Weiterlesen Laut DFB-Pressesprecher Jens Grittner gibt die UEFA „ein einheitliches Stadiondesign vor. Und es gibt gute Gründe, dieses einheitliche Stadiondesign auch zu leben. Vielleicht muss man die Beleuchtung nicht unbedingt am Spieltag Mittwoch festmachen.“ So argumentierte der EM-Ausrichter, dass alle Stadien einheitlich in den Farben der UEFA und der teilnehmenden Länder leuchten sollten. Dies kam, nachdem die UEFA unabhängig davon geprüft hatte, ob Manuel Neuers Regenbogen-Kapitänsbinde zulässig ist – sie gab ihr OK, aber dass es überhaupt zu einem Prüfverfahren kommen musste, zeigt wohl, welche Strukturen in der UEFA noch vorhanden sind. So soll die Arena wie vorgesehen in den Farben des EM-Ausrichters UEFA und der teilnehmenden Nationen leuchten – wie es auch für die anderen zehn Stadien gelte. Vor dem Hintergrund, dass das ungarische Parlament am Dienstag ein – wahrscheinlich EU-rechtlich gesehen illegales – Gesetz verabschiedet hat, das sich nach russischem Vorbild gegen vermeintliche „Homo-Propaganda“ wendet (echte-vielfalt.de berichtete), ist dies besonders bedauerlich. Eine Online-Petition zur Beleuchtung der Arena hatte bis Montagabend fast 100.000 Unterschriften erzielt. Sogar Bayerns konservativer Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unterstützte das Vorhaben als „ein Signal für die Offenheit unserer Gesellschaft“. Nun soll die Arena jedoch erst zu einem späteren Termin rund um den Christopher Street Day in Regenbogenfarben leuchten, beispielsweise am 28. Juni zum Jahrestag der Stonewall-Aufstände – ohne Publikum dann. Der fehlende Bezug zu Ungarn bei einem späteren Termin würde so das Politikum für die UEFA entschärfen – aber auch den Sinn des Protestes. Aber: Der CSD München und weitere Gruppen haben angekündigt, vor dem Spiel gegen Ungarn am Mittwoch 10.000 Regenbogenfahnen an Fans zu verteilen. Zusammen mit Neuers Kapitänsbinde wird so hoffentlich, wenn es schon keine große leuchtende Flagge gibt, viele kleine, schwenkende geben.
Queer
Weiterlesen Wie echte-vielfalt.de in der vergangenen Woche berichtete, schränkt das Gesetz nicht nur Menschenrechte ein, sondern pathologisiert Homosexualität indem sie mit Pädophilie verglichen wird. In einem Interview letzten Herbst sagte der ungarische Premierminister Viktor Orbán folgendes: „Ungarn ist ein tolerantes, geduldiges Land was Homosexualität angeht. Aber es gibt eine rote Linie, die nicht überquert werden darf: Lasst unsere Kinder in Ruhe!“ Mit dem neuen Gesetz seiner regierenden Fidesz-Partei ist diese rote Linie nun offiziell gezogen worden – und hat in Ungarn zu einem Aufschrei ziviler Organisationen, unter anderem Amnesty International, geführt, die gegen das Vorgehen der Regierung protestieren. Es gab außerdem eine Protest-Petition, die von mehr als 100,000 Menschen unterschrieben wurde, und am Montag versammelten sich circa 10,000 Demonstrierende vor dem Parlament in Budapest. Die meisten Oppositionsparteien hatten die Abstimmung boykottiert, nur die rechts-konservative Partei Jobbik stimmte mit Orbáns regierender Fidesz-Partei für das Gesetz ab. Weil die Formulierungen des Gesetzes vage gehalten sind, könnte nun selbst das öffentliche Aufhängen einer Regenbogenflagge strafbar sein. Es könnte auch Einfluss auf Medieninhalte im weiteren Sinne haben, wie Ungarns größter privater Fernsehsender, RTL Klub, einräumte. So könnten Filme und Serien, die sich beispielsweise mit modernem Familienleben auseinandersetzen, verboten werden. Hiermit reiht sich das Land in ähnliche Gesetzgebung in Russland und Polen ein, wie das russische Gesetz gegen homosexuelle Propaganda, welches 2013 in Russland verabschiedet wurde. Auch in Polen führte Andrzej Duda einen dezidiert homofeindlichen Wahlkampf. In Ungarn hatte Homofeindlichkeit politisch lange keine zentrale Rolle gespielt, doch dies scheint sich verändert zu haben: Letztes Jahr wurde die Anpassung des legalen Geschlechtseintrags an die Geschlechtsidentität verboten, und die Verfassung wurde um den Satz „Die Mutter ist eine Frau, der Vater ist ein Mann“ ergänzt. Folglich sind gleichgeschlechtliche Paare nun auch von Adoption ausgeschlossen. Andras Bozoki, ein ungarischer Politikwissenschaftler, sagte der Deutschen Welle, dass das Gesetz eindeutige gegen EU-Werte verstoße und wahrscheinlich von einem Europäischen Gericht für illegal erklärt werden würde. Die Frage, was dies in Ungarn wird verändern können, bleibt jedoch erhalten.
