Echte Vielfalt

Aufklärung und Bildung

Queere Menschen sind in vielen gesellschaftlichen Bereichen unterrepräsentiert – auch in der Forschung. Die Ursachen reichen von politischer Stigmatisierung über mangelnde Sensibilität bis hin zu strukturellen Ausschlüssen.

Weiterlesen

Vor diesem Hintergrund widmete sich das GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften in Köln dem Thema „Data on the Margins“. Die Autor*innen Anya Perry und Jonas Recker gingen der Frage nach, wie sichtbar queere Lebensrealitäten in sozialwissenschaftlichen Datenarchiven Europas sind. Ziel ihrer Untersuchung war es, die Datenlage zu LSBTIQ*-Personen systematisch zu erfassen und bestehende Lücken sichtbar zu machen.

Das Forschungsteam analysierte 34 sozialwissenschaftliche Datenarchive, die Teil des europäischen Forschungsdatenverbunds CESSDA (Consortium of European Social Science Data Archives) sind. Diese Archive bilden eine zentrale Infrastruktur für sozialwissenschaftliche Forschung in Europa und prägen maßgeblich den wissenschaftlichen Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen.

Insgesamt fanden die Autor*innen 66 relevante Datensätze, davon enthielten

  • 65 Angaben zur sexuellen Orientierung,
  • 20 zur Geschlechtsidentität und
  • lediglich 6 berücksichtigen Intersex-Merkmale.

Darüber hinaus wurde untersucht, ob diese Merkmale als Hauptthema oder lediglich als Randnotiz auftauchen und ob sie mit anderen Merkmalen wie Alter, Behinderung oder Migration intersektional verknüpft sind. Auch geografische Abdeckung und zeitliche Lücken wurden systematisch erfasst.

Die Analyse zeigt: Die Datenlage zu LSBTIQ*-Personen in europäischen sozialwissenschaftlichen Archiven ist fragmentiert, lückenhaft und häufig defizitorientiert.

Die Erfassung erfolgt oft unsystematisch, etwa als Nebenmerkmal oder über offene Antwortoptionen. Geschlechtsidentität und Intersex-Merkmale sind deutlich unterrepräsentiert. Die thematische Ausrichtung der Datensätze ist einseitig: Gesundheitsthemen – insbesondere im Zusammenhang mit HIV/AIDS – dominieren. Themen wie psychische Gesundheit, ökonomische Lebenslagen, Reproduktion und soziale Wohlfahrt sind hingegen stark unterbelichtet. Geografische Lücken bestehen vor allem in Island, der Ukraine und Teilen Osteuropas, während historische Daten insbesondere für die Zeit zwischen den 1950er und 1970er Jahren fehlen, was eine kontinuierliche Forschung erschwert.

Die Autor*innen enden mit einem klaren Appell, die sozialwissenschaftliche Forschung von einer defizitorientierten Perspektive zu lösen und stattdessen empowernde, inklusive und intersektionale Ansätze in den Mittelpunkt zu stellen. Daten über LSBTIQ*-Personen sollten nicht nur zur Dokumentation von Problemen dienen, sondern auch dazu, Ressourcen, Widerstandskraft und Vielfalt sichtbar zu machen. Zudem betonen sie die Notwendigkeit eines Dialogs mit den betroffenen Communities – nicht nur bei der Erhebung, sondern auch bei der Verwendung und Interpretation der Daten.

Die Studie ist damit mehr als eine Bestandsaufnahme – sie ist ein Weckruf für die sozialwissenschaftliche Forschung, endlich auch jene Lebensrealitäten systematisch zu erfassen, die bislang am Rand standen

Für Interessierte gibt es zudem eine vollständige Präsentation (auf Englisch) der Autor*innen auf dem YouTube-Kanal von GESIS.

Schließen


Im Juni kündigte die US-amerikanische Regierung unter Donald Trump an, die Finanzierung für die nationale Suizidpräventions-Hotline für LSBTIQ*-Jugendliche zu streichen. Nun gibt es parteiübergreifende Bemühungen, das Programm wieder einzuführen.

