Echte Vielfalt

27. Dezember 2022

Keine politischen Botschaften ohne Genehmigung

Der internationale Dachverband des Automobilclubs „Fédération Internationale de l’Automobile“ (FiA) hat seine Statuten geändert. Laut Deutschlandfunk handelt es sich dabei um eine direkte Einschränkung aller Beteiligten in der Möglichkeit, die mediale Fläche für persönliche, aber auch politische Botschaften zu nutzen.

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Unter dem Dach der FiA finden beispielsweise Sportveranstaltungen wie die Formel 1 statt. Die Statuten bilden also das zentrale Regelwerk für die großen Veranstaltungen des Motorsports. So gilt laut Artikel 12.2.1.n, der ab 2023 in Kraft tritt,

„die allgemeine Abgabe und Veröffentlichung von politischen, religiösen und persönlichen Äußerungen oder Kommentaren, die insbesondere gegen den allgemeinen Grundsatz der Neutralität verstoßen, der von der FIA im Rahmen ihrer Statuten gefördert wird, […]“, als Regelverstoß, solange vorab keine Genehmigung eingeholt wurde.

Wie das Magazin queer berichtet, verweisen die FiA Funktionär*innen in ihrer Begründung auf den Ethikkodex des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), der in Artikel 1.2 die „Universalität und politische Neutralität der olympischen Bewegung“ als Grundsatz festlegt. Jedoch ist eine „politische Neutralität“ nichts als eine Farce. Eventuell hätte man die Neutralität als Versuch annehmen können, wenn politische Botschaften allgemein erlaubt wären, solange sie nicht gegen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verstoßen, die ebenfalls einen Anspruch auf Universalität erhebt.

Allerdings wird mit jedem unkommentierten Ereignis von Ausgrenzung, Rassismus, Diskriminierung und anderen „politischen Handlungen“ keine Neutralität, sondern eine Legitimierung des Status Quo an die Fangemeinde signalisiert. Es ist kaum vorstellbar, dass sich die Funktionär*innen des FiA ihrer politischen Tragweite nicht bewusst wären.

Im Gegenteil berichtet queer, „der Verband [habe] seit Anfang 2020 auch auf Betreiben von Fahrer*innen um Lewis Hamilton Gesten zur Unterstützung des Kampfs gegen Rassismus gestattet.“ Dennoch erhielt Hamilton nach Angeben der Deutschlandfunk eine Verwarnung, nachdem er auf dem Podium ein Shirt mit der Aufschrift „Verhaftet die Polizisten, die Breonna Taylor getötet haben“ getragen hatte. Hamilton erinnerte dabei, so der Sender, an die schwarze US-Amerikanerin, die bei einem Polizeieinsatz in ihrem Haus erschossen worden war. Ein Jahr später wurde Sebastian Vettel, der sich 2021 mit einem „Same Love“-T-Shirt für die Rechte der LGBTQ* Gemeinschaft eingesetzt hatte, von der FiA verwarnt.

Es wäre naiv zu glauben, internationaler Spitzensport sei eine unpolitische Angelegenheit. Viel wahrscheinlicher ist es, dass es Verbänden wie der FiA vor allem um ein geschäftsfähiges Image geht.

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