Weiterlesen Wie die BBC berichtet hat nun die Fidesz-Partei einen Gesetzentwurf eingereicht, welches das Verbot gewisser Inhalte generell ermöglichen soll. Die beträfe vor allem Inhalte, die bei Minderjährigen für Homosexualität und Geschlechtstransitionen „werben“. Der Entwurf würde LSBTIQ*-Literatur, inklusive Bildungsmaterial, für unter-18-jährige verbieten. Er besagt, dass jungen Menschen unter 18 keinerlei Inhalte gezeigt werden dürfen, die Queerness „unterstützen“, und ist dabei in einer Regierungsvorlage enthalten, die Pädophilie bestraft. So werden Homosexualität und nicht-konforme Geschlechtsidentitäten institutionell pathologisiert, während die ungarische Verfassung propagiert, dass die Ehe für hetero-Paare ist, und Adoption für homo-Paare unterbindet. Einige Menschenrechtsorganisationen haben dieses Vorgehen bereits kritisiert und es mit den russischen Restriktionen von LSBTIQ*-Aktivitäten verglichen. Die Fidesz-Regierung (wie Polens PiS-Regierung) steht für den Vorwurf mehrfacher Brüche von EU-Rechtsstaatlichkeits-Standards unter formaler EU-Investigation. Gleichzeitig läuft sich Orbans Fidesz-Partei gerade für die ungarischen Wahlen Anfang 2022 warm. Obwohl Orban von der EU als tolerant gegenüber Antisemitismus, für die Einschränkung der Rechte von Migrant*innen und anderer Minderheiten, und für die Politisierung der Gerichte und Medien kritisiert wird, wird der euroskeptische Nationalist seit 2010 mit einer großen Mehrheit wiedergewählt. Er behauptet dabei Ungarns christliche Werte gegen ein vom linkem Liberalismus dominierten Europa zu verteidigen. So bleibt Fidesz die stärkste Kraft im ungarischen Parlament und in den Medien – eine neue Oppositionskoalition fasst jedoch laut Meinungsforschung Fuß. Außerdem werden auch verschiedene ungarische LSBTIQ*-Gruppen wie die Hatter Society laut gegen Fidesz‘ Entwurf und prangerten an, dass er „die Meinungsfreiheit und Kinderrechte schwerwiegend einschränken würde“. Budapest Pride, eine Allianz verschiedener Ungarischer LSBTIQ*-Gruppen, drängte Aktivist*innen den US-Präsidenten Joe Biden zu beeinflussen, die Angelegenheit nächste Woche bei seinem Besuch bei Orban zu thematisieren. Und mit der Bewusstsein des Privilegs, in Deutschland problemlos dafür werben und darüber sprechen zu können, finden Sie hier fünf queere Buchempfehlungen für Kinder.
