Echte Vielfalt

Lebensbereiche

Gerade in der nun angebrochenen kalten Jahreszeit kann es sehr wohltuend sein, es sich mit einer warmen Decke, einem heißen Getränk und einem guten Buch oder Film gemütlich zu machen. Wer sich aber dem Kaltwetterblues entgegenstellen will, für diese Person ist ein Abstecher in gute Gesellschaft ebenfalls nicht verkehrt.

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In diesem kleinen Reminder wollen wir deshalb auf die Veranstaltungsliste des LSVD Schleswig-Holstein sowie den Terminkalender von Echte Vielfalt hinweisen. Dass die regelmäßigen Leser*innen von Echte-Vielfalt die beiden Listen noch nicht selbst entdeckt haben, ist eher unwahrscheinlich, nichtsdestoweniger gehen gerade altbekannte Informationsquellen im Alltag auch mal unter.

Aus diesem Grund möchten wir hier auf vier wiederkehrende Veranstaltungen aufmerksam machen, die ein Beisammensein, aber auch einen regen Austausch ermöglichen. Einmal im Monat finden in Schleswig-Holstein der Schwule Stammtisch, der Lesbenstammtisch und der Regenbogenstammtisch statt. Für Personen unter 18 Jahren gibt es 14-tägig die QUEERE Jugendgruppe.

 

Schwuler Stammtisch Schleswig

jeder 1. Mittwoch im Monat, nächster Termin: 01.11.2023 von 19:00 bis 23:00 Uhr

Ort: Luzifer, Königstraße 27, Schleswig

„Kommt einfach dazu“

 

Lesbenstammtisch Flensburg

jeder 1. Dienstag im Monat, nächster Termin: 07.11.2023 von 19:30 bis 22:00 Uhr

Ort: Restaurant Kontraste, Heinrichstraße 15, Flensburg

Anmeldung/Kontakt: info@lesbenstammtisch-flensburg.de

Neue Frauen (FLINTA*) sind herzlich willkommen“

 

Regenbogenstammtisch

nächster Termin: 13.11.2023 von 19:00 bis 22:00 Uhr

Ort: Restaurant Galerie, Holm 66, Flensburg.

„Kommt einfach vorbei […] Alle sind herzlich willkommen“

 

QUEERE Jugendgruppe Flensburg (für 13- und 17-Jährige)

alle 14 Tage samstags, nächster Termin: 04.11.2023 von 16:00 bis 18:00 Uhr

Ort: FLENSBUNT Zentrum, Hafendamm 13, Flensburg

Kontakt: qjfl@flensbunt.de

„Gleichgesinnte zum Austausch, Spielen, Quatschen“

 

Natürlich gibt es noch viel mehr Veranstaltungen auch in anderen Städten und über Schleswig-Holstein hinaus. Auch alle Leser*innen außerhalb von Schleswig-Holstein: Seid ermutigt, knüpft neue Kontakte oder reaktiviert alte, geht trotz des schlechten Wetters vor die Tür und macht Euch den Herbst möglichst schön. Googelt einfach mal nach Stammtischen und Treffs in eurer Nähe!

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Der amerikanische Football ist auch in Deutschland mittlerweile mehr als nur ein Randphänomen. So sahen im Februar 2023 1,77 Millionen Menschen den Super Bowl. Insgesamt berichtet die Tagesschau von rund 99 Millionen Zuschauer*innen weltweit, eine riesige Reichweite, die sich die Werbeindustrie einiges kosten lässt.

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Nach Angaben der Tagesschau kostete ein Werbespot im letzten Super Bowl über 233.000 US-Dollar pro Sekunde, was die mediale Reichweite dieses Spektakels unterstreicht. Diese mediale Macht, verbunden mit der zunehmenden Popularität in Deutschland, ist Anlass genug, sich diesen Sport und seine Haltung zur LGBTIQ*-Gemeinschaft genauer anzusehen.

