Echte Vielfalt

Aufklärung und Bildung

„Queer Refugees Deutschland“ ist ein bundesweites Projekt des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) und wird seit 2017 durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert.

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Das Projekt "Queer Refugees Deutschland" bietet LSBTIQ*, die nach Deutschland geflüchtet sind oder sich auf der Flucht befinden, eine zentrale Beratungs- und Vernetzungsstelle. Es verbindet dabei die Flüchtlingsberatung mit der LSBTIQ*-Beratung und bietet mehrsprachige Informationen, Schulungen und Empowerment-Arbeit an.

In diesem Zuge hat der LSVD zusammen mit „Fluchtgrund Queer“ und durch Förderung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) eine neue „Terminologie-Liste“ veröffentlicht. Die Broschüre enthält Begriffe in den Sprachen Arabisch, Dari, Englisch, Französisch, Paschtu, Persisch, Russisch, Türkisch und Urdu und ist speziell darauf ausgelegt, Sprachmittler*innen zu sensibilisieren und ihnen die richtigen Begriffe im Kontext sexueller Orientierung und geschlechtlicher Vielfalt an die Hand zu geben. Die Begriffe decken ein breites Spektrum ab, von „Transition“ über „Geschlechtsausdruck“ bis hin zu „nicht-binär“, „transgeschlechtlich“ und „intergeschlechtlich“. Darüber hinaus enthält die Broschüre auch eine Liste von abwertenden Begriffen, die vermieden werden sollten, um eine respektvolle Kommunikation zu gewährleisten.

Sprachmittler*innen sind dabei keineswegs ausschließlich „offiziell bestellte“ Dolmetscher*innen. Auch in Schulen und Kitas oder im Freundes- und Bekanntenkreis, aber natürlich auch in der Familie, gibt es immer wieder Menschen, die sprachlich vermitteln und übersetzen, ohne dass es ihre Ausbildung ist - nicht zuletzt auch Minderjährige. Dabei kann es bspw. in Schulen, aber auch in allen anderen Kontexten darum gehen, dass das Thema LSBTIQ* besprochen und erklärt wird. Auch in diesem Fall kann diese Broschüre helfen, die richtigen Worte zu finden.

Konkret bleibt die Liste ein Werkzeug. Ob und wie es angewendet wird, hängt von den Institutionen und Menschen ab. Allerdings ist ihr Anwendungsbereich eben nicht nur auf Flucht beschränkt. Gleichzeitig sind es diese anderen Bereiche, wie bspw. die Bildung, in denen das Fundament für eine offene Gesellschft entsteht, von der nicht nur Geflüchtete profitieren.

In Papierform ist die Fibel kosten- und versandfrei erhältlich unter: queer-refugees@lsvd.de

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Anfang letzter Woche wurde der Republikaner J.D. Vance als Donald Trumps Vize im Wahlkampf um die amerikanische Präsidentschaft ernannt. LGBTIQ* Organisationen machen besorgt auf die queerfeindliche Haltung des Senators aus Ohio aufmerksam.

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Bereits die Verkündung von Trump als offizieller Präsidentschaftskandidat auf dem Parteitag der Republikaner in Milwaukee ist keine gute Nachricht für die queere Community in den USA – auch wenn dies kaum überraschend kam. Dass Vance nun als sein Vize ernannt wurde, gibt nun noch mehr Anlass zur Sorge.

Vor seiner Zeit als Senator wurde Vance 2016 mit seinem Buch „Hillibilly-Elegie“ bekannt, die ZEIT beschreibt es als „Trump-Erklärbuch“ mit „großformatigem Patriotismus“. Vor einigen Jahren war er noch ein großer Trump-Kritiker, doch nun gehört er zu seinen engsten Unterstützer*innen. Mit dem 39-jährigen Kandidaten soll die „America First“-Bewegung in der republikanischen Partei auch langfristig verankert werden.

