Echte Vielfalt

Dokumentation

Muss ein Mann um jeden Preis stark, potent und unverwundbar sein? Diese Frage stellt sich die Arte-Dokumentation „Starke Männer: Die Wurzeln des Männlichen“.

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Dabei liefert sie einen Rundumschlag von der Antike bis in die heutige Zeit und schafft es, die „Uneindeutigkeit“ von Männlichkeit erkennbar werden zu lassen, an der sich bis heute nichts geändert hat. Durch den historischen Rückblick wird deutlich, dass Männlichkeit oft in einem Spannungsfeld zwischen unerreichbaren Idealen und gesellschaftlichen Erwartungen stand und steht, die von Krieg und Hierarchien geprägt sind.

Die Doku hinterfragt, ob Männer wirklich stark, potent und unverwundbar sein müssen, und zeigt auf, wie diese Ideale oft zu einer Überforderung und einem Scheitern führen. Damit steht sie in einem deutlichen Gegensatz zum aktuellen öffentlichen und politischen Diskurs wie zum Beispiel um eine Reaktivierung der Wehrpflicht. Gleichzeitig wird deutlich, dass Männlichkeit keineswegs die „selbstbestimmte“ Machtposition ist, als die sie immer verkauft wurde.

Männlichkeit wird stark von gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen „Codes“ sowie elterlichen Vorbildern und sozialen Medien geprägt. Diese Einflüsse bestimmen, wie Männer ihre Identität und ihr Verhalten formen. Dabei ist Männlichkeit keine individuelle Eigenschaft, sondern basiert immer auch auf routinierten und unhinterfragten Glaubenssätzen, die von der Kindheit bis ins Arbeitsleben verinnerlicht werden. Teilweise werden diese Rollenbilder dabei konkret abgewendet, um Männer dazu zu bringen, sich blind einer Sache zu opfern wie bspw. Krieg, an dessen Ende sie gebrochen oder tot herausfallen.

Am Ende steht die Aufforderung: „Damit Männer ihren Blick auf Frauen ändern, müssen sie ihren Blick auf sich selbst ändern.“ Wer das kann, soll es tun. Diese Selbstermächtigung ist jedoch keine rein individuelle Angelegenheit, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es zeigt sich, dass Männlichkeit oft wie ein ideologisches Gefängnis wirkt, insbesondere für Männer außerhalb von Machtpositionen. Aktuell wird Männlichkeit weiterhin oft reaktionär gelebt, sei es in der Rolle des Soldaten oder des „toxischen“ Karrieresubjekts à la „Wolf of Wall Street“.
Um allerdings mit diesen Narrativen zu brechen, braucht es mehr als nur den Willen. Ein solcher Bruch gelingt nur, wenn gleichzeitig alternative positive Visionen von Männlichkeit angeboten werden. In der Doku finden sich hierzu einige Künstler*innen. Einen breiten Entwurf positiver Männlichkeitsbilder lässt sie allerdings offen. Eine absolute Empfehlung für alle, die sich mit den gesellschaftlichen und kulturellen Konstruktionen von Männlichkeit auseinandersetzen möchten.

Hier geht es zur Doku auf Arte und YouTube

Grafik: Freepik

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Das Jugendnetzwerk lambda::nord e.V. ist ein queerer Jugendverband mit Sitz in Lübeck. Der Verein setzt sich in Schleswig-Holstein und Hamburg für die Bedarfe und Interessen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*, inter*, nicht-binären und queeren Heranwachsenden und jungen Erwachsenen ein. Lambda::nord gehört außerdem dem bundesweit aktiven Verband Lambda an, der sich ebenfalls in der queeren Jugendarbeit engagiert.

