Während die Gesellschaft beginnt zu verstehen, wie wichtig Repräsentation in den Medien ist, tauchen mehr und mehr Charaktere mit marginalisierten Identitäten in unseren Filmen, Büchern, und unserer Musik auf. Manche dieser Rollen sind out, stolz, und laut (wie Mitch & Cam in der US-Serie „Modern Family“), andere sind subtiler und ihre queere Identität ist eher eine Nebenhandlung (wie Rosa in der US-Serie „Brooklyn 99“). Queere Film-Charaktere haben jedoch, wie in der Gesellschaft, schon immer existiert – auch, wenn sie nicht explizit als solche dargestellt wurden.
Wenn einem Charakter Eigenschaften oder Verhaltensweisen zugeordnet werden, die ihre Queerness zwar implizieren, diese aber nicht konkret bestätigt wird, nennt sich dies Queer-Coding – weil queere Menschen nicht immer in Sicherheit waren und sind, sich zu outen, gibt es eine kollektive Geschichte subtiler und schweigender Kommunikation innerhalb der queeren Community: Durch Kleidung, kodierte Sprache, Augenkontakt, oder sogar ein Bauchgefühl. Seit langem verhalten sich so auch queere Film-Charaktere, aber statt mit einem anderen Filmcharakter zu kommunizieren, kommunizierten sie mit dem Publikum: Ob durch ihren Stil, ihr Benehmen, ihr Sprechen oder andere subtile Formen, wurden queere Charaktere so geschrieben und entworfen, dass ihre unausgesprochene Queerness denen kommuniziert wird, die Repräsentation suchen. So wurde Charaktere wie Luna Lovegood aus Harry Potter, oder Ursula aus der kleinen Meerjungfrau, Ikonen für die Queere Community – als Beispiel für jemanden der, wie sie selbst, als queere Person in einer heteronormativen Welt lebt (selbst, wenn es ein Geheimnis bleibt).
Queer-Baiting ist ähnlich, unterscheidet sich aber darin von Queer-Coding, dass es sich typischerweise auf das Verhältnis zwischen zwei Charakteren bezieht. Das Verhältnis deutet auf eine queere Romanze hin, zeigt sie jedoch nie, und „ködert“ („Baiting“) ein queeres Publikum somit, den Inhalt in der Hoffnung auf Repräsentation zu konsumieren – ohne diese je zu erhalten. Beispiele dafür sind Sherlock und Watson in der BBC-Serie Sherlock, oder Castiel und Dean in der US-Serie Supernatural.
Allerdings sind Queer-Baiting und Queer-Coding sehr subjektive Begriffe und kommen auf die Interpretation des einzelnen an. Grob könnte jedoch gesagt werden, dass das Gefühl in Film und Medien repräsentiert zu sein für Queer-Coding spricht und durchaus positiv ist. Der Grund, aus dem Queer-Baiting ein Problem darstellt, ist weil es impliziert, dass die betroffene Beziehung schamhaft ist oder geheim bleiben muss. Ähnlich wie beim Sex in Filmen die Kamera wegschwenkt, schwenkt sie auch von queeren Beziehungen ab, als seien diese inhärent sexuell. Diese Assoziierung von Queerness mit Sex ist nur einer von vielen Wegen, auf die queere Menschen marginalisiert werden. Queere Menschen haben jedoch verdient auf eine Art und Weise repräsentiert zu werden, die sich gut anfühlt und ihre Queerness nicht in Verbindung zu Scham und sich Verstecken steht – sondern etwas ist, dass es zu erforschen gilt.