Weiterlesen Die Polizei meldete der Hauptstadt am Sonntag, dass die jugendlichen Frauen zunächst homofeindlich beleidigt und diskriminiert, und anschließend brutal geschlagen wurden. Wie queer.de berichtete, hielten sich die jungen Frauen gerade im Park am Gleisdreieck auf, als die drei unbekannten Täter*innen auf sie zukamen, mit Fäusten auf sie einschlugen und nach ihnen traten. Die 14-Jährige erlitt hierbei Verletzungen an den Rippen und am Rücken, ihre Begleiterin im Gesicht und am Hinterkopf. Bevor die Schläger*innen sich vom Tatort entfernten, entrissen sie der 14-Jährigen die Handtasche mit Portemonnaie und Handy, wobei letzteres mutwillig beschädigt wurde. Anschließend erstatteten die beiden verletzten Jugendlichen auf einem Polizeiabschnitt Anzeige gegen Unbekannt und haben vor, sich selbst in ärztliche Behandlung begeben. Wie bei Hasskriminalität üblich, führt der Polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen wegen des homophoben Übergriffs, nähere Angaben zu den drei Angreifer*innen wurden im Polizeibericht nicht gemacht. Weil Hassverbrechen aufgrund von sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität von der Berliner Polizei gezielt publiziert werden, werden diese vergleichsweise häufig der Öffentlichkeit gemeldet. Nach wie vor besteht hier allerdings eine große Dunkelziffer, nicht nur was körperliche, sondern auch verbale Angriffe anbelangt. Weil es jedoch sehr wichtig ist, dass diese Verbrechen sichtbar und geahndet werden, gibt es bei der Berliner Polizei und Staatsanwaltschaft eigene Ansprechstellen für LGBTI. Unterstrichen wird dies mit der Aussage: „Nehmen Sie Gewalt und Diskriminierung nicht hin! Holen Sie sich Unterstützung! Erstatten Sie Anzeige!“. Erfahren Sie hier mehr über eine Untersuchung zu lesbenfeindlicher Gewalt in Berlin.
Weiterlesen Keine Liebe ist jemals unschuldig. Im Paris der Fünfzigerjahre lernt David, amerikanischer Expat, in einer Bar den reizend überheblichen, löwenhaften Giovanni kennen. Die beiden beginnen eine Affäre - und Verlangen und auch Scham brechen in David los wie ein Sturm. Dann kehrt plötzlich seine Verlobte zurück. David bringt nicht den Mut auf, sich zu outen. Im Glauben, sich selbst retten zu können, stürzt er Giovanni in ein Unglück, das tödlich endet. (Quelle: Thalia) Audre Lorde wächst im New Yorker Harlem als dritte Tochter von Einwanderern aus der Karibik auf. Stolz und mütterliche Abschirmung hindern die Eltern, rassistische Diskriminierung als System zu erklären, sie verstehen sie als Unzulänglichkeiten nicht ernstzunehmender Mitmenschen. Mit 17 Jahren löst sich Lorde von der Familie und bewegt sich in einer Gruppe junger, unkonventioneller Frauen. Die McCarthy Ära bricht an und sie ist u.a. in Aktivitäten gegen die Verurteilung der Rosenbergs engagiert. Lordes lebendige Schilderung der New Yorker Lesben-Subkultur der fünfziger Jahre ist ein Stück feministischer Geschichtsschreibung. Lorde entwickelt ihre Identität als Schwarze Lesbe aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer lesbischen Community, die vornehmlich weiß und oft rassistisch ist und einer Schwarzen Community, die häufig sexistisch und homophob ist. (Quelle: Thalia) Ein Roman, der die amerikanische Identität neu definiert. Und der Brief eines Sohnes an die vietnamesische Mutter, die ihn nie lesen wird: Die Tochter eines amerikanischen Soldaten und eines vietnamesischen Bauernmädchens ist Analphabetin, kann kaum Englisch und arbeitet in einem Nagelstudio. Sie ist das