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Der Verein wird von einem ehrenamtlichen Vorstand geleitet und beschäftigt mehrere hauptamtliche Mitarbeiter*innen. Daneben unterstützen ehrenamtliche junge Menschen und Praktikant*innen das Team in verschiedenen Bereichen. Der Verein besteht aus den vier Bereichen Geschäftsführung, Bildungsarbeit, Queere Kinder- und Jugendarbeit und einer Informations- und Beratungsstelle. Durch diese Angebotsvielfalt setzt sich lambda::nord in den verschiedensten Bereichen für die Bedürfnisse und Interessen von heranwachsenden queeren Menschen ein. So schafft das Jugendnetzwerk Sichtbarkeit für die LSBTIQ*-Community und zeitgleich einen Safer Space für queere junge Menschen, um sich auszutauschen, sich zu engagieren, sich beraten zu lassen und gemeinsam Zeit zu verbringen.
Die offene Kinder- und Jugendarbeit findet in den Räumlichkeiten von lambda::nord statt. Jeden Mittwoch finden die beiden offenen Jugendgruppen statt. Der „Dinozug“, für Menschen von 12-16 Jahren, trifft sich von 16-18 Uhr. Die „Rosa Einhorn Brigade“, für Menschen von 17-27 Jahren, trifft sich von 18:30-21 Uhr. Im wöchentlichen Wechsel finden Koch-, Spiel-, Kreativ- und Themennachmittage statt. Des Weiteren wird derzeit dienstags und donnerstags ein offener Treff angeboten. Auf Instagram teilt @queere_jugendarbeit_hl das aktuelle Programm und weitere Informationen zu bspw. Gedenktagen regelmäßig mit.
Wer nach Vernetzung und konkreten queeren Jugendangeboten in Schleswig-Holstein sucht oder diese anleiten möchte, kann sich bei der Koordinationsstelle für queere Kinder- & Jugendarbeit und Ehrenamtsmanagement in Schleswig-Holstein melden.
Informationen und Beratung rund um Fragen und Problemlagen von jungen queeren Menschen finden in der Informations- und Beratungsstelle „NaSowas“, ebenfalls in den Räumlichkeiten von lambda::nord, statt. Hier können queere Menschen, Angehörige, Freund*innen und auch Fachkräfte Informationen sowie Unterstützung erhalten und ein offenes Ohr finden.
QU::ALLE und SCHLAU Lübeck sind als Bildungsangebot bei lambda::nord angebunden. Das Schlau Team besteht aus Ehrenamtlichen, die mit ihrer eigenen queeren Biografie Bildungsarbeit in Schulen leisten. Qu:alle richtet sich ebenfalls an Schüler*innen und gibt Workshops zu den Themen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. Das Angebot richtet sich auch an Fachkräfte im schulischen Kontext, um zu den Themen aufzuklären und zu sensibilisieren.

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Am 4. April 2025 wurde das 35. Gründungsjubiläum des „LSVD+ Verband Queere Vielfalt“ auf Einladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue gefeiert. Der LSVD⁺ Verband Queere Vielfalt ist ein Bürgerrechtsverband und vertritt Interessen und Belange von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* und intergeschlechtlichen sowie weiteren queeren Menschen (LSBTIQ*).

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Im Jahr 1990 gründete sich der Verband in Leipzig als „Schwulenverband in der DDR“, neun Jahre später wurde er zum „Lesben- und Schwulenverband in Deutschland“. 2024 nannte er sich in „LSVD+ Verband Queere Vielfalt“ um. Damit soll deutlicher gemacht werden, dass der Verband für die gesamte queere Gemeinschaft einsteht. Die Geschichte des Verbands kann auf der Webseite nachgelesen werden.

In seiner Rede bei der Jubiläumsfeier im Schloss Bellevue lobt der Bundespräsident den jahrzehntelangen Einsatz des LSVD+ für die queere Community und hebt das Motto seines Verbandstages hervor, das lautet: „Wir bleiben dran“.

Denn die Situation für queere Menschen in Deutschland sei „sehr ambivalent“, so Steinmeier.  Einerseits gebe es große Fortschritte in Hinblick auf Aufklärung und Toleranz, andererseits „die Gefahr eines gesellschaftlichen Rollback[s]“. Steinmeier geht auf queerfeindliche Angriffe von Neonazis bei Pride-Paraden, homo- und transfeindliche Hasskriminalität und Fake News ein. Dabei erwähnt er auch die Situation in den USA, in denen die Trump-Regierung immer mehr queerfeindliche Maßnahmen erlässt. Mit Blick auf solche reaktionären Tendenzen formuliert Steinmeier einen Appell: „Wir bleiben dran“ müsse auch für Politik und Gesellschaft gelten.

Vonseiten des LSVD+ sprechen Alva Träbert und Alexander Vogt aus dem Bundesvorstand beim Empfang. Nachdem sie sich für Steinmeiers Unterstützung und Wertschätzung bedanken sowie seinen Einsatz für Vielfalt loben, weisen sie auch auf Missstände inner- und außerhalb Deutschlands hin. Träbert und Vogt wollen „den Finger in die Wunde legen“, so wie der Verband es die letzten 35 Jahre tat und worauf sein Erfolg beruhe.

Konkret geht es um die Lage von LSBTIQ* im Ausland, darunter Afghanistan, Georgien, Iran und Russland. Insbesondere die Situation in Afghanistan besorgt die Redner*innen des LSVD+ sehr und sie kritisieren in Hinblick darauf den Umgang in Deutschland mit der Aufnahme afghanischer Geflüchteter: „Während deutsche Politik und deutsche Medien diskutieren, wer wirklich gefährdet ist und wer vermeintlich selbst eine Gefahr darstellt, sind queere und trans Personen in Afghanistan vor allem eins: allein. Bei einer unkoordinierten und überstürzten Beendigung des Bundesaufnahmeprogramms zahlen queere Menschen den höchsten Blutzoll.“

Der LSVD+ setzte sich in den letzten Jahren stets auch für den Schutz queerer Geflüchteter ein. Dabei wurde das geforderte Ende des Bundesaufnahmeprogramms Afghanistan wiederholt in den Blick genommen und kritisiert. Der Verband machte dahingehend immer wieder auf die Gewalt aufmerksam, die LSBTIQ* Personen unter der Taliban-Regierung fürchten müssen.

In den vergangenen 35 Jahren hat der LSVD+ Verband Queere Vielfalt unermüdlich die Situation queerer Menschen beobachtet und sich für ihre Rechte eingesetzt. Mit klaren Forderungen an die Politik strebt der Verband danach, dass queere Menschen in Sicherheit leben können, die gleichen Rechte genießen und vor Diskriminierung geschützt sind. Der LSVD+ spielt eine entscheidende Rolle für die Interessen von LSBTIQ* in Deutschland. Wir gratulieren dem LSVD+ zu seinem 35. Jubiläum!

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„Die Natur überrascht immer wieder und zeigt, wie vielfältig das Leben ist – besonders, wenn es um sogenanntes natürliches Verhalten geht.“ Queeres Verhalten in der Natur wurde lange ignoriert, doch durch gesellschaftlichen Wandel und neue Forschung wird klar, wie vielfältig die Natur tatsächlich ist. Als Säugetiere sind auch wir Menschen Teil dieser Vielfalt.

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Zu diesem spannenden Thema hatten wir bereits im Februar 2024 eine Programmempfehlung: In der Arte-Reihe „42 – Die Antwort auf fast alles“ befassten sich die Macher*innen mit der Frage „Sind wir alle bisexuell?“. Als Antwort zeigte die Doku, dass „Bi-Sein“ kein Entweder-Oder, sondern ein Spektrum ist, in dem Menschen bewusst oder unbewusst ihre Identität finden. Die Idee, dass sich Menschen zu allen Geschlechtern hingezogen fühlen können, eröffnet damit spannende Diskussionen über die biologische und soziologische Dimension menschlicher Sexualität.

An dieser Stelle knüpft die Dokumentation „Queere Tiere – Mehr als Männchen und Weibchen“, ebenfalls von Arte, an. Sie greift auf, wie die Vielfalt der tierischen Sexualität und ihre Verhaltensweisen traditionelle Geschlechterbilder auch auf nichtmenschlicher Ebene infrage stellen. Beispiele wie homosexuelle Dickhornschafe, kuschelnde Löwenmännchen und Delfine veranschaulichen diese Buntheit auf humorvolle Weise und eröffnen neue Perspektiven auf die Schönheit und Komplexität des Lebens. Der Blick auf die Tierwelt macht deutlich, dass Vielfalt die Regel und nicht die Ausnahme ist.

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Am vergangenen Freitag, 21. Februar, wurde zum 39. Mal im Rahmen der Berlinale der TEDDY AWARD verliehen - der älteste und bedeutendste queere Filmpreis der Welt.

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Laut Webseite kommt der TEDDY AWARD „Filmen und Personen zugute[…], die Themen zur gesellschaftlichen Vielfalt kommunizieren und einen Beitrag für mehr Toleranz, Akzeptanz, Solidarität und Gleichstellung in der Gesellschaft leisten.“

Bei der diesjährigen Preisverleihung an der Berliner Volksbühne wurde der australische Film „Lesbian Space Princess" von Leela Varghese und Emma Hough Hobbs in der Kategorie ‚Bester Spielfilm‘ gekürt. Der Film spielt in einem queeren Science-Fiction Universum, die Protagonistin „Princess Saira“ befindet sich auf einer „inter-gay-lactic“ Selbstfindungsreise.

Den besten Dokumentarfilm gewann Rosa von Praunheim mit „Satanische Sau“. Der queere Regisseur, dessen Filme eine wichtige Rolle für die deutsche  LGBTIQ*-Bewegung einnahmen, erklärt zu dem Film: „Die Sau bin ich, gespielt von meinem Alter Ego, dem genialen Schauspieler Armin Dallapiccola. Der Film ist ein Traum, eine Parodie, eine Farce meines Lebens. Poetische Assoziationen zu meinem Tod, zu meinem Sexleben, zu meiner Wiedergeburt.“

Seit diesem Jahr bedeutet die Auszeichnung in der Kategorie Dokumentarfilm noch eine weitere Ehre. Der Gewinnerfilm wird automatisch für einen Oscar in der Kategorie ‚Dokumentarfilm‘ qualifiziert.

Der Film über den Künstler Lloyd Wong (Titel: Llyod Wong, Unfinished) von Lesley Loksi Chan wurde als bester Kurzfilm ausgezeichnet.

Weitere Informationen zu den ausgezeichneten und nominierten Filmen sowie Interviews mit den Regisseur*innen finden sich auf dem Blog des TEDDY AWARD. Zudem findet sich auf der Webseite eine Übersicht über queere Filmfestivals auf der ganzen Welt.

Den Hauptpreis der Berlinale, den Goldenen Bären, gewann im Übrigen auch ein LGBTIQ*-Film: „Dreams (Sex Love)“ vom norwegischen Regisseur Dag Johan Haugerud. Der queere Coming of Age Film handelt von einer 17-Jährigen, die sich in ihre Lehrerin verliebt. Nach Angaben von queer.de soll er im Mai 2025 in die deutschen Kinos kommen.

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Dass Disney nicht unbedingt zu den progressiven Konzernen dieser Welt gehört, wurde hier schon früher thematisiert. In der Vergangenheit dominierten traditionelle Werte wie Monarchien und heteronormative Familienstrukturen die Filme des Konzerns und vermittelten den Zuschauer*innen ein eher konservatives Familien- und Gesellschaftsbild. Der Film Strange World (2023) bot erstmals einen offen schwulen Hauptcharakter, Ethan, doch dessen Beziehung blieb romantisch unerzählt, wie der Filmkritiker Wolfgang M. Schmitt anmerkte. So bekam Disneys Darstellung progressiver Themen einen Anstrich oberflächlicher Selbstverständlichkeit, die weniger authentisch als vielmehr strategisch erschien.

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Zum Nachlesen geht es hier zu unserem Artikel über „Strange World.

In der nun erscheinenden Serie Win or Lose, die am 19. Februar 2025 startet, scheint es sogar noch einen Schritt weiter zurückzugehen. Wie die Kieler Nachrichten unter Berufung auf US-Medien, darunter den „Hollywood Reporter” und „Variety”, schreiben, wurde hier aktiv eine Perspektive aus Sicht einer Transrolle gestrichen. Disney begründete dies mit dem Wunsch vieler Eltern, „solche Themen eigenständig mit ihren Kindern zu besprechen“. Nach Angaben der Kieler Nachrichten vermuten Beobachter*innen jedoch, dass wirtschaftliche und politische Kontroversen, wie die Debatten um das „Don’t Say Gay“-Gesetz in Florida und die Flops von Filmen wie Lightyear und Strange World, den Konzern zu diesem Schritt bewegt haben. In beiden Filmen kamen offen homosexuelle Beziehungen vor.

Dass ein Konzern wie Disney seinen Umsatz im Sinn hat, ist dabei zunächst nichts Ungewöhnliches. Und sollte Disney tatsächlich Geschichten schreiben, in denen die Sexualität ausgelassen wird, wäre das wenig problematisch. Leider bedeutet das Weglassen der Perspektive nicht-binärer Beziehungen nicht automatisch, dass den Eltern oder anderen Pädagog*innen das Thema Sexualerziehung überlassen wird. Im Gegenteil: Disneyfilme sind keineswegs neutrale Kinderfilme, sondern zwingen Eltern gewissermaßen, sich zu ihren offenen wie verdeckten politischen Positionen und Menschenbildern zu verhalten. Dass also dem Wunsch der Eltern entsprochen wird, Sexualität und Geschlechtlichkeit eigenständig zu besprechen, zeugt höchstens von einer völligen Weltfremdheit der Verantwortlichen. Im schlimmsten Fall ist es kalkulierter Konservativismus.

Für interessierte Eltern und andere pädagogisch verantwortliche Personen, die sich nicht scheuen, kritisch auf Kinderfilme zu blicken (und sich dabei eventuell den ein oder anderen Film zu verleiden), möchten wir daher auch die anderen Filmanalysen von Wolfgang M. Schmitt zu Disney ans Herz legen, zum Beispiel:

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Der US-amerikanische Konzern Meta, unter den die Plattformen Facebook und Instagram fallen, kündigte an, das Faktencheck-Programm einzustellen. Der Unternehmenschef Mark Zuckerberg begründet dies damit, dass Zensur vermieden werden soll. Diese politisch eingefärbte Kehrtwende hat auch Konsequenzen für Hasskriminalität gegenüber LGBTIQ*-Personen, die nun beispielsweise offiziell als ‚psychisch krank‘ bezeichnet werden dürfen.

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Ähnlich wie bei der Plattform „X“ von Elon Musk soll die unabhängige Faktenprüfung bei Facebook und Instagram nun durch ein System der „Community Notes“ ersetzt werden. In den neuen Richtlinien beschreibt der Konzern, dass dadurch die Meinungsfreiheit gewährleistet werden soll. Bisher seien zu viele harmlose Inhalte ‚zensiert‘ worden. Mit dem neuen Ansatz sollen Posts über die Gemeinschaft beurteilt werden anstatt über externe Faktenchecks, die politisch beeinflusst seien.

Das International Fact-Checking Network kritisierte diesen Schritt in einem Offenen Brief scharf. Zur Meinungsfreiheit gehöre auch, dass man sagen dürfe, warum etwas falsch sei. Faktenchecker würden politisch unabhängig arbeiten, dafür sorgten die Richtlinien des Netzwerks. Dahingegen würde das System der Community Notes auf einen politischen Konsens angewiesen sein. Dass die Entscheidung kurz vor der Vereidigung von Donald Trump als US-Präsident fällt, sei also kein Zufall. Zuckerberg habe laut NBC News die Wahl als kulturellen Wendepunkt beschrieben, in dem freie Rede endlich priorisiert werde.

Faktenchecker wurden vorher vor allem von Konservativen kritisiert, Noch-Präsident Biden bezeichnete die Entscheidung hingegen als „beschämend“. So scheint Zuckerberg gerade dem politischen Kurs in den USA zu folgen. Zusätzlich zu den Maßnahmen in Hinblick auf Falschinformationen kündigte der Internetkonzern an, sein Programm für Chancengleichheit und Diversität zu beenden. Begründet wird dies mit dem „politischen Wandel“ in den Vereinigten Staaten (tagesschau.de).

Begleitet wird das Ende des Faktenchecks mit einer Auflockerung der Richtlinie zu hasserfülltem Verhalten. Konkret bedeutet dies, dass vormals verbotene Inhalte, die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Diskriminierungen beinhalten, erlaubt sind. Darunter fällt, dass LGBTIQ*-Personen als ‚psychisch krank‘ bezeichnet werden dürfen, ohne dass die Verfasser des Posts mit Konsequenzen rechnen müssen. In der neuen Richtlinie zu hasserfülltem Verhalten von Facebook & Co gilt:

„Wir erlauben Unterstellungen von psychischer Erkrankung oder Anomalien, wenn sie auf geschlechtlicher oder sexueller Orientierung basieren, angesichts des politischen und religiösen Diskurses über Transgenderismus und Homosexualität und der häufigen, nicht ernst gemeinten Verwendung von Wörtern wie 'seltsam'."

