Schwester abzugrenzen? Und was geschah mit der Großtante, die als junge Frau verschwand? Die Erzählfigur stemmt sich gegen die Schweigekultur der Mütter und forscht nach der nicht tradierten weiblichen Blutslinie. Dieser Roman ist ein Befreiungsakt von den Dingen, die wir ungefragt weitertragen: Geschlechter, Traumata, Klassenzugehörigkeiten. Kim de l'Horizon macht sich auf die Suche nach anderen Arten von Wissen und Überlieferung, Erzählen und Ichwerdung, unterspült dabei die linearen Formen der Familienerzählung und nähert sich einer flüssigen und strömenden Art des Schreibens, die nicht festlegt, sondern öffnet.“ (perlentaucher)

Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau. über trans Sein und mein Leben - Phenix Kühnert

„Der Kampf für Gerechtigkeit und trans* Rechte? – ein Kampf für uns alle!
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose … Sprache, Identität und vor allem: Empathie.

Der Name einer Sache verkörpert deren Bild, unsere Vorstellung davon und die damit verbundenen Gefühle. Oder: Eine Sache wird zur Sache durch ihre Benennung. Doch wie können wir diesen einfachen Gedanken auf unsere Umgebung übertragen? Phenix Kühnert ist sich sicher: mit Empathie. Wir leben in einer Gesellschaft, die alle ausschließt, die von der Norm abweichen. Phenix nimmt uns an die Hand, macht deutlich, wie sehr Sprache unser Denken prägt, was es heißt, die eigene Identität abgesprochen zu bekommen, wie uns Zuschreibungen und Vorgaben zu Männlichkeit und Weiblichkeit beeinflussen. Sie setzt sich für trans* Rechte und nicht binäre Menschen, die queere Community und Verständnis ein. Phenix ermutigt und sensibilisiert. Denn: Menschen sind verschieden, nichts zu 100 Prozent, wir entwickeln und verändern uns, wachsen. Und dabei wird klar: Diversität ist die wahre Normalität.“ (Thalia)

Ich bin Linus. Wie ich der Mann wurde, der ich schon immer war - Linus Giese

„Eigentlich ahnt er es seit seinem sechsten Lebensjahr. Doch aus Sorge darüber, wie sein Umfeld reagieren könnte und weil ihm Begriffe wie trans, queer, nicht-binär fehlen, verschweigt Linus lange, wer er wirklich ist. Mit dem Satz "Ich bin Linus" beginnt im Sommer 2017 sein neues Leben, das endlich nicht mehr von Scham, sondern Befreiung geprägt ist. Offen erzählt Linus Giese von seiner zweiten Pubertät, euphorischen Gefühlen in der Herrenabteilung, beklemmenden Arztbesuchen, bürokratischen Hürden, Selbstzweifeln, Freundschaft und Solidarität, von der Macht der Sprache und digitaler Gewalt. Seit seinem Coming-Out engagiert sich Linus für die Rechte von trans Menschen. Vor allem im Netz, aber nicht nur dort, begegnet ihm seither immer wieder Hass. Doch Schweigen ist für ihn keine Option.“ (perlentaucher)

Mein Weg von einer weißen Frau zu einem jungen Mann mit Migrationshintergrund - Jayrôme C. Robinet

„Jayrôme hat früher als weiße Französin gelebt. Dann zieht er nach Berlin, beginnt Testosteron zu nehmen und erlebt eine zweite Pubertät. Ihm wächst ein dunkler Bart – und plötzlich wird er auf der Straße auf Arabisch angesprochen. Ob im Café, in der Umkleide oder bei der Passkontrolle, er merkt, dass sich nicht nur seine Identität, sondern vor allem das Verhalten seiner Umwelt ihm gegenüber radikal geändert hat. Er kann vergleichen: Wie werde ich als Mann, wie als Frau behandelt? Und was bedeutet es, wenn sich nicht nur das Geschlecht ändert, sondern augenscheinlich auch Herkunft und Alter? Mitreißend erzählt er von seinem queeren Alltag und deckt auf, wie irrsinnig gesellschaftliche Wahrnehmungen und Zuordnungen oft sind.“ (Thalia)

Außer sich - Sasha Marianna Salzmann

„Sie sind zu zweit, von Anfang an, die Zwillinge Alissa und Anton. In der kleinen Zweizimmerwohnung im Moskau der postsowjetischen Jahre verkrallen sie sich in die Locken des anderen, wenn die Eltern aufeinander losgehen. Später, in der westdeutschen Provinz, streunen sie durch die Flure des Asylheims, stehlen Zigaretten aus den Zimmern fremder Familien. Und noch später, als Alissa schon ihr Mathematikstudium in Berlin geschmissen hat, weil es sie vom Boxtraining abhält, verschwindet Anton spurlos. Irgendwann kommt eine Postkarte aus Istanbul – ohne Text, ohne Absender. In der flirrenden, zerrissenen Stadt am Bosporus und in der eigenen Familiengeschichte macht sich Alissa auf die Suche – nach dem verschollenen Bruder, aber vor allem nach einem Gefühl von Zugehörigkeit jenseits von Vaterland, Muttersprache oder Geschlecht.“ (suhrkamp)

Schließen


Mehr als 50.000 feiernde LGBTIQ*-Menschen marschierten am Sonntagmorgen, 05. März, über Sydneys Harbour Bridge. Sie bildeten damit den Auftakt des Abschlusstages der 17-tägigen „WorldPride 2023“, die am Abend mit einem Konzert zu Ende ging.

Weiterlesen

Wie der Guardian berichtet, führte Australiens Premierminister Anthony Albanese den Marsch zusammen mit einer Reihe von „78ern“ an. So werden die Menschen bezeichnet, die am ersten Mardi Gras in Sydney vor fast 50 Jahren teilnahmen. Der Mardi Gras ist eine bekannte Institution in Sydney, in deren Rahmen die diesmalige WolrdParade stattfand. Über den Zusammenhang und die Parade hatte echte vielfalt bereits im November berichtet. Nach Angaben von schwulissimo fanden dabei in den 17 Tagen ca. 300 Nebenveranstaltungen statt, bei denen auch bekannten Stars wie Kylie Minogue auftraten. Es sei auch die erste Parade gewesen, bei der der amtierende Prime Minister mitgelaufen sei. Nach Angeben der Polizei sei es während der gesamten Zeit zu keinerlei Zwischenfällen gekommen.

Allerdings finden sich auch kritische Töne: So berichtet der Guardian, der ebenfalls eine positive Gesamtbilanz zieht, dass am Wochenende (25./26. Februar) die Aborigine-Senatorin Lidia Thorpe die Mardi-Gras-Parade kurzzeitig blockierte, indem sie sich auf die Straße legte. Mit ihrem Protest wollte sie darauf hinweisen, dass die erste Pride von schwarzen und braunen trans Frauen aus Protest gegen die Polizeigewalt begangen wurde, diese Gewalt jedoch bis heute ein Thema sei. Während die einen das politische Statement begrüßten, kritisierten andere die Unterbrechung der Feier. Linda DeMarco, Ko-Vorsitzende des InterPride-WorldPride-Komitees, brachte in Folge die Hoffnung zum Ausdruck, die nächste Generation von Aktivist*innen anspornen zu wollen. „Man kann gute Dinge feiern, aber wir haben noch viel zu tun ... es ist wichtig, dass wir auch die Menschenrechtskonferenz haben.", zitiert der Guardian. Die Konferenz - einer der Höhepunkte der WorldPride - behandelte u. a. Themen wie psychische Gesundheit, HIV-Prävention und Trans-Rechte. Es herrschte eine gute Stimmung und die Teilnehmenden waren engagiert, so das Fazit eines Teilnehmers. Doch reicht das?