J.D. Vances politische Karriere sei „eine Aufzeichnung von Homophobie und Transphobie“, wie die LGBTIQ*-Zeitung Advocate kritisiert. Der Senator machte mehrfach mit queerfeindlichen Aussagen und Gesetzesentwürfen auf sich aufmerksam – darunter der „Protect Children’s Innocence Act“, der eine starke Kriminalisierung von genderaffirmierenden Operationen vorsieht. Wie die Organisation GLAAD berichtet, sei der Gesetzesentwurf voller Lügen über die Gesundheitsversorgung von trans Personen.

Der Senator ist gegen die Ehe für alle und gegen Abtreibung. In den Sozialen Medien habe er mehrfach falsche Aussagen mit queerfeindlichen Inhalten gepaart. Außerdem sei Vance Unterstützer eine konservativen Elternbewegung („Parental rights movement“), die das Zwangsouten von Schüler*innen befürwortet und jegliche Bildung und Aufklärung zu oder über LGBTIQ* aus den Schulen verbannen will (them).

Zum Parteitag in Milwaukee forderte GLAAD Medien dazu auf, die Anti-LGBTIQ* Haltung von Vance in ihren Berichten bekannt zu machen. GLAADs Präsidentin und CEO Sarah Kate Elliserklärt: „Unsere Anliegen sind kein Nebenschauplatz des 'Kulturkriegs' - sie sind von zentraler Bedeutung für die Kernfragen dieser Wahl und die Freiheiten, die alle Amerikaner*innen bewahren und schützen wollen.“ Die queerpolitische Organisation hat bereits Trumps Haltung zu verschiedenen LGBTIQ*-Themen öffentlich gemacht.

Bei der Haltung von Trump und Vance zu LGBTIQ* sowie anderen marginalisierten Gruppen ist es kaum verwunderlich, dass die Menschenrechtsorganisation Human Rights Campaign dazu aufruft, die Demokraten zu unterstützen. Auf ihrer Facebook-Seite erklärt HRC: „Wir können uns eine Trump-Vance-Regierung nicht leisten. Wir müssen unsere hart erkämpften Rechte, unsere Demokratie und unsere Zukunft verteidigen.“

 

Bild: Pixabay

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In seiner ersten Rede, die Keir Starmer am 3. Juli 2024 vor dem britischen Parlament hielt, betonte er die Vielfalt seines Parlaments. "Wir sind stolz auf die Vielfalt dieses Hauses, das die größte Vertretung von LGBT+-Menschen weltweit hat", erklärte Großbritanniens neuer Premierminister.

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In der Berichterstattung des Guardian findet sich die Rede im Original: Darin heißt es auch, Starmer hoffe, dass das neue Parlament eine Politik der “performance“ durch eine Politik des „service“ ersetzen werde. Im Klartext: Weniger Populismus und mehr nachhaltige und konkrete politische Handlungen. Allerdings sollte diese durchaus positive Gegebenheit nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch Starmer ein langjähriger Politiker ist, der weiß, wie man sich verkauft.

Im Gegensatz zum Guardian kommentiert der Advocate die Position Starmers daher kritisch. In Großbritannien gibt es erhebliche Kontroversen um die Rechte von LGBTIQ* und insbesondere Transgender-Personen. Auch auf echte vielfalt wurde schon des Öfteren darüber berichtet.

Erst kürzlich äußerte Starmer in einem Interview mit der Times, dass trans Frauen, die keine geschlechtsangleichende Operation durchlaufen haben, keinen Zugang zu reinen Frauenräumen haben sollten. Des Weiteren sprach sich Starmer nach einem Artikel des Independent gegen die Lehre von „Gender-Ideologien“ in Schulen aus. Bei einem Besuch einer Schule in Kettering antwortete Starmer auf die Frage, ob er das entsprechende Verbot aufheben würde, mit: „Nein, ich bin nicht dafür, dass in unseren Schulen Ideologie über Geschlecht gelehrt wird“. Aktuell sollen Schüler*innen über die Gesetzesgrundlage zur Geschlechtsumwandlung aufgeklärt werden, aber wenn sie zum Thema Geschlechtsidentität gefragt werden, sollten Schulen „die Fakten über das biologische Geschlecht lehren und keine Materialien verwenden, die umstrittene Ansichten als Tatsache darstellen, einschließlich der Ansicht, dass Geschlecht ein Spektrum ist“, so das Zitat des Independent [Übersetzungen durch d. Verf.]. Mit beiden Positionen steht Starmer deutlich im Widerspruch zu seinen früheren Aussagen, in denen er laut Advocate explizit eine LGBTIQ*-inklusive Bildung befürwortet hatte.

Traditionell gilt die Labour-Partei als eine Fraktion, die sich stets für LGBTIQ*-Rechte eingesetzt hat. Hinzu kommt, dass Starmer insbesondere mit dem hohen Wahlerfolg nun an der Spitze einer gestärkten Labour-Partei steht, die 412 von 650 Sitzen im Parlament gewonnen hat und von dem er betont, wie vielfältig es sei.

Am Ende war diese Rede zuallererst nur eine weitere politische „performance“. Wie nun der „service“ der kommenden Monate und Jahre aussieht und ob Starmer sich vielleicht doch auf eine offenere Bildung einlässt, wird wohl auch weiterhin vom öffentlichen Druck der Organisationen und Vertreter*innen der LGBTIQ*-Gemeinschaft in Großbritannien abhängen. Bis jetzt scheint mit dem Wahlsieg von „Labour“ aus Sicht von LGBTIQ* wenig gewonnen.

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[Pressemitteilung] Da die kürzlich veröffentlichten Fallzahlen im Bereich der Hasskriminalität gegen queere Menschen auf einem neuen, beunruhigenden Höchststand sind, ist es Zeit zu handeln!

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velspol Schleswig-Holstein, das queere Netzwerk von Beschäftigten in Polizei, Justiz, Zoll und der Ordnungsbehörden, hat aus diesem Grund die Präventions- & Empowermentkampagne „STOP the
HATE“ entwickelt. Die Webseite https://stop-the-hate.de bietet eine umfassende Informationsbasis, die Transparenz schafft und über bestehende Rechte aufklärt. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung über Hate Crimes und deren Auswirkungen. Zusätzlich bereitet die Kampagne auf mögliche Interaktionen mit der Polizei vor und unterstreicht die Bedeutung, das Dunkelfeld solcher Straftaten aufzuhellen.
Darüber hinaus wird STOP the HATE eine Vielzahl von Maßnahmen umfassen, wie z.B. Aufklärungsveranstaltungen und Workshops für lokale queere Gemeinschaften sowie Sensibilisierungsmaßnahmen auf den Prides in Schleswig-Holstein. Außerdem beabsichtigt velspol, an berufsbildenden Schulen in Schleswig-Holstein Awareness-Workshops in Bezug auf Hate Crime
durchzuführen.
Die Hauptziele sind, die Bemühungen zur Stärkung der queeren Community zu intensivieren und durch Präventionsarbeit das Bewusstsein für Straftaten gegen Queers zu schärfen.

STOP the HATE wird aus Mitteln des Landesdemokratiezentrums beim Landespräventionsrat Schleswig-Holstein sowie durch das Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport des
Landes Schleswig-Holstein gefördert.

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Im Rahmen der „Queerfilmnacht“ wird jeden Monat ein herausragender (internationaler) queerer Film ausgewählt, der in über 40 teilnehmenden Kinos in ganz Deutschland und Österreich gezeigt wird. Im Juli wurde der Film „Fireworks“ (im Original: Stranizza d’amuri) von Giuseppe Fiorello ausgewählt, der die Liebesgeschichte zwischen zwei Teenagern auf Sizilien in den 1980ern erzählt.

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„Fireworks“ wird vom Online-Magazin queer.de als „einer der eindruckvollsten und wichtigsten queeren Film[e] in diesem Jahr“ gelobt. Der Film von Guiseppe Fiorello bezieht sich auf einen wahren Vorfall; den Mord an zwei jungen Männern, der im Nachhinein als „delitto di Giarre“ bezeichnet wurde. 1980 wurden in der Stadt Giarre die Körper der beiden Männer, Hand in Hand, aufgefunden. Der Fall ist bis heute nicht aufgeklärt.

Das Ereignis gilt als Startpunkt der Mobilisierung der italienische Homosexuellenbewegung: als eine der heute wichtigsten queeren Organisationen in Italien gründete sich als Reaktion auf das Verbrechen die „Arcigay – Associazione LGBQTIA+ Italiana“, außerdem fand 1981 der erste Gay Pride in Palermo statt (für einen Bericht über den Kriminalfall sowie der queeren Bewegung in Italien siehe einen Artikel des Libertine Magazin).

Der Film wird auf der Webseite der Queerfilmnacht folgendermaßen beschrieben:

„Sizilien im Sommer 1982. Während ganz Italien vom Gewinn der Fußball-WM träumt, träumen Gianni und Nino von einer Liebe ohne Angst. Die beiden Teenager lernen sich mit einem großen Knall kennen, als sie auf einer Landstraße mit ihren Mopeds zusammendonnern. Um den Unfall wieder gut zu machen, bietet Nino dem anderen Jungen einen Job bei seinem Vater an, der Feuerwerke veranstaltet. Gianni und Nino werden erst Freunde und bald Geliebte. Doch als ihre konservativen Familien von der Beziehung erfahren, sehen sich die beiden brutalen Anfeindungen ausgesetzt. Wild entschlossen wollen Gianni und Nino für ihre Liebe kämpfen – und bringen sich damit in Lebensgefahr.“

Hier die Termine für Schleswig-Holstein und Bremen:

  • Flensburg: 17.07. um 20:30 Uhr im Kino 51 Stufen
  • Bremen: 19.07. um 20:00 Uhr im City 46
  • Kiel: 29.07., um 20:30 Uhr im Kommunalen Kino in der Pumpe

Weitere Termine, Infos und Tickets auf der Webseite der Queerfilmnacht.

Auch die Filme der Queerfilmnacht im August und September 2024 sind bereits bekannt: im August wird „Patagonia“ von Simone Bozzelli  gezeigt, im September „Der Sommer mit Carmen“ von Zacharias Mavroeidis.

Außerdem findet vom 5. bis 11. September das Queerfilmfestival 2024 in elf Städten statt.

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Georgiens Parlament hat am Donnerstag, den 27. Juni 2024, ein Gesetz gegen „LGBTQ-Propaganda“ in erster Lesung behandelt. Damit hat der EU-Beitrittskandidat einen weiteren Schritt auf einem Weg gemacht, der weg von der EU führen kann.

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Wie der Tagesspiegel berichtet, „[…] verabschiedete die Regierungspartei Georgischer Traum den Gesetzentwurf mit 78 Stimmen in erster Lesung. Die zur Annahme erforderlichen zwei weiteren Lesungen sind noch vor Ende des Jahres geplant“. Die Opposition boykottierte die Abstimmung.

Sollte das Gesetz beschlossen werden, stünde es im Gegensatz zu den Grundlinien der EU. Bereits vergangenes Jahr hatten wir über die Debatte um Georgien als „sicheres“ Herkunftsland berichtet und auf die Anmahnung von rechtsstaatlichen Missständen gegen die LGBTIQ-Gemeinschaft durch NGOs wie bspw. Pro Asyl verwiesen. Dennoch wurde das Land am 23. Dezember 2023 als sicheres Herkunftsland eingestuft. Seitdem hat sich die Lage weiter zugespitzt.

Wie „ZDF heute“ zusammenfasst, hatte Georgien bereits im Mai ein Gesetz gegen "ausländische Agenten" beschlossen. „Es sieht vor, dass Organisationen, die zu mehr als einem Fünftel aus dem Ausland finanziert werden, sich als ‚Agenten ausländischer Einflussnahme‘ registrieren lassen müssen. Über Wochen hatten teils Zehntausende Menschen dagegen protestiert. Die EU hatte erklärt, dass das Gesetz die weitere Annäherung des Beitrittskandidaten an die Gemeinschaft vorerst gestoppt habe“. Gleichgeschlechtliche Ehen sind in Georgien laut Verfassung bereits verboten.