Über Fußball wurde an dieser Stelle schon des Öfteren berichtet, zuletzt über den Machismo in Spaniens Führungsetage des Frauenfußballs, die ewige Diskussion über die Regenbogenfarben der Kapitänsbinde und nicht zuletzt die verachtenden Zustände in Katar bei der WM der Männer.

Verschafft man sich hingegen einen ersten Überblick zum Football, zeigt sich zumindest vordergründig ein deutlicheres Bekenntnis zur Diversität und Menschenwürde. Im Jahr 2021 outete sich mit Carl Nassib zum erstmals ein aktiver Spieler als schwul. Beim Blick auf Spiele der aktuellen Saison stößt man des Weiteren immer wieder auf Aufnäher und andere Symbole in Regenbogenfarben. Allerdings ist Football nach wie vor ein körperbetonter Leistungssport, der trotz allem immer noch Klischees von "Männlichkeit" bedient. In einem Interview mit dem Guardian bringt es der ehemalige Spieler RK Russell auf den Punkt, wenn er sich vor seinem Coming-Out die Frage stellte, ob die Toleranz an der Stelle ende, wo die sportliche Leistung aufhöre. Eine Frage, der sich alle Leistungssportarten stellen müssen. Für die USA im Besonderen machte ihm darüber hinaus die Frage zu schaffen, wie es als schwarze Person in dieser Umgebung sein würde. Ein weiteres Thema, bei dem die Schnittstelle zwischen dem Kampf um Anerkennung von LGBTIQ* und People of Color (POC) im Football einen gemeinsamen Kristallisationspunkt findet.

Aber auch abseits des Spielfelds lassen sich positive Anekdoten entdecken. Wie die Seite Queerty im Oktober 2023 berichtete, hat sich in der NFL in den letzten Jahren eine Veränderung vollzogen, bei der männliche Cheerleader, die noch vor einem Jahrzehnt als unwahrscheinlich galten, heute fester Bestandteil der Liga sind. Allein die New Orleans Saints haben mehr als ein Dutzend männliche Cheerleader.

Auf der offiziellen Webseite der NFL heißt es zudem: "We're committed to continuing efforts around diversity, equity, and inclusion because football is for everyone. We proudly support the LGBTQ+ community...". In ihrem im aktuellen "Diversity and Inclusion Report" vom März 2023 betont die Liga zudem ihr Ziel, weiter auf eine bessere Inklusion und Diversität, nicht zuletzt auch bei ihren Angestellten, hinarbeiten zu wollen.

Dabei gilt es, die Anekdoten und Bekenntnisse einer Multimilliarden-Dollarvereinigung generell mit Vorsicht zu betrachten. Immerhin geht es bei diesem Sport nicht zuletzt um Gewinnen und Gewinne. Wie hier jedoch bereits in dem Artikel "Pinkwashing – ein Problem mit zwei Seiten" thematisiert wurde, kann auch eine kommerzialisierte Symbolik zur Sichtbarkeit und zum Schaffen von "Normalität" beitragen. Erst einmal darf damit ein positiver Eindruck von einem zunehmend populären Sport festgehalten werden.

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Queerhandicap e. V. setzt sich für die Sichtbarkeit und Ermutigung von queeren Menschen mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen ein. Unter dem Motto „Rückhalt geben. Brücken schlagen. Räume schaffen.“ unterstützt, vernetzt und berät der Verein seit seiner Gründung im Jahr 2010 LSBTIQ*-Personen mit Behinderung und chronischen Erkrankungen.

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Der Verein hat ein vielfältiges Angebot. Zum einen werden Tipps für queere Szene-Orte in ganz Deutschland gesammelt, die als (mehr oder weniger) barrierefrei gelten. Außerdem dient der Verein als Beratungsstelle für queere Menschen mit Behinderung, Beeinträchtigung oder chronischer Erkrankung sowie ihre Angehörigen. Dabei sind die Ansprechpartner*innen selbst Betroffene.

