Echte Vielfalt

16. September 2025

Erste Jubiläumswallfahrt von LSBTIQ*-Katholik*innen zum Vatikan

Vom 5. bis 7. September 2025 nahmen erstmals Mitglieder der LSBTIQ*-Gemeinschaft offiziell an einem Jubiläum im Vatikan teil. Organisiert von der Vereinigung „La Tenda di Gionata“ fanden Pilgerfahrten, Mahnwachen und Gottesdienste statt – inspiriert vom integrativen Kurs von Papst Franziskus und unterstützt von der Gesellschaft Jesu.

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Nach einer Beschreibung von Euro News ist La Tenda di Gionata eine 2018 gegründete italienische Vereinigung, die sich für die Anerkennung und Aufnahme von LSBTIQ*-Personen in der katholischen Kirche einsetzt. Sie entstand auf Initiative von Don David Esposito und versteht sich als Ort des Dialogs zwischen Gläubigen, Familien und kirchlichen Gemeinschaften.

Der Name bezieht sich auf den Propheten Jesaja („Vergrößere den Raum deines Zeltes“, Jes 54) als Symbol für Offenheit, Weite und Inklusion.

Das Programm umfasste u. a. ein Treffen mit dem Jesuiten James Martin, eine feierliche Messe mit Bischof Francesco Savino sowie eine Vigil unter dem Motto „Die Kirche ist ein Haus für alle“. Höhepunkt war die gemeinsame Wallfahrt von mehr als 1.000 Gläubigen durch die Heilige Pforte des Petersdoms.

Die Initiative gilt als historisch, da eine solche Teilnahme unter Johannes Paul II. oder Benedikt XVI. noch undenkbar gewesen wäre. Papst Franziskus hat mit Gesten und Worten wiederholt Offenheit gezeigt, wenngleich kirchenrechtlich bislang kaum Veränderungen erkennbar sind.

Wie der Merkur berichtet, durfte die Gruppe mit einem Regenbogenkreuz sowie in Pride-Farben durch die Heilige Pforte des Petersdoms ziehen – ein stark symbolischer Akt, der zuvor undenkbar gewesen wäre. Einige gleichgeschlechtliche Paare gingen dabei Hand in Hand.

Das Jubiläum war noch unter Papst Franziskus vorbereitet worden. Der neue Papst Leo XIV. genehmigte zwar privat eine Messe für die Gruppe, zeigte sich jedoch nicht öffentlich und setzte damit kein sichtbares Signal der Bestätigung, so der Merkur weiter. Für viele Teilnehmende war die Aufnahme durch den Vatikan dennoch ein bedeutender Schritt: ein Zeichen für wachsende Inklusion nach Jahrzehnten der Ausgrenzung, auch wenn die offizielle katholische Lehre Homosexualität weiterhin negativ bewertet.

„‘Ich bin geschockt‘, sagte Capasso und hielt inne, um seine Tränen zurückzuhalten. ‚Die Kirche sieht uns ohne unsere Masken und lässt uns herein.‘ Einige Teilnehmer beschrieben das Schwulenjubiläum als ‚surreal‘ – ein Zeichen dafür, wie weit sie unter Franziskus gekommen sind.“ (Merkur.de)

Auf Vatican News hieß es dazu: „Die Wallfahrt ist keine Demonstration, sondern eine Feier des Glaubens.“ Zudem betonte Vatican News, dass bereits Papst Franziskus während seines Pontifikats durch regelmäßige Begegnungen mit LSBTIQ*-Gruppen Offenheit signalisiert hatte.

Insgesamt zeigt Vatican News eine vorsichtige, pastorale Öffnung, die queeren Gläubigen Sichtbarkeit und Teilnahme ermöglicht, ohne jedoch die Lehrposition zur Ehe oder Sexualmoral grundlegend zur Debatte zu stellen. Man könnte sagen, der Vatikan öffnet Türen symbolisch, hält aber den Rahmen der kirchlichen Lehre weiterhin im bekannten Gefüge.

Bei einer Weltorganisation wie der katholischen Kirche ist zu erwarten, dass Veränderungen nur sehr langsam erfolgen. Strategisch betrachtet kann eine schrittweise Öffnung durch wiederkehrende symbolische Gesten sogar nachhaltiger sein als ein einmaliger, radikaler Bruch – insbesondere in einer traditionsbewussten und stark hierarchisch geprägten Institution. Dennoch bedeutet dies nicht, dass Kritik unangebracht wäre. Vielmehr scheint das Ringen um die Glaubenslehre und den Katechismus selbst Teil des Wandlungsprozesses, in dem sich die Kirche mit aktuellen Fragen von Identität und Inklusion auseinandersetzt.

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