Echte Vielfalt

27. Januar 2021

Erinnerung an die Verfolgung schwuler Männer am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

Der 27.1. ist der Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz, an dem regelmäßig an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird. Auch der Verfolgung von homosexuellen Menschen während der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus wird an diesem Tag mit verschiedenen Gedenkveranstaltungen gedacht.

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Über 50.000 schwule Männer wurden während des Nationalsozialismus unter einem verschärften Paragraph 175 verfolgt und zu Freiheitsstrafen verurteilt. Hierfür wurde 1936 eigens eine Behörde, die „Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung“, eingerichtet. Der „Schwächung der allgemeinen Volkskraft“ sollte damit Einhalt geboten werden. Homosexuelle Männer galten als „Volkschädlinge“, da sie die Ideologie der „gesunden Volksgemeinschaft“ und das Männlichkeitsbild im Nationalsozialismus bedrohten. Lesbische Frauen waren hingegen weniger im Fokus der Nationalsozialisten.

Schätzungsweise 10-15.000 schwule Männer wurden in Konzentrationslagern festgehalten, und erfuhren hier besondere Gewalt, welche viele nicht überlebten. Gekennzeichnet waren sie mit dem Häftlingsabzeichen des rosa Winkels. Zu den dokumentierten Zwangsmaßnahmen gehörten auch „Umerziehungsmaßnahmen“, die dazu dienten, die sexuelle Orientierung zu ändern, wie zum Beispiel der zwangsweise Besuch von KZ-Bordellen.

Lange Zeit wurde Männern, die aufgrund ihrer Homosexualität im NS verfolgt wurden, der Status als Opfergruppe nicht zuerkannt. Dies hing unter anderem damit zusammen, dass auch nach 1945 Homosexualität zunächst ein strafrechtliches Vergehen darstellte. Erst langsam gelangten Homosexuelle als spezifische Opfergruppe in das öffentliche Bewusstsein. Zum zehnten Jahrestag der Einweihung eines Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen formulierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier daher 2018 starke Worte und bittet die LGBTI-Community um Vergebung: „Als Bundespräsident ist mir heute eines wichtig: Ihr Land hat Sie zu lange warten lassen. Wir sind spät dran. Was gegenüber anderen gesagt wurde, ist Ihnen bisher versagt geblieben. Deshalb bitte ich heute um Vergebung – für all das geschehene Leid und Unrecht, und für das lange Schweigen, das darauf folgte.“

Seit Jahren fordern LGBTQI-Aktivist*innen nun eine offizielle Ehrung der queeren Opfer des Nationalsozialismus im Bundestag, so zum Beispiel in der offiziellen Gedenkstunde des Bundestages. Vertreter*innen verschiedener Parteien sprachen sich dafür aus, verhindert wurde dies jedoch von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU).

Detaillierte Informationen zur Verfolgungsgeschichte Homosexueller im NS gibt es unter  www.rosa-winkel.de

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