Mit dem Projekt „Dialog vor Ort“ ist der queerhandicap e.V. zusätzlich an verschiedenen Orten aktiv, um auf das Thema aufmerksam zu machen und aufzuklären. Dies geschieht mit Infoständen auf Demonstrationen, Messen oder sonstigen öffentlichen Veranstaltungen ebenso wie bei Tagungen und Podien. Auch in politischen Gremien ist der Verein vertreten, um die Anliegen von LSBTIQ* mit Behinderung zu vertreten.

Der Verein organisiert einmal im Monat ein digitales Treffen, bei dem sich die Teilnehmer*innen kennenlernen, austauschen und über konkrete Themen diskutieren können. Jeden dritten Sonntag im Monat besteht für Interessierte die Möglichkeit, am Café queerhandicap teilzunehmen. Das nächste Treffen findet am 19. November 2023 von 15 bis 18 Uhr statt.

Es besteht auch die Möglichkeit, an lokalen Veranstaltungen teilzunehmen. Unter den deutschlandweiten Ortsgruppen deutschlandweit gibt es zwei in Schleswig-Holstein:

  • Queerhandicap Kiel: Offene Gruppe von LSBTIQ* mit Behinderung
    Treffen immer am dritten Dienstag im Monat um 17:00 Uhr
    HAKI-Zentrum, Walkerdamm 17 (1. Etage mit Aufzug), 24103 Kiel
    Kontakt: queeres-kiel@haki-sh.de
  • Team Behinderte* – CSD Bremen e.V.
    Behinderte sind nicht behindert – sie werden behindert!
    Treffen immer am ersten Samstag im Monat um 15.00 Uhr
    Ort wird rechtzeitig bekanntgegeben. Kontakt: behinderte@csd-bremen.org
    Mitglieder des Teams Behinderte* aus der LSBTIQ*-Community sind auch mit queerhandicap im Queerpolitischen Beirat von Bremen vertreten. Darüber hinaus engagiert sich der Verein für die Gewährleistung von Barrierefreiheit bei Kundgebungen und Demonstrationen wie dem CSD.

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In Mauritius wurde Homosexualität entkriminalisiert. Der Oberste Gerichtshof im ostafrikanischen Inselstaat deklariert, dass die Kriminalisierung von homosexuellem Geschlechtsverkehr verfassungswidrig sei. Die UN bezeichnet die Entscheidung als fundamentalen Schritt in Richtung Gleichberechtigung.

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Vorher konnten homosexuelle Akte nach Paragraf 250 des Strafgesetzbuches mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden. Das „Sodomie“-Gesetz galt seit 1838, wie in vielen anderen Ländern wurde es von der britischen Kolonialregierung eingeführt (siehe ein Bericht von Human Rights Watch zu den kolonialen Sodomie-Gesetzen). Der UN-Experte für den Schutz von Gewalt und Diskriminierung gegen sexuelle und geschlechtliche Minderheiten Victor Madrigal-Borloz betont deshalb, dass die Kriminalisierung von Homosexualität ein koloniales Projekt gewesen sei und nicht die mauretanischen Werte reflektiere (Vereinte Nationen).

Wie die jetzige Entscheidung aufzeigt, ist die Kriminalisierung von Homosexualität auch nicht mit der mauretanischen Verfassung von 1968 vereinbar. Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes folgte auf eine Klage von Abdool Ridwan Firaas Ah Seek, einem schwulen mauretanischen Mann, der von der LGBTIQ*-Organisation “Collectif-Arc-en-Ciel” unterstützt wurde. Der Fall demonstriert, dass Paragraf 250 des Strafgesetzbuches nicht mit Absatz 16 der Verfassung vereinbar sei, in welchem das Recht auf Schutz vor Diskriminierung festgehalten ist. Während Sexualität nicht explizit im Verfassungstext steht, entschied das Gericht, dass der Schutz vor Diskriminierung auf Basis von „sex“ ebenso die sexuelle Orientierung mit einbeziehen muss.

