Echte Vielfalt

4. Juli 2022

Mehr Sichtbarkeit für Bisexualität

Bereits vor über einem Jahr veröffentlichte echte-vielfalt.de einen Artikel mit dem Titel „Was ist Bifeindlichkeit?“, in der es um die spezifische Art vor Queerfeindlichkeit, die bisexuelle Menschen erfahren, ging. Nun ist zu dem Thema ein ganzes Buch veröffentlicht worden: The Hidden Culture, History and Science of Bisexuality (Die verborgene Kultur, Geschichte und Wissenschaft der Bisexualität) von Julia Shaw.

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Die Autorin erzählte dazu in einem Interview mit dem britischen Guardian: „Ich hatte so viele Fragen über Bisexualität“. In ihrem Buch stützt sie sich daher auf ihre Erfahrungen als Bisexuelle und ihren Hintergrund in den psychologischen Wissenschaften, um eine sexuelle Identität zu erforschen und zu feiern, die ihrer Meinung nach immer noch an den Rand gedrängt und vergessen wird. Dabei bezieht sie sich unter andere auf eine der ersten Messmethoden für Bisexualität, die Kinsey-Skala, die erstmals 1948 von dem Biologen Dr. Alfred Kinsey veröffentlicht wurde. Kinsey fand heraus, dass etwa die Hälfte der Männer und etwa ein Viertel der Frauen sich selbst als nicht zu 100 % heterosexuell einstuften, was für sie bedeutet, dass viele Menschen queer waren. Wenn Menschen über Sexualität als Spektrum sprechen, würden sie sich in der Regel indirekt auf die Kinsey-Skala beziehen.

Das Buch verweist auch auf die Unsichtbarkeit biologischer Menschen in der Sexualitätsforschung. Doch auch im öffentlichen Diskurs und sogar innerhalb der queeren Community werden Bisexuelle oft ausgeblendet, was auch als „bisexual erasure“ („bisexuelle Radierung“) bezeichnet wird. Während Heteros Bisexuellen mit einer Art „Hypersexualisierung“ begegnen würden – nach dem Motto: „Du stehst ja auf alle“ – reagierten Lesben und Schwule oft ablehnend, weil sie Bisexuelle als unehrlich oder mutlos betrachteten, wohl noch auf dem Weg zum „richtigen“ Coming-out.

Umso schöner ist es, dass sich eine Veränderung dieses Narratives langsam erkennen lässt, beispielsweise in der britischen Netflix-Produktion „Heartstopper“ (basierend auf dem gleichnamigen Graphic Novel von Alice Oseman). Darin steht der Teenager Nick als Kind bei „Fluch der Karibik“ sowohl auf Orlando Bloom als auch Keira Knightley, und outet sich am Ende explizit als bisexuell – und zwar bei seiner Mama. (Die Serie ist übrigens wirklich sehr empfehlenswert.)

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