Echte Vielfalt

6. März 2021

Sexuelle Orientierung – sexuelles Verhalten – sexuelle Identität – alles das Gleiche?

Auch wenn es auf den ersten Blick scheint, als bezeichnen die Begriffe sexuelle Orientierung, sexuelles Verhalten und sexuelle Identität das Gleiche, so ist es bei genauerem Hinsehen nicht ganz so einfach.

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Die Autor*innen Göth und Kohn unterscheiden in ihrem Buch „sexuelle Orientierung“ zwischen sexuellem Verhalten, sexueller Orientierung und sexueller Identität. Denn es handelt sich hier um unterschiedliche Aspekte von Sexualität und Geschlechtlichkeit, die nicht immer kongruent sind.

Die sexuelle Orientierung verstehen sie als die „die Ausrichtung der sexuellen und emotionalen Bedürfnisse eines Menschen auf andere Menschen des gleichen oder des anderen Geschlechts oder auf beide Geschlechter“.

So können dann zum Beispiel sexuelles Verhalten und sexuelle Orientierung unterschieden werden. Manche Menschen machen im Laufe ihres Lebens Erfahrungen mit dem Geschlecht, welches sie in ihrer Orientierung eigentlich nicht bevorzugen, ohne dass sich diese dadurch ändert. Und Menschen sind natürlich auch dann zum Beispiel homo- oder heterosexuell, wenn sie gerade nicht sexuell aktiv sind.

Die sexuelle Identität schließlich ist ein umfassenderer Begriff, und bezieht das Leben als hetero-, homo- oder bisexueller Mensch mit ein, und welche Selbstbezeichnungen die Menschen dafür wählen. Also ob sie sich zum Beispiel als „queer“, „schwul“ oder „lesbisch“ verstehen und was dies für sie bedeutet. Die sexuelle Identität ist deswegen mehr als die sexuelle Orientierung. Die sexuelle Identität entwickelt sich zwar ausgehend von der sexuellen Orientierung, ist aber auch von dem jeweiligen kulturell-historischen Kontext und der eigenen gesellschaftlichen Situation bestimmt.

Noch differenzierter wird das ganze in der Sexualforschung betrachtet, also etwa wenn Menschen zur ihrer Sexualität in Studien befragt werden. So klassifiziert das `Klein Sexual Orientation Grid` Sexualität in sexuelle Anziehung, Sexualverhalten, sexuelle Fantasien, emotionale Vorliebe, soziale Vorliebe, Lebensstil und Selbstidentifikation. Je nachdem, um welche Dimension es sich handelt, werden unterschiedliche Fragen gestellt. Bei sexueller Anziehung ist das zum Beispiel: „Zu wem fühlst du dich sexuell hingezogen?“. Bei der emotionalen Vorliebe wird gefragt: „Liebst du und magst du nur Angehörige des gleichen Geschlechts, nur des anderen Geschlechts oder Angehörige beider Geschlechter?“

Nicht mit der sexuellen Orientierung oder auch der sexuellen Identität zu verwechseln sind Intersexualität oder Transsexualität, welche sich auf körperliche (Intersexualität bzw. Intergeschlechtlichkeit) oder geschlechtsidentitätsbezogene Aspekte (Transsexualität bzw. Transgeschlechtlichkeit) beziehen.

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