Echte Vielfalt

Aufklärung und Bildung

Die Coronapandemie ist bisher für niemanden leicht gewesen. Mit dem häufigen Vorzeigen von digitalen Impfnachweisen tritt für viele transgeschlechtliche Personen das zusätzliche Problem auf, dort ihren Deadname (ihren alten Namen) nutzen zu müssen, was Stress und unwillkommene Fragen einladen kann. Nun kann jedoch in fünf Ländern mit dem Ergänzungsausweis der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) im digitalen Impfnachweis auch der richtige Name stehen.

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Denn wer sich – wie beispielsweise die Grünenpolitikerin Tessa Ganserer – nicht einem Verfahren nach dem „Transsexuellengesetz“ oder Personenstandsgesetz unterzogen hat (wegen der diskriminierenden Bedingungen), muss beim Vorzeigen von Impfnachweisen immer auch den Deadname offenbaren. Dies kann sich für trans Personen durchaus unangenehm, verunsichernd, und demütigend anfühlen – selbst, wenn die Impfpass-kontrollierende Person einen guten Umgang damit findet.

Nachdem vier Bundesländer (Ba-Wü, NRW, Brandenburg, Hessen) eindeutige Hinweise auf den Ergänzungsausweis und die Lage von trans- und intergeschlechtlichen Personen in ihre Corona-Verordnungen beziehungsweise in den Erläuterungen aufnahmen, gibt es hier nun in die offizielle Möglichkeit, Nachweise auch auf den richtigen Namen ausstellen zu lassen, indem man einen Ergänzungsausweis der dgti nutzt. Damit lassen sich Impfungen und digitale Test- und Genesenennachweise, etwa über die Corona-Warn-App, mit dem richtigen Namen auf dem Display nachweisen (queer.de berichtete).

Inoffiziell möglich ist dies auch in Berlin möglich (laut der prinzipiellen Rechtsauffassung des Berliner Senats), und auch Rheinland-Pfalz hat der Möglichkeit, den Ergänzungsausweis als Identitätsnachweis bei den Corona-Dokumenten zu verwenden, gegenüber der dgti zugesagt. Öffentlich bekannt gemacht wurde darüber allerdings noch nichts, und da Kontrollen der entsprechenden Nachweise in den meisten Fällen durch etwa Türsteher*innen oder Kellner*innen erfolgen, nützt dies im Zweifelsfall wenig.

Eine Öffentlich-Machung, etwa in der eigenen Corona-Schutzverordnung, sei daher laut Petra Weitzel, Vorsitzende des dgti, entscheidend, denn nur so könnten sich die Nutzer*innen darauf berufen. Weitzel rät darum, den Link zu den bestehenden Verordnungen auf dem Smartphone abzuspeichern und aufzurufen, falls es Diskussionen gibt. Dies sei nötig, denn der Nachweis könnte von Menschen kontrolliert werden, die gar nicht wissen, was ein Ergänzungsausweis ist.

Doch auch der Ergänzungsausweis ist offiziell nur in Verbindung mit dem amtlichen Personalausweis gültig, so dass Kontrolleur*innen die Vorlage des zugehörigen Personalausweises verlangen können, und damit Einsicht in den Deadname und vielleicht sogar ein altes Passfoto erhalten, wodurch sie als trans, inter oder nicht-binär zwangsgeoutet werden. Auch auf entsprechende Kommentare, intime Nachfragen oder Anfeindungen müssten auch sie sich dann also weiterhin einstellen.

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Viele trans Personen ändern ihren Namen als Teil ihrer Transition, da es ihnen hilft, sich in ihrer richtigen Geschlechtsidentität einzufinden. Freund*innen und Familie können dabei eine Weile brauchen, um sich an den neuen Namen zu gewöhnen, auch, wenn sie ihr Bestes tun, um sie nicht mit ihrem Geburtsnamen anzusprechen. Wenn es doch passiert, nennt man dies „Deadnaming“ – und den meisten Menschen ist nicht bewusst, welchen Schaden sie damit anrichten können. Doch wie kann man es vermeiden?

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Ein "Deadname" ist der Name einer trans Person vor ihrer Transition. Die Definition von Deadnaming lautet also, dass eine trans Person mit ihrem früheren Namen statt mit ihrem neuen Namen angesprochen wird. Dies gilt als Deadnaming, unabhängig davon, ob es absichtlich geschieht oder nicht.

Während manche Menschen schlichtweg transfeindliche Meinungen haben, vergessen viele die Namensanpassung oder deren Bedeutung ohne bösen Willen, und sprechen trans Personen mit dem Deadname an (zum Beispiel: Peter sagt zu der trans Frau Anna, Deadname Tim: „Tim, kann ich das Wasser haben?“, statt „Anna, kann ich das Wasser haben?“). Es kommt auch häufig vor, dass trans Personen ge-misgendered werden, d.h. dass die falschen Geschlechtspersonen, mit denen sie sich nicht identifizieren, genutzt werden (zum Beispiel: Peter sagt über die trans Frau Anna: „Er ist gleich da“, statt „Sie ist gleich da“). Ständig werden trans Personen im Laufe ihres Lebens damit konfrontiert, sei es in der Familie, in persönlichen Beziehungen, in der Ausbildung oder im Arbeitsumfeld. Der häufigste Ort, an dem Deadnaming vorkommt, ist in staatlichen Einrichtungen oder bei Kontrollen, in denen Beamt*innen gesetzlichen Namen verwenden dürfen. Zudem ist es in vielen Ländern, unter anderem auch Deutschland, mit extrem viel Aufwand und Kosten verbunden, den Namen und Geschlechtseintrag ändern zu lassen.

Sowohl Deadnaming als auch Misgendering können für die Psyche von trans Personen durchaus schädlich sein, da sie sich in ihrer wahren Identität als entwertet und nicht respektiert fühlen können. Denn im Wesentlichen demonstriert Deadnaming, dass sie in ihrer wahren Geschlechtsidentität nicht unterstützt und wahrgenommen werden, sei es vor, während oder nach der Transition. Solche Diskriminierungen kommen häufig vor (nicht zuletzt im Deutschen Bundestag), wobei sich Menschen der Schwere ihrer Angriffe auf Identität entweder nicht bewusst sind, oder diese Angriffsfläche bewusst instrumentalisieren (wie nicht zuletzt durch Alice Schwarzer).

Für Menschen, denen es jedoch tatsächlich nicht bewusst ist: Die Selbstmordrate von trans Personen ist viel höher als die der Allgemeinbevölkerung. So ergab eine Studie, dass trans-männliche Jugendliche mit 50,8 Prozent die höchste Rate an Selbstmordversuchen aufweisen. Dies zeigt erschütternd, wie wichtig Empathie in solchen Situationen ist – vielleicht reicht aber auch schon der Gedanke, selbst bei einem Namen genannt zu werden, mit dem man sich nicht identifiziert – obwohl man sich unter einem anderen vorgestellt hat.

Natürlich kann es aus Versehen trotzdem geschehen – wie bei einem Freund, der sich vor kurzem als trans Mann geoutet hat, und noch immer Gewohnheit ist, ihn bei seinem alten Namen zu nennen. Wie also kann man "Deadnaming" vermeiden?

  • Sprich über eine trans Person mit ihrem neuen Namen, auch wenn sie nicht in der Nähe ist.
  • Korrigiere Dich auch selbst mental, wenn du aus Versehen mit dem falschen Namen über die Person nachdenkst.
  • Speichere die Person unter ihrem richtigen Namen in deinem Telefonbuch.
  • Korrigiere andere Menschen, die trans Personen mit ihrem Deadname anreden.
  • Korrigiere dich, wenn du versehentlich einen Deadname benutzt hast, und entschuldige dich.
  • Wenn es sich um jemanden handelt, den du vor der Transition noch nicht kanntest, frage die Person nicht nach ihrem Deadname.
  • Mache dir bewusst, dass trans Menschen das absolute Recht haben, zu entscheiden, wie sie genannt werden wollen.

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Aus Hass auf Homosexuelle erstach vor einem Jahr auf offener Straße ein 21-jähriger mit einem Messer einen 55 Jahre alten Mann aus Krefeld und griff auch dessen Lebenspartner, der nur knapp überlebte, an. Nun will die Landeshauptstadt daran erinnern und einen Gedenkort errichten, an dem an die Opfer von queerfeindlicher Gewalt gedacht wird.

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Im Mai hatte das Oberlandesgericht in Dresden festgestellt, dass der Täter aus homofeindlichen Motiven getötet hatte und ihn wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung zu lebenslanger Haft verurteilt. Dabei stellte das Gericht auch die besondere Schwere der Schuld fest, was eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren praktisch ausschließt.

Die Dresdner Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) sagte über die Tat: „Diese Attacke war ein Angriff auf das Grundverständnis unseres Zusammenlebens. Wir dürfen niemals akzeptieren, dass das Modell einer offenen, freiheitlichen und vielfältigen Gesellschaft angegriffen, beeinträchtigt oder ausgehöhlt wird“. So hatte der Dresdner CSD-Verein für den vergangenen Montagabend zu einer friedlichen Mahnwache am damaligen Tatort aufgerufen. Die Regenbogenflagge wurde am Dresdner Kulturpalast gehisst.