Auch wenn Paragraf 250 schon seit Jahren nicht mehr zur Bestrafung homosexueller Aktivitäten eingesetzt wurde und der mauretanische Staat bereits 2008 und 2019 den Abbau von Diskriminierung von Personen auf Basis ihrer sexuellen Orientierung in Gesetzen verankerte, repräsentiert die jetzige Entscheidung einen weiteren wichtigen Schritt für die Freiheit und Gleichheit von LGBTIQ*-Personen. Madrigal-Borloz betont, dass Mauretanien aktiv dazu beitrage, dieser anhaltenden Form der kolonialen Diskriminierung auf dem afrikanischen Kontinent zu entgegnen. Ähnliche Fortschritte wurden auch in Ländern wie Angola, Botswana und Mosambik erzielt, die ebenso die Kriminalisierung von Homosexualität abgeschafft haben.

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Im Juni 1981 wurde in den USA erstmals ein damals unbekanntes Virus vom Centers for Disease Control gemeldet. Die Verbreitung des Virus führte zur Ausbreitung der Aids-Epidemie, die weltweit Millionen von Menschen betraf. Auch in Deutschland gab es Opfer, vor allem unter schwulen Männern. Die Epidemie löste Angst und Verzweiflung aus, da die HIV-Infektionen fast immer zum „Acquired Immunodeficiency Syndrome“ (Aids) und in vielen Fällen zum Tod führte.

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Im Zuge dieser Ereignisse gründete sich 1983 die Deutsche Aidshilfe e.V., um sich gegen die mit der Erkrankung einhergehende „Ausgrenzung, Anfeindung[…] und Abwertung“ der Betroffenen zu richten. Die Ziele der Gründer*in Sabine Lange und Bruno Gmünder waren die „[k]onkrete Hilfe für die Kranken, Schutz vor HIV und eine wieder lebbare Sexualität durch Safer Sex und Kampf gegen die Ausgrenzung“. Was zunächst z. B. beim Spiegel als „Schrecken von Drüben“ betitelt wurde (taz), breitete sich nicht nur als Krankheit aus, sondern prägte insbesondere die Schwulenszene nachhaltig. Sowohl die Angst um das eigene Leben als auch die ideologischen Zuschreibungen wie bspw. eine „gerechte Heimsuchung“, wie es aus einigen religiösen Kreisen verlautete, führten zu einem gesellschaftlichen Gemisch, das einen Zusammenschluss gegen HIV und Aids umso notwendiger machte. Dabei ging es explizit auch um konkretes politisches und öffentlichkeitswirksames Engagement. Wie notwendig es war, das Thema Aids zu benennen und auf die politische Agenda zu setzen, zeigt der Guardian in einem Bericht über die Ereignisse im Oktober 1988. Damals sammelten sich etwa 1.500 Betroffene, Freund*innen und Angehörige vor dem Gebäude der U.S. Food and Drug Administration in Rockville, Maryland. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Virus bereits 45.000 Amerikaner*innen das Leben gekostet. Die Aktivist*innen der Act Up Bewegung warfen der Regierung vor, dass sie durch ihre Untätigkeit und Ignoranz bei der Zulassung von Medikamenten zur Bekämpfung von Aids für den Tod dieser Menschen mit verantwortlich sei. Nach den Protesten veränderte sich die Zulassungspolitik und heute können Medikamente das Virus fast bis zur Nichtnachweisbarkeit eindämmen (taz). Auch die öffentliche Stimmung hat sich beruhigt, aber das Virus und seine Ressentiments sind nicht ganz verschwunden. Dies zeigt, dass die Bekämpfung von Krankheiten nicht nur eine Frage der Medizin oder Pharmazie ist, sondern damals, aber auch noch heute der Organisierung, Mobilisierung und Aufklärung der Öffentlichkeit bedarf.   Copyright Logo: Deutsche AIDS Hilfe

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LGBTIQ*-Aktivist*innen kritisieren die konservative britische Regierungspartei, nachdem der Prime Minister Rishi Sunak auf dem jährlichen Parteitag der Torys am 4. Oktober 2023 erneut transfeindliche Aussagen tätigte – für die er von seiner Partei großen Applaus erhielt.