Produkt eines vergessenen Krieges. Der Sohn, ein schmächtiger Außenseiter, erzählt – von der Krankheit der Großmutter, den geschundenen Händen der prügelnden Mutter und seiner tragischen ersten Liebe zu einem amerikanischen Jungen. Ocean Vuong schreibt mit traumhafter Klarheit von einem Leben, in dem Gewalt und Zartheit aufeinanderprallen. (Quelle: Thalia) Die Dramatikerin Amma steht kurz vor dem Durchbruch. In ihrer ersten Inszenierung am Londoner National Theatre setzt sie sich mit ihrer Identität als schwarze, lesbische Frau auseinander. Ihre gute Freundin Shirley hingegen ist nach jahrzehntelanger Arbeit an unterfinanzierten Londoner Schulen ausgebrannt. Carole hat Shirley, ihrer ehemaligen Lehrerin, viel zu verdanken, sie arbeitet inzwischen als erfolgreiche Investmentbankerin. Caroles Mutter Bummi will ebenfalls auf eigenen Füßen stehen und gründet eine Reinigungsfirma. Sie ist in Nigeria in armen Verhältnissen aufgewachsen und hat ihrer Tochter Carole aus guten Gründen einen englischen Vornamen gegeben. Auch wenn die Frauen, ihre Rollen und Lebensgeschichten in Bernardine Evaristos Mädchen, Frau etc. sehr unterschiedlich sind, ihre Entscheidungen, ihre Kämpfe, ihre Fragen stehen niemals nur für sich, sie alle erzählen von dem Wunsch, einen Platz in dieser Welt zu finden. (Quelle: Thalia) Als die Polizei vor ihrer Tür steht, bricht für Nas eine Welt zusammen: ihre Schwester Nushin ist tot. Autounfall, sagen die Beamten. Suizid, ist Nas überzeugt. Gemeinsam haben sie alles überstanden: die Migration nach Deutschland, den Verlust ihres Vaters, die emotionale Abwesenheit ihrer Mutter, Nushins ungeplante Mutterschaft. Obwohl ein Kind nicht in ihr Leben passt, nimmt Nas ihre Nichte auf. Selbst als sie entdeckt, dass Nushin Geheimnisse hatte, schluckt Nas den Verrat herunter, gibt alles dafür, die Geschichte ihrer Schwester zu rekonstruieren – und erkennt, dass Nushin sie niemals im Stich gelassen hätte. (Quelle: Thalia)
Weiterlesen Sieben Monate nach seiner Attacke, die für einen der zwei angegriffenen Männer tödlich endete, wurde er vom Dresdner Landgericht für Mord schuldig gesprochen – und zu einem Leben in Haft verurteilt. Er war davor von Ermittler*innen als islamistische Bedrohung klassifiziert worden, weswegen die Staatsanwält*innen von dem Motiv einer religiös-motivierten Homofeindlichkeit sprachen. Nachdem der Täter aus der Jugendhaft entlassen worden war, hatte er sich zwei neue Küchenmesser im Supermarkt gekauft, mit denen er sich auf die Mission machte, „Ungläubige zu töten“ – eine halbe Stunde später hatte er seine Opfer gefunden. Er stach beide Männer in den Rücken, einer von ihnen überlebte. Der Täter offenbarte, dass er aufgrund der schwulen Sexualität der Männer gehandelt habe – diese habe er als „schwere Sünde“ empfunden und wollte sie deswegen mit dem Tod bestrafen. Bevor er aus der Jugendhaft entlassen worden war, war er als Hochrisiko Täter klassifiziert worden, was bei den Familien der Opfer Fragen danach, ob die Tat hätte verhindert werden können, auslöste. Seine Verteidigungs-Anwält*innen räumten ein, dass die Gefängnis-Autoritäten ihm erlaubt hätten sich zu radikalisieren, indem sie ihm keine religiöse Beratung anboten und ihn isolierten. So wirft das schreckliche Ereignis eine allgemeinere Frage danach auf, wie mit radikal-islamischen Einstellungen Zugewanderter im besten Fall umgegangen wird. Deutlich scheint jedoch, dass ein einfaches Wegsperren keine Lösung für religiös-motivierte Homofeindlichkeit ist.