Bereits zuvor war die WorldPride wegen ihrer Kommerzialisierungstendenz in die Kritik geraten. Zu den Party-Highlights des Abschlusswochenendes gehörte bspw. die Bondi Beachparty, für die 12.000 Karten zum Preis von 179 Dollar pro Person verkauft wurden. Zwar gab es genügend kleinere Veranstaltungen und auch die „First Nation“, Australiens indigene Bevölkerungsgruppe, war zahlreich und mit eigenen Veranstaltungen vertreten, sodass für jede*n etwas dabei war. Dennoch, so einige Kritiker*innen, schienen gerade die größeren offiziellen Partys besonders auf wohlhabende schwule Männer zugeschnitten. Peter Tatchell, einer der Organisatoren der ersten Stunde und bereits vor 52 Jahren mit dabei, sagte gegenüber dem Guardian:

“I’m all in favour of a party, but many Prides are sidelining our liberation struggle in the process,” he says. “They’ve strayed far from the roots of Pride, becoming depoliticised, ultra hedonistic and too corporate and commercial. A lot of them are more a PR and branding exercise for big business than a serious challenge to the abuse of our human rights.”

Für Tatchell ist die Menschenrechtskonferenz, die Linda DeMarco ins Zentrum gestellt hat, lediglich zu einem Nebenschauplatz verkommen.

Die nächste WorldPride wird 2025 in Verbindung mit der 34. jährlichen DC Black Pride in Washington DC stattfinden. Die Veranstalter*innen sind dabei bemüht, das Gleichgewicht zwischen Feier und Nachdenken zu gewährleisten.

Schließen


Mehr Vorbilder und Verbündete für queere Jugendliche! "Peer4Queer" unterstützt queere Jugendliche durch Mentoring in ihrer Identitätsfindung in Bezug auf ihre sexuelle und romantische Orientierung sowie geschlechtliche Identität. Dafür werden queere Menschen (bis zu 29 Jahren) zu Mentor*innen ausgebildet, damit sie als Vorbilder Jugendliche (bis zu 25 Jahren) ein Jahr lang begleiten und sie in ihrer Identitätsfindung unterstützen können.

Weiterlesen

Die Mentor*innen geben im Eins-zu-eins-Mentoring ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die Jugendlichen weiter.

Außerdem arbeitet Peer4Queer mit Hamburger Schulen zusammen: In Seminaren beschäftigen sich Schüler*innen mit dem Thema "queere Identitäten" und lernen, wie sie sich für die Belange queerer Jugendlicher einsetzen können.

Queer!? – Was meinen wir eigentlich damit?

Unter dem Wort "queer" verstehen wir einen Sammelbegriff, der für alle Menschen offen ist, die sich nichtheterosexuell und/oder nicht-cis-geschlechtlich (also sich mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, nicht identifizieren können) fühlen – oder die sich nicht sicher sind, wie sie sich definieren möchten oder können.

 

Kontakt:

Peer4Queer

KWB Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e.V.

Haus der Wirtschaft

Kapstadtring 10, 22297 Hamburg

 

Hier geht's zur Homepage

Mail: peer4queer@kwb.de

Instagram: @peer4queer

Telefon: 040 334241-0

Schließen


Am 24. Juni verkündete der Oberste Gerichtshof der USA seine Entscheidung, die das garantierte, landesweite Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch effektiv aufhebt. Lesen Sie in diesem Artikel, was das Anti-Roe-Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA für die körperliche Autonomie von LGBTQ+-US-Amerikaner*innen bedeutet.

Weiterlesen

Denn nicht nur die körperliche Autonomie cis-hetero-Frauen, sondern auch queere Menschen, trans Männer und Leute aller Geschlechter, die einen Uterus haben, sind von dem Urteil betroffen. Wie die Richter*innen Sotomayor, Breyer und Kagan in ihrer abweichenden Meinung anmerken, stehen wichtige Fragen der körperlichen Autonomie auf dem Spiel, sogar über den "Verlust der Autonomie und Würde" hinaus, der mit einer erzwungenen Schwangerschaft einhergeht. Da der Gerichtshof nicht mehr davon ausgeht, dass die Abtreibung durch den vierzehnten Verfassungszusatz geschützt ist, sind auch andere Rechte indirekt bedroht, darunter die Empfängnisverhütung und "familiäre Beziehungen", darunter die gleichgeschlechtliche Ehe und Ehen zwischen verschiedenen "races" (dass also weiße Menschen und Schwarze Menschen heiraten können).

