Echte Vielfalt

Erfahrungen

Nadine ist 30 Jahre alt, lebt in Hamburg und ist bisexuell. Echte-Viefalt.de sprach mit ihr über ihre Erfahrungen als bisexuelle Frau.

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Was bedeutet der Begriff Bisexualität für Dich?

Bisexualität bedeutet für mich, dass man keine sexuelle Präferenz nur ausschließlich für Frauen oder Männer hat bzw. eben nur für ein Geschlecht. Trotzdem kann es natürlich sein, dass man auch als bisexuelle Person ein Geschlecht bevorzugt, und zum Beispiel eher Beziehungen und Dates mit Männern oder eher mit Frauen hat. Die eine Seite kann überwiegen, muss es aber nicht unbedingt.
Bei mir ist das zum Beispiel so, dass ich eher auf Frauen stehe und mich eher mit meiner ‚lesbischen Seite‘ identifizieren kann, allerdings hatte ich die meisten Beziehungen bisher eher mit Männern. Das hat sich einfach eher ergeben, da man  halt mehr Möglichkeiten im Alltag hat Männer kennen zu lernen, und wenn man Frauen kennen lernen möchte, die auf Frauen stehen, dann muss man eher in der queeren Community unterwegs sein und zum Beispiel auf Events gehen, ansonsten wird das eher schwierig.

Wie verlief Dein Coming-Out?

Bei meinen Freunden musste ich das nie wirklich ansprechen, das ist einfach im normalen Miteinander herausgekommen oder einfach ganz normal gewesen, darüber zu sprechen. Zumal viele Freunde auch selber zum Beispiel bi- oder pansexuell sind.

Bei meinen Eltern hatte ich ein richtiges Coming-Out. Ich habe sie besucht und ihnen davon erzählt. Ich hatte davor etwas Angst, da ich auch bei anderen Dingen schon immer etwas anders war. Es war aber alles ganz entspannt, und meine Eltern haben mich getröstet, als ich dann vor Erleichterung kurz geweint habe.

Mit welchen Vorurteilen oder Diskriminierungserfahrungen hast Du zu tun?

Vorurteile habe ich persönlich keine erlebt. Man hört ja öfter mal von Vorurteilen wie „die können sich ja nicht entscheiden“ oder so, aber das ist mir selber nicht passiert. Diskriminierung habe ich in meinen lesbischen Beziehungen dahingehend erfahren, dass wenn ich zum Beispiel mit meiner Freundin spazieren gegangen bin, wir fast immer angesprochen worden sind. Sowohl im ,positiven‘ wie im negativen Sinne. Uns wurde zum Beispiel gesagt, dass wir ja besonders süß seien, das würde einem Hetero-Pärchen nicht passieren. Auf Parties wurden wir oft von Männern angebaggert, die das offenbar geil fanden, dass wir halt zwei Frauen sind, die was miteinander haben.

In der queeren Community wird mitunter der Vorwurf von Bi-erasure laut. Was ist Deine Meinung dazu?

Ich persönlich habe das nicht erlebt, aber habe davon gelesen, dass speziell bei Bi-Frauen ihre Bisexualität nicht immer ernst genommen oder als ‚Ausprobierphase‘ wahrgenommen wird. Ich habe auch mitbekommen, dass einige Lesben Angst haben, etwas mit einer Bi-Frau anzufangen, da diese glauben, sie könnten dann für einen Typen verlassen werden.

An sich finde ich Definitionen und das Einteilen in Kategorien oft eher anstrengend und Bi-Menschen sollten natürlich in der queeren Szene nicht ausgeschlossen werden. Man sollte sich eher auf die Persönlichkeit eines Menschen konzentrieren.

Was wünscht Du Dir von der queeren Community?

Ich wünsche mir weniger Vorurteile, und es sollte weiterhin ok sein, bisexuell sein zu dürfen. Ich bekomme in letzter Zeit öfter mit, das man  fast schon dazu gedrängt wird, nicht mehr das Wort „bisexuell“ nutzen zu dürfen, sondern stattdessen pansexuell sagen, oder sein sollte. Es könnten sich sonst  Gruppen wie trans Personen oder Non-Binaries ausgeschlossen fühlen. Ich finde aber, man sollte Menschen nicht dazu drängen, sich als pansexuell zu definieren, wenn sie sich eben als bi verstehen, und niemand sollte einer anderen Person ihre Sexualität vorschreiben. Allgemein wünsche ich mir außerdem weniger Anfeindungen untereinander und weniger Zwang, einem bestimmten Bild mit bestimmten politischen Ansichten entsprechen zu müssen. Bevor man einen politischen Ansatz als den absolut richtigen hinstellt, sollte man außerdem darüber diskutieren dürfen.