Weiterlesen Trotzdem erklärt Owen im Gespräch mit dem BBC Radion Wales, dass es kein „riesiger Schock“ gewesen sei, dass they für das Amt ausgewählt wurde: Owen ist bereits seit fünf Jahren im Stadtrat und war davon ein Jahr im Amt der Stellvertretung des Bürgermeister*innen-Amtes. Trotzdem habe sich Owen gefreut, als they vorgeschlagen wurde, und bedankte sich nach der Wahl beim Stadtrat: Owen schrieb auf Twitter, gerührt zu sein als offen nicht-binäre Person im Amt zu sein, nachdem they zuvor gefürchtet hatte, dass ein Coming-Out bedeuten könnte, von der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden, oder schlimmeres. Doch, obwohl Bangor vielleicht nicht als Ort der großstädtischen Toleranz empfunden wird, habe Owen hier offen leben können. Owen sagte auch, der Stadtrat sei fantastisch gewesen und habe viel Unterstützung gezeigt. Zu Hass-Kommentaren im Netz sagte Owen, dass es ein fantastisches Team von Stadtraten und -rätinnen und Freund*innen gibt, die in solchen Fällen für Owen da sind. Außerdem sagt Owen: „Wenn ich Hass-Kommentare kriege, aber weiß, dass ich vielleicht einer einzigen Person dabei geholfen habe, sich in der eigenen Haut wohler zu fühlen, dann lohnt es sich.“
Gender-Neutrale Pässe im Vereinigten Königreich?
20. Mai 2021Weiterlesen In Deutschland, Kanada, und den Niederlanden gibt es – nach vielerlei bürokratischer Hürden – bereits tatsächlich die Option, sich das nicht-binäre Geschlecht X eintragen zu lassen. In vielen anderen Ländern jedoch, unter anderem auch dem Vereinigten Königreich, ist dies jedoch noch nicht möglich. Und das obwohl, wie die Huffington Post berichtet, Aktivist*innen wie Christie Elane-Cane seit über 20 Jahren dafür kämpfen. Doch, nachdem Elane-Cane zuletzt 2019 vor dem Berufungsgericht dafür argumentierte, wurde der Antrag Anfang letzten Jahres abgelehnt. Dabei sollte das simple Recht, die eigene Geschlechtsidentität in einem so wichtigen legalen Dokument wie dem Pass zu bestimmen, so nicht-binäre*r Journalist*in Jamie Windust, eine Selbstverständlichkeit sein – und nichts, was über 20 Jahre erkämpft werden muss. So werden nicht-binäre, inter- und trans-geschlechtliche Menschen gezwungen, sich selbst als Mann oder Frau zu klassifizieren, was eine psychisch hochbelastende Situation darstellen könne, da diese Entscheidung die eigene Identität abspreche. Es könne nicht sein, so Windust, dass die Existenz nicht-binärer Geschlechtsidentitäten immer noch nicht anerkannt würde. Windust könne sich dies nur damit erklären, dass cis-geschlechtliche Menschen sich nicht vorstellen könnten, ständig solche grundlegenden Barrieren überwinden zu müssen. „Wir sind keine Gruppe, deren Echtheit es zu debattieren gilt. Wir sind eine Gemeinschaft, die kämpft und braucht, dass endlich gehandelt wird“. Gender-neutrale Pässe wären daher ein wichtiger symbolischer Schritt für nicht-binäre Menschen.
Mehr Altersarmut unter queeren Senior*innen
18. Mai 2021Weiterlesen Sven Lehmann, sozial- und queer-politischer Sprecher der Grünen im Bundestag, erklärt: Nein, es ist keine Zufall. Nachdem die oben genannten Zahlen auf die Anfrage seiner Partei zur „sozialen Lage von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans und intergeschlechtlichen Menschen in Deutschland“ veröffentlicht wurden, kritisierten die Grünen die Tatenlosigkeit des Bundes und warf der Regierung vor, sie sei an der sozialen Lage von LBGTIs desinteressiert: „Die Bundesregierung macht keinerlei Anstalten, die Datenlage zu verbessern und Maßnahmen zur Verbesserung der Situation zu ergreifen.