Nun also ein weiteres Gesetz auf einem Weg, der laut ZDF und Tagesspiegel immer stärker an die Gesetzeslage in Russland erinnere. Über den Prozess in Russland und seine Konsequenzen hatten wir schon des Öfteren berichtet. Aber auch in den USA und in der Europäischen Union, wie bspw. in Polen, finden sich ähnliche Beispiele. Wie dort sieht auch der georgische Gesetzesentwurf vor, „Darstellungen gleichgeschlechtlicher Beziehungen aus Schulen, Universitäten und Fernsehprogrammen zu verbannen. Nicht-heterosexuelle Paare dürfen danach zudem keine Kinder adoptieren. LGBT-Versammlungen könnten auf Grundlage des Gesetzes verboten werden“.

Auch wenn Georgiens Beitritt ausgesetzt wurde, stellt sich mit einem Blick vor die eigene Haustür die Frage: Wohin steuert Europa?

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Am 5. November 2024 finden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Das ist zwar noch ein paar Monate hin, aber nach den aktuellen Wahlergebnissen in Europa scheint es durchaus angebracht, frühzeitig einen Blick über den Teich zu werfen.

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Wie wir bereits in unserem Artikel zur USA als Weltbühne im Kampf um die Rechte von LSBTIQ* thematisiert haben, ist die Signalwirkung, die innenpolitische Entscheidungen in den Rest der Welt senden, nicht zu unterschätzen. Neben der Symbolik nehmen aber auch insbesondere US-amerikanische Evangelikale direktpolitischen Einfluss, wie wir bereits im Vorfeld zur Verabschiedung des Anti-Homosexuellen-Gesetzes in Uganda aufgezeigt haben.

Trotz Gerichtsverfahren und Skandalen liegt der ehemalige Präsident Donald Trump (Stand: 18. Juni) nach Angaben von Statista in den Umfragewerten leicht vorne. Wie der Late-Night-Host John Oliver in „Last Week Tonight” formulierte: „There is a pretty good chance that he can be back in the White House next year.“

Neben Abschiebung von Millionen von Migrant*innen und Zollerhöhungen stehen dabei auch innenpolitische Maßnahmen auf der Agenda. Auch die LGBTIQ* Gemeinschaft wird direkt ins Ziel genommen: Besonders besorgniserregend sind dabei seine Pläne zum Umbau des Schulwesens. Nach Angaben des Nachrichtensender USA Today plant Trump, die Bundesmittel für Schulen und Programme zu kürzen, die „Ideale fördern, die als linksradikal gelten“. Darunter u. a. die „kritische Rassentheorie“ und die „Gender-Ideologie“ sowie ein Verbot von Transgender-Athlet*innen, die in der Geschlechterabteilung antreten, mit der sie sich identifizieren.

Wer nun zu dem Schluss kommt, es müsse nun „lediglich“ Trump verhindert werden, der irrt allerdings. Orchestriert wird seine Agenda von der „Heritage Foundation“, einer konservativen Denkfabrik in Washington, D.C., die mit dem „Project 2025“ eine Wahlagenda veröffentlicht hat, der der nächste konservative Präsident des Landes folgen soll -  unabhängig davon, ob es Trump ist oder nicht.

Die Agenda sieht vor, so USA Today in einem weiteren Artikel, die Exekutive neu zu konzipieren und enthält einen Plan zur Überholung mehrerer Bundesbehörden, darunter auch das FBI. Kurz gesagt geht es um einen rechtskonservativen Umbau der amerikanischen staatlichen wie nicht staatlichen Institutionen. Was ein solcher Umbau für die LGBTIQ* Gemeinschaft und ihre Vereine und Organisationen bedeuten würde, ist dabei kaum zu überschätzen. Der Plan fordert die Wiedereinführung eines Erlasses von Trump, der die Befugnis des Präsidenten erweitert, Bundesbeamte einzustellen und zu entlassen , indem Beamte in der gesamten Regierung durch politisch ernannte Personen ersetzt werden. Außerdem sollen Aspekte des „Affordable Care Act“ aufgehoben und die Food and Drug Administration aufgefordert werden, die Zulassung von Abtreibungspillen rückgängig zu machen. Damit werden auch Frauen explizit zum Ziel erklärt. Der Plan greift zudem explizit die „radikale Gender-Ideologie“ an. Dabei wird bereits bei den Jüngsten angesetzt. Neben der Auflösung des Bildungsministeriums soll ein Gesetz erlassen werden, das es Pädagog*innen verbieten würde, die Namen oder Pronomen von Transgender-Schüler*innen ohne schriftliche Erlaubnis der Erziehungsberechtigten zu verwenden. Gleichzeitig sollen Schulen stärker den Eltern unterstellt werden und Lehrer*innen vorgeben können, was in den Schulen „gebetet“ wird.

Welche Religion dabei im Kopf der Verfasser*innen von Project 2025 zu finden ist, wird deutlich, wenn sie gleichzeitig „eine biblisch begründete, sozialwissenschaftlich untermauerte Definition von Ehe und Familie“ anstreben. Somit stehen auch die gleichgeschlechtliche Ehe und die Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare auf dem Spiel.

Vor dem Hintergrund, dass die Verfasser*innen dieser Agenda nicht davor zurückschrecken, über Geld und Werbung in anderen Ländern Einfluss zu nehmen, und mit dem Ausgang der aktuellen EU-Wahlen vor Augen, ist die amerikanische Wahl auch aus europäischer Sicht durchaus mit Besorgnis zu betrachten.

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Am 18. Juni 2024 hat der thailändische Senat mit großer Mehrheit die Ehe für alle eingeführt. Neben Taiwan und Nepal ist Thailand damit das dritte Land im asiatischen Raum.

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Wie die Tagesschau berichtet, stimmten 130 Mitglieder des Oberhauses für ein entsprechendes Gesetz – 18 enthielten sich, vier Abgeordnete stimmten dagegen. Zuvor hatte bereits im März das Unterhaus mit 400 von 415 Stimmen das Gesetz verabschiedet, wie ein Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) berichtet. Nun muss nur noch König Rama X. unterzeichnen, anschließend werde das Gesetz innerhalb von 120 Tagen in Kraft treten.

Besonders an dieser Gesetzeseinführung ist, dass die Tourismusbehörde teilweise als Mitorganisatorin auftritt. Wie die FAZ unter Berufung auf die „Bangkok Post“ schreibt, „erwarten die Behörden landesweit 860.000 Besucher und Umsätze in Höhe von 100 Millionen Euro. Das Land, das auch zunehmend Fernsehromanzen mit homosexuellen Themen exportiert, sieht seinen Ruf als schwulen- und lesbenfreundliches Reiseziel als eine Quelle der ‚Soft Power‘“. An dieser Stelle könnte man problematisieren, ob die Kommerzialisierung der Ehe für alle deren Wert untergräbt. Wie wir bereits in unserem Artikel zum Thema „Pinkwashing“ geschrieben haben, kommt es weniger darauf an, ob LGBTIQ* für kommerzielle Zwecke Einzug in den Mainstream hält. Im Gegenteil, Sichtbarkeit wird dadurch geschaffen. Allerdings ist zu klären, ob dadurch mögliche reale Probleme überdeckt werden könnten. Ob also das Gesetz rechtliche Diskriminierungen vollständig abschafft oder ob es möglicherweise weiterhin Diskriminierungen geben wird, bleibt auch in Thailand abzuwarten.

Eine weitere Besonderheit des Landes ist sein Medizintourismus. Wie die FAZ erwähnt, will das Land „auch zunehmend LGBTQ-Touristen anlocken, die dort Hormonbehandlungen und Geschlechtsangleichungen vornehmen lassen können“.

Während die administrative Ebene der Selbstbestimmung in Deutschland durch die Verabschiedung des Selbstbestimmungsgesetzes im April dieses Jahres gestärkt wurde, ist die physische Ebene weiterhin ein kontroverses Thema in der politischen Debatte. Wie wir bereits in unserem Artikel zu den beiden Diskursebenen der Selbstbestimmung ausgeführt haben, beinhaltet eine körperliche Veränderung meist eine invasive und schwerer reversible Veränderung, die immer auch zusätzliche Akteure wie Ärzt*innen oder bei Minderjährigen die Eltern mit einbezieht. Wie Thailands Tourismuspolitik unterstreicht, geht es dabei in der deutschen Diskussion nicht darum, ob dies Menschen ermöglicht werden sollte. Stattdessen stellt sich lediglich die Frage, unter welchen Bedingungen Menschen über ihren Körper bestimmen können und ob es gelingt, sichere Standards zu etablieren. Wer Geld hat, wird auch jetzt schon in anderen Ländern Angebote finden. Wer kein Geld hat, zwar auch, allerdings unter welchen Risiken, bleibt offen.

Eine rechtliche Regelung könnte hier zu mehr Sicherheit und weniger Diskriminierung führen. Auch in dem Sinne, dass eine vom Tourismus „unabhängige“ medizinische Beratung dazu führen darf, dass sich eine Person gegen einen invasiven Eingriff entscheiden kann und darf.

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Die Europawahl vom 9. Juni 2024 liegt jetzt über eine Woche zurück und ihr Ausgang war auch für die LGBTIQ*-Gemeinschaft eine Katastrophe. Im Europaparlament ist die Europäische Volkspartei (EVP) weiterhin stärkste Kraft und auch die rechtskonservative „Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer“ (EKR) sowie die extrem rechte „Fraktion Identität und Demokratie“ (ID) haben dazugewonnen.

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Ein Blick auf die offiziellen Ergebnisse der Europawahl 2024 zeigt die EVP mit 190 von insgesamt 720 Sitzen. Bei der EKR sind es 76 Sitze, sieben Sitze mehr als bei der letzten Wahl,  die ID hat mit 58 Sitzen einen Zuwachs von neun Sitzen . Bereits vor der Wahl hatte die „International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association“ (ILGA)-Europe nach einem Bericht von Euro News Alarm geschlagen: Ein Rechtsruck würde die Situation für die LGBTIQ*-Gemeinschaft verschlechtern.

In ihrem aktuellen Blog vom 14. Juni 2024 zeigt die ILGA, dass die Ergebnisse der Europawahlen trotz Zugewinnen keinen „radikalen“ Rechtsruck zeigen, sondern aus Sicht von LGBTIQ*-Rechtsaktivist*innen ein gemischtes Bild vermitteln. In Ungarn erzielte Péter Magyar, ein ehemaliger Insider der Regierungspartei und jetzt Rivale, mit seiner Tisza-Partei bedeutende Sitzgewinne. Seine Haltung zum Thema LGBTIQ* bleibt allerdings unklar. In Italien mobilisierten LGBTIQ*-Aktivist*innen erfolgreich, was zu einer stärkeren Präsenz von LGBTIQ*-Verbündeten im Europäischen Parlament führte.

Trotz der starken rechten Einflüsse bietet der Anstieg progressiver Stimmen Hoffnung auf zukünftige politische Veränderungen. Dennoch stellt der Stimmengewinn der rechtsextremen Parteien in Europa eine direkte Bedrohung für die Menschenrechte, insbesondere für die LGBTIQ*-Gemeinschaft, dar. Kim van Sparrentak und Marc Angel (wiedergewählte Abgeordnete und Co-Vorsitzende der LGBTI Intergroup) betonten auf der Seite von ILGA-Europe die Notwendigkeit starker Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft und Aktivist*innen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Es sei wichtig, die stille Mehrheit zu mobilisieren, um gegen rechtsextreme Rhetorik zu kämpfen und inklusive Politiken zu unterstützen, so die beiden. Internationale Solidarität und die Unterstützung durch europäische Institutionen seien entscheidend für den Fortschritt der LGBTIQ*-Rechte in Europa.

Jedoch wird ein Kampf auf rhetorischer Ebene vermutlich nicht mehr ausreichen. So mahnte der Lesben- und Schwulenverband Deuschland (LSVD) in seinen EU-Wahlprüfsteinen, dass insbesondere die Haltung zum Schutz von asylsuchenden LGBTIQ* bei der CDU/CSU-Fraktion geradezu gefährlich sei. Die CDU/CSU-Fraktion ist wiederum Teil der EVP auf europäischer Ebene. Eine ähnlich gefährliche Haltung findet sich nur noch bei der AfD. Das deckt sich mit der rigorosen Asylpolitik der EVP, wie ein weiterer Bericht von Euro News zeigt. Bereits vor einem Jahr hatten wir darüber berichtet, dass LGBTIQ* ein blinder Fleck in der Europäischen Asylpolitik ist. Mit der jetzigen Wahl bleibt zu bezweifeln, dass sich daran etwas ändern wird.

