Weiterlesen Kontext und Probleme Das Jahr 2025 ist bisher von zahlreichen Herausforderungen für die trans Community geprägt. In den USA verfolgt die Regierung unter Donald Trump offen transfeindliche politische Maßnahmen, während in Deutschland große Unsicherheit herrscht. Hier steht die Evaluierung des Selbstbestimmungsgesetzes an, eine umstrittene Meldedatenverordnung für Personenstandsänderungen ist in Planung und wichtige queerpolitische Reformen – etwa zu Artikel 3 des Grundgesetzes, zum Abstammungsrecht und zum Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz – kommen nur schleppend voran. Zusätzlich belasten schwerfällige medizinische Verfahren, lange Wartezeiten und bürokratische Hürden den Zugang zu Gesundheitsleistungen, besonders für nichtbinäre Menschen, deren Versorgung weiterhin unzureichend bleibt. Parallel dazu nehmen Angriffe auf geschlechtsbejahende medizinische Versorgung zu, unter anderem durch Gruppen wie SEGM (Society for Evidence-Based Gender Medicine), die vom US-amerikanischen Southern Poverty Law Center als Hassorganisation eingestuft werden. Für besondere Irritation sorgte zudem, dass der Präsident der Bundesärztekammer ein SEGM-Event offiziell begrüßte – ein Vorfall, der in der Community als alarmierendes Signal wahrgenommen wurde. Bedeutung der WMA-Erklärung Die WMA, deren Mitglied auch die Bundesärztekammer ist, hat ein Papier veröffentlicht, das: Die WMA-Erklärung wird als ermutigendes Signal und als Leitlinie für medizinische und politische Verantwortung gesehen. Sie sei ein Aufruf zu Solidarität und aktivem Engagement gegen transfeindliche Strukturen — sowohl von Ärzt*innen als auch von Regierungen. Doch bis diese Prinzipien Realität werden, bleibt viel Arbeit, besonders in Deutschland, wo die Community zum Dialog und entschlossenem Handeln aufruft.
Lebensbereiche
Hinweis: Social Media Camp 2025 für queere Jugendliche in Mözen
10. November 2025Weiterlesen Ziel des Wochenendes ist es, den Teilnehmenden einen geschützten Rahmen zu bieten, um den sicheren und reflektierten Umgang mit sozialen Medien zu erlernen, digitale Informationen kritisch zu bewerten und Strategien gegen Hate Speech zu entwickeln. Der Verein Social Media Camp e.V. besteht seit 2021 und wurde unter anderem mit dem Medienkompetenzpreis des Landes Schleswig-Holstein 2023 ausgezeichnet. Inhalte und Ablauf Das Camp bietet ein vielfältiges Programm mit Workshops und Austauschmöglichkeiten zu Themen rund um Medienkompetenz, digitale Sicherheit und gesellschaftliches Engagement im Netz. Die Anreise erfolgt am Freitag Nachmittag individuell bis zum Hauptbahnhof Lübeck, von wo aus die Gruppe gemeinsam zum Veranstaltungsort in Mözen fährt. Teilnahmebedingungen Die Teilnahmegebühr beträgt 50 Euro und beinhaltet Unterkunft und Verpflegung. Für Jugendliche mit finanziellen Einschränkungen stehen kostenlose Sozialtickets auf Anfrage zur Verfügung. Anmeldung und weitere Informationen Interessierte können sich per E-Mail an anmeldung@social-media-camp.eu wenden.
Neben den inhaltlichen Angeboten steht auch der persönliche Austausch mit anderen Teilnehmenden im Mittelpunkt.