Außerdem hatte der Dresdner Stadtrat kürzlich beschlossen, am Ort des Attentats einen Erinnerungsort an die Opfer von Hass-Gewalt zu errichten. Bis zum 30. März 2022 soll dafür ein Gestaltungskonzept erarbeitet werden.

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Von LGBTQI*-freundlich bis hin zu geschlechts-, hautfarben-, alters- und gewichtssensibler Unterhaltung: Repräsentiert Deutschland erfolgreich verschiedene Gruppen? In der deutschen Unterhaltungsindustrie wird immer wieder der Ruf nach mehr Inklusion laut. Doch was heißen Inklusion und Repräsentation in diesem Zusammenhang?

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„Warum einen Frosch küssen, wenn man auch eine Prinzessin küssen kann“, lautet der Slogan von „Princess Charming“, der ersten lesbischen Reality-Dating-Show, die auf der deutschen Streaming-Plattform TVNOW ausgestrahlt wird. Für schwule Männer gibt es als Äquivalent die Show Take Me Out: Boys, Boys, Boys. Und dann gibt es noch die von Heidi Klum produzierte und moderierte Show Germany's Next Topmodel 2021, deren jüngste Gewinnerin das Transmodel Alex Mariah Peter ist. Und neue Filme und Serien wie „Ivie wie Ivie“ (2021) und „Breaking Even“ (2020) zeigen sowohl vor als auch hinter der Kamera ein diverses Deutschland. Aber reicht das aus?

Die deutsche Populärkultur scheint inklusiver zu werden, zumindest wenn es darum geht, die Präsenz und Existenz queerer Personen und von Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben anzuerkennen. Doch bisher hätten sich das Fernsehen und die Unterhaltungsbranche im Allgemeinen, auch bei der Darstellung solcher Minderheiten, hauptsächlich an Stereotypen gehalten.

„Während Deutschland in mancher Hinsicht offen ist, ist es in anderer Hinsicht eher konservativ“, so der Schauspieler Dean Baykan. „Zum Beispiel werden Ausländer oder Menschen mit ausländischem Hintergrund in Spielfilmen oder bei ernsthaften Schauspielprojekten nicht ernst genommen“. Der Filmemacher Dieu Hao Do stimmt dieser Einschätzung zu. Er ist Teil des Projekts Vielfalt im Film und vertritt das Berlin Asian Film Network (BAFNET). „Es gibt Schwarze, die Drogen verkaufen, Muslime, die als Kriminelle dargestellt werden, asiatische Frauen, die schwache Charaktere spielen ... Aber es gibt viel mehr Komplexität in diesen ethnischen Gruppen, und diese muss auch dargestellt werden“, sagte er der DW.

In einer kürzlich von Vielfalt im Film durchgeführten Umfrage https://vielfaltimfilm.de/ gaben 5.500 Teilnehmer an, dass sie der Meinung sind, dass solche Klischees von der Filmindustrie aufrechterhalten werden. In der Studie wurde auch erwähnt, dass queere Schauspieler*innen versuchten, ihre sexuelle Orientierung zu verbergen, um ihre Chancen auf einen Arbeitsplatz oder eine bestimmte Rolle in einem Film oder einer Show zu verbessern.

Anfang dieses Jahres gaben 185 Schauspieler in Deutschland unter dem Titel „act out“ in einem SZ-Artikel öffentlich bekannt, dass es für sie an der Zeit sei, sich öffentlich dazu zu bekennen, dass sie schwul, bisexuell, lesbisch, queer, nicht-binär oder trans* sind. Sie alle forderten mehr Sichtbarkeit und Repräsentation in der deutschen Unterhaltungsindustrie, nachdem sie dazu gedrängt worden waren, ihre Identitäten zu verstecken.

So beschränke sich das Konzept der Vielfalt laut Schauspielerin Sheri Hagen nicht nur darauf, dass queere Stars und die „Alibi-Person mit nicht-deutschem Hintergrund“ in einer Sendung zu sehen sind. „Vielfalt bedeutet für mich nicht nur Hautfarbe oder Geschlecht, was das vorherrschende Denken in der deutschen Filmindustrie ist“, sagt sie und fügt hinzu, dass Vielfalt auch „Behinderungen, sexuelle Identität, gewichtsbedingte Diskriminierung, Ost-West-Diskriminierung – besonders hier in Deutschland –, klassenbedingte Unterschiede, ethnische Unterschiede, kulturelle Unterschiede, Hautfarbe und vieles mehr umfasst.“ Der Filmemacher Dieu Hao Do stimmt zu, dass es in diesem Zusammenhang wichtig ist, zu verstehen, wie diese verschiedenen Dimensionen von Vielfalt und die damit verbundenen Aspekte möglicher Diskriminierung miteinander interagieren. Der Kampf gegen diese Art von Ausgrenzung ist von zentraler Bedeutung für die Förderung der Vielfalt, betont er.

Außerdem gehe es laut Hagen bei der Vielfalt auch darum, wer die Geschichten schreibt, wie diese Geschichten kommuniziert werden und wer diese Ideen vor der Kamera umsetzt. Bis heute, so fügt sie hinzu, seien die Vorstände der meisten deutschen Medienanstalten „männlich und weiß“ – eine de facto wahre Einschätzung. Dieu Hao Do stimmt hier wieder zu, dass die deutsche Fernseh- und Filmindustrie mehr Vielfalt brauche, um „die verschiedenen Perspektiven beim Geschichtenerzählen anzuerkennen“, „und das ist etwas, was wir im Moment nicht haben“. Hoffentlich, könnte man sagen, ist es etwas, was wir noch nicht haben – was sich aber ändern kann.

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Vierzig Jahre nach dem Beginn der AIDS-Pandemie steht die Welt vielleicht endlich vor dem Anfang ihres Endes. Moderna, das Pharmazie-Unternehmen, das im vergangenen Jahr einen der ersten COVID-19-Impfstoffe entwickelt hat, hat in dieser Woche begonnen neue Wege im Kampf gegen eine andere Pandemie zu beschreiten: HIV/AIDS.

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Wie das Unternehmen letzte Woche in der Datenbank für klinische Studien des National Institute of Health (NIH) bekannt gab, erprobt es seinen neuen mRNA-basierten Impfstoff nun am Menschen. Voraussichtlich soll die Studie, die am 19. August begann, im Frühjahr 2023 abgeschlossen sein. Berichten zufolge entwickelt Moderna auch einen Grippeimpfstoff, der auf der gleichen Technologie basiert.

Die Impfstoffe von Moderna haben Anfang des Jahres die Phase-I-Tests bestanden, bei denen er nur an einer Handvoll menschlicher Freiwilliger auf ihre Sicherheit geprüft wird. In Phase II wird die Gesamtwirksamkeit des Impfstoffs getestet, und mit dem Übergang in Phase III wird Moderna die Wirksamkeit des Impfstoffs im Vergleich zu anderen derzeit auf dem Markt befindlichen Präventionsbehandlungen, wie der Präexpositionsprophylaxe, auch bekannt als PreP, untersuchen.

Seit den späten 1700er Jahren haben Forschende verschiedene Arten von Impfstoffen entwickelt, aber die meisten Impfstoffe für andere Viren haben sich als unwirksam gegen HIV erwiesen. Das Virus greift das Immunsystem selbst an und beeinträchtigt die Fähigkeit des Körpers, andere Krankheiten und Infektionen zu bekämpfen.

Anders als inaktive oder Lebendimpfstoffe enthalten mRNA-Impfstoffe keine Teile eines Virus. Stattdessen erzeugen sie Proteine, die selbst eine Immunreaktion im Körper auslösen. Auf diese Weise werden mehrere Nachteile anderer Impfstoffe beseitigt. Lebendimpfstoffe können verderben, wenn sie nicht kühl gelagert werden, was ein Problem für die weite Distribution darstellt, und gleichzeitig die Möglichkeiten der Hersteller zur Massenproduktion von Dosen einschränkt.

Derzeit sind 16 HIV-Mutationen bekannt. Sollten neue impfstoffresistente HIV-Formen auftreten, könnten die Forscher die mRNA so bearbeiten, dass sie mit weit weniger genetischem Material als andere Impfstoffe leicht veränderte Proteine produziert.

Obwohl es die mRNA-Impfstofftechnologie schon seit Jahrzehnten gibt, hat die lange Zulassungszeit bei der Food and Drug Administration (FDA) die Zahl der mRNA-Impfstoffe, die schließlich in den Vereinigten Staaten zum Einsatz kommen, begrenzt. Die COVID-19-Pandemie änderte dies jedoch, da das letztjährige öffentlich-private Partnerschaftsprogramm „Operation Warp Speed“ den Zeitplan für klinische Impfstoffversuche und die FDA-Zulassung beschleunigte.

„COVID-19 hat uns gezeigt, was wir tun können, wenn wir einen Impfstoff schnell auf den Weg bringen wollen“, sagte Dr. Andrew Pekosz, Virologe und Professor an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, gegenüber der Gesundheitsnachrichten-Website VeryWell. Sollte sich der HIV-mRNA-Impfstoff als wirksam erweisen, sagen Befürworter des Projekts, dass ein HIV-Impfstoff für die globale Gesundheit von entscheidender Bedeutung wäre.

„Die einzige wirkliche Hoffnung, die wir haben, um die HIV/AIDS-Pandemie zu beenden, ist der Einsatz eines wirksamen HIV-Impfstoffs, der durch die Arbeit von Partnern, Befürwortern und Gemeindemitgliedern erreicht wird, die sich zusammentun, um gemeinsam das zu tun, was kein Einzelner oder eine Gruppe allein tun kann“, schrieb der Präsident der International AIDS Vaccine Initiative (IAVI), Dr. Mark Feinberg, im Juni in einer Erklärung zum 40-jährigen Jubiläum der HIV-Epidemie.

Auch die Wissenschaftler von Moderna sind mit ihren Bemühungen nicht allein: Im Juli begannen an der Universität Oxford die Phase-I-Tests für einen „Mosaik“-Impfstoff. Beide könnten dazu beitragen, die Ausbreitung eines der heimtückischsten Viren der Welt im kommenden Jahrzehnt zu stoppen.

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Wie queer.de berichtete, kam es in diesem Jahr bisher zu so vielen Angriffen auf Regenbogenfahnen in der Öffentlichkeit, wie noch nie. In den letzten Wochen kam es erneut zu solchen Attacken, die als queer- bzw. homofeindlich zu werten sind.

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In Brandenburg setzten Unbekannte eine 90 mal 150 Zentimeter große Regenbogenfahne in Brand, die an einem Bürogebäude befestigt war. In Bielefeld wurden zwei Regenbogenfahnen von einem Frauenkulturzentrum gerissen und angezündet. Auch in Bayern und Köln kam es zu Vorfällen.

Laut der Redaktion von queer.de liegt das Bekanntwerden von mehr Angriffen auf Regenbogenflaggen eventuell daran, dass die Öffentlichkeit inzwischen sensibler auf Hasskriminalität reagiere. Auch könne es sein, dass derzeit mehr Pride-Fahnen durch Deutschland wehten. Da es jedoch fast täglich zu Meldungen von solchen Vorfällen komme, könne befürchtet werden, dass es sich um eine Welle handele.

Die Regenbogenfahne, auch Pride Flag genannt, entstand in Ende der Siebziger Jahre in San Francisco. Damals beauftragte Harvey Milk den Künstler Gilbert Baker damit, ein Symbol für die queere Community zu kreieren. Seitdem nutz die LSBTIQ-Community und ihre Allies die Fahne, auch in Abwandlungen und Weiterentwicklungen, um ihre Identität stolz nach außen zu tragen oder um Unterstützung zu symbolisieren.

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Während im Sächsischen Taucha bei einem Angriff auf den dortigen CSD eine Eskalation der Ereignisse und somit Angriffe und Verletzungen verhindert werden konnte, kam es in Berlin am selben Tag zu einem queerfeindlichen Angriff auf einen 28-jährigen Mann, der in den frühen Morgenstunden eine Bar im Szeneviertel Prenzlauer Berg verließ.

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Wie die Hauptstadtpolizei am Sonntag meldete, habe ersten Erkenntnissen zufolge der Mann die Bar gegen 4.45 Uhr verlassen, wo ihn schon zuvor zwei 18-jährige Männer bedrängt und homophob beleidigt haben sollen. Im weiteren Verlauf sollen die beiden Angreifer auf den Mann eingeschlagen und ihm Pfefferspray ins Gesicht gesprüht haben. Anschließend sollen sie zudem versucht haben, ihrem Opfer die Handtasche zu entreißen. Als dies misslang, soll einer der Täter das Handy aus der Tasche des Angegriffenen gestohlen und ihn bedroht haben. Eine Passantin, die den Vorfall beobachtete, sei dann zum nahegelegenen Polizeiabschnitt geeilt und habe den Vorfall gemeldet. So konnten die Beamt*innen die Tatverdächtigen schließlich noch vor Ort festnehmen. Der Angegriffene erlitt jedoch leichte Gesichtsverletzungen, die im Krankenhaus ambulant behandelt werden mussten, so die Polizei.

Die Berliner Polizei macht mögliche Gewalttaten aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität gezielt in ihren Berichten publik und meldet diese daher vergleichsweise häufig der Öffentlichkeit. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft in der Hauptstadt haben eigene Ansprechpartner für LGBTQI*. Weil dies jedoch noch nicht überall im Bund üblich ist, wird sich die nächste Innenministerkonferenz der Länder auf Initiative Berlins erstmalig mit Hasskriminalität gegen queere Menschen befassen – ein Thema, das von den Verantwortlichen viel zu lange ignoriert wurde.

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In Sachen kam es im August zu einem Vorfall queerfeindlicher Gewalt. In der Stadt Taucha musste der erste Christopher Street Day, der dort stattfand, nach Bedrohungen von Neonazis abgebrochen werden.

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Wie Queer.de berichtet musste der erste Christopher Street Day im sächsischen Taucha nach Störaktionen von Rechtsextremen aus Sicherheitsgründen vorzeitig beendet werden. Die von der linksjugend Nordsachsen organisierte Demonstration mit anschließender Kundgebung, unter dem Titel „Lieb doch, wen Du willst“, wurde ab 14 Uhr immer wieder von Neonazis gestört. Die Polizei sei überfordert gewesen, kritisierte ein Linke-Abgeordneter. So begründeten die Organisator*innen ihre Entscheidung des Abbruchs damit, dass sich die Teilnehmer*innen in der Kleinstadt nördlich von Leipzig nicht mehr sicher bewegen hätten können: „Wir haben den CSD aufgrund der aggressiven Faschos, welche weitere mobilisierten, abgebrochen“. Die Kundgebung, die ursprünglich bis 21 Uhr mit Musik und Redebeiträgen auf dem Marktplatz angemeldet gewesen war, wurde daher um 16 Uhr schon abgebrochen – aus Angst vor queerfeindlicher Gewalt. So wurden die Besucher*innen der vorzeitig beendeten Veranstaltung nach dem Eintreffen zusätzlicher Einsatzkräfte von Polizist*innen zum Bahnhof begleitet. Glücklicherweise kam es nicht zu gewaltsamen Übergriffen auf CSD-Teilnehmer*innen. Der Abgeordnete Marco Böhme schrieb danach in einem Tweet: „Danke an alle Teilnehmenden die für Vielfalt & eine offene Gesellschaft in Taucha auf der Straße waren. Da Sicherheit vorgeht, haben wir den CSD wegen rechten Störern vorzeitig beendet“. „Schon jetzt steht fest: Wir kommen zahlreich wieder!", kündigte auch Philipp Rubach, linker Direktkandidat in Nordsachsen, nach den Vorfällen in einem Statement an. Doch wie der Leipziger Stadtrat Jürgen Kasek (Grüne) auf Twitter kommentierte: „Taucha hat ein Problem“. In den vergangenen Monaten hatte auch die Initiative „Solidarische Alternativen für Taucha“ mehrfach auf Neonazi-Vorfälle in der sächsischen Kleinstadt aufmerksam gemacht. Dass ein CSD aufgrund von Rechtsextremen vorzeitig beendet werden musste ist nun ein drastisches Beispiel dafür, wie strukturelle queerfeindliche Gewalt (in diesem Fall von rechts motiviert) die Demonstrationsfreiheit einer ganzen Gruppe von Menschen einschränken kann.

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Schon vor dem Aufstand der Taliban in Afghanistan war das Leben des schwulen Mannes Abdul (sein Name wurde geändert) gefährlich. Hätte er damals mit der falschen Person über seine Sexualität gesprochen, hätte Abdul nach afghanischem Recht verhaftet und wegen seiner Sexualität vor Gericht gestellt werden können. Doch seit die Taliban letzte Woche die Kontrolle über die wichtigsten Städte Afghanistans übernommen haben, würde er, bei Offenlegung seiner Sexualität „auf der Stelle getötet“.

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Die Taliban sind eine militärische Gruppe, die die Kontrolle über das Land übernommen hat und dafür bekannt ist, dass sie extreme islamische Ideale durchsetzt. Nach der Auslegung der Scharia durch die Taliban ist Homosexualität streng verboten und wird mit dem Tod bestraft. Als die Taliban das letzte Mal in Afghanistan an der Macht waren, zwischen Ende der 90er Jahre und 2001, war der 21-jährige Abdul noch nicht geboren.

„Ich habe gehört, wie meine Eltern und die Älteren über die Taliban gesprochen haben“, sagte er gegenüber Radio 1 Newsbeat, „Wir haben einige Filme gesehen. Aber jetzt ist es, als wäre ich in einem Film“.

Eigentlich sollte Abdul in dieser Woche seine letzten Universitätsprüfungen ablegen, mit Freund*innen zu Mittag essen und seinen Freund besuchen, den er vor drei Jahren in einem Schwimmbad kennen gelernt hat. Stattdessen sitzt er nun schon den vierten Tag in Folge in seinem Haus. Vor seiner Haustür stehen derzeit Taliban-Soldaten. „Selbst wenn ich die Taliban von den Fenstern aus sehe, habe ich große Angst. Mein Körper beginnt zu zittern, wenn ich sie sehe“, erzählt er. „Es werden Zivilisten getötet. Ich glaube nicht, dass ich jemals vor ihnen sprechen werde“.

Doch nicht nur die neuen Machthaber des Landes dürfen nichts von Abduls Sexualität erfahren. „Als schwuler Mensch in Afghanistan darf man sich nicht zu erkennen geben, nicht einmal seiner Familie oder seinen Freunden gegenüber. Wenn ich mich meiner Familie offenbare, werden sie mich vielleicht schlagen, vielleicht töten“.

Doch, obwohl er seine Sexualität verbarg, genoss Abdul sein Leben im pulsierenden Stadtzentrum des Landes. „Mein Studium verlief perfekt. Es war Leben in der Stadt, es gab viele Menschen in der Stadt.“ Nun, innerhalb einer Woche, hat Abdul das Gefühl, sein Leben vor seinen Augen verschwinden zu sehen. „Es gibt keine Zukunft für uns.“

„Ich glaube nicht, dass ich jemals meine Ausbildung fortsetzen werde. Zu meinen Freund*innen habe ich den Kontakt verloren. Ich weiß nicht, ob es ihnen gut geht. Mein Partner sitzt mit seiner Familie in einer anderen Stadt fest. Ich kann nicht dorthin gehen, er kann nicht hierherkommen.“

„Ich leide unter schweren Depressionen. Ich denke daran, diese Sache einfach zu beenden. Ich will so ein Leben nicht mehr führen. Ich will eine Zukunft, in der ich frei leben kann und nicht von Leuten darauf hingewiesen werde, dass man hier nicht schwul sein darf.“ Abdul macht sich keine Hoffnungen auf die Versprechen der Taliban, anders zu regieren. „Selbst wenn die Taliban eine Frau in der Regierung oder in der Schule akzeptieren, werden sie niemals schwule oder LGBT-Menschen akzeptieren. Sie werden sie alle auf der Stelle töten.“

Abdul sagt, er warte darauf, „einen Weg zu finden, das Land zu verlassen“. Es gibt einige Organisationen und Aktivist*innen, die versuchen, queere Afghan*innen in Sicherheit zu bringen. Abdul habe gehört, dass das Vereinigte Königreich die Aufnahme von 20 000 Geflüchteten aus seinem Land plane, aber niemand wisse, wie man sich bewerben oder registrieren lassen könne.

„Ich bin 21 Jahre alt. Mein ganzes Leben habe ich im Krieg verbracht, in Bombenangriffen, ich habe Freunde und Verwandte verloren“ – „Ich möchte nur sagen, falls jemand meine Botschaft hört, dass ich als junger Mensch das Recht habe, frei und sicher zu leben“, sagt Abdul abschließend.

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Tausende von Menschen haben in dieser Woche versucht, aus Afghanistan zu fliehen, als die Taliban die Kontrolle über das Land erlangten, was am 15. August in der Hauptstadt Kabul seinen Höhepunkt fand. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden in diesem Jahr mindestens 400.000 Afghanen gewaltsam vertrieben - 250.000 allein seit Ende Mai. Das Schicksal gefährdeter Gruppen wie etwa führender Frauen, verfolgter religiöser Minderheiten und LGBTQI*-Personen bleibt unter dem neuen Regime unklar.

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Wie in vielen Konflikten sind LGBTQI*-Personen in Afghanistan in besonderer Weise gefährdet. Gleichgeschlechtliche Intimität wurde bereits unter der früheren afghanischen Regierung mit Gefängnishaft oder sogar mit dem Tod bestraft, und Aktivist*innen befürchten, dass LGBTQI*-Personen unter den Taliban noch stärker von Gewalt bedroht sein werden, und verweisen auf die strenge Auslegung der Scharia, mit der die Gruppe während ihrer Regierungszeit von 1996 bis 2001 regierte. Obwohl sich die heutigen Taliban als gemäßigter darstellen, sind viele Menschenrechtsgruppen weiterhin besorgt. Erst letzten Monat erklärte ein Taliban-Richter gegenüber der deutschen Boulevardzeitung Bild, dass homosexuelle Männer zu Tode geprügelt werden sollen.

