Alex Mariah Peter aus Köln ist die erste trans Frau in der Geschichte von „Germanys next Topmodel“ (GNTM), die den Titel gewonnen hat. „Anders sein ist so viel normaler, als wir uns eigestehen“, sagte die 23-Jährige, die das Thema Inklusion in der Staffel kaum thematisierte. Dabei waren „Diversity“ und „Inklusion“ genau das, was GNTM dieses Jahr ins Zentrum rücken wollte. Zum Teil ist dies auch gelungen.
Zweifellos hat sich etwas verändert: Frauen, die zuvor von GNTM ausgeschlossen wurden, wie trans Frauen, kurvige Frauen, kleine Frauen und geflüchtete Frauen, bekamen alle ihre Chance unter dem Rampenlicht. Allerdings lässt sich die Frage stellen, ob die jeweiligen Frauen auch die Möglichkeit hatten, hier mehr zu sein als das jeweilige Merkmal, dass sie „diverse“ macht. Ein Artikel der Zeit, der sich mit dieser Thematik auseinandersetzt, betitelt einen seiner Absätze „Festgelegt auf die Fluchtgeschichte“: Er kritisiert, dass eine Kandidatin wie Soulin, die mit ihrer Familie aus Syrien flüchtete, vom Sender auf eine bestimmte Art und Weise inszeniert wurden, um dem*der Zuschauer*in einen individuellen Kampf zu liefern, dessen Sieg in einem Platz bei GNTM kulminiert – Soulin selbst spricht von einem Traum. Ohne der Kandidatin davon etwas absprechen zu wollen, muss hier jedoch angebracht werden, dass sie allein gar nicht fähig sein kann, die komplexe Realität von Flucht zu repräsentieren – genauso wenig wie Alex Mariah Peter ein Sprachrohr für alle trans Frauen sein kann.
Demnach muss der „inklusive“ Schein der „spätkapitalistischen Diversity-Industrie“ mit Vorsicht genossen werden: Wie Ellen Kollender, Mitarbeiterin an der Sozial- und Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und Mercator-Fellow am Istanbul Policy Center der Sabancı University, es formuliert: „Wir müssen alternative Erzählungen etablieren, in denen Diskriminierungserfahrungen nicht lediglich ästhetisiert werden, und ihre Bearbeitung nicht allein in die Hände der Betroffenen gelegt wird“.