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In seiner Rede betonte Sunak, dass es gesunder Menschenverstand sei, dass „ein Mann ein Mann ist und eine Frau eine Frau.“ Man würde dazu gebracht werden, glauben zu müssen, dass Menschen sich einfach das Geschlecht aussuchen können, so der Prime Minister. Auch LGBTIQ*-relevante Maßnahmen und Praktiken in Schulen und Krankenhäusern nimmt er ins Visier. So fordert er, dass Eltern sowohl darüber informiert werden, was ihren Kindern in Schulen über Beziehungen beigebracht wird, als auch, wenn Kinder sich beispielsweise als trans identifizierten. Ebenso sieht die Richtlinie vor, dass trans Schüler*innen die Toilette benutzen müssen, die dem Geschlecht entspricht, welches in ihrer Geburtsurkunde eingetragen ist.

Die Rede ist nicht der erste Vorfall in diesem Jahr, in welchem sich Sunaks transfeindliche Haltung abbildet. Im Sommer kursierte ein Video im Netz, in dem sich der Premierminister über eine trans Frau lustig machte. Einige Monate vorher, im April dieses Jahres, berichtete The Independent, dass Sunak darauf bestehe, dass 100 Prozent der Frauen keinen Penis hätten. Damit negiert er die Annahme, dass trans Frauen Frauen seien. Eine solche fehlende Anerkennung seitens der Regierung bringt nicht nur rechtliche Probleme für die Betroffenen mit sich, sondern trägt zu einem Klima bei, in dem sich gesellschaftliche Spannungen rund um geschlechtliche Vielfalt immer weiter verschärfen. Hassverbrechen gegen trans Personen in England und Wales sind 2023 im Vergleich zum Vorjahr zu elf Prozent angestiegen, wozu nach der britischen Zeitung The Guardian auch Medien und Politiker*innen mit öffentlichen Statements beitragen würden.

Doch scheint der konservative Diskurs der Tory-Partei nicht ganz die gesellschaftliche Meinung abzubilden. Nach einer Studie der Forschungseinrichtung „More in Common“ aus dem Jahr 2022 stimmen 46 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass trans Männer Männer sind und trans Frauen Frauen. So würden die meisten Brit*innen das Thema differenzierter betrachten und versuchen, ihren Teil dazu beizutragen, um Diskriminierung abzubauen, so Luke Tryl, der Leiter der britischen Abteilung von „More in Common“.

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Vorweg ist festzuhalten, dass Nutzer*innen des Kurznachrichtendienstes „X“ (ehemals Twitter) als mündige Personen zunächst für das, was sie schreiben, auch inhaltlich verantwortlich bleiben. Welchen Rahmen X in seiner Policy festlegt, entscheidet allerdings darüber, welche Grenzen das Unternehmen der Eigenverantwortung seiner Nutzer*innen setzt.

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In diesem Sinne kann X eine gewisse Mitverantwortung für die LGBTIQ*-feindlichen Inhalte eines Teils seiner Nutzer*innen zugeschrieben werden, nachdem das Unternehmen im April 2023 seine Richtlinien zu hasserfülltem Verhalten gegenüber trans Nutzer*innen strich. Wie NBC-NEWS schreibt, hatte die Plattform seit 2018 das gezielte Verwechseln von Geschlechtern oder „deadnaming“ von trans Personen verboten. Diese Klausel wurde im April ohne Kommentar entfernt, während übrige Richtlinien zur Hassrede unberührt blieben.