Was wünscht Du Dir von der Mehrheitsgesellschaft?

In den Medien gibt es kaum bisexuelle Charaktere. In Filmen und Serien sind diese entweder homo- oder heterosexuell, aber eben kaum bi. Ich würde mir zudem auch wünschen, dass es gar nicht so sehr zur Sprache kommt, wie die Sexualität von Menschen ist, und das Dinge einfach passieren.

Homo- und Bisexualität und andere sexuelle Orientierungen sollten in der Gesellschaft nicht mehr als unnormal empfunden werden. Es sollte auch nicht immer wieder betont werden, dass jemand homo- oder bisexuell ist, sondern einfach normal und ok sein.

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Der Rainbow Europe Country Index der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA Europe) misst die Unterschiede von LSBTIQ-Rechten in europäischen Ländern.

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Auch wenn in Europa in allen Ländern Homosexualität erlaubt ist, leben LSBTIQ-Personen nicht in allen Staaten wirklich gleichberechtigt und diskriminierungsfrei im Vergleich zur restlichen Bevölkerung. Um Unterschiede zwischen insbesondere der rechtlichen Situation von LSBTIQ in verschiedenen Ländern, veröffentlicht die ILGA seit zehn Jahren den Rainbow Europe Country Index. Dabei werden Punkte für verschiedene Faktoren vergeben, zum  Beispiel der Schutz durch Antidiskriminierungsgesetze oder der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften. Auch die rechtliche Verfolgung von Hassverbrechen gegen LSBTIQ wird mit einbezogen. Hieraus ergibt sich schließlich eine Rangfolge der LSBTIQ-freundlichsten Länder Europas. Nach veröffentlichten Index 2020 ist der Inselstaat Malta seit fünf Jahren in Folge führend, gefolgt von Belgien und Luxemburg. Schlusslichter sind Russland, Armenien, die Türkei und Aserbaidschan.

Deutschland ist laut des Index im Mittelfeld angesiedelt, und erfüllt derzeit 51% der von der ILGA aufgestellten Kriterien zur Messung von LSBTIQ-Rechten.

Der Index bildet auch die politischen Veränderungen in einigen Ländern ab, so schneidet zum Beispiel in Ungarn im Vergleich zu den Vorjahren schlechter ab. In der Hälfte der europäischen Länder habe es im Vergleich zum Vorjahr keine positiven Veränderungen gegeben, und zum zweiten mal in Folge verschlechtere sich die Situation sogar.

Und es gäbe “Gründe, äußerst besorgt zu sein, dass sich diese Situation ausbreiten wird, da die politische Aufmerksamkeit auf die wirtschaftlichen Folgen von COVID-19 gerichtet ist" so die ILGA Europe Vorsitzende Evelyne Paradis.

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„Schwestern können sich gegenseitig helfen. Schwestern können voneinander lernen. Schwestern sind sich ähnlich und sie sind zugleich ganz unterschiedlich.“ So beschreiben die refugee sisters ihr Ziel, Frauen* mit Fluchterfahrungen einen vertraulichen Raum zu bieten, in dem sie sich mit ihren Erlebnissen, Wünschen, Fragen und Sorgen öffnen können.

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Es gibt unter anderem praktische Unterstützung, beispielsweise im Umgang mit Ämtern, Treffen zu verschiedenen Themen, Einzelgespräche und Begleitung. Auf der Internetseite informiert das Projekt über Asylverfahren, LGBTI Rechte in Deutschland und Europa oder auch LGBT & Religion.

Zugleich sucht das Projekt Unterstützerinnen: neben finanzieller Unterstützung zum Beispiel auch Deutsch-Nachhilfe, Kinderbetreuung, ein Zimmer oder Gegenstände für den Alltagsgebrauch.

Refugee sisters ist ein Projekt von Intervention e.V. und wird gefördert durch den Integrationsfonds der Stadt Hamburg.

Weitere Infos finden sich hier.

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Gleichgesinnte treffen, sich austauschen oder einfach einen netten Abend in Gemeinschaft verbringen – diese Möglichkeit bieten Stammtische für bisexuelle Menschen an.

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Auch wenn diese während der Corona-Pandemie zeitweise nur online stattfinden konnten: Gerade diejenigen, die neu in der queeren Community oder noch unsicher darüber sind, ob sie eigentlich bisexuell sind, können bei solchen regelmäßig stattfindenden Treffen ungezwungen und niedrigschwellig Kontakte knüpfen  oder Informationen erhalten.