Solche Befürchtungen kommen daher, dass Richter Thomas in seiner übereinstimmenden Stellungnahme ausdrücklich dafür plädierte, dass das Gericht "alle ... Präzedenzfälle des materiellen Rechtsschutzes, einschließlich [derer, die die obigen Rechte schützen,] überdenken sollte". So sind, im gegenwärtigen Klima der Gewalt und Einschüchterung gegen trans Personen, in dem die Regierungen einzelner Bundesstaaten offen ein Verbot von Transition in Erwägung ziehen, scheinen Bedenken darüber, ob das Gericht den Staaten solche Entscheidungen überlassen könnte, nicht unbegründet. Obwohl die Mehrheit darauf besteht, dass die Entscheidung nur für die Abtreibung gilt, machen die drei abweichenden Richter*innen also ihre Sorge deutlich: "Was auch immer die Mehrheit heute sagen mag, eines führt wirklich zum anderen", heißt es in der abweichenden Meinung. "Wir hoffen inständig, dass dies aufgrund der heutigen Entscheidung nicht der Fall sein wird. [...] Aber wir können nicht verstehen, wie irgendjemand zuversichtlich sein kann, dass das heutige Urteil das letzte seiner Art sein wird."

Was diese Entscheidung jedoch mehr als alles andere deutlich mache, so das queere US online-Magazin them berichtet, ist, dass sich die Zeit, in der LGBTQ+-Personen darauf hoffen konnten, dass das Gesetz sie zuverlässig schützt, dem Ende zuneigt. Doch auch wenn die Präzedenzfälle verschwunden sein mögen, bleibe „das aktivistische Feuer“, das diese Entscheidungen überhaupt erst erzwungen hatte, und die Entschlossenheit, die Abtreibungsaktivist*innen in den 1970er Jahren dazu brachte, Untergrundnetzwerke zu schaffen, um Gesetze zu umgehen. Wie die Demonstrations-Parolen sagen: "Wir sind nicht aufzuhalten, eine bessere Welt ist möglich".

Schließen


Weil queere Vielfalt in der Ausbildung von Kita-Personal bislang kaum eine Rolle spielt, hat das Queere Netzwerk NRW eine Broschüre mit dem Titel "Queer in der Kita" veröffentlicht. Diese liefert Hintergrundwissen zu Genderstereotypen, gesellschaftlichen Gender-Normen, politischen und rechtlichen Vorgaben im Bereich inklusiver frühkindlicher Bildung und vor Allem: Praxistipps für den vielfaltssensiblen Kita-Alltag.

Weiterlesen

Damit richtet sich die 68-seitige Broschüre an Fachkräfte in der frühkindlichen Bildung, die sich näher mit der Bedeutung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in ihrem Arbeitsalltag auseinandersetzen möchten. Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt sei überall ein Thema, wo Menschen sind – „und damit auch im Kita-Alltag", erklärte Netzwerks-Vorstandsprecherin Laura Becker. „Unsere Veröffentlichung bietet Fachkräften die Möglichkeit, anhand von Praxisbeispielen darüber zu reflektieren, wie sie zum Beispiel damit umgehen, wenn ein Kind, das sie als Junge kennen, Nagellack trägt oder wenn eine Familie mit zwei Müttern zum Vatertag eingeladen wird.“

Bislang sei in der Ausbildung dieser Fachkräfte, so das Queere Netzwerk NRW, kaum auf den Umgang mit Kindern oder Familien, deren Lebensrealitäten von cis- und heteronormativen Normen abweichen, eingegangen worden. Damit stünden Fachkräfte oft vor schwierigen Aufgaben. „Deshalb wollen wir Ihnen keine neuen Aufgaben auferlegen, sondern Ihnen mit den Impulsen in diesem Heft dabei helfen, den Inklusionsauftrag umzusetzen“, heißt es in der Broschüre.

