Echte Vielfalt

24. November 2022

Deutsche Bischöfe in Rom: Reformvorhaben bleiben ohne Gehör.

Am Freitag, 18. November, fand in Rom ein Treffen von Vertretern verschiedener zentraler Behörden der Katholischen Kirche statt, unter anderem mit der Beteiligung der 62 deutschen Bischöfe und Papst Franziskus. „Das Treffen war seit einiger Zeit als Gelegenheit geplant, gemeinsam über den laufenden Synodalen Weg in Deutschland nachzudenken, der als Reaktion auf den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch Geistliche einberufen wurde“, heißt es in dem offiziellen Kommuniqué des Vatikans.

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Dabei wurden u. a. auch die Themen „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ und „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft” aufgegriffen.

Wie Vatikan-News berichtet, äußerte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der das Treffen moderierte, Bedenken gegenüber dem Synodalen Weg und betonte, die Gefahr liege in den „Reformen der Kirche, aber nicht innerhalb der Kirche“. Auch die Kardinäle kritisierten nicht nur die Inhalte, sondern auch das Vorgehen im Synodalen Weg. Zeitweise wurde laut Kommuniqué sogar diskutiert, den Synodalen Weg in Deutschland durch ein Moratorium auszusetzen, was letztendlich jedoch nicht umgesetzt wurde.

Auch wenn der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, in der Tagesschau als eher zufrieden zitiert wird, so äußert er dennoch Ungewissheit über die weiteren Entwicklungen. Grundsätzlich, so Bätzing, sei alles auf den Tisch gekommen. Was das genau bedeutet, bringt das Magazin Schwulissimo treffend auf den Punkt, wenn es zynisch schreibt: „[E]s ändert sich zwar nichts, aber man habe mal darüber gesprochen“.

Die deutsche Debatte sei ein Labor, so die Vatikanjournalistin Franca Giansoldati von der Tageszeitung „Il Messaggero“ in einem Zitat der Tagesschau. In Italien selbst sei, „[…] eine so grundlegende, so zielgerichtete und so wichtige Debatte über bestimmte Themen führen zu können, [undenkbar]. Ich denke da zum Beispiel an das Thema Frauen.“

Die Kritik, die über die Trägheit der Katholische Kirche, wie sie im Zusammenhang mit dem Treffen zum deutschen Synodalen Weg im September dieses Jahres vorgebracht wurde, ist damit weder unberechtigt noch relativiert. Betrachtet man jedoch die Stagnation in Rom und bedenkt, dass die Katholische Kirche vermutlich zwischen den Interessen ihrer gesamten internationalen Gemeinden (und deren Interessen) zu manövrieren versucht, dann ist das bisschen Bewegung in Deutschland zumindest als Hoffnungsschimmer zu betrachten. Interessant wird es, wenn 2023 in Rom die Weltsynode einberufen wird. Dann zeigt sich, ob der deutsche Weg Anklang findet oder gestoppt wird und wie sich die deutsche Katholische Kirche verhält. Im Moment sieht es nach dem Versuch aus, einen Schwebezustand zu erhalten.

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