Auf die Streichung von Maßnahmen gegen queerfeindliche Hassrede reagierte die LGBTIQ* Organisation GLAAD empört. Die Präsidentin der Organisation Sarah Kate Ellis erklärt, dass Meta Hass gegen LGBTIQ* für Profit benutzen und damit echte Meinungsfreiheit untergraben würde. Bereits der verwendete Begriff ‚Transgenderismus‘, mit dem geschlechtliche Vielfalt als Ideologie definiert werde, befeuere Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit. Zusätzlich zu Anti-LGBTIQ* Inhalten werden auch rhetorische Angriffe gegen Frauen und Migrant*innen gelockert.

Bisher gilt das Ende der Faktenchecks nur für die USA. Dennoch könnte der Richtungswechsel auch in andere Länder übergehen. In der Europäischen Union gibt es viele Kritiker*innen des Vorgehens. Das EU-weite Gesetz über digitale Dienste (Digital Services Act) “[…] sehe Strafen vor, sollten die Risiken der Verbreitung von Falschinformationen erheblich steigen, sagen Experten, wie Jan Penfrat (European Digital Rights).“ (ZDF).

 

Bild: Freepik

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Die Arte-Kurzdokumentation „Mit offenen Daten“ befasste sich am 3. Januar mit den Verbindungen zwischen der ultrakonservativen NGO Family Watch International und dem 2023 verabschiedeten Anti-Homosexualitätsgesetz in Uganda. Dieses Gesetz gehört zu den härtesten weltweit und sieht in bestimmten Fällen neben lebenslanger Haft sogar die Todesstrafe vor.

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Seit März 2023 berichten wir über die Entwicklungen und die Verabschiedung dieses Gesetzes. Dabei war es uns stets wichtig, den gezielten Einfluss evangelikaler Geldgeber aus den USA auf Anti-LGBTIQ*-Kampagnen und Gesetzgebungen in afrikanischen Ländern wie Ghana, Kenia und Nigeria zu verdeutlichen. Unter Berufung auf das Institute for Journalism and Social Change sowie Berichte von Foreign policy haben wir versucht, diese perfide Einflussnahme darzustellen.

Arte greift diese politische Einflussnahme amerikanischer NGOs auf Staaten des afrikanischen Kontinents in der Dokumentation „Homophobie in Afrika: Ein Einfluss aus Amerika?“ nun auf. Die Dokumentation zeigt auf prägnante und verständliche Weise die Verbindungen zwischen Family Watch International und der Anti-Homosexualitätsgesetzgebung, insbesondere in Uganda. Dabei wird erläutert, wie gezielte Maßnahmen wie die Finanzierung von Konferenzen und Stipendien eingesetzt wird, um politische Entscheidungsträger direkt zu beeinflussen.

Kristof Titeca, Professor an der Universität Antwerpen, beschreibt Afrika in diesem Zusammenhang als „letzte Bastion“ für christlich-fundamentalistische Organisationen, die in den USA kaum noch direkten Einfluss auf Gesetzgebungen ausüben können. Mit Blick auf unsere bisherigen Artikel zum Thema USA lässt sich festhalten, dass ultrakonservative und evangelikale Gruppen auch in den USA weiterhin großen politischen Einfluss ausüben. Doch das Beispiel Uganda zeigt, dass sich die Lage in Afrika sehr viel brutaler darstellt.

Das Team von „Mit offenen Daten“ deckt in diesem Zusammenhang die langjährigen Verbindungen zwischen Sharon Slater, Vorsitzender von Family Watch International, und dem ugandischen Präsidenten Museveni sowie dessen Frau auf. Wie Arte berichtet, präsentierte Slater im April 2023 auf einer Konferenz einen vollständigen Gesetzesentwurf „zum Schutz der Familien und vor sexueller Gewalt“. Zur gleichen Zeit wird in Uganda das Anti-Homosexualitätsgesetz verabschiedet.

Der systematische Lobbyismus US-amerikanischer ultrakonservativer Organisationen verdeutlicht, wie eng internationale politische Einflussnahme und Menschenrechtsverletzungen miteinander verknüpft sind – mit schwerwiegenden Folgen für die LGBTIQ*-Gemeinschaft in den betroffenen Ländern. Darüber hinaus zeigt die sozioökonomische Situation der betroffenen Staaten, dass insbesondere soziale und wirtschaftliche Instabilität einen Nährboden schafft, auf dem menschenverachtender Lobbyismus gedeihen kann.

