Die jährliche Gay-Pride-Parade in Kiew fand im September wieder statt, nachdem sie 2020 wegen der COVID-19-Pandemie ausgefallen war. Doch trotz jüngster Fortschritte in LGBTQ+-Rechten sind Homofeindlichkeit und der Widerstand gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften in der Ukraine nach wie vor groß.
Rund 7.000 Menschen nahmen laut Medienberichten an der Kiewer Pride-Parade teil, um die Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft des Landes zu unterstützen, darunter auch Diplomat*innen und ukrainische Soldat*innen. Der jährliche Gerechtigkeitsmarsch verlief ohne Zwischenfälle, obwohl Gewalt befürchtet wurde, als eine Gruppe von einigen hundert rechtsextremen Demonstrant*innen in einem nahe gelegenen Park eine Gegendemonstration abhielten. Doch der Marsch wurde von der Polizei bewacht, um Zusammenstöße mit rechtsextremen Gruppen zu verhindern, die jedes Jahr versuchen, die Veranstaltung zu stören. Die Organisator*innen des Marsches für Gleichberechtigung gaben an, dass die Teilnehmer*innenzahl im Vergleich zum letzten Marsch im Jahr 2019 leicht rückläufig war, da dieser trotz des Widerstands religiöser und nationalistischer Gruppen die größte Beteiligung seit der Einführung der Veranstaltung vor zehn Jahren verzeichnet hatte.
Die Demonstrierenden stellten mehrere Forderungen: Sie trugen beispielsweise Transparente mit der Aufschrift „Fight for right!“ – eine Anspielung auf acht Forderungen an die ukrainischen Behörden, darunter die Legalisierung von Lebenspartner*innenschaften für LGBTQ+-Menschen und die Schaffung von Gesetzen gegen Hassverbrechen. Die Regierung hat die Unterstützung für LGBTQ-Rechte verstärkt, seit die vom Westen unterstützte Regierung 2014 an die Macht kamen. Ein Jahr später wurden die Arbeitsgesetze des Landes geändert, um die Diskriminierung von LGBTQ+-Personen am Arbeitsplatz zu verbieten. Dennoch ist Homofeindlichkeit nach wie vor weit verbreitet, wie eine im August veröffentlichte Umfrage der soziologischen Gruppe „Rating“ ergab, der zufolge 47 % der Befragten eine negative Einstellung gegenüber der LGBTQ+-Community haben.
Eben dagegen gingen die Demonstrierenden auf die Straße: „Wir sind es leid, auf Veränderungen zu warten und systematische Einschüchterung, Druck, Störung friedlicher Veranstaltungen und Angriffe auf Aktivisten und die LGBTQ-Gemeinschaft zu ertragen“, verkündeten sie in einer Erklärung. „Wir fordern hier und jetzt Veränderungen, denn wir wollen in unserem eigenen Land frei leben.“