Auf die häufig von rechts kommenden Behauptungen einer konstruierten „Gender-Propaganda“, (dass die Thematisierung queerer Vielfalt das Ziel hätte, möglichst viele Kinder möglichst früh ihre Heterosexualität oder Cis-Geschlechtlichkeit in Frage stellen zu lassen), sagt Becker schlicht: Das sei nicht zutreffend. Vielmehr gehe es darum, Kinder und Familien dort zu treffen, wo sie stehen – „und ihnen in Kindergarten und Kita einen Ort zu bieten, an dem sie ohne Stigma sein können.“

Schließen

 

Ist pansexuell dasselbe wie bisexuell? Stehen bisexuelle nur auf cis Männer und cis Frauen? Fühlen sich pansexuelle zu allen Menschen, denen sie begegnen, hingezogen? Ist Pansexualität ein neuer Begriff? Ist Pansexualität gleich Polyamorie? In diesem Artikel räumen wir Mythen und Missverständnisse über eine Sexualität aus, über die im Mainstream noch immer zu wenig gesprochen wird.

Weiterlesen

Was ist der Unterschied zwischen pansexuell und bisexuell?

"Pansexualität" und "Bisexualität" werden manchmal synonym verwendet - und manche Menschen benutzen beide Begriffe, um sich selbst zu beschreiben. Dabei gibt es einen sprachlichen Unterschied, der oft missverstanden wird. "Pan-" kommt von der griechischen Vorsilbe, die "alles" bedeutet. "Bi-" kommt von der griechischen Vorsilbe die "zwei" bedeutet. Pansexualität ist also eine Anziehung zu allen Geschlechtern oder eine Anziehung zu anderen unabhängig vom Geschlecht. Oft wird angenommen, dass der Begriff bisexuell die Anziehung zu zwei Geschlechtern oder die Anziehung zu Männern und Frauen bedeutet (dies ist laut vielen Wörterbüchern immer noch die Definition), aber Bisexualität ist nicht von Natur aus binär. Bisexuelle Menschen fühlen sich sowohl zu Menschen desselben Geschlechts als auch zu Menschen anderen Geschlechts hingezogen. Es gibt sogar den neuen Begriff bi+, der verdeutlicht, dass der Begriff nicht durch binäre Definitionen von Geschlecht und Sexualität begrenzt ist. Viele Menschen verwenden sowohl pansexuell als auch bisexuell, um sich selbst zu beschreiben, je nach Kontext. Und einige pansexuelle und bisexuelle Menschen verwenden auch "queer", um sich selbst zu beschreiben!

Fühlen sich pansexuelle Menschen einfach zu allen Menschen hingezogen?

Es ist ein Mythos zu glauben, dass pansexuelle Menschen sich einfach zu jedem hingezogen fühlen, dem sie begegnen. Nur weil jemand das Potenzial hat, sich unabhängig vom Geschlecht zu Menschen hingezogen zu fühlen, heißt das nicht, dass er sich mehr oder weniger zu einer bestimmten Person hingezogen fühlt. Das ist so, als würde man sagen, dass sich heterosexuelle Frauen zu allen Männern hingezogen fühlen, was natürlich nicht stimmt.

Ist pansexuell ein neuer Begriff?

Dem Oxford English Dictionary zufolge gibt es den Begriff "pansexuell" mindestens seit den frühen 1900er Jahren als psychologischen Begriff, der Sex als primären Motivator für Menschen beschreibt. Die heutige Definition gibt es mindestens seit den späten 1960er Jahren. Die Idee einer sexuellen Anziehung, die nicht auf binäre Geschlechterkonstruktionen beschränkt ist, ist nicht neu - es ist nur so, dass immer mehr Menschen glauben, dass dies möglich und positiv ist.

Ist pansexuell zu sein dasselbe wie polyamorös zu sein?

Obwohl sich viele pansexuelle Menschen auch als polyamorös bezeichnen, geht es bei der Pansexualität um das Geschlecht der Personen, zu denen man sich hingezogen fühlt, während es bei der Polyamorie um die Vorliebe geht, romantische und/oder sexuelle Beziehungen mit mehr als einer Person einzugehen. Nicht alle pansexuellen Menschen sind polyamourös und nicht alle polyamourösen Menschen sind pansexuell.