Doch auch Europa ist nicht per se vor solch einem Lobbyismus gefeit. Beispiele wie die spanischen Parlamentswahlen 2023 zeigen, wie rechtskonservative Kräfte, etwa die Partei VOX, gezielt Fakten schaffen, wo sie Einfluss gewinnen. Zudem erreichen sie insbesondere bei jungen Bevölkerungsgruppen hohe Reichweiten in den sozialen Medien. Gleichzeitig hat Spanien mit 28 Prozent eine der höchsten Jugendarbeitslosigkeitsquoten in der EU. Parteien wie VOX werden dadurch in Europa zu potenziellen Andockstellen für NGOs wie Family Watch International.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich: Der Einsatz für die Rechte von LGBTIQ*-Personen ist eng mit der politischen Arbeit für eine insgesamt sozialere Gesellschaft verknüpft, die alle Minderheiten und explizit auch armutsgefährdete Gruppen einbezieht.

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Am 6. Dezember 2024 wurde in Polen das erste queere Museum eröffnet. Die Dauerausstellung nimmt über 400 Jahre nicht-heteronormative Geschichte Polens in den Blick. Damit gehen die Initiator*innen einen wichtigen Schritt in einem Land, in welchem die Rechte von LGBTIQ* noch immer eingeschränkt sind.

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Auf seiner Webseite beschreibt sich das Museum als „offener Raum für Begegnungen mit der Geschichte von LGBTQ+-Menschen und -Gemeinschaften“. Mit einer Sammlung von Artefakten, Fotos, Dokumenten, Flugblättern, sowie Video- und Audiospuren zeigt das Museum: Es gibt eine lange queere Geschichte in Polen, die - anders als oft erzählt – bereits vor 1990 beginnt.

Die Dauerausstellung ist als Zeitstrahl konzipiert und in acht Bereiche unterteilt. Ab 1559 werden nicht-heteronormative Lebensformen nachgezeichnet. Das Museum fungiert als Archiv für ost- und mitteleuropäische LGBTIQ*-Geschichte, die auch über die polnischen Grenzen hinausreicht. Der Zeitstrahl wurde von dem Historiker und Professor an der Universität Warschau, Piotr Laskowski, entwickelt. Wichtig ist dem Museum, nicht nur eine Geschichte von Verfolgung und Diskriminierung zu erzählen, sondern auch von Freude, Aktivismus und Stolz.

Anfang 2025 wird die Dauerausstellung auch als virtuelle Version auf der Webseite des Museums verfügbar sein. Initiiert wurde das Museum von Lambda Warschau, der ältesten LGBTIQ* Organisation in Polen. Krzysztof Kliszczyński, der Leiter des QueerMuzeum, war selbst bei der Gründung der Organisation im Jahr 1997 dabei. Gegenüber der taz erklärt Kliszczyński: „Für mich geht ein Traum in Erfüllung. In Polen haben wir noch kein Lebenspartnerschaftsgesetz, aber wir haben jetzt ein Museum. Für uns – die Community – und für alle, die ganze Gesellschaft.“

Ehrenamtliche trugen wesentlich zur Eröffnung des Museums bei (L.Mag). Dies zeigt, dass zivilgesellschaftliche Bemühungen Früchte tragen können, auch wenn die Situation für LGBTIQ* trotz Abwahl der konservativen PiS-Partei in Polen noch immer nicht optimal ist. Das Ziel einer langfristigen Finanzierung steht noch aus. Optimal wäre eine Mischung aus staatlichen Förderungen, Fundraising und privaten Spenden (taz).

Mit seiner Sammlung, die stets erweitert werden soll, bietet das Museum auch Anlass zur weiteren Erforschung queerer Geschichte - in Polen und darüber hinaus. Neben dem Museum soll auch mit dem Magazin QueerStoria Sichtbarkeit und Platz für die polnische LGBTIQ* Community geschaffen werden. QueerMuzeum Warschau ist das vierte queere Museum in Europa und reiht sich damit ein in die Initiativen des Schwulen Museums Berlin, des IHLIA LGBT Heritage Archiv in Amsterdam sowie des Queer Britain Museum in London.