Weiterlesen

Als Partner der nationalen Krisenhotline „988“ bietet The Trevor Project rund um die Uhr vertrauliche Beratung und Unterstützung per Telefon und Chat für junge LSBTIQ*-Personen, die unter psychischen Belastungen leiden oder suizidgefährdet sind. Wie dringend solche Angebote gebraucht werden, zeigt eine landesweite Befragung zur psychischen Gesundheit: Demnach gaben fast 40 Prozent der jungen LSBTIQ* in den USA an, im Jahr 2024 Suizidgedanken gehabt zu haben. Von jenen, die professionelle Hilfe suchten, erhielt die Hälfte jedoch keine Unterstützung. Bei Jugendlichen im Alter von 10 bis 14 Jahren ist Suizid die zweithäufigste Todesursache. Queere Jugendliche sind dabei laut The Trevor Project viermal häufiger betroffen als ihre cis- und heterosexuellen Altersgenossen.

Im Sommer kündigte die Trump-Regierung jedoch an, die Finanzierung für die Hotline einzustellen. Während die allgemeine Krisen- und Suizidhotline weitergeführt wird, soll es keine spezialisierten Angebote für junge LSBTIQ* mehr geben. Laut BBC erklärte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums der Vereinigten Staaten, dass das Angebot eine „radikale Genderideologie“ befördere.

In einer Pressemitteilung reagiert der CEO von The Trevor Projekt, Jaymes Black, mit scharfer Kritik: „Das Programm wurde mit überwältigender Unterstützung beider Parteien ins Leben gerufen, denn trotz unserer politischen Differenzen sollten wir uns alle einig sein, dass das Leben jedes jungen Menschen es wert ist, gerettet zu werden. Ich bin zutiefst betrübt darüber, dass diese Regierung laut und deutlich erklärt hat, dass sie glaubt, dass das Leben einiger junger Menschen es nicht wert ist, gerettet zu werden.“

Die Entscheidung der Trump-Regierung wird von vielen Seiten kritisiert, auch innerhalb der eigenen Partei. Von den Senatorinnen Tammy Baldwin (Demokraten) und Lisa Murkowski (Republikaner) wurde nun parteiübergreifend ein Gesetzesentwurf vorgestellt, der die Finanzierung der spezialisierten Hilfehotline für junge LSBTIQ* rechtlich absichern will. Der Vorstoß wird von vielen Seiten begrüßt.

So erklärt der Vizepräsident für Regierungsangelegenheiten bei Human Rights Campaign David Stacey: „Wir sind stolz darauf, dass führende Politiker*innen beider Parteien die Bedeutung von 988, wofür es steht und welche Leben es verändert, anerkennen. Ihre Unterstützung hilft uns dabei sicherzustellen, dass jeder Mensch die Chance hat, seinen amerikanischen Traum zu leben“.

Derzeit wird die Hotline mithilfe von Spenden weiterbetrieben. Zudem wurde eine Petition gestartet, die politischen Druck erzeugen soll, um das Angebot zu sichern. Eine Finanzierung dieser wichtigen Arbeit muss gewährleistet werden, um vulnerable Gruppen gerade in Zeiten wachsender Queerfeindlichkeit bei psychischen Belastungen und akuter Suizidgefahr zu unterstützen. Die Krisenhotline rette Leben, betont Stacey.

Schließen


Wie können Lehrkräfte LSBTIQ*-Schüler*innen besser unterstützen? Dazu veranstaltet der Verband Queere Bildung e.V. am 24. September 2025 von 17:30–19:00 Uhr einen Onlineaustausch für Lehrkräfte.

Weiterlesen

Mobbing und Diskriminierung gegenüber LSBTIQ*-Schüler*innen sind weiterhin ein ernstes Problem in Schulen. Laut Ergebnissen des LGBTIQ-Survey der EU-Grundrechteagentur haben rund zwei Drittel der befragten queeren Menschen von Mobbingerfahrungen in ihrer Schulzeit berichtet – ein Anstieg im Vergleich zur letzten Studie von 2019. Trotz positiverer Diskussion von queeren Themen in Schulen werden Diskriminierungserfahrungen nicht weniger.

Schulen und Lehrkräfte tragen eine besondere Verantwortung, Kinder und Jugendliche für die gesellschaftliche Vielfalt zu sensibilisieren und gegen Diskriminierung einzustehen. Im Rahmen des 2. Regenbogen-Parlaments wurde in einer Diskussion zum Thema Regebogen-Kompetenz in Schule und Unterricht hervorgeheben, dass Schulen und Lehrkräfte den Auftrag hätten, Kinder und Jugendliche auf diese Themen vorzubereiten. Lehrkräfte müssten aktiver gegen Diskriminierung von LSBTIQ*-Schüler*innen vorgehen, beispielsweise bei queerfeindlichen Schimpfwörtern.

