Echte Vielfalt

29. April 2025

Sichtbarkeit und Solidarität – Eine Reflexion im Nachklang des „International Lesbian Visibility Day“

Am 26. April wurde der „International Lesbian Visibility Day“ begangen – ein Anlass, um die Sichtbarkeit von Frauen liebenden Frauen in den Mittelpunkt zu stellen. Daher richten wir heute den Fokus auf die Aspekte des Sexismus gegen Frauen, speziell im Alter. Diskriminierungen finden oft nicht isoliert statt, sondern überlappen sich und verstärken sich gegenseitig.

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In unserem Artikel vom 30. April 2024 zu diesem Thema schlossen wir mit der Forderung des Dachverbands Lesben und Alter nach mehr Angeboten für Lesben im Alter: Es braucht Zufluchtsorte. Dabei müssen solche „Orte“ oder „Räume“ nicht immer exklusive Angebote sein. Geht es allerdings um Diskriminierung, kann die Exklusivität helfen, Ungleichgewichte zumindest abzumildern.

Eine Szene, die dabei durchaus attraktiv ist, da sie seit jeher einen Raum bietet, der immer wieder „auch“ – aber nicht überall – als Zuflucht genutzt wurde, ist die Clubszene. Während allerdings junge Frauen – häufig in sexualisierten Bildern – in der Außenpräsentation der Clubs zu finden sind, findet sich für Frauen in späteren Lebensphasen wenig Repräsentanz. Die Journalistin des SWR, Lydia Huckebrink, bemerkt in ihrem Artikel „DJ mit 70: Wie ältere Frauen die Clubszene aufmischen“ kritisch: Während männliche DJs wie Armin van Buuren oder David Guetta auch mit 50 oder 60 Jahren erfolgreich im Rampenlicht stehen, bleiben weibliche DJs ab ihren 40er Jahren nahezu unsichtbar. Dabei finden sich gerade in der Clubszene der Großstädte wie Berlin und Hamburg Möglichkeiten, Generationen zusammenzubringen. Und auch die Lesbenszene kennt ihre Clubs. Dennoch ist zu beobachten, dass Frauen gerade in körperlich-visuellen Bereichen wie den Clubs aus den allgemeinen Räumen gedrängt werden können.

Nun ist nicht jede*r ein*e passionierte*r Clubgänger*in – und es braucht definitiv mehr und verschiedene Räume – dennoch liefert der Artikel eine Anekdote, die über die Szene hinausgeht. Vorgestellt wird der Workshop „Forever Fresh“, der Frauen über 70 einen Raum bietet, um alles rund um das DJing zu erlernen – vom Mixing über Social Media bis zur technischen Ausstattung (s. Foto oben). Dieses Empowerment-Projekt zeigt eindrucksvoll, wie ältere Frauen trotz gesellschaftlicher Vorurteile aktiv werden und neue Wege beschreiten können. Beim diesjährigen C/O-Pop-Festival in Köln werden die Teilnehmerinnen ihr Können zum ersten Mal vor Publikum zeigen. Allerdings hat der Workshop mit elf Plätzen nur begrenzte Kapazitäten und braucht zudem Zeit. Das Beispiel zeigt jedoch wunderbar, dass jede kleine Gruppe zählt. Wer also kann und es sich zutraut – das sind Voraussetzungen – steht vor der Frage des „Wie?“: An dieser Stelle wollen wir als Beispiel auf Haki e.V. verweisen, der zumindest bei der Suche nach Räumen helfen kann.

Geht es allerdings um „Visibility“, dann findet sich in Huckebrinks Artikel noch eine weitere Anekdote: Porträtiert wird Cornelia Meißner, eine 62-jährige DJane. Meißner berichtet, dass die Jugend ihr zwar mit Unsicherheit begegne, sie Altersdiskriminierung allerdings eher aus der eigenen Generation erlebe.

Sichtbarkeit bedeutet deshalb immer auch, auf sich und die eigene Gruppe zu blicken. Diese Selbstreflexion ist essenziell, um eine diskriminierungsfreie Gesellschaft voranzubringen. Zusätzlich bedarf es der Solidarität mit jenen, die möglicherweise nicht den Konventionen ihrer Gemeinschaft entsprechen. Und ebenso Solidarität mit denen, die aus der Gemeinschaft heraus diskriminieren. Denn vor allem innerhalb der eigenen Community kann es gelingen, nicht zu verurteilen, sondern zu unterstützen, die blinden Flecken zu erkennen und im Idealfall zu überwinden. Solidarität meint nicht, Diskriminierung zu akzeptieren, sondern sie wahrzunehmen, ohne selbst auszugrenzen. Gleichzeitig bleibt es essenziell, sich auf politischer Ebene klar gegen jede Form von Diskriminierung zu positionieren – das sollte nicht verwechselt werden. Sichtbarkeit und eine annehmende solidarische Haltung werden damit innerhalb der eigenen Gruppe zu zwei Seiten derselben Medaille.

Wer weitere Artikel zum „International Lesbian Visibility Day“ lesen mag, findet unter folgendem Link unseren Artikel von Anfang April: Zum Thema „Warum Sichtbarkeit für die lesbische Gemeinschaft nach wie vor so wichtig ist“.

Foto: Nikolai Meier Johann, c/o pop Festival 

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