Dabei geht es nicht nur um Asylpolitik. Auch in unserem Artikel zum Thema LGBTIQ* mit Behinderung hatten wir das Thema der Mehrfachdiskriminierung und ihre Bedeutung aufgegriffen. Insbesondere geht es darum, diejenigen mitzudenken, die nicht wissen, wohin sie sich wenden können, und die nicht aktiv Kontakte knüpfen.

Ja, die Wähler*innen haben gewählt, aber die Verantwortung für die politische Umsetzung hatten und haben die Funktionsträger*innen und Politiker*innen in ihren Ämtern. Gegen strukturell diskriminierende Sozialpolitik, die Arme und Arbeitslose ebenso problematisiert wie Migrant*innen, muss die Frage gestellt werden: Stimmt das soziale Fundament? Diese Frage bleibt untrennbar mit der Forderung nach einer Gesellschaft verwoben, in der LGBTIQ*-Sein selbstverständlich ist.

Bild (EU-Ausschnitt) von rawpixel.com auf Freepik

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Der Bundesverband Trans* lädt am 2. und 3. November zu den (Online-)Fachtagen 2024 unter dem Thema „Wissenstrans*formation – Forschung von und für Trans*communities“ ein. Die Veranstaltung findet zum zweiten Mal statt und möchte den Austausch über Projekte fördern, die sich mit diskriminierungskritischer Forschung zu trans* und nicht-binären Personen beschäftigen.

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Während der Fachtagung 2024 sollen sowohl akademische als auch nicht-akademische Forscher*innen und Denker*innen zusammenkommen, die sich mit den Lebensrealitäten von trans* und nicht-binären Personen befassen. Ziel ist es, über Forschungsprojekte und andere wissenschaftliche Arbeiten zu diskutieren, die gemäß der Veranstaltungsbeschreibung „wichtiges Wissen für Trans* und nicht-binäre Communities partizipativ zusammengetragen haben“.

Thematisch sind die Fachtage breit aufgestellt und wollen Perspektiven aus verschiedenen Bereichen wie Medizin, Recht, Trans* & Gender Studies, KI, IT, Soziologie, Community-Dynamiken, Antidiskriminierung und Gewaltschutz, Medien oder gesellschaftspolitische Repräsentation abdecken.

Bis zum 07. Juli werden gibt es noch die Möglichkeit, sich in die Veranstaltung einzubringen – ob als Referent*in zu einem bestimmten (Forschungs-)Projekt im Rahmen eines Panels oder in einem offenen Format. Auch Moderator*innen werden noch gesucht. Für weitere Informationen siehe den Call for Contributions. Unter dem Link befindet sich auch ein Formular, über das die Bewerbung eingereicht werden kann.

Der Bundesverband Trans* vertritt seit 2015 die Interessen von trans* Personen und fordert beispielsweise eine Reform des Familien- und Abstammungsrechts, Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung und setzt sich gegen die Stigmatisieurng von trans* und anderen genderqueeren Menschen ein.

Formate wie die Fachtagung liefern einen wichtigen Raum für queere Bildung und das Teilen von Erkenntnissen, dies auf einer Forschung basieren, die im Austausch mit der Community steht und sensibilisiert auf die Lebensumstände queerer Personen ist. Denn auch in der Wissenschaft werden häufig Stereotypen und Vorurteile (re-)produziert. Immer mehr Projekte und Initiativen setzen sich inzwischen für geschlechter- und diversitätssensible Forschung und Lehre ein (beispielsweise das Zentrum Gender & Diversity in Hamburg). Die Verbreitung von diskriminierungsfreiem Wissen soll auch mehr Verständnis in der Gesellschaft über die Realitäten queerer Personen schaffen, womit wiederum Diskriminierung abgebaut werden kann.

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