Echte Vielfalt

Aufklärung und Bildung

Der Begriff Intersektionalität (englisch: Intersectionality) geht auf das englische Wort „intersection“, zu Deutsch Kreuzung oder Schnittpunkt, zurück. Mit dem Konzept Intersektionalität wird die Analyse der Überschneidungen und des Zusammenwirkens von verschiedenen Diskriminierungsformen bezeichnet.

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Dahinter steht die Idee, dass eine Person von mehreren Diskriminierungsformen oder mehreren Formen sozialer Ungleichheit betroffen sein kann. So wird z.B. eine schwarze lesbische Frau, nicht nur als Lesbe, sondern auch als Frau und als schwarze Person diskriminiert. Die verschiedenen Diskriminierungserfahrungen lassen sich dabei nicht einfach nur addieren, sondern entsteht eine spezifische Form der Unterdrückung.

Bereits in den 70ger Jahren forderten schwarze Feministinnen, dass verschiedene Formen der Differenz zwischen Frauen politisch relevant sind, um ihre Lebenslage als besonders marginalisierte Gruppe zu verstehen. So kritisierte das Combahee River Collective, eine Gruppe schwarzer lesbischer Frauen, dass ihre Situation weder in der schwarzen antirassistischen Bewegung noch in der weiß geprägten Frauenbewegung angemessen beachtet wurde.

Anfang der 90er Jahre prägte dann die amerikanische Rechtswissenschaftlerin Kimberlé Crenshaw schließlich den Begriff der „Intersectionality“. Crenshaw benutzt das Bild einer Verkehrskreuzung, um Mehrfachdiskriminierung zu symbolisieren. Aus allen vier Richtungen kommt der Verkehr, und er kann in verschiedene Richtungen fließen. Wenn es zu einem Unfall kommt, kann ein Auto oder auch mehrere Autos dafür verantwortlich sein, die aus verschiedenen Richtungen kamen. Genauso werde eine schwarze Frau auf Grund von Sexismus diskriminiert, oder auf Grund von Rassismus als Schwarze aber auch gleichzeitig als schwarze Frau.

Inzwischen ist das Konzept der Intersektionalität zu einem der einflussreichsten Ansätze in der Geschlechterforschung geworden. Auch in politischen Zusammenhängen sozialer Bewegungen wird es zunehmend verwendet. Inzwischen kommen auch, je nach Kontext, weitere Diskriminierungsformen und Differenzen wie etwa Alter, Behinderung und Nationalität ins Spiel.

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Vater-Mutter-Kind: Das war lange Zeit das war lange Zeit die einzige Form, in der Familie gelebt werden konnte. Doch die Existenz von Regenbogenfamilien mit gleichgeschlechