Echte Vielfalt

28. Februar 2023

Söders Rede zum Politischen Aschermittwoch: Gegen Gendern und Wokeness

Am Politischen Aschermittwoch zeigt der bayerische Ministerpräsident Markus Söder in seinen verbalen Angriffen auf die Ampel-Regierung und insbesondere die Grünen klare Haltung gegen das Gendern. Auch gegen Hormonbehandlungen von trans Personen wird gewettert. Im Freistaat Bayern gelte „blau-weiß statt woke“, so der CSU-Chef.

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Dass der Vorsitzende der bayerischen Konservativen kein Fan von gendergerechter Sprache ist, hat er schon mehrfach klar gemacht. Auch in seiner Rede zum Politischen Aschermittwoch vertritt er seine Meinung hierzu deutlich, sei es in seiner Kritik an angeblichen Umerziehungsfantasien der Grünen oder in seiner Abgrenzung von der „Hauptstadt der Chaoten“ Berlin, wo sich „mehr ums Gendern statt um Gauner“ gekümmert werde.

Wenn Söder staatliche Vorgaben zum Gendern beklagt, ist fraglich, wovon er eigentlich spricht. Der Bayerische Rundfunk hat bereits im Sommer 2022 auf Äußerungen des CSU-Chefs reagiert und klargestellt, dass es keine staatlichen Vorschriften zur Verwendung von gendergerechter Sprache bei Privatpersonen gebe und auch die Partei die Grünen kein Gendergesetz plane, welches eine Sanktionierung bei Nicht-Befolgung beinhalten würde. Dennoch warnt Söder vor einer ‚Genderpflicht‘ in Bayern. Mit den Grünen drohe eine „düstere woke-Wolke“, die eine Umerziehung von Kultur und Sprache zur Folge habe. Die CSU hingegen würde freie Meinungsäußerung im „Frei-Staat“ gewähren.

Die übertriebene Rhetorik Söders scheint nicht nur einige falsche Fakten übertragen zu wollen, das Portal queer.de hebt auch hervor, dass das Verwenden von Begriffen wie „Cancel Culture“ und „Wokeness“ oft im Kampf gegen die Rechte von queeren Personen stehe. Ein Kommentar Söders wird dabei besonders kritisiert, der eine absurde Doppelmoral der Grünen hervorheben möchte. Denn während laut Söder Hormone im Fleisch zum Problem werden, würde „eine grüne Ministerin Kindern Hormone verabreichen, um ihr Geschlecht nicht zu entwickeln“. Damit spielt er unter anderem auf einen Beitrag im Regenbogenportal der Bundesregierung an, der im Herbst letzten Jahres kritisch debattiert wurde. Auch das geplante Selbstbestimmungsgesetz der Ampel-Regierung scheint Zielscheibe von Söders Bemerkung zu sein.

Die Aussage des bayerischen Ministerpräsidenten sei nicht nur falsch, sondern verhöhne trans Personen als bereits diskriminierte Gruppe, schreibt der Queerbeauftragte der Bundesregierung Sven Lehmann auf Twitter. Der Kommentar auf Kosten von trans Personen im Zuge mit der Verspottung von Versuchen, geschlechtliche Vielfalt in der Sprache abzubilden, lässt Markus Söders Rede zum Politischen Aschermittwoch im Kontext von LSBTIQ nicht gut abschneiden. Danach überrascht es auch nicht, dass Bayern als einziges Bundesland keinen Aktionsplan gegen Queerfeindlichkeit hat.

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