Echte Vielfalt

9. Juli 2021

Was ist eigentlich toxische Männlichkeit?

Seit Jahrzehnten gibt es Ideen von „Machos“, „Machismo“, „echten Kerlen“, und „richtigen Männern“, um die Art von harter Männlichkeit zu beschreiben, der Männer vermeintlich entsprechen sollen. Das Konzept toxischer Maskulinität existiert also schon immer – plötzlich jedoch scheint der Begriff überall zu sein. Aber was bedeutet toxische Maskulinität eigentlich?

Weiterlesen

Der Begriff kommt aus der Wissenschaft und wurde bis vor nicht allzu langer Zeit nur im Kontext der Frauen-, Gender-, und Sexualitätsforschung verwendet. Doch nun scheint der Begriff überall zu sein. Aus dieser Disziplin kommend kann er anhand eines Verhaltens und einer Einstellung, welche die folgenden drei Kriterien involvieren, definiert werden:

  1. Härte: Die Vorstellung, dass Männer physisch stark, emotionslos, und aggressiv sein sollten.
  2. Antifeminität: Die Idee, dass Männer alles, was als weiblich empfunden wird (wie Emotionen haben oder Hilfe annehmen), grundsätzlich ablehnen sollten.
  3. Macht: Die Annahme, dass Männer Macht und Status (sozial und finanziell) nacheifern und erlangen müssen, um den Respekt anderer zu verdienen.

In anderen Worten: Toxische Maskulinität ist das, was daraus entstehen kann, dass Jungs beigebracht wird, dass sie ihre Gefühle nicht offen zeigen dürfen und immer hart sein müssen, und sie alles andere feminin und schwach mache. Es bedeutet nicht, dass jeder Mann inhärent toxisch ist.

Eine große Debatte darüber in der allgemeinen Öffentlichkeit wurde 2019 ausgelöst, als die Firma Gilette einen Werbespot veröffentlichte, der Männer dazu aufforderte die Konsequenz-lose Einstellung von „Männer werden Männer sein“ abzulegen, und sich selbst und andere Männer stattdessen für misogynes Verhalten zur Verantwortung zu ziehen. Im selben Jahr veröffentliche die Amerikanische Psychologische Vereinigung zum ersten Mal Richtlinien für die Arbeit von Psychologen*innen mit Jungs und Männern, die mit dem Druck einer „traditionellen maskulinen Ideologie“ zu entsprechen sozialisiert werden; welcher sie daran hindern könne herauszufinden was es für sie selbst bedeutet ein Mann zu sein – statt alten Bildern von Maskulinität nachzueifern.

So sind es Männer, die als Individuen für sich entscheiden müssen, was für sie Männlichkeit bedeutet – und wie sie dies als Väter, Brüder, und Freunde weitergeben wollen. Auch Frauen jedoch sind in diesem Bezug angehalten,  toxisch-männliches Verhalten nicht von ihren männlichen Mitmenschen zu verlangen oder einzufordern – gerade in Mutter- und Partner*innenschaften.

Schließen



Weitere interessante Beiträge zu diesem Thema finden Sie auch in: Aufklärung und Bildung