“, so Lehman, obwohl es viel zu tun gäbe. Wie der Tagesspiegel berichtet, belegen Studien noch immer Diskriminierung queerer Menschen im Arbeitsleben, ältere Erhebungen aus Deutschland zeigen, dass rund ein Drittel der trans Menschen bereits sexualisierte Übergriffe erlebt haben, und Zahlen aus den USA zeigen, dass trans Erwachsene neun Mal häufiger versuchen Suizid zu begehen, als dies in der Gesamtbevölkerung der Fall ist. Dieser „Minderheitenstress“, unter dem queere Menschen in Deutschland nach wie vor leiden, ist laut Lehmann unter anderem dafür verantwortlich, dass queere Menschen einem höheren Risiko von Altersarmut ausgesetzt sind: „Sie leiden deutlich häufiger nicht nur unter Armut, sondern auch unter Depressionen, Obdachlosigkeit oder Suizidgefahr.“ Bei den queeren Senior*innen, die heute von Altersarmut bedroht sind, handele es sich um Jahrgänge, die sich am Arbeitsplatz nicht outen konnten oder sonst eine Kündigung befürchten mussten. Der daraus resultierende Druck könne oft dazu geführt haben, psychisch zu erkranken, was sich wiederrum auf Lohn und Rente auswirkte. Deswegen bekräftigten die Grünen ihre Forderung nach einem bundesweiten Aktionsplan gegen Homo- und Transfeindlichkeit. Außerdem wolle die Fraktion einen Gesetzentwurf für ein neues Selbstbestimmungsrecht im Bundestag zur Abstimmung stellen, welches das bereits als verfassungswidrig erklärte „Transsexuellengesetz“ von 1981 ersetzen soll. Weil die Bundesregierung keinerlei Anstalten mache, „die Datenlage zu verbessern und Maßnahmen zur Verbesserung der Situation zu ergreifen“, griff Lehmann explizit das von Franziska Giffey und der SPD geführte Familienministerium an. Dieses verweise bei Maßnahmen zudem immer auf sein Regenbogenportal. „Eine Seite im Internet ist aber noch keine Anti-Diskriminierungspolitik“, kritisierte Lehmann. Deswegen forderte er die SPD auf, dem neuen Gesetz im Bundestag zuzustimmen: Es gäbe dafür, jenseits der Union, eine Mehrheit im Parlament.
Katholische Kirche segnet queere Paare
13. Mai 2021Weiterlesen Und endlich wollen dies auch einige Seelsorger und Priester nicht mehr: So berichtet die Süddeutsche Zeitung von einer „Rebellion gegen Rom“, nämlich einer Unterschriftensammlung gegen das Segnungspapier der römischen Glaubenskongregation, welches die Segnung homosexueller Paare verbietet. Hierbei kamen, unter anderem mit Hilfe der katholischen Frauenbewegung Maria 2.0, in kürzester Zeit 2600 Unterschriften von Klerikern und Mitgliedern aller pastoralen Berufe zusammen. Damit stellt die Widerstands-Aktion gegen Rom eine der deutlichsten Zeichen seit langem dar, weswegen vor den Gottesdiensten auch Einspruch und sogar Drohungen eingingen: Eine Mail einem Absender namens „Zorn Gottes“, eine, die ankündigt, im Gottesdienst laut einen "Kampfrosenkranz" beten zu werden. Die als Gegenbewegung gegründete Gruppe „Maria 1.0“, appellierte an die Bischöfe, „durchzugreifen“ und rief „alle Katholiken und Menschen guten Willens“ dazu auf, an diesem 10. Mai den Rosenkranz zu beten. Und letztlich kursieren auf erzkonservativen katholischen Internetportalen bereits Muster-Formbriefe, in die nur noch der Name des betreffenden Priesters eingesetzt werden muss, um ihn an den Bischof oder direkt an den Vatikan zu melden. Die Hoffnung ist jedoch, dass die Vielzahl der Gottesdienste die einzelnen Priester schützen werde, so Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose. Er hoffe, dass sich die Bischöfe trotz der „Verstöße“ gegen das römische Segnungspapier zurückhalten, denn wer auf eine Segnung queerer Paare mit disziplinarischen Maßnahmen reagiere, enttarne sich – als was, sagt Hose nicht, doch es lässt sich vermuten – als homofeindlich. Und das, obwohl vor der Kirche steht „Mein Gott liebt alle Menschen“ und im Johannesevangelium: „Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe.“ Als Priester Wolfgang Rothe daraus vorlas und an den Altar einlud, war es „sehr berührend“, so eine der Frauen, die an diesem Tag gesegnet wurde: „Wir wollen unsere Liebe nicht als Sünde bezeichnen lassen, wir wollen uns nicht mehr ausgrenzen lassen.“








