In Reaktion auf einen Leitfaden des Deutschen Sauna Bunds veröffentlicht der LSVD+ Verband Queere Vielfalt eine Pressemitteilung, in der die darin ausgesprochenen Empfehlungen als diskriminierend bezeichnet werden. Der Sauna Bund würde einem Kulturkampf anstelle einer tatsächlichen Debatte nachgehen, kritisiert der LSVD+.
Am 27. Dezember 2024 veröffentlichte der Deutsche Sauna Bund ein Schreiben mit dem Titel „Selbstbestimmungsgesetz / Eintritt in geschlechtsspezifische Bereiche“ – in Reaktion auf die am 1. November vergangenen Jahres in Kraft getretene Möglichkeit, das Geschlecht und den Namen ohne aufwändiges Verfahren rechtlich ändern zu können. Dieser für genderqueere Menschen wichtige Schritt in Richtung Selbstbestimmung scheint der Sauna Bund, unter dem rund 550 Saunabetreiber*innen organisiert sind, als Problem zu definieren. Dass auch vor November schon Änderungen des offiziellen Geschlechtseintrags möglich waren, wird jedoch ignoriert. Julia Monro vom LSVD+ versteht deshalb das Schreiben als Versuch der „Stimmungsmache“ gegen das SBGG.
So wird vom Sauna Bund empfohlen, dass der Eintritt in geschlechtsspezifische Saunabereiche nur mit ‚entsprechenden‘ primären Geschlechtsmerkmalen gestattet werden soll. Mitarbeiter*innen sollen durch ‚Sichtkontrollen‘ das Geschlecht einer Person feststellen. Dass das äußerliche Erscheinungsbild und die Geschlechtsmerkmale nicht zwingend das Geschlecht widerspiegeln, mit dem sich eine Person identifiziert, wird an keiner Stelle erwähnt.
Die Debatte zeigt dabei Ähnlichkeiten zu vorherigen Diskussionen über Frauenhäuser oder anderweitige geschlechtsspezifische (Schutz-)Räume auf. Doch anstelle über Verhaltensregeln und Schutzkonzepte in der Sauna zu sprechen, die ganz unabhängig vom Selbstbestimmungsgesetz notwendig wären, wird einzig das sichtbare Geschlechtsmerkmal problematisiert.
Der LSVD+ kritisiert, dass damit trans* Personen unter Generalverdacht gestellt und normative Vorstellungen über einen Zusammenhang von Aussehen und Geschlecht verstärkt würden. So bleibe die Frage offen, wie mit nicht-binären Personen umgegangen wird. Monro erklärt: „Diese Rollenbilder erfassen die gelebte gesellschaftliche Vielfalt nicht“.
Ohne dass ein tatsächlicher Konflikt zu bestehen scheint, verstärke der Sauna Bund mit seinen Empfehlungen einen Kulturkampf, der auf dem Rücken von marginalisierten Personen ausgetragen wird. Aus der Praxis habe der Geschäftsführer des Sauna Bund, Martin Niederstein, von seltenen Problemen an Frauentagen zu berichten (t-online).
Zusätzlich zu der politischen Stimmungsmache gegen LGBTIQ* sind solche Ausschlüsse rechtlich fraglich. In Hinblick auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz erklärte die Antidiskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung Ferda Ataman bereits im Frühjahr 2023 den Ausschluss von trans Frauen aus Frauensaunen als rechtswidrig (queer.de). Dennoch empfiehlt der Sauna Bund zur Durchsetzung des Hausrechts die Polizei einzuschalten.