Schließen

 

Das US-Außenministerium kündigte an, dass amerikanische Bürger*innen ab dem 11. April ein "X" für ihr Geschlecht in ihren Reisepässen auswählen können. Viele US-Behörden ändern ihre Politik, um die Erfassung von Daten zur Geschlechtsidentität auszuweiten.

Weiterlesen

Dieser Schritt folgt auf frühere Maßnahmen, die es Bürger*innen ermöglichten, ihr Geschlecht auf ihrem Antrag auszuwählen, ohne entsprechende medizinische Unterlagen vorzulegen. Der erste US-Pass mit der Kennzeichnung "X" (statt M/F) wurde im Oktober 2021 ausgestellt. Die X-Unterscheidung soll Personen entgegenkommen, die sich als nicht-binär, intersexuell oder nicht-geschlechts-konform identifizieren. "Transgender, nicht-binäre und nicht-gender-konforme Amerikaner*innen sind schon viel zu lange mit erheblichen Hindernissen konfrontiert, wenn es darum geht, sicher zu reisen, und bei vielen wird ihre Geschlechtsidentität nicht respektiert, wenn sie innerhalb der Vereinigten Staaten und auf der ganzen Welt reisen", so das Weiße Haus.

"Die Option wird im nächsten Jahr auch für andere Dokumente verfügbar sein", erklärte US-Außenminister Antony Blinken. Auf die Ankündigung des Außenministeriums folgte beispielsweise die Sozialversicherungsbehörde, die mitteilte, dass die Bürger*innen ab diesem Herbst auf den Sozialversicherungskarten auch ein "X" zur Angabe des Geschlechts auswählen können. Die Sozialversicherungskarten enthalten derzeit keine Geschlechtsangaben.

Die Transportation Security Administration (TSA), die für die Sicherheitskontrollen der Fluggesellschaften zuständig ist, werde ihre Kontrollpunkte geschlechtsneutral gestalten. Die TSA werde auch "geschlechtsspezifische Erwägungen bei der Überprüfung des Ausweises einer reisenden Person an den Sicherheitskontrollstellen des Flughafens abschaffen" und die Zahl der Abtastungen verringern.

Das Weiße Haus erklärte, es leite Schritte ein, um das Reisen zu erleichtern, Ressourcen für trans Kinder und ihre Familien bereitzustellen, den Zugang zu staatlichen Dienstleistungen und Vergünstigungen zu verbessern und die Sichtbarkeit von trans Personen in Bundesdaten zu fördern. Die neue Website des Ministeriums für Gesundheit und Soziales bietet beispielsweise Ressourcen für LGBTQI+ und trans Kinder und ihre Eltern oder Erziehungsberechtigten. "Jede*r Amerikaner*in verdient die Freiheit, er selbst zu sein. Aber viel zu viele trans Amerikaner*innen sind immer noch mit systemischen Barrieren, Diskriminierung und Gewalttaten konfrontiert", so das Weiße Haus.

Die Schritte kommen zu einer Zeit, in der Gouverneure in mehreren Bundesstaaten trans- und queerfeindliche Gesetze unterzeichnet haben - wie das „Don’t Say Gay“-Gesetz in Florida oder Gesetze in Oklahoma und Arizona, die es trans Athletinnen verbieten, in Schulen gegen cis Sportlerinnen anzutreten.

Schließen

     

Mehr als 80 LGBT- und HIV-Wohltätigkeitsorganisationen, darunter Stonewall und der Terrence Higgins Trust, werden die erste globale LGBT-Konferenz der britischen Regierung boykottieren, um auf die Entscheidung zu reagieren, trans Menschen von einem Verbot von Konversionspraktiken auszuschließen.