Rainbow Railroad, eine weltweit tätige gemeinnützige Organisation, die LGBTQI*-Personen, die verfolgt werden, helfen will, bereitet sich darauf vor, LGBTQI*-Afghanen bei ihrem Fluchtversuch zu unterstützen. Die 2006 in Kanada gegründete Organisation hilft LGBTQI*-Personen, aus Ländern zu fliehen, in denen sie aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität unmittelbar bedroht sind. Die Gruppe beantwortet jedes Jahr über 3 000 Anfragen und hilft jährlich etwa 200 Menschen, die Grenzen zu überschreiten.

Rainbow Railroad hat in diesem Jahr bereits 50 Hilfegesuche von Menschen aus Afghanistan erhalten und rechnet in naher Zukunft mit einem weiteren Anstieg. Das US-Amerikanische TIME Magazin sprach mit Kimahli Powell, der Geschäftsführerin von Rainbow Railroad, über die aktuelle Situation von LGBTQI* in Afghanistan.

Auf die Frage, ob Rainbow Railroad daran arbeite, allen zu helfen, die derzeit versuchen, Afghanistan zu verlassen, erklärte Powell, dass LGBTQI*-Organisationen in Afghanistan aus verschiedenen Gründen sehr eingeschränkt seien, unter anderem, weil sich das Land in einem ständigen Kriegszustand befindet und einvernehmliche gleichgeschlechtliche Beziehungen kriminalisiert werden. Es gäbe nur wenige Menschenrechtsverteidiger, an die man sich wenden könne, und es gäbe nur wenige Organisationen, die Unterstützung anbieten. Das ist der Kontext, in dem Rainbow Railroad in der Region tätig ist. Wichtige Partnerschaften seien jedoch für Rainbow Railroad von großer Bedeutung, um gefährdete Menschen zu identifizieren, denn es sei wirklich schwierig, Afghan*innen zu finden, die bereit seien, überhaupt das Risiko einzugehen, sich im Internet als Mitglieder der LGBTQ-Gemeinschaft zu outen. Trotzdem erhalte Powells Organisation immer wieder Hilfesuchen aus Afghanistan, allein in diesem Jahr seien es mindestens 50 gewesen, meisten Anfragen von Einzelpersonen. Man gehe jedoch davon aus, dass es in den kommenden Wochen und Monaten noch viele weitere geben wird. Um zu versuchen, mehr Menschen zu erreichen, stütze man sich derzeit auf das weitreichende internationale Netzwerk und Kontakte im Land.

Doch die Situation sei sehr instabil, so Powell: „Wenn ich sage, dass wir mit einem sprunghaften Anstieg der Anfragen rechnen, dann meine ich damit, dass in den kommenden Tagen und Wochen die Menschen versuchen werden, sich auf jede erdenkliche Weise an uns zu wenden, und dass wir auf der Suche nach Lösungen sein werden“.

Im Moment sei die Situation für queere Menschen in Afghanistan unklar, da die Taliban die Macht übernommen haben. Doch schon im Gesetz der vorherigen Regierung wurde einvernehmliches gleichgeschlechtliches Handeln kriminalisiert. Dies habe, so Powell, zu einer Kultur der Belästigung und Gewalt durch die Polizei sowie zu einer Kultur der Diskriminierung geführt. Die Menschen hätten keinen Zugang zu Gesundheitsdiensten und würden ihre Arbeitsstellen verlieren, wenn sie sich outen. LGBTQ-Personen könnten nicht melden, wenn sie diskriminiert, angegriffen, vergewaltigt oder verhaftet werden. So seien LGBTQI* schon vor der Machtergreifung der Taliban dieser Art von Diskriminierung ausgesetzt gewesen. Nun sorgt Powell sich, angesichts der Trends im Nahen Osten und in Nordafrika, dass Queerfeindlichkeit unter diesem Regime noch zunehmen würden.

Doch für die Afghan*innen, die flüchten und sich im Ausland neu ansiedeln werden können, gilt, dass sie die Unterstützung von Gemeinschaften brauchen, insbesondere von LGBTQ-Gemeinschaften. „Sie brauchen Zugang zu Wohnraum, sie brauchen Zugang zu emotionaler und psychischer Unterstützung, sie brauchen Zugang zu Ressourcen. Ich denke, das ist die Chance, die Einzelpersonen, Zivilgesellschaften und Regierungen bieten können“.

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