Zur Frage, wie gelebte Vielfalt im Schulalltag konkret aussehen kann, findet am 24. September ein Online-Austausch für Lehrkräfte statt. Die Referent*innen Magnus Osterkamp und Christiane Morlock bieten in einem Input erste Impulse zum Thema. Danach soll es vorrangig um den Austausch unter den Teilnehmenden gehen. Lehrkräfte sind eingeladen, eigene Projekte, Herausforderungen und Ideen miteinander zu teilen und voneinander zu lernen. Im Rahmen der Veranstaltung sollen verschiedene Möglichkeiten diskutiert werden, um LSBTIQ*-Personen in Schulen zu fördern und empowern.

Die Anmeldung erfolgt über die Webseite des Fachverbands Queere Bildung e.V.

Queere Bildung e. V. ist der Fachverband für Bildungsarbeit zu sexueller, romantischer und geschlechtlicher Vielfalt in Deutschland. Die Veranstaltung ist Teil des Projekts „Selbstverständlich Vielfalt – Kooperationsverbund für sexuelle, romantische und geschlechtliche Selbstbestimmung“ und wird durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) gefördert.

Schließen


Am 17. September 2025 lädt das digitale Regenbogenparlament unter dem Motto „Das ist doch utopisch?! Inspiration und Strategien für hoffnungsvolles Arbeiten“ zu einem intensiven Austausch über gesellschaftliche Visionen, Selbstfürsorge und solidarisches Engagement ein.

Weiterlesen

Die Veranstaltung richtet sich vor allem an Fachkräfte der Sozialen Arbeit, Forschende, Multiplikator*innen, Engagierte der Zivilgesellschaft, Aktivist*innen- also an alle, die sich für das Thema interessieren und sich auf die eine oder andere Weise aktiv damit befassen.

Der Fachtag beginnt um 10:00 Uhr mit einer Begrüßung und einer Keynote (10:20) von Dr. Tareq Sydiq, der die Rolle von Protest in Demokratien beleuchtet – zwischen unmittelbarer Partizipation und dem Schutz demokratischer Normen. Im Anschluss folgt eine Mittagspause von12:00 bis 13:00 Uhr.

Am Nachmittag stehen dann vier Angebote zur Auswahl, die unterschiedliche Perspektiven auf hoffnungsvolles Arbeiten eröffnen:

  • Workshop: „Perspektiven der Sozialen Arbeit mit jungen Menschen auf Utopien und nachhaltiges Engagement im Kontext der politischen Jugendbildung“ (Katrin Sen und Sonja Preissing) (leider bereits ausgebucht):
    • Der Workshop beschäftigt sich mit der Bedeutung und Anwendbarkeit von Utopien in der Sozialen Arbeit, insbesondere im Kontext gesellschaftlicher Krisen wie Rechtsextremismus und sozialer Ungleichheit. Im Fokus steht dabei die politische Jugendbildung als Raum für Zuversicht, Visionen und kreative Zukunftsentwürfe.
  • Workshop: Radikale Töchter: „Mut Muskel Workshop: Macht kommt von Machen!“
    • In diesem Workshop geht es um die transformative Kraft von Aktionskunst und künstlerischem Aktivismus als Antwort auf gesellschaftliche Krisen wie Rassismus, Klimakrise und Politikverdrossenheit. Ziel ist es, demokratische Werte neu zu beleben, kreative Ausdrucksformen zu fördern und Teilnehmende zu ermutigen, ihre politische Handlungsfähigkeit mit Leidenschaft und Haltung zu entfalten.
  • Fortbildung: (Un-)Sichtbarkeit von dicken_fetten Perspektiven, Oriel Klatt und Luise Demirden, Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung
    • Diese Fortbildung thematisiert die Unsichtbarkeit und gleichzeitige Stigmatisierung von dicke_fetten queeren Perspektiven und lädt dazu ein, diese sichtbar zu machen und aktiv in verschiedenen beruflichen Kontexten zu stärken. Mit persönlichen und politischen Impulsen von Oriel Klatt und Luise Demirden werden Teilnehmende ermutigt, eigene Beiträge zur Anerkennung und Repräsentation fett_queerer Lebensrealitäten zu entwickeln.
  • Input: Utopisches Erinnern für eine solidarische Gesellschaft. Strategien gegen die autoritäre Wende, Dr. Massimo Perinelli
    • Dieser Input widmet sich der Frage, wie Solidarität als reale Utopie in historischen Kämpfen gegen Autoritarismus, patriarchale Gewalt und Rassismus sichtbar wurde – und wie ein utopisches Erinnern neue Handlungsspielräume eröffnen kann. Dr. Massimo Perinelli lädt dazu ein, aus Erfolgen und Niederlagen der Vergangenheit Mut zu schöpfen, um die gegenwärtige politische Lähmung zu überwinden und Visionen für eine gerechtere Zukunft zu entwickeln.

Im Anschluss findet um 15:00 Uhr eine kleine Kaffeepause statt, ehe es um 15:15 zurück ins Plenum geht. In der abschließenden „Closing-note“ teilt Sarah Vecera „als feministische Theologin of Color ihre persönlichen Erfahrungen in der Antirassismusarbeit“ und zeigt, wie die Verbindung von Ubuntu-Philosophie, bewusster Trauer und konsequenter Selbstfürsorge helfen kann, in der Antirassismusarbeit resilient zu bleiben.

Das Regenbogenparlament endet um 16:00 Uhr.

Die Veranstaltung wird von Julian Knop (Stuhlkreisrevolte) moderiert und durch ein Awareness-Team sowie Dolmetscher*innen für Deutsche Gebärdensprache (DGS) begleitet, um eine barrierearme Teilnahme zu gewährleisten.

Die Teilnahme ist kostenfrei und nach Anmeldung möglich. Das Regenbogenparlament möchte dazu einladen, Utopien nicht als naive Träumerei, sondern als strategische Ressource für gesellschaftliches Engagement zu begreifen – und gemeinsam Wege zu finden, wie Hoffnung zur Haltung werden kann.

Das vollständige Programm sowie die Anmeldung finden sich auf der Website des Kompetenznetzwerks „Selbst.verständlich.Vielfalt“.

Schließen


Am 11. September stellt die AfD ihren Antrag zur Abschaffung des Selbstbestimmungsgesetzes im Bundestag vor. Von der Union wird zudem ein Sonderregister für trans Menschen geplant. Queere Verbände und Initiativen rufen deshalb zum bundesweiten Protesttag auf.

Weiterlesen

Unter dem Motto "Selbstbestimmungsgesetz verteidigen und Sonderregister für queere Menschen verhindern!" ruft die Gruppe Queermany zu Demonstrationen in ganz Deutschland auf. In Berlin soll vor dem Bundestag protestiert werden, wo ab 14:55 Uhr die Debatte über das Selbstbestimmungsrecht ansteht. Anlass ist der von der AfD eingebrachte Gesetzentwurf zur Abschaffung des Gesetzes (Bundestag).

Bereits im Wahlkampf wurde Stimmung gegen das Gesetz gemacht – nicht nur durch die als rechtsextrem eingestufte AfD. Auch CDU und CSU sprachen sich für eine Abschaffung aus (Tagesspiegel berichtete). Im Koalitionsvertrag von Union und SPD ist eine Evaluierung des Gesetzes über die Selbstbestimmung vorgesehen, gleichzeitig verpflichteten sich die Koalitionspartner*innen dazu, die Rechte von trans und inter Personen zu wahren.

Queere Initiativen sehen diese jedoch aktuell in Gefahr. In der Kritik steht nicht nur die Debatte über eine mögliche Abschaffung des Selbstbestimmungsgesetzes, sondern auch die von CDU und CSU vorangetriebenen Pläne für ein Sonderregister für trans Personen. Darin sollen geänderte Namen und Geschlechtseinträge von trans Personen aufgeführt und an Behörden weitergegeben werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Trans*- und Intergeschlechtlichkeit (dgti) warnt, ein solches Register bedeute unnötige Datenweitergabe und verletze die Privatsphäre. Auch die Rechtswissenschaftlerin Isabel Lischewski betont, dass jede Weitergabe sensibler Daten einen Grundrechtseingriff darstelle. Sie zweifelt die Notwendigkeit an, da das Selbstbestimmungsgesetz bereits Regelungen enthalte, die eine Datenweitergabe in kritischen Fällen ermöglichen (Tagesschau). Eine Online-Petition will das Sonderregister verhindern und sich gegen den Eingriff in die Privatsphäre und die Stigmatisierung von trans Personen wenden.

Im Aufruf zum Protesttag am 11. September wird außerdem auf eine Veranstaltung der „Society for Evidence-Based Gender Medicine“ (SEGM) aufmerksam gemacht.