Weitere Informationen zur Kooperation mit dem CSD Deutschland e.V. finden sich in der Pressemitteilung unter:
https://csd-deutschland.de/das-social-media-camp-x-csd-deutschland-2025/
Die Gender-Mediathek – eine Datenbank für feministische und geschlechterbezogene audiovisuelle Medien
4. November 2025Weiterlesen Die Datenbank lässt sich über verschiedene Wege durchsuchen: Neben einer Volltext- und Schlagwortsuche stehen unter anderem Filter wie „Doku“, „Zum Hören“ oder „Kurzfilm“ zur Verfügung. So können Nutzende gezielt, entsprechend ihren Fragestellungen und Wünschen, nach passenden Medien suchen. Der Eintrag zu einem Medium, genannt „Medienkarte“, liefert dann Informationen über Inhalt, Produktion/Anbietende, technische Angaben (z.B. Format und Länge), Quellen und Hinweise zum sinnvollen pädagogischen Einsatz der Medien. Regelmäßig widmet sich die Mediathek einem Schwerpunkt unter „Im Fokus“ aus dem Bereich feministischer und geschlechtspolitischer Themen. Bereits behandelte Schwerpunkte sind unter anderem Männlichkeit, trans* Leben, Schwarz sein und queere Kämpfe. Ein systematischer Prüfprozess mit beispielsweise einem klaren Qualitäts- und Kriterienkatalog ist derzeit nicht umsetzbar. Die Inhalte werden aktuell von der Redaktion und Mitarbeitenden des Stiftungsverbundes der Heinrich-Böll-Stiftung, basierend auf Erfahrungen aus der eigenen Bildungsarbeit und Rücksprache mit so vielen Kolleg*innen wie möglich ausgewählt. Das soll verhindern, dass verschiedene Perspektiven und Zugänge verloren gehen, dennoch bleibt die Auswahl subjektiv. Aufgrund dessen erhebt die Gender-Mediathek keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Daher ist für das Projekt die kollaborative Zusammenarbeit besonders wichtig. Leicht und zügig können Nutzende über das Formular „Medien empfehlen“ selbst Vorschläge für feministische und geschlechterpolitische Bildungsmedien bei der Redaktion einreichen und so aktiv zur Erweiterung der Sammlung beitragen. Die Gender-Mediathek ist ein gemeinsames Projekt des Gunda-Werner-Instituts, der Heinrich-Böll-Stiftung sowie deren 16 Landesstiftungen.
Weiterlesen Für viele ist es noch immer schwer, offen über ihre Identität zu sprechen – besonders, wenn in Familie oder Freundeskreis abwertende Sprache benutzt wird oder Angst vor Ablehnung besteht. Diese innere Belastung kann auf Dauer psychisch stark belasten und sogar zu Angststörungen oder Depressionen führen, wie die News-Plattform watson berichtet. In Deutschland haben viele junge queere Menschen noch Angst, offen zu ihrer Identität zu stehen. Um dem entgegenzuwirken, hat der Verein „Coming Out Day“ ein neues bundesweites Beratungsprojekt gestartet: Coming Out und so. Das Angebot richtet sich an queere Jugendliche und junge Erwachsene bis 27 Jahre, die Unterstützung bei Themen wie Coming-out, Transition, Liebeskummer, Diskriminierung oder familiären Problemen suchen. Über einen Videochat können sie anonym und kostenlos mit geschulten Peer-Berater*innen sprechen – also mit jungen queeren Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ vom Familienministerium gefördert und ist zunächst auf vier Jahre angelegt. Ziel ist es, durch digitale Kommunikation einen niedrigschwelligen, sicheren und flexiblen Zugang zu schaffen. Alle Berater*innen haben zuvor Schulungen durch Psycholog*innen und Sozialpädagog*innen absolviert. Online lässt sich eine passende Person auswählen und ein Termin für Gespräche per Video-Beratung vereinbaren. Wahlweise ist eine Beratung auch über Mail oder Messenger möglich. Logo: Coming Out Day e.V.
Das Motto: „Einfach mal über alles quatschen mit einer Person, die Dich nicht judged und selber ähnliche Erfahrungen gemacht hat wie du!“
Demos gegen Merz-Aussage: Für Vielfalt und gegen Ausgrenzung
28. Oktober 2025Weiterlesen Trotz der Proteste erhielt Merz Rückendeckung, etwa vom offen schwulen CDU-Politiker Jens Spahn, der die Äußerungen verteidigte. Kritik: „Wenn Herr Merz über das Stadtbild spricht, dann meint er auch mich“ Auf der Berliner Kundgebung machte eine trans Frau deutlich, dass Merz’ Aussagen nicht nur Migrant*innen, sondern auch queere Menschen treffen würden: Damit sprach sie vielen aus der Seele: Die Sorge wächst, dass queere Menschen – nach Migrant*innen und anderen Minderheiten – zum nächsten Feindbild politischer Stimmungsmache werden könnten. Die Teilnehmenden forderten eine klare Abkehr von rechtspopulistischer Sprache und ein Bekenntnis zu einer offenen, solidarischen Gesellschaft, in der Vielfalt sichtbar und geschützt ist. „Stadtbild“ oder „Weltbild“? Die Redner*innen warfen Merz vor, mit seinen Worten ein verengtes, normatives Weltbild zu transportieren. Wer nicht ins konservative Schema passe – ob queer, arm oder migrantisch – werde als „Problem“ wahrgenommen. Ein Demonstrationsbanner brachte es auf den Punkt: „Lieber Menschenrechte als rechte Menschen.“ Erinnerung an frühere queerfeindliche Äußerungen Die Kritik an Merz knüpfte an frühere Aussagen an: Bereits im Juni hatte er in einer Talkshow mit Blick auf queere Menschen von einem „Zirkuszelt“ gesprochen. Viele Demonstrierende sahen darin eine wiederkehrende Abwertung queerer Lebensrealitäten und forderten eine klare Distanzierung der CDU von solchen Haltungen. Queere Sicht: Solidarität statt Spaltung Queere Aktivist*innen warnten, dass rechte und konservative Diskurse gezielt versuchten, gesellschaftliche Gruppen gegeneinander auszuspielen – etwa Migrant*innen gegen Queers.
Für viele in der queeren Community war das ein weiterer Beleg dafür, dass auch innerhalb der Union queerfeindliche und rassistische Narrative zunehmend normalisiert werden.
„Wenn Herr Merz über das Stadtbild spricht, dann meint er nicht nur Menschen, die nicht weiß sind – dann meint er auch mich.“
Die Demonstrationen betonten dagegen Solidarität: Ein vielfältiges Stadtbild bedeute, dass alle dazugehören – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sexueller Identität.
Fachtagung vom 14.-16.11. (Frankfurt): Lesbisch & solidarisch: Vielfalt schützen gegen Antifeminismus und Rechtsruck
23. Oktober 2025Weiterlesen Das dreitägige Programm beinhaltet diverse inhaltliche Vorträge und Panels zur Aktualität von Antifeminismus und Rechtsextremismus. Dafür wurden zahlreiche Expert*innen und weitere Gäst*innen eingeladen, darunter Sophie Koch, die Beauftragte der Bundesregierung für Akzeptant sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, die am Samstag an einem politischen Panel spricht. Abseits der Vorträge und Diskussionen steht am Sonntag ein Besuch ins LUQS - Lesbenarchiv und queere Sammlung Frankfurt auf dem Programm, einem selbstorganisierten Archiv, das Erinnerungsarbeit im Kontext lesbischer und queerer Geschichte leistet. Weitere Informationen zum Programm und Anmeldung auf der Webseite des Dachverbandes Lesben und Alter e.V. Der Verband versteht sich als Interessenvertretung für die spezifische Lebenssituation älterer und alter lesbisch lebender Frauen. Seine Arbeit wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Logo: © Dachverband Lesben und Alter e. V.