Weiterlesen

In einer Erklärung teilte die Wohltätigkeitsorganisation Stonewall mit, dass sie ihre Unterstützung für die Konferenz "Safe to Be Me" aufgrund des "gebrochenen Versprechens des Premierministers, trans Menschen vor den Schäden der Konversionstherapie zu schützen", zurückzieht. Sie fügte hinzu, dass sie nur dann an der Veranstaltung teilnehmen könne, "wenn der Premierminister zu seinem Versprechen für ein Verbot der Konversionstherapie für trans Personen zurückkehrt". Die Erklärung fuhr fort: "Trans Personen verdienen nicht weniger Respekt, Fürsorge und Schutz als cisgeschlechtliche lesbische, schwule und bisexuelle Menschen. Wenn die britische Regierung nicht hinter den grundlegenden Menschenrechten aller LGBTQ+-Menschen stehen und diese respektieren kann, sollte sie keine LGBTQ+-Rechtskonferenz auf der Weltbühne einberufen."

Die Regierung hatte die im Juni stattfindende Konferenz "Safe to Be Me" als erste globale LGBT-Konferenz Großbritanniens beworben und behauptet, sie werde sich auf "Gesetzesreformen, die Bekämpfung von Gewalt und Diskriminierung und die Gewährleistung des gleichberechtigten Zugangs zu öffentlichen Dienstleistungen für LGBT-Personen" konzentrieren. Doch aus einem an die Öffentlichkeit geratenen Briefing-Papier der Downing Street ging hervor, dass Boris Johnson zugestimmt hatte, die Gesetzgebung zum Verbot von Konversionspraktiken nicht voranzutreiben, obwohl die Regierung vor vier Jahren versprochen hatte, sie zu verbieten. In einer Erklärung vom vergangenen Montag verteidigte die Regierung ihren Schritt und betonte, dass sie weiter an der Ächtung von trans Konversionspraktiken arbeite. Der Grund für die Verzögerung sei die Sorge vor "unbeabsichtigten Folgen", insbesondere für Jugendliche unter 18 Jahren.

Einige Abgeordnete äußerten sich jedoch unglücklich: "Zu sagen, dass dies falsch ist, ist eine Untertreibung. Es ist eine Verbeugung vor denjenigen, die eine Spaltung zwischen den LGBT-Gemeinschaften herbeiführen, und denjenigen, die die schlimmsten Geschichten über unsere trans Freunde verbreiten. Womit haben es trans Menschen verdient, missbraucht zu werden? Das ist die Frage an alle, die diese Entscheidung unterstützen".

Schließen

 

Immer wieder gibt es Kontroverse um die Frage, ob trans Frauen in Frauenhäuser aufgenommen werden dürften, ob für sie die Frauenquote gelten solle, ob sie in Frauengremien sitzen oder Frauentoiletten benutzen sollen dürften. Dabei scheinen trans-ausschließende Feminist*innen (sog. "TERFS" = trans-excluding radical feminists) oft zu vergessen, dass trans Frauen eben Frauen sind, die von Sexismus, Misogynie und dem Patriarchat genauso betroffen und daher genauso schutz- und unterstützungsbedürftig sind wie cis Frauen. Die einfach Antwort auf die obigen Frauen lautet also: Ja, natürlich sollten trans Frauen dürfen.

Weiterlesen

Genauer lautet die Antwort darauf, ob trans Frauen in Frauenhäusern aufgenommen werden sollten, dass Frauenhäuser dazu da sind, schutzbedürftige (cis und trans) Frauen zu unterstützen, die unsichere Situationen verlassen. Eine Studie (UK) aus dem Jahr 2018 hat ergeben, dass 41 % der trans Personen im Vereinigten Königreich im vergangenen Jahr ein Hassverbrechen erlebt haben und mehr als eine von vier trans Personen in einer Beziehung häusliche Gewalt durch eine*n Partner*in erlebt hat - und vermutlich gilt dies nicht nur für UK. Es ist daher schwer, sich also vorzustellen, warum diese Frauen von genau der Hilfe abgewiesen werden sollten, die ihnen nicht nur zusteht, sondern die vor Allem oft dringend von ihnen gebraucht wird. Doch es gibt einen chronischen Mangel an Finanzierung und Unterstützung für Frauenhäuser, was dazu führt, dass immer mehr Opfer häuslicher Gewalt, die dringend Hilfe benötigen, abgewiesen werden – vor Allem trans Frauen. Es braucht daher mehr Schutzräume, auch LGBTQ-spezifische Schutzräume, und für Männer und Nicht-Binäre, die genauso wie Frauen von ihren Partner*innen missbraucht werden können.

