Echte Vielfalt

5. September 2023

Kulturkampf im Fußball – kein neues Phänomen

Während das spanische Frauennationalteam am 20. August ihre Siegerehrung feierte, küsste der Chef des spanischen Fußballverbands Luis Rubiales der Spielerin Jennifer Hermoso ohne deren Einverständnis auf den Mund. Allein das ist bereits ein Skandal, doch die Meldungen, die seitdem das Thema behandeln, offenbaren eine Fußballführung mit einem deutlichen „Machismo“-Problem, das sich nicht nur auf Spanien beschränkt.

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So äußerte sich Karl-Heinz Rummenigge, Aufsichtsratmitglied des FC Bayern, am Rande des Sport-Bild-Awards nach einem Zitat der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ): „Ich glaube, man soll da nicht übertreiben […] wenn man Weltmeister wird, ist man emotional. Und was er da gemacht hat, ist – sorry, mit Verlaub – absolut okay“. Nach Angeben des Senders Sport1 sitzen sowohl Rubiales als auch Rummenigge im Exekutivkomitee der Union of European Football Associations (UEFA). Damit wird deutlich, dass das Problem nicht allein ein spanisches ist. Fußballfunktionäre wie Rubiales gelten als Repräsentanten und sollten sich dessen Reichweite auch auf einer öffentlichen Veranstaltung bewusst sein.

So zeigt der Sender 3Sat in einem Bericht der Sendung „Kulturzeit“, dass der Großteil der spanischen Bevölkerung und auch die politische Spitze Rubiales als untragbar ansieht. Selbst Spaniens konservative Opposition widerspricht dem nicht. Währenddessen weigert sich Rubiales vehement, seinen Posten zu räumen. Mittlerweile wurde er zwar vom Weltverband FIFA für 90 Tage gesperrt, wie der Deutschlandfunk (DF) schreibt, doch das oberste Sportgericht Spaniens blockiert diese Suspendierung, so der DF weiter. Das Gericht entschied demnach, ein Verfahren aufgrund von schwerem Fehlverhalten zu eröffnen. Damit wäre Rubiales bei einer Verurteilung für max. zwei Jahre gesperrt, wie T-Online bemerkt. „Eine Suspendierung durch die Sportbehörde CSD wäre [laut Deutschlandfunk] hingegen nur möglich gewesen, wenn das Gericht das Verfahren wegen eines „sehr schweren“ Fehlverhaltens zugelassen hätte“. Dabei ist Rubiales‘ Handlung nicht nur aus sportlicher Sicht justiziabel. Wie die Tagesschau bemerkt, gilt in Spanien das „Solo sí es sí“- Gesetz (nur ja heißt ja) und da Hermoso eindeutig nicht „sí“ gesagt hat, bleibt damit die Frage, wie weit sich der Fußball und seine Institutionen gegen Öffentlichkeit und Gesetz behaupten können. Spaniens Frauennationalteam ist mittlerweile in den Streik getreten.

Letztendlich geht es darum, die Kader und ihre Machoallüren nicht nur offen zu verurteilen, sondern ein politisches Gegensignal zu setzen. Schaut man etwas über den Tellerrand, sind es diese Haltungen und die damit verbundene Überheblichkeit einiger Fußballkader, die u.a. auch die Weltmeisterschaft der Männer 2022 in Katar ermöglicht haben und bis heute den europäischen Fußball daran hindern, sich geschlossen gegen Machismo und damit auch für mehr Regenbogenfarben bei internationalen Spielen zu positionieren.

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