Am 5. Oktober 2023 zitierte PinkNews dann einen Beitrag der Journalistin Alejandra Caraballo, bei dem diese über Twitter mitteilte: „Twitter hat sein Meldesystem überarbeitet. Die Möglichkeit, gezieltes Misgendering und transphobe Belästigungen zu melden, wurde entfernt. Außerdem wurde die Möglichkeit entfernt, der Meldung einen Kontext hinzuzufügen.“

Am selben Tag teilte der Bundesverband Trans* (BVT*) mit, sich dazu entschieden zu haben, seinen Account auf X zu schließen. Wie der Verband berichtete, seien er und seine Referent*innen im Rahmen einer Social-Media-Kampagne der CEDAW-Allianz, „einem Bündnis gegen geschlechtsspezifische Gewalt aus 34 zivilgesellschaftlichen Organisationen“, Ziel von trans*feindlicher Hassrede und Diskriminierung geworden. Dies sei, so der BVT* weiter, allerdings nur der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe. „Die Zunahme von trans*feindlicher Hassrede sowie der Abbau des Diskriminierungsschutzes seit der Übernahme des Unternehmens durch Elon Musk sind in die Entscheidung ebenfalls eingeflossen.“

Als Beispiele nannte der BVT* die Erklärung von Musk über dessen persönlichen Twitter-Account, „dass der wiederholte Gebrauch des Wortes ‚cis‘ als Beleidigung gewertet wird und mindestens mit einer temporären Sperre bestraft werden könne“. Zudem habe X die NGO „Center for Countering Digital Hate“ (CCDH) verklagt, weil diese "[…] einen Bericht über die Zunahme von Hassrede auf der Plattform veröffentlicht hatte.“

Gerade die letzten beiden Beispiele bedeuten dabei eine weitere Eskalation und machen die Entwicklung bei X aus Sicht der LGBTIQ* Gemeinschaft besorgniserregend.

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In der Slowakei kommt die Partei des ehemaligen Premier Fico auf 23 Prozent der Stimmen und gewinnt damit die Wahl. Für die slowakische LGBTIQ*-Community ist der Sieg der linksnationalistischen Smer-Partei, die eine queerfeindliche Politik verfolgt, fatal.

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Neben seiner prorussischen Haltung und der Forderung nach der Beendigung aller Militärhilfen für die Ukraine fielen Robert Fico und seine Partei im Wahlkampf auch mit einer scharfen Anti-LGBTIQ* Rhetorik auf. Bereits während seiner letzten Amtsperioden unterstütze der jetzige Wahlsieger queerfeindliche Gesetze wie das Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen. Queere Themen wurden in den letzten Jahren immer mehr von populistischer Seite vereinnahmt und für unvereinbar mit der konservativen slowakischen Gesellschaft erklärt. Die Situation von LGBTIQ* in der Slowakei wurde mehrere Jahre in Folge vom Eurobarometer EU-weit als am schlechtesten bewertet. Demnach sind fast 60 Prozent der Bevölkerung gegen gleiche Rechte für queere Menschen.

Wenn Fico es schafft, eine Regierung zu bilden kann, kann damit gerechnet werden, dass sich die Situation nochmals verschärft. Bereits 2019 versuchte der Smer-Chef ein Verbot, dass gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren können, durchzusetzen. Im Wahlkampf betitelte er dies zuletzt als „Perversion“ (queer.de berichtet). Zudem gibt es weiterhin keine Möglichkeit, homosexuelle Partnerschaften eintragen zu lassen und auch gleichgeschlechtliche Ehen, die im Ausland vollzogen wurden, werden nicht anerkannt. Ebenso eingeschränkt sind die Möglichkeiten für trans Personen, medizinische Unterstützung beim Transitionsprozess zu bekommen. Im Frühjahr dieses Jahres wurde außerdem ein Gesetzesentwurf besprochen, der die rechtliche Anerkennung des Geschlechtes von trans Personen blockieren sollte. Dies sorgte auch für Konflikte mit der Europäischen Kommission für Menschenrechte, die den unzureichenden Schutz für queere Menschen in der Slowakei beklagt (PinkNews).