Weiterlesen Wie queer.de berichtet, sind laut Regierung lose rechtsextreme Gruppierungen, die sich über soziale Medien und Messenger organisieren, ein wesentlicher Treiber. Diese Gruppen – etwa „Jung & Stark“ oder „Deutsche Jugend Voran“ – mobilisieren schnell und treten unter anderem mit Störaktionen gegen CSDs (Christopher Street Days) auf. Die Bundesregierung nennt gezielte Hetze gegen die LSBTIQ*-Community als einen aktuellen Schwerpunkt der Szene. Über soziale Netzwerke rekrutieren rechtsextreme Akteure junge Menschen, oft unterstützt durch „extremistische Influencer“. Auch Jugendorganisationen rechtsextremer Parteien wie „Die Heimat“ (ehemals NPD) oder „Der III. Weg“ wirken im Internet erfolgreich. Selbst die mittlerweile aufgelöste Junge Alternative der AfD wird als Beispiel genannt. Grünen-Politikerinnen Schahina Gambir und Marlene Schönberger kritisieren, dass die Bundesregierung trotz der wachsenden Gefahr keinen klaren Handlungsplan habe und sogar bei Präventions- und Aussteigerprogrammen sparen wolle. So soll etwa der Etat der Bundeszentrale für politische Bildung gekürzt werden – obwohl der Haushalt des Innenministeriums insgesamt steigt. Grünen-Politikerin Marlene Schönberger warnte, rechtsextreme Jugendliche und junge Erwachsene stellten „eine massive Gefahr für unsere Demokratie“ (queer.de) dar. Tatsächlich sieht der Haushaltsentwurf Einsparungen im Bereich der politischen Bildung vor: Der Etat der Bundeszentrale für politische Bildung soll bis 2026 laut Spiegel um mehr als zwei Millionen Euro sinken. Gleichzeitig wächst jedoch der Gesamthaushalt des Bundesinnenministeriums – um rund 841 Millionen Euro.
Weiterlesen Die Demo, anlässlich des Gedenkens an den Aufstand von Homosexuellen im Jahr 1969 gegen polizeiliche Willkür in der Christopher Street in New York in den USA, wurde von der CSD Initiative Oberhavel organisiert. Sie fand unter dem Motto „Sicher leben – sichtbar lieben“ statt, denn die Veranstaltenden wollten weiterhin für mehr Sichtbarkeit und Rechte von queeren Menschen vor allem im ländlichen Raum demonstrieren. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Amadeu Antonio Stiftung und dem Kreisjugendring Oberhavel e.V. Laut Veranstaltenden nahmen zwischen 700 und 800 Menschen am CSD in Oranienburg teil, um sich für queere Rechte einzusetzen. Begonnen hatte der Demozug um 13 Uhr am Bahnhof Oranienburg. Weiter ging es zum Schloss Oranienburg, wo bei gehissten Pride-Flaggen die Zwischenkundgebung stattfand. Um 16 Uhr endete die Demo dann am Oranienwerk. Der CSD in Oranienburg ist der 16. von insgesamt 17 CSDs in Brandenburg dieses Jahr. Das sind so viele Demonstrationen für Vielfalt und queere Rechte wie noch nie. Zum ersten Mal fand auch ein CSD in Ludwigsfelde statt. Den CSD in Oranienburg gab es dieses Jahr schon zum dritten Mal. In Oranienburg lief der Protest ohne Gegendemonstrationen oder Zwischenfälle rechter Gewalt ab, was jedoch eher eine Ausnahme bedeutet. In vergleichbaren Orten, wie zum Beispiel in Bernau im Landkreis Barnim oder in Falkensee im Havelland, kam es zu Gegendemonstrationen vorrangig durch die Gruppe „Deutsche Jugend voran“. In Barnim trafen die 600 CSD-Teilnehmenden beispielsweise auf 40 Gegendemonstrierende, was friedlich blieb. In Oranienburg konnten die Teilnehmenden ungestört protestieren, da die rechte Jugendgruppe an diesem Tag zu einem CSD in Görlitz mobilisiert hatte. Zusätzlich sitzt Julian M., der zur Spitze der Gruppe gehört, seit Anfang September aufgrund mehrerer Gewaltdelikte in Haft. Für Veranstalter Candy Boldt-Händel bleibt bei Teilnahme und Organisation von CSDs oft die Frage „Wie komme ich gut nach Hause?“. Die Angst vor rechter Gewalt ist verständlich, da zuletzt im Juni bei einem Fest der Initiative „Bad Freienwalde ist bunt“ Teilnehmende von einer Gruppe Vermummter mit Schlagwerkzeugen gewaltvoll angegriffen wurden (Tagesspiegel). Die CSD-Saison in Brandenburg endet am 25.10.2025 mit einer Demonstration in Cottbus. Hoffentlich von vielen begleitet, unterstützt und ungestört.