Alva Träbert vom Bundesvorstand des LSVD+-Verband Queere Vielfalt bezeichnet die vom 11. bis 14. September in Berlin geplante Konferenz als „queerfeindliche Propagandaveranstaltung“. Mit dem Ziel „die notwendige medizinische Versorgung von queeren Jugendlichen und Erwachsenen zu delegitimieren und politische Restriktionen durchzusetzen“ würden sich dort internationale Akteur*innen versammeln, die in der Vergangenheit mit Desinformationen gegen LSBTIQ* aufgefallen sind.

Es gibt also mehrere Anlässe für den bundesweiten Protesttag für die Rechte queerer Menschen. In Berlin ist ab 15:00 Uhr eine Auftaktkundgebung vor dem Bundestag geplant. Auch in anderen deutschen Städten, darunter Hannover und Göttingen, sind Proteste angekündigt.

Schließen


Im westafrikanischen Staat Burkina Faso wurde ein neues Gesetz verabschiedet, das Homosexualität verbietet. Schwulen und Lesben drohen nun Haftstrafen von bis zu fünf Jahren.

Weiterlesen

2022 kam es in Burkina Faso zu einem Militärputsch. Seitdem regiert eine Militärjunta, die Russland nahesteht. Die 71 Mitglieder des nicht gewählten Übergangsparlaments in Burkina Faso verabschiedeten einstimmig ein neues Anti-LSBTIQ* Gesetz.

Homosexualität und damit ‚assoziierte Praktiken‘ sollen gesetzlich bestraft werden, so der Justizminister Edasso Rodrigue Bayala (zitiert in BBC). Verstöße gegen das Gesetz können mit Haftstrafen von zwei bis fünf Jahren sowie Geldstrafen geahndet werden (Zeit Online).

Mit dieser Gesetzgebung reiht sich Burkina Faso damit in eine weltweite Tendenz wachsender Queerfeindlichkeit ein. Auch auf dem afrikanischen Kontinent verabschiedeten in den letzten Jahren mehr und mehr Länder Anti-Homosexualitätsgesetze, darunter Uganda und Ghana. Nach Angaben von Zeit Online ist Homosexualität in rund 30 Ländern auf dem afrikanischen Kontinent illegalisiert. In den ehemals britisch kolonisierten Staaten stammen viele queerfeindliche Gesetze oft noch aus der Kolonialzeit.

In Burkina Faso, das französisch besetzt war, wurde Homosexualität bisher noch nicht offiziell kriminalisiert. Jedoch gilt ein Großteil der Bevölkerung als queerfeindlich. Bereits vor der Verabschiedung des Gesetzes erlitten LSBTIQ*-Personen Ablehnung, Diskriminierung und Gewalt im Land. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Outright International gibt es Berichte von willkürlichen Verhaftungen und Erniedrigungen queerer Menschen durch die Polizei. Trans* Personen haben keine Möglichkeit zur rechtlichen Anerkennung ihrer Geschlechtsidentität und kaum Zugang zu trans*spezifischer medizinischer Versorgung.

Schließen


Amanda Lear – Disco-Ikone, Muse, Model, Malerin und Mysterium. Ihr Leben gleicht einem Kunstwerk, das sich jeder eindeutigen Interpretation entzieht. Die Arte-Dokumentation „Die Leben der Amanda Lear“ von Gero von Boehm nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise durch die Stationen einer Frau, die sich nie ganz greifen ließ – und genau darin ihre Magie entfaltet.

Weiterlesen

Der knapp 50-minütige Film zeigt exklusive Interviews, Archivmaterial und Musik, die den Zeitgeist der 70er- und 80er-Jahre wieder aufleben lassen. Begegnungen mit Zeitzeug*innen wie Salvador Dalí, Jean-Paul Gaultier, Macha Méril und David Bowie, die Amanda Lear auf ihrem Weg begleiteten, werden skizziert. Zudem wird ein Blick hinter die Kulissen ihrer Karriere als Model, Malerin, Moderatorin und Sängerin geworfen, die sie von Paris über London bis nach Italien führte.

Amanda Lear ist dabei immer mehr als nur eine schillernde Figur der Popkultur – sie ist ein Symbol für Selbstinszenierung, künstlerische Freiheit und das Spiel mit Identitäten. Der Film zeigt, wie sie sich immer wieder neu erfand und dabei nie ganz entschlüsselt wurde. Eine Empfehlung für alle, die sich für Kunst, Musik und außergewöhnliche Lebensgeschichten interessieren.

Die Leben der Amanda Lear“ ist als „Reupload“ auf dem YouTube-Kanal von ARTE zu finden. Wer zuvor noch etwas mehr lesen möchte, findet zudem einen Artikel des Magazins queer zur Erstausstrahlung vom 22. Februar 2022.

Eine weitere Empfehlung ist „Amanda Lear und die Identitätspolitik dahinter“ - eine Besprechung der Dokumentation über Amanda Lear im Podcast Die neuen Zwanziger (Ausgabe Ende Juli 2025). Wolfgang M. Schmitt und Stefan Schulz stellen darin die Arte-Produktion einer aktuellen HBO-Doku gegenüber und diskutieren deren politische Dimensionen. Besonders Schmitt arbeitet kritisch heraus, wie die Regisseurin Zachary Drucker versucht, Lear – gegen deren erklärten Willen – für eine „trans-Community“ zu beanspruchen.

Die Analyse macht deutlich, dass selbst progressive Diskurse in alte Muster verfallen können, wie das insistierende Nachbohren nach einer „eigentlichen“ Identität unterstreicht. Damit zeigt sich das Potenzial zur Widersprüchlichkeit der Identitätspolitik, die im Anspruch auf Selbstbestimmung eigentlich das Gegenteil ermöglichen sollte.

Schmitt und Schulz gelingt es, anhand von Lears Biografie die Schwierigkeit herauszustellen, Mehrdeutigkeit zu akzeptieren – und dies nicht nur aus konservativer Perspektive. Eine anregende Diskussion, die weit über das Porträt Amanda Lears hinausweist und zum Nachdenken über den gegenwärtigen Kulturkampf einlädt.

Schließen


Für queere Menschen bedeutet der Weg ins Krankenhaus oft Angst vor Diskriminierung. Dies gilt auch in der Schwangerschaft und bei Geburten. Im Folgenden soll ein kurzer Überblick über Hürden und Entwicklungen für queere Menschen in der Geburtshilfe gegeben werden. Erste Studien und Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass Reformen dringend nötig sind. Aber es gibt auch ermutigende Entwicklungen.

Weiterlesen

Dass queere Schwangere im Kontext von Geburtshilfe oft diskriminierende Erfahrungen machen, wurde in einer Studie von Ska Skalden und dem Netzwerk Queere Schwangerschaften aus dem Jahr 2022 offengelegt. Dies war die erste quantitative Studie in Deutschland zum Thema.

Die Hälfte der trans* und intergeschlechtlichen Befragten gab darin an, bei der Geburt ihrer Kinder in Kliniken Gewalt oder Diskriminierung erfahren zu haben (im Vergleich: Auch 20 Prozent der cis-geschlechtlichen Befragten berichten von solchen Erfahrungen). Ökonomisch bedingter Zeitdruck und Personalmangel prägen oft die Betreuung in Krankenhäusern. Allgemeine Reformen in der klinischen Geburtshilfe würden daher auch queeren Gebärenden zugutekommen, wie in dem auf der Studie aufbauenden Policy Paper betont wird.

Darüber hinaus berichtet die Hebamme Lucie Lowitz über strukturelle Probleme für queere Schwangere: „Die Bürokratie ist heteronormativ orientiert, zum Beispiel wird die gebärende Person immer als Mutter eingetragen. Da keine männlichen Personen als Mutter eingetragen werden, kommt es häufig zur Verwendung von Deadnames.“

Lowitz erklärt, dass aus Angst vor Diskriminierungserfahrungen im Gesundheitswesen manche Menschen nicht im Krankenhaus gebären wollen, sondern Hausgeburten oder Geburten mit Beleghebammen bevorzugen.

Bei queeren Paaren gibt es zudem weitere rechtliche Hürden: Bei lesbischen Paaren zum Beispiel wird die nicht gebärende Mutter, anders als bei verheirateten heterosexuellen Paaren, nicht automatisch als Elternteil eingetragen, sondern muss das Kind adoptieren. Queere Initiativen fordern seit langem eine Anpassung des Abstammungs- und Familienrechts. Eine entsprechende Reform wurde von der Ampelregierung zwar im Koalitionsvertrag festgelegt, jedoch nicht innerhalb ihrer Legislaturperiode durchgesetzt. Im Koalitionsvertrag der aktuellen Regierung ist keine derartige Reform für Regenbogenfamilien geplant (für eine Übersicht der Forderungen und Entwicklungen siehe die Webseite des LSVD+).

Im Policy Paper werden verpflichtende Fort- und Weiterbildungsangebote für Personal in der Geburtshilfe zu sexueller und geschlechtlicher Diversität gefordert. Zudem sollen Forschungsvorhaben zu geburtshilflichen Themen, die für queere Menschen relevant sind, gefördert werden.