Verbale und physische Gewalt prägen ebenfalls die Situation von LGBTIQ* in der Slowakei. Nach einem Hassverbrechen im Oktober 2022, wobei zwei jungen Männern vor einer queeren Bar in Bratislava von einem Neonazi erschossen wurden, verschärfte sich die Lage erneut. Nach Angaben der Deutschen Welle wollen viele junge Personen auch deshalb das Land verlassen.

Laut einem Bericht der Friedrich Naumann Stiftung kann die Anti-LGBTIQ* Stimmung im Land unter anderem mit dem großen Einfluss der katholischen Kirche in der slowakischen Politik erklärt werden. Die öffentliche Meinung sei stark von Pfarrern beeinflusst und diese stark involviert in das politische Geschehen. Darüber hinaus sei auch die konservative NGOs „Alliance for the Family“ für das Vorantreiben und Popularisieren queerfeindlicher Politiken verantwortlich.

Ob Fico eine Regierung bilden kann, ist noch unklar. Vermutet wird eine Koalition mit seinem ehemaligen Konkurrenten Peter Pellegrini, dessen als sozialdemokratisch bezeichnete Partei Hlas sich vor einigen Jahren von der Smer abspaltete. Da für die Mehrheit noch eine dritte Partei mit ins Boot geholt werden müsste, wird jedoch befürchtet, dass auch die nationalistische und rechtsradikale SNS für eine Regierungskoalition mit Fico und Pellegrini in Frage kommt.

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Am 05. Oktober 2023 eröffnen das Schwule Museum (SMU) und das Archiv der deutschen Jugendbewegung (AdJb) ihre Ausstellung zum Thema „Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Zeichen von Emanzipation“. Die Veranstaltung wird bis zum 26. Februar 2024 im Schwulen Museum zu sehen sein.

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Als Gedächtnisorte emanzipatorischer Bewegungen finden sich in den Archiven beider Institutionen Dokumente und Zeugnisse bis hin zu „künstlerischen“ Produktionen über Verharmlosungen und ideologische Rechtfertigung von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche.

Die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, die zusammen mit dem Hauptstadtkulturfonds (HFK) die Ausstellung fördert, beschreibt, dass sich bereits seit den 1970er-Jahren Pädosexuelle für eine Straffreiheit sexueller Handlungen von Erwachsenen mit Kindern und Jugendlichen einsetzten. Dabei instrumentalisierten sie nicht nur Bewegungen wie etwa die Schwulenbewegung, die sich damals für die Entkriminalisierung von Sex zwischen Männern einsetzte, sondern auch politische Parteien und Teile der Wissenschaft.

Ziel der Ausstellung ist ein Anstoß für eine kritische Aufarbeitung ihrer Archive. Dabei legen SMU und AdJb die Frage zugrunde, „wie dieses verstörende Kapitel der eigenen Geschichte in Erinnerungskultur und Geschichtsschreibung eingearbeitet werden kann“. Mit der Aufarbeitung handeln die Veranstalter nach eigenen Angaben ausdrücklich im Auftrag von Betroffenen und ihren Verbänden. Es soll darum gehen, Täter nicht nur der Strafverfolgung zu überlassen, sondern gesellschaftliche Zusammenhänge in den Blick zu nehmen.

Dass dieses Thema emotionalisieren kann und von Gruppen außerhalb, aber auch innerhalb der LSBTIQ* Gemeinschaft zu politischen Zwecken „missbraucht“ werden könnte, unterstreicht dabei nur die Wichtigkeit einer Auseinandersetzung. Mehr noch entsteht durch die Kritik am historischen Prozess der Emanzipation selbst ein weiterer Schritt zur Emanzipation, um aktiv und kritisch am Diskurs der eigenen Vergangenheit teilzunehmen.