Die Frage danach, ob trans Frauen in Gremien sitzen oder auf Auswahllisten stehen sollten („Frauenquoten“), die Frauen vorbehalten sind, lässt sich ebenso einfach mit „Ja“ beantwortet, aufgrund der Tatsache, dass trans Frauen ja ebenso Frauen sind, wie die cis Frauen für die solche Plätze wohl ursprünglich vorgesehen gewesen waren. Solche Gremien und Auswahllisten, die Frauen vorbehalten sind, sollen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern ausgleichen, mit der alle Frauen – trans Frauen wie cis Frauen - tagtäglich konfrontiert sind. Es scheint daher nur sinnvoll, dass trans Frauen die gleichen Möglichkeiten haben sollten wie cis Frauen. Zudem sind Gremien und Auswahllisten stärker, wenn sie Frauen mit unterschiedlichsten Hintergründen anerkennen und vertreten.

Schließen

 

In kaum einer anderen Alltagssituation wird so binär und stereotypisch zwischen Frau und Mann unterschieden wie beim Gang zur Toilette, oft sogar nur bildsprachlich mit „Rock“ und „Hose“ an der Tür. Doch die Realität ist nicht nur cis-männlich und -weiblich, sondern trans*, nicht-binär, agender, und genderdivers. Um für einen angenehmen Klogang für alle zu sorgen, wird fortan bei allen städtischen Neu- und Umbauten in Heidelberg geprüft, ob Unisex-Toiletten eingerichtet werden können.

Weiterlesen

So beschloss, wie queer.de berichtete, der Heidelberger Gemeinderat kürzlich mit großer Mehrheit, genderneutrale Toiletten in städtischen Einrichtungen auszubauen. Demnach soll die Heidelberger Koordinationsstelle LSBTIQ+ künftig bei allen städtischen Neu- und Umbauten über den Bedarf und die Möglichkeiten der geschlechtsneutralen Toiletten mitentscheiden.

"Für Menschen, deren Erscheinungsbild nicht den gängigen Geschlechterbildern entspricht, kann es durch fehlende sanitäre Angebote zu diskriminierenden Erlebnissen und Gefahrensituationen kommen", so begründete Marius Emmerich von der Koordinationsstelle LSBTIQ+ der Stadt Heidelberg die Initiative. "Sie erfahren nicht selten Beleidigungen, Raumverweise und sogar Gewaltandrohungen."

Als Grund für die Initiative verweist die Stadt Heidelberg auf dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts 2017, „divers“ als drittes Geschlecht anzuerkennen. Ein WC-Angebot in öffentlichen Räumen, das von Menschen aller Geschlechter diskriminierungsfrei genutzt werden kann, sei entsprechend erforderlich, so die Stadt.

Auch die Universität Bremen, die Hochschule Hildesheim-Göttingen-Holzminden (HAWK), die Universität Göttingen und eine Göttinger Schule haben seit einigen Jahren Unisex-Toiletten, und in vielen großstädtischen Bars und Cafés ist dies ohnehin schon die Norm (gerade in Berlin).

Über das Göttinger Gymnasium sagte der Schulleiter: Die Klos sind einfach da, das sei gar kein so großes Thema mehr. Es würde zwar nicht so weit gehen, dass die Schüler*innen durch die Toiletten Toleranz lernten, doch: „Es trägt ein wenig dazu bei." Vielleicht kann dies auch außerhalb der Schule und Universität geltend gemacht. Und für alle, die sich nicht eindeutig als Frau oder Mann fühlen bzw. gelesen werden, erleichtern genderneutrale Toiletten den Alltag. Die binäre Entscheidung für Rock oder Hose fällt weg: Im Unisex-Klo sind alle richtig.

Schließen