Im Gespräch hebt Lowitz positiv hervor, dass es erste queerfeministische Hebammenpraxen sowie zunehmend queere Geburtsvorbereitungskurse gebe. Das Fortbildungskollektiv Queer*Sensible Geburtshilfe aus Hebammen und Mediziner*innen beispielweise klärt über solche Themen auf und bietet Fortbildungen für verschiedene Fachgruppen in der Geburtshilfe an.

Eine Empfehlung zum Thema: In der WRD Doku „Der Schwangere Mann begleitet die Filmemacherin Jeanie Finlay den trans* Mann Freddy über den Prozess seiner Schwangerschaft. 

Schließen


Der 37. Verbandstag des LSVD+ hat am 5. April 2025 in Berlin einen Beschluss zur Stärkung queersensibler Bildungsarbeit verabschiedet. Gefordert werden unter anderem die finanzielle Förderung von Bildungsprojekten, die Unterstützung des Qualitätssiegels „Schule der Vielfalt“, Forschungsinitiativen zu Queerfeindlichkeit sowie öffentlichkeitswirksame Kampagnen. Damit adressiert der LSVD+ Bildung, Forschung, Sichtbarkeit und Gewaltprävention in einer übergreifenden Strategie.

Weiterlesen

Klar ist: Der Beschluss ist ein politisches Signal, kein Reformplan. Gerade deshalb drängt sich die Frage auf, welche konkreten Schritte nötig wären – und wie die LSBTIQ*-Community ihre Forderungen so schärfen kann, dass sie in der politischen Praxis Bestand haben. Hinzu kommt die föderale Struktur der deutschen Bildungspolitik: Der Bund kann finanzielle Mittel bereitstellen, über die konkrete Umsetzung entscheiden jedoch die Länder. Zusätzlich ist die Gefahr reiner Symbolpolitik kaum zu überschätzen – Kampagnen und Zertifikate reichen ohne tiefere strukturelle Veränderungen in Schule und Lehrkräfteausbildung kaum aus.

Die Komplexität queersensibler Bildungsarbeit zeigt sich im Spannungsfeld von Social Media, familiären Prägungen und politischen Gegenströmungen. Schulen stehen hier nicht nur vor der Aufgabe, Respektregeln zu vermitteln, sondern Schüler*innen Kompetenzen für den Umgang mit Desinformation, Hate Speech und gesellschaftlichen Polarisierungen an die Hand zu geben. Dazu gehören Medienkompetenz, Empathie, die Fähigkeit zur faktenbasierten Argumentation und der Mut, eigene Überzeugungen auch gegen Mehrheitsmeinungen zu vertreten. Kompetenzen, die vielen Erwachsenen fehlen und stark von den sozial-emotionalen Ressourcen abhängen, auf die die Schule wenig Einfluss hat.

Der soziale und regionale Rahmen bestimmt maßgeblich, wie anschlussfähig queersensible Bildungsarbeit überhaupt ist. Familiäre Prägungen, das soziale Umfeld und lokale Normvorstellungen wirken oft stärker auf Kinder und Jugendliche ein als schulische Programme. In ländlichen oder konservativen Regionen kann Akzeptanz deutlich schwerer vermittelt werden als in urbanen, pluralen Milieus (hier unser Artikel zum Thema Queeres Leben auf dem Land). Schulen operieren daher nicht im Vakuum, sondern in einem Umfeld, das bereits von Vorurteilen, medialen Diskursen und politischen Spannungen durchzogen ist. Damit schulische Konzepte greifen können, braucht es parallel immer auch eine grundlegende Sensibilisierung im Umfeld: in Elternhäusern, Vereinen, Peer-Groups und der kommunalen Öffentlichkeit. Erst wenn diese Voraussetzungen zumindest ansatzweise vorhanden sind, kann Schule ihre Rolle als Motor für Aufklärung und Reflexion entfalten. Dabei ist nicht zu vergessen, dass Lehrer*innen, Schulleitungen und  weitere Akteur*innen des Bildungssystems immer auch selbst Normvorstellungen und ideologischen Prägungen unterliegen.

Ob ein bundesweiter Reformschub realistisch ist, bleibt damit fraglich – schon der finanzielle Aufwand wäre enorm. Gleichzeitig eröffnet die föderale Struktur Spielräume für lokale Initiativen: Engagierte Lehrkräfte, Schulgremien und Verbände können vor Ort erste Schritte gehen und Leuchtturmprojekte schaffen. Der LSVD+ hat mit seinem Beschluss ein klares Signal gesetzt. Ob daraus mehr als Symbolpolitik wird, hängt nun davon ab, ob es gelingt, die Forderungen zu konkretisieren und sie in konkrete Bildungspraxis zu übersetzen.