Die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs bietet darüber hinaus ein kostenfreies und anonymes Infotelefon. „Hier können Sie sich zum Beispiel über die Arbeit der Kommission informieren oder Fragen darüber stellen, wie Sie von Ihren Erfahrungen berichten können“.

Nummer: 0800 40 300 40

Sprechzeiten:

montags, mittwochs und freitags von 9 bis 14 Uhr

sowie dienstags und donnerstags von 15 bis 20 Uhr.

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In einem offenen Brief wendet sich Pavlo Stroblja, Gründer des Netzwerks Queermentor, an den CSD Deutschland e.V. sowie alle bundesweiten CSD-Veranstalter*innen und kritisiert die zunehmende Kommerzialisierung der CSD-Veranstaltungen. Gemeinsam mit den Erstunterzeichner*innen fordert Stroblja Unternehmen dazu auf, echten Einsatz für die queere Community zu leisten, anstatt mit Regenbogenflaggen eine reine Image-Optimierung zu betreiben.

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Auch in diesem Jahr wurden zahlreiche CSD-Veranstaltungen in ganz Deutschland mit dem Ziel der Sichtbarkeit und gesellschaftlichen Akzeptanz queerer Menschen abgehalten. An den Paraden nehmen inzwischen auch große privatwirtschaftliche Unternehmen mit eigenen Trucks teil, für die recht hohe Gebühren bei den Veranstalter*innen zu zahlen sind. Während die Solidarität von Unternehmen ein wichtiges Zeichen darstellt, wird kritisiert, dass die Bekennung für LSBTIQ*-Rechte oft nicht authentisch sei, sondern der Eigenwerbung diene.

Rainbow- oder Pinkwashing findet zum Beispiel dann statt, wenn Unternehmen während des Pride-Monats in den Sozialen Medien Regenbogenflaggen posten, aber innerhalb ihrer Firma nicht gegen die Diskriminierung von queeren Menschen vorgehen. Ein weiteres prägnantes Beispiel ist, wenn Medienhäuser mit einem Truck auf dem CSD vertreten sind, obwohl dort angestellte Journalist*innen Anti-LSBTIQ* Inhalte verbreiten (echte vielfalt berichtete).

In dem offenen Brief wird betont, dass die CSD-Veranstaltungen „Schlüsselmaßnahmen für die Sichtbarkeit queerer Menschen hierzulande und weltweit – und essentieller Bestandteil unseres Kampfes für gesellschaftliche und juristische Gleichberechtigung und Akzeptanz queerer Menschen“ seien. Kleinere queere Organisationen und Netzwerke hingegen könnten sich die Gebühren für die großen, sichtbaren Trucks nicht mehr leisten. Wenn Unternehmen, die Queer Pride zu Selbstzwecken nutzen und damit kleinere queere Organisationen und Netzwerke von den Veranstaltungen verdrängen, wird der CSD immer weniger zum Ort der Emanzipation. Der RBB berichtet außerdem, dass nicht klar sei, wohin die Einnahmen des CSD-Vereins fließen, was für einen Verein mit solcher gesellschaftlichen Verantwortung problematisch sei.

Um dem Trend der Kommerzialisierung und damit einhergehenden Rainbow-Washings zu entgegnen, werden fünf konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, die Unternehmen umsetzen sollten, wenn sie am CSD teilnehmen. Dazu gehört eine ganzjährige Verpflichtung zu den Rechten von LSBTIQ*, die Übernahme einer Patenschaft für eine gemeinnützige queere Organisation und das Spenden von mindestens 20 Prozent des Pride-Budgets an diese. Ihre Logos sollen zusätzlich auf dem Truck sichtbar gemacht werden und den Mitgliedern der jeweiligen Organisation genug Platz reserviert werden. So soll der CSD nicht nur wieder gemeinnützig orientiert sein, sondern einen Ort von Solidarität und Engagement repräsentieren.

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