Echte Vielfalt

25. November 2021

Frankreich: Wörterbuch wird wegen inklusiven Gender-Pronomen „Wokeism“ vorgeworfen

Der Direktor des französischen Online-Wörterbuchs „Petit Robert“ sagte, dass das Nachschlagewerk eine Zunahme des Gebrauchs des genderinklusiven Pronomen „iel“ festgestellt habe, und das Wort deswegen aufnahm. Dabei handelt es sich um eine Wortschöpfung aus den französischen Wörtern für „er“ und „sie“ („il“ und „elle“). Der Bildungsminister verurteilte die Verwendung von „iel“ und sagte, dass die inklusive Schreibweise nicht die Zukunft der französischen Sprache sei.

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Wie der Guardian berichtet hat das Wörterbuch nun die offizielle Anerkennung des genderinklusiven Pronomens verteidigt, nachdem sich Konservative auf den jüngsten Vorstoß des vermeintlichen US-amerikanischen „Wokeism“ gestürzt hatten. Denn während die alltägliche Verwendung von „iel“ – einer Wortschöpfung aus den französischen Wörtern für „er“ und „sie“ („il“ und „elle“) – vorerst weitgehend anekdotisch bleibt, halten Kritiker*innen es für einen sprachlichen Affront, der verboten werden solle. So prangerte der Bildungsminister Jean-Michel Blanquer den Schritt an und unterstützte die Forderung des Gesetzgebers François Jolivet, die Sprachwächter der Académie Française einzubeziehen. „Inklusive Schrift ist nicht die Zukunft der französischen Sprache“, twitterte Blanquer. „Unsere Schüler, die ihre Grundkenntnisse festigen, können nicht das als Referenz haben“, fügte er hinzu.

Die Kontroverse ist das jüngste Beispiel für den vorherrschenden Widerstand gegen ein inklusiveres Verständnis von Geschlecht, welcher sich in Deutschland beispielsweise in dem von der AfD konstruierten „Gender-Wahn“ oder „Gender-Gaga“ wiederfinden lässt. Kritiker*innen in Frankreich bezeichnen inklusive Genderpronomen als amerikanische Importe, die darauf abzielen würden, Menschen mit unterschiedlichen Identitäten gegeneinander auszuspielen und die französischen Ideale von Einheit und Gleichheit zu untergraben. „Diese Art von Initiative besudelt unsere Sprache und endet damit, dass sie ihre Nutzer spaltet, anstatt sie zusammenzubringen“, schrieb Jolivet, der Gesetzgeber Emmanuel Macrons Zentrumspartei, der das Verbot durch die Académie beantragt hatte.

„Das Robert hatte keinen plötzlichen schweren Fall von ‚Wokeism‘ – ein Wort, das wir bald definieren werden“, sagte Charles Bimbenet. „Es erschien uns sinnvoll, die Bedeutung des Wortes für diejenigen zu präzisieren, die ihm begegnen, unabhängig davon, ob sie es verwenden oder ablehnen wollen. Die Definition von Wörtern, die in der Welt verwendet werden, hilft uns, sie besser zu verstehen“.

Lesen Sie hier einen Artikel über die Bedeutung inklusiver Sprache und warum Misgendering weh tut.

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