Am Ende geht es weniger um große Worte als darum, Schüler*innen – aber auch Lehrkräfte - widerstandsfähig gegen Nonsens zu machen – ob der nun von Social Media, am Küchentisch oder im Parlament kommt. Dafür braucht es keine Parolen, sondern kritisches Denken und Empathie und dies setzt wiederum sozioökonomische Sicherheit voraus.

Schließen


Der Internationale Strafgerichtshof (ICC) stellte am 8. Juli 2025 Haftbefehle gegen zwei führende Kräfte der Taliban-Regierung in Afghanistan aus. Als Begründung nannte das Gericht sowohl die Unterdrückung von Mädchen und Frauen als auch die gewaltsame Verfolgung queerer Personen.

Weiterlesen

Vier Jahre nach der Machtübernahme der Taliban verlieren Mädchen und Frauen zunehmend ihre Rechte. Für queere Menschen ist das Land ebenfalls enorm unsicher. Alva Träbert, Bundesvorstand des LSVD+ Verband Queere Vielfalt, betont in einer Pressemitteilung vom 15. August, dass die Taliban die systematische Vernichtung queeren Lebens in Afghanistan betreiben würden. Homosexuelle Beziehungen und ihre „Unterstützung“ sind seit 2024 offiziell verboten.

Die Verstöße gegen Menschenrechte durch geschlechtsspezifische Gewalt gegen Mädchen und Frauen sowie die Verfolgung queerer Menschen waren Anlass für den Internationalen Strafgerichtshof, Haftbefehle gegen zwei Anführer der Taliban-Regierung auszustellen. Damit sind nun die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen dazu angehalten, Verhaftungen durchzuführen (BBC).

Auch wenn die Haftbefehle noch unter Verschluss gehalten werden, will der Internationale Strafgerichtshof mit der öffentlichen Bekanntmachung die internationale Aufmerksamkeit erhöhen, sodass genderbasierte und queerfeindliche Gewalt in Afghanistan gestoppt wird.

In Deutschland wird nach dem Erlass erneut Druck auf die Bundesregierung ausgeübt, queeren Menschen aus Afghanistan Schutz zu bieten. Mit dem im Herbst 2022 gestarteten Bundesaufnahmeprogramm wurde rund 400 queeren Menschen aus Afghanistan Schutz in Deutschland zugesagt. Eine vorzeitige und unkoordinierte Beendigung des Programms hätte fatale Folgen für die Betroffenen. Nach einer Abschiebung nach Afghanistan würde ihnen „ihre grausame Ermordung“ drohen, so Träbert vom LSVD+.

Auch die Linke positioniert sich für eine weitere Aufnahme von queeren Afghan*innen und kritisiert die Bundesregierung für das fehlende Handeln. Der queerpolitische Sprecher der Linksfraktion, Maik Brückner, erklärt, dass die Bundesregierung genau wisse, dass LSBTIQ*-Personen in Afghanistan Folter und sogar die Todesstrafe drohe. Im Nachrichtenportal queer.de wird er zitiert: „Eine Evakuierung und Aufnahme ist dringend und rechtlich geboten. Alles andere ist Rechtsbruch durch die Bundesregierung. Die Regierung muss jetzt handeln, bevor weitere Menschen nach Afghanistan abgeschoben werden“.

Der Erlass von Haftbefehlen des Internationalen Strafgerichtshofes scheint auch als ein Zeichen an die internationale Gemeinschaft zu handeln. Nach vier Jahren Taliban-Regime in Afghanistan sollte sich Deutschland weiterhin und konsequent für die Rechte und den Schutz von Frauen und LSBTIQ*-Menschen einsetzen. Dazu gehört auch, den besonders verletzlichen Gruppen Schutz im eigenen Land zu bieten.

Schließen


Echte Vielfalt
Datenschutzübersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir Ihnen die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in Ihrem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Erkennen von Ihnen, wenn Sie zu unserer Website zurückkehren, und helfen unserem Team zu verstehen, welche Bereiche der Website für Sie am interessantesten und nützlichsten sind.

.moove-gdpr-branding-cnt,.moove-gdpr-company-logo-holder {display: none;} #moove_gdpr_cookie_info_bar p{text-shadow: none;}