Bi-Stammtische gibt es im Norden zum Beispiel in Kiel und Hamburg.

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Heiner Garg: Jeder Mensch in Schleswig-Holstein kann dazu beitragen, dass Vielfalt willkommen ist – Ergebnisse der Online-Befragung „Echte Vielfalt" veröffentlicht

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KIEL. Im Rahmen eines Fachgespräches werden heute (19.12.) Ergebnisse der Online-Befragung zur Lebenssituation von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*, inter* und queeren Menschen (LSBTIQ*) in Schleswig-Holstein vorgestellt. Projektleiterin Dr. Christina Rauh informiert dazu die beteiligten Verbände und Initiativen im Ministerium.

Demnach gibt es in Schleswig-Holstein ein offenes Klima dafür, die eigene sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität mitzuteilen: jede und jeder Zweite bis zum 20. Lebensjahr hat sich gegenüber mindestens einer Person „geoutet". Das „Coming-Out" wurde von 60% der engen Verwandten als positiv aufgenommen. Allerdings gaben auch rund die Hälfte (51%) aller Befragten an, innerhalb der letzten fünf Jahre diskriminierende Erfahrungen gemacht zu haben. Dieser Wert entspricht etwa dem aus anderen Bundesländern.

Familienminister Heiner Garg betont: „Wir brauchen ein Klima der Wertschätzung und des Respektes. Jeder Mensch in Schleswig-Holstein kann dazu beitragen, dass Vielfalt hier willkommen ist. Das erwarte ich auch." Die Ergebnisse der Umfrage zeigten, dass das Land mit dem Aktionsplan Echte Vielfalt auf dem richtigen Weg sei, der gemeinsam fortgesetzt werden müsse. „Alle Menschen sollen hier so leben und lieben können, wie es ihnen entspricht", so Garg.

Im Frühjahr hatten fast 1.000 Menschen, darunter auch Familienangehörige, an der anonymen Online-Befragung teilgenommen, die im Auftrag des Ministeriums erstellt wurde. Die Ergebnisse werden in die Fortsetzung der Initiative „Echte Vielfalt" einfließen, die landesweit Aktionen und Maßnahmen für die Akzeptanz von LSBTIQ* unterstützt. Ergebnisse sind hier online.

Wer mehr erfahren will, was hinter Begriffen wie LSBTIQ* steckt, findet Antworten in der neuen Fibel „Echte Vielfalt", die verschiedene Begriffe der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt erläutert.

Verantwortlich für diesen Pressetext: Eileen Lara Meier | Christian Kohl | Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein | Adolf-Westphal-Straße 4, 24143 Kiel | Telefon 0431  988-5317 | E-Mail: pressestelle@sozmi.landsh.de | Medien-Informationen der Landesregierung finden Sie aktuell und archiviert im Internet unter www.schleswig-holstein.de | Das Ministerium finden Sie im Internet unter www.sozialministerium.schleswig-holstein.de

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Lesung und Konzert mit der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano am 27. Mai um 19 Uhr im Jüdischen Museum Rendsburg

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Esther Bejarano wurde 1924 als Tochter jüdischer Eltern im Saarland geboren. 1943 wurde sie in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, spielte dort im „Mädchenorchester“ - und überlebte so. Nach einiger Zeit kam sie ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. 1945 erlebte sie die Befreiung durch amerikanische Soldaten. Nachdem Esther Bejarano zunächst nach Palästina/Israel ausgewandert war, kehrte sie 1960 mit ihrer Familie nach Deutschland zurück. Gleichzeitig begann sie sich politisch zu engagieren. Zeitlebens hat sie sich für den Kampf gegen das Vergessen engagiert und seit 2008 über 600 Konzerte gegeben.

Im Jüdischen Museum in Rendsburg liest die Auschwitz-Überlebende zunächst aus ihren Erinnerungen. Im Anschluss gibt sie gemeinsam mit der Band Microphone Mafia ein Konzert. Mit dabei sind ihr Sohn Joram und Kutlu Yurtseven, Sohn türkischer Einwanderer aus Köln. Kutlu Yurtseven rappt und Esther Bejarano singt deutsche, englische, französische und jiddische Texte.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend und Senioren im Rahmen des Aktionsplans „Echte Vielfalt“, dem Landesbeauftragten für politische Bildung und der Regenbogengruppe Rendsburg statt.

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