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Mit der Wiederwahl von Donald Trump am 6. November 2024 zeichnen sich erhebliche Rückschläge für die Rechte der LGBTIQ*-Gemeinschaft ab. In seiner ersten Amtszeit setzte Trump bereits Maßnahmen um, die den Schutz und die Anerkennung von LGBTIQ*-Rechten einschränkten. Nun könnte er diese Politik weiter verschärfen, was zu einer ernsthaften Gefährdung der Rechte und Freiheiten führen könnte, die LGBTIQ*-Personen in den letzten Jahren erkämpft haben.

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Laut Angaben von The Pink News hatte Trump bereits im Vorfeld angekündigt, dass er im Falle einer Wiederwahl entschlossen sei, alle Programme der Bundesregierung zu beenden, die Geschlechtsumwandlungen fördern, und das Recht von Trans-Personen auf geschlechtskonforme medizinische Versorgung zu untergraben. Einen Einstieg in das Thema bietet unser Artikel: „Medizinische Versorgung von LGBTQ* in den USA: Dunkle Aussichten…

Weiter heißt es: Arbeitgeber*innen könnten wieder das Recht erhalten, LGBTIQ*-Mitarbeitende aufgrund „religiöser Überzeugungen“ zu diskriminieren. Daran anschließend könnte die Regierung verhindern, dass staatliche und lokale Behörden Antidiskriminierungsgesetze durchsetzen, wenn die Diskriminierung auf religiösen Überzeugungen basiert. Damit würden die Republikaner einen Bruch mit der Säkularisierung zwischen Religion und (Arbeits-)Politik herbeiführen – etwas, das aus westlicher Sicht ansonsten islamischen Staaten vorgeworfen wurde. Auch das Thema, ob Trans-Personen vom Militärdienst ausgeschlossen werden, steht erneut zur Debatte, ebenso wie  die Pläne, Trans-Personen die Nutzung von Toiletten und Umkleideräumen zu verweigern, die mit ihrer Geschlechtsidentität übereinstimmen, sowie LGBTIQ*-inklusive Bildungsprogramme in Schulen und Bibliotheken zu unterbinden. Die beiden letzten Bereiche waren bereits in der Vergangenheit stark durch ihr Potenzial, emotional aufgeladen zu werden, aufgefallen.

Darüber hinaus wird die Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Ehen durch einige konservative Richter*innen im Supreme Court weiterhin als angreifbar angesehen. Insbesondere Samuel Alito und Clarence Thomas haben – wie The Pink News bemerkt – bereits Andeutungen gemacht, diese Entscheidungen zu überprüfen und möglicherweise rückgängig zu machen. Mit sechs republikanischen Richter*innen, von denen bereits drei durch Trump bestimmt wurden, und nur drei demokratischen Richter*innen ist diese Befürchtung alles andere als unwahrscheinlich. Bereits 2022 hatte der Supreme Court das bundesweite Abtreibungsgesetz aufgehoben. Solche Schritte könnten eine Welle von Diskriminierung und rechtlicher Unsicherheit auslösen, mahnt The Guardian.

Die angedachten politischen Veränderungen sind nicht nur eine Herausforderung für die LGBTIQ*-Community, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes. Um dem entgegenzuwirken, braucht es Protest und Widerstand. Gleichzeitig hat Trump diesmal nicht nur die „Wahlmänner und -frauen“ hinter sich, sondern auch die Mehrheit der Stimmen. Es stellt sich damit die Frage: Wie können wir den Schutz und die Rechte der LGBTIQ*-Gemeinschaft in einer politischen Landschaft verteidigen, die sich zunehmend polarisiert – nicht nur in den USA als Weltbühne, sondern auch in Europa, wo rechtsextreme Kräfte immer deutlicher an Einfluss gewinnen?

Dabei sollten wir dem Populismus allerdings nicht auf den Leim gehen. Das Ziel muss es sein, eine Antwort zu finden, wie all jene Mitmenschen abgeholt werden können, die sich gegen ein menschliches Miteinander entschieden haben. Es bleibt zu befürchten, dass die USA in den kommenden Jahren viele Beispiele liefern werden, was geschieht, wenn dies misslingt.

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