Vor einiger Zeit meldete der LSVD Schleswig-Holstein, dass es zu einem queerfeindlichen Vorfall an der freien Waldorfschule in Itzehoe gekommen sei. Im Rahmen der „Michaeli“-Feier wurde am 29. September 2023 ein von den Kindern gebastelter Drache verbrannt, der als queeres Monster dargestellt wurde. Daraufhin stellte der Lesben- und Schwulenverband Strafanzeige gegen die Schule.
Die Waldorf-Schule beschrieb in einem Beitrag zum Fest auf ihrer Webseite, das Verbrennen des Drachens repräsentiere „[d]e[n] Sieg des Guten über das Böse, der Freiheit über die Gefangenschaft“ (der Beitrag wurde später von der Webseite genommen, ist jedoch noch auf archive.org verfügbar). Dabei war das „Böse“ in pink und queer dargestellt worden. Nach Angaben von queer.de zählten zu den queeren Elementen des Pappmaché-Drachens ein Barbie-Hut und ein rosafarbenes Trikot des queerfreundlichen Fußballclubs „Inter-Miami“. Diese war zusätzlich markiert mit dem Aufschrift „Gaydidas“.
So lässt die Gestaltung des Drachens wenig Zweifel an der Intention des Verbrennungsrituals zu. Oliver Rautenberg, der sich auf seinem Blog kritisch mit Rudolf Steiners Anthroposophie auseinandersetzt, stellt klar: „Der Teufel, den die Waldorfschule hier mit Feuer austreibt, ist queer“. Vorstandsmitglied des LSVD Schleswig-Holstein Florian Wieczorek äußerte sich ebenfalls zum Vorfall: “Wir werden als Böses assoziiert und das ist das Problem! Wir sind alles Menschen. Und deswegen kann es nicht sein, nur weil ich ’nen Mann liebe, dass ich in irgendeiner Weise Böse oder anders bin.“
Am 13. Oktober veröffentlichte die Waldorfschule eine Entschuldigung auf ihrer Webseite, doch scheint sie keine direkte Verantwortung für den Vorfall zu übernehmen. In der Stellungnahme wird nicht die gesellschaftliche Bedeutung des Verbrennungsrituals reflektiert, sondern die Schule entschuldigt sich lediglich dafür, falls einzelne Personen oder Gruppen sich verletzt gefühlt haben sollten.
Doch vor allem in Bildungsinstitutionen kann eine solche queerfeindliche Symbolik dramatische Folgen haben. Die SPD-Abgeordnete im Schleswig-Holsteinischen Landtag Birgit Herdejürgen betont: „Weder „woke“ noch „queer“ dürfen Kindern als Böse vermittelt werden, was auch immer von archaischen Ritualen sonst zu halten ist.“ Daraufhin forderte die Fraktion das Bildungsministerium auf, den Vorwürfen gegen die Waldorfschule Itzehoe nachzugehen. Das Bildungsministerium Schleswig-Holstein äußerte sich dazu, dass es den Vorfall untersuchen werde. Auch die Schule ist verpflichtet, denn Fall aufzuarbeiten. Die Strafanzeige des LSVD Schleswig-Holstein bleibt auch nach der Stellungnahme der Schule bestehen, denn „[i]nakzeptables Verhalen muss Konsequenzen nach sich ziehen“, so Wieczorek.