Echte Vielfalt

25. Februar 2021

Neuer Corona-Soli-Fonds für queere Vereine – und warum das so wichtig ist

Die Isolation des Corona-Lockdowns in Deutschland bedeutet für viele queere Menschen auch den Verlust von queeren Communities und Räumen: Veranstaltungen und Gruppentreffen müssen ausfallen, Räumlichkeiten müssen geschlossen bleiben. Da der Verlust an Einnahmen bei diesen oft prekär finanzierten Projekten stark einschlägt, müssen sich viele um ihre Existenz sorgen. Nun gibt es einen neuen Corona-Soli-Fonds der Hannchen-Mehrzweck-Stiftung – eine wichtige Hilfe.

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Denn durch die Pandemie sind viele LSBTIQ-Vereine in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Wie Queer.de berichtete hatte die Hannchen-Mehrzweck-Stiftung (hms) deswegen schon im vergangenen Jahr 20.000 Euro in Unterstützungen ausgezahlt. Diese Jahr läge der Fokus jedoch auf dem Erhalt queerer Räume außerhalb der Großstädte, und auf der Aufrechterhaltung von Angeboten für von der Krise besonders betroffene LSBTIQ, wie unter anderem queere Geflüchtete, Sexarbeiter*innen, und Obdachlose.

Warum die Unterstützung queerer Projekte so wichtig ist, geht aus der Erzählung der promovierenden Person Francis Seeck hervor, die*der in einem Interview zu den Effekten der Pandemie auf queere Menschen schildert: „Für eine Interviewpartnerin, die chronisch krank, älter und von Klassismus betroffen ist, hatte die Krise ganz dramatische Auswirkungen. Sie musste aus einem Hausprojekt in der Großstadt zurück in ihr Heimatdorf ziehen, wo sie nicht mehr geoutet als trans* Person leben kann und von Isolation und Ausgrenzung betroffen ist. Sie meldete sich mit suizidalen Gedanken bei mir.“ Außerdem seien überdurchschnittlich viele trans und nicht-binäre Personen von Einkommensausfällen betroffen, da sie oft im sogenannten „purple collar“-Dienstleistungssektor arbeiten, zum Beispiel in queeren Bars oder prekär freiberuflich.

Seeck sieht daher in der Krise eine große Gefahr für die queere Gemeinschaft: „Ich frage mich, welche queeren Bars und Räume nach der Corona-Krise noch bestehen werden“.

Deswegen sind Soli-Fonds wie die der hms von so großer Wichtigkeit für den Fortbestand solcher Räume. Gemeinnützige Vereine können hier einen Antrag stellen, wenn sie den folgenden Förderkriterien entsprechen:

  • Bewerben können sich Zentren aus dem LGBTIQ*-Bereich (Queere Zentren, community-basierte Beratungs­einrich­tungen) in Städten bis 500.000 Einwohner*innen.
  • Förderfähig sind vorrangig Miet- und weitere Ausgaben, die zum Erhalt queerer Räume erforderlich sind und nicht auf anderem Wege finanziert werden können.
  • Eine Antragstellung ist auch für den Erhalt von Angeboten möglich, jedoch nur, wenn die Fördermittel für die Unterstützung von durch die Corona-Krise besonders betroffene LGBTIQ* eingesetzt werden, z. B. für Geflüchtete, Migrant*innen, Sexarbeiter*innen, Senior*innen, Obdachlose und wenn der antragstellende Verein in 2020 einen Jahresumsatz von weniger als 20.000 Euro getätigt hat.

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