Weiterlesen „Das Hamburg International Queer Film Festival ist Deutschlands ältestes, größtes und von Beginn an queeres Filmfestival.“ (HiQFF) Es werden über 10.000 Besuchende erwartet. Wie viele andere in diesen Tagen, wirft auch das HiQFF die Frage auf, wie ein solidarisches Filmfestival in Zeiten multipler Krisen und Kriege aussehen kann. Das Festival entscheidet sich für Entschlossenheit zu Widerstand, Wachsamkeit und Beharrlichkeit). Eröffnet wird das Festival mit einer Gala auf Kampnagel und dem iranischen Film „The Crowd“ von Sahand Kabiri, der damit auch seine Deutschlandpremiere feiert. Musikalisch gestaltet wird die Gala von der lesbischen und feministischen Rapperin Ebow und moderiert von Amina Balajo und Lady Sasha. Die Gala wird in Deutsche Gebärdensprache gedolmetscht. Die Show von Ebow findet mit Taube*r Performer*in statt). Teile des Programms wurden von anderen internationalen queeren Filmfestivals oder Gruppen kuratiert, darunter das „Pembe Hayat KuirFest“ (Türkei), das „Kaze Film Festival“ (Ruanda) und das „SAQMI – The Swedish Archive for Queer Moving Images“ (Schweden). Das „Pembe Hayat KuirFest“ aus Ankara hat ein Kurzfilmprogramm kuratiert, das dem Erschaffen von LSBTIQ*-Filmen in der Türkei Mut machen soll. Das Festival selbst ist in der Türkei seit 2024 verboten. Die gezeigten Kurzfilme handeln unter anderem von queerem Nachtleben, Trauer, der feministischen Bewegung und dem Leben von trans Personen in der Türkei. Das „Kaze Film Festival“ hat ebenfalls Programm gestaltet. Gegründet von der Kigali Pride Initiative thematisiert es mit einem Langfilm „I am Samuel“ und einem Kurzfilmprogramm „Fragements of us“ ruandische Geschichten über Zärtlichkeit und Widerstandsfähigkeit. Das „SAQMI – The Swedish Archive for Queer Moving Images“ zeigt ebenfalls ein Kurzfilmprogramm über sámische Queerness aus einer historischen und zeitgenössischen Perspektive). Zusätzlich zu den Filmvorführungen finden viele verschiedene Talk-Formate statt oder es wird Raum zum Austausch in der „tagbar“ & „offbar“ geschaffen. Zum Feiern der Community und des Festivals können Menschen auf diversen Partys zusammenkommen. Am Donnerstag, den 16.10., findet der „Let’s Talk Queer Film Industry“ zur Stärkung der queeren Hamburger Filmcommunity statt. Die Veranstaltung „Let’s Talk Festivals“, eine Austauschmöglichkeit über Herausforderungen, Strategien und Zukunftsperspektiven zusammen mit den Gästen aus Ankara und Ruanda, findet am Samstag, den 18.10., statt. Am gleichen Tag gibt es auch eine Talkrunde zum Thema Queer Antifa, um Austausch und Vernetzung mit Gruppen aus Dresden und Hamburg zu antifaschistischer Arbeit, insbesondere zur Organisation und Selbstschutz von CSD-Demonstrationen, zu ermöglichen. Alle weiteren Infos und das gesamte Programm sind unter Hamburg International Queer Film Festival zu finden. Beteiligt sind die Kinos 3001 Kino, B-Movie, Metropolis, Passage Kino und die Rineuto Lichtspiele sowie das Kunstlabor Kampnagel. Außerdem gibt es schon das achte Jahr in Folge ein extra HiQFF Schulprogramm für Hamburger Schulen, um altersgerecht Themen rund um sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Schulalltag über die Filmleinwand aufzugreifen. Logo: Hamburg International Queer Film Festival
