Echte Vielfalt

18. März 2021

Nicht-Binäre Identitäten respektieren und unterstützen

Vor kurzem hat Echte Vielfalt einen Artikel darüber geschrieben, was es bedeutet Nicht-Binär, Bigender, Genderqueer, oder Genderfluid zu sein – also eine Erfahrung von Geschlechtsidentität (Gender) zu haben, die nicht einfach männlich oder weiblich ist. So haben manche Menschen ein Gender, welches Elemente aus der männlichen und weiblichen Kategorie mischt; manche identifizieren sich mit gar keinem von beiden; und für manche kann sich Gender im Laufe der Zeit oder tagesformabhängig verändern. Nun geht es darum, wie man als cisgeschlechtliche Person nicht-binäre Identitäten respektieren und nicht-binäre Personen im Alltag und in Interaktionen unterstützen kann.

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Dabei gilt zuerst, dass es kein volles und genaues Verständnis einer nicht-binären Geschlechtsidentität braucht, um zu respektieren, dass diese genauso echt und beachtenswert ist wie die eigene Cis-Geschlechtsidentität (das heißt sich mit dem Gender identifizieren, welches einem bei der Geburt zugewiesen wurde): Hierbei kann es helfen sich bewusst zu machen, dass das eigene Cisgender für eine nicht-binäre Person genauso unverständlich sein mag. Glücklicherweise ist Verständnis aber eben keine Voraussetzung für Respekt.

Dieser Respekt kann auch gezeigt werden, indem man eine nicht-binäre Person bei dem Namen nennt, mit dem sie sich vorstellt. Dies ist ein kritischer Aspekt, da bei der Geburt gegebene Namen oft ein binäres Geschlecht implizieren und das variante Gender der jeweiligen Person nicht reflektieren. Deswegen sollte man auch nie nach dem „alten“ Namen einer Person fragen – er hat keine Relevanz. Außerdem sollte man versuchen keine Annahmen über das Gender einer Person zu machen, sondern einfach nachfragen – auch nach den Pronomen, mit denen eine Person angesprochen werden will (lesen Sie hier warum): Die Geschlechtsidentität einer Person ist nicht sichtbar, und auch eine Person, die von der Gesellschaft als entweder Mann oder Frau gelesen wird, kann ein nicht-binäres Gender haben. Die Nutzung selbstausgesuchter Namen und Pronomen ist daher einer der einfachsten und wichtigsten Wege Respekt zu zeigen.

Denn nicht-binäre Personen werden ständig mit Situationen konfrontiert, in denen ihr Gender nicht berücksichtigt wird: Allein die Nutzung öffentlicher Toiletten, die oft in Männer- und Frauen-Klos geteilt sind, kann beispielsweise eine Herausforderung darstellen. Sie können sich dabei durch den Zwang zu einer Entscheidung sehr unwohl fühlen und sogar unsicher, wenn sie verbal oder sogar körperlich angegriffen werden.

Daher gilt langfristig – natürlich neben der Verteidigung und Unterstützung von nicht-binären Personen im Falle angreifenden Verhaltens – die gesellschaftliche Anerkennung der Tatsache, dass es mehr als nur männlich und weiblich gibt. Seit 2019 wird dies vom deutschen Personenstandsrecht berücksichtigt – nun muss es jedoch auch im Alltag sichtbar werden, beispielsweise eben durch genderneutrale öffentliche Toiletten oder der Abschaffung von „Damen“ und „Herren“ Abteilungen in Kleidergeschäften.

Denn für echte Vielfalt in der Gesellschaft ist es wichtig, dass nicht-binäre Personen so leben und sich kleiden können wie sie wollen, und dabei ihr Gender im Arbeits-, Schul-, Uni- und jedem anderen öffentlichen Kontext respektiert wird – und im Privaten sowieso.

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