Weiterlesen Über dieses komplexe Verhältnis spricht Tilo Jung mit dem US-amerikanischen Autor und Kolumnisten Dan Savage. Die von Tilo Jung moderierte Interviewreihe „Jung & Naiv“ bietet regelmäßig tiefgehende Gespräche über Politik und Gesellschaft. Savage gilt als eine der bekanntesten Stimmen im internationalen Diskurs über Sexualität. Seit den 1990er-Jahren veröffentlicht er seine Kolumne „Savage Love“, in der er offen über Liebe, Sexualität und Beziehungen schreibt. Darüber hinaus engagiert er sich für LSBTIQ*-Rechte, bricht Tabus und wirbt für eine ehrliche, pragmatische Auseinandersetzung mit Sexualität. Im Interview erklärt Savage, warum offene Kommunikation in Beziehungen entscheidend ist und welche Gefahren durch Tabuisierung, konservative Rückschritte und unrealistische Erwartungen entstehen können. Zugleich betont er, dass gesellschaftlicher Wandel möglich ist – ebenso wie persönliche Veränderung im Alltag. Deutlich wird dabei, dass Sexualität weit über die LSBTIQ*-Gemeinschaft hinaus untrennbar mit Politik verknüpft bleibt. Gesetze und Normen definieren, was als legitim gilt und was als „abweichend“ markiert wird. Sie bestimmen, wer sprechen darf und wessen Lebensweisen marginalisiert werden. Für Savage ist der Umgang mit Minderheiten – insbesondere mit deren Sexualität – dabei ein Indikator für die Qualität einer Demokratie. Savage betont, dass Sexualität in Beziehungen ebenso wie in der Politik ein ständiger Aushandlungsprozess ist – zwischen Individuen, Partner*innen und gesellschaftlichen Normen. Alternative Beziehungsmodelle legitimierten sich durch Konsens, auch wenn sie Konventionen brechen. Entscheidend sind offene Gespräche über Wünsche und Grenzen, die Beziehungen stärken. Unterdrückte Sexualität dagegen schadet, wobei Savage klar unterscheidet zwischen selbstgewählter Kontrolle und fremder Unterdrückung. Mit einem kritischen Blick in die USA unterstreicht das Interview, wie Tabus und Schweigen, Scham und Unwissenheit die Menschen verletzlich machen. Errungene Rechte können wieder zurückgenommen werden und konservative Kräfte nutzen Sexualität gezielt zur gesellschaftlichen Spaltung. Trotz der Schärfe seiner Analyse bleibt Savages Beobachtung jedoch nicht ohne Lichtblick. Er verweist darauf, wie „schnell“ sich Einstellungen in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben – von der Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Ehen bis zur wachsenden Sichtbarkeit vielfältiger Lebensentwürfe. Besonders die jüngere Generation stehe für neue Offenheit und Normalität im Umgang mit Vielfalt. Das unterstreicht: Gesellschaftlicher Wandel ist möglich – aber er braucht aktive Gestaltung. Wer verstehen will, wie eng Intimität, Politik und persönliche Freiheit miteinander verflochten sind, und zugleich lebenspraktische Denkanstöße erhalten möchte, sollte das Gespräch nicht verpassen. #783 - Dan Savage on Epstein, Trump, queer rights, fascism & monogamy. Politik für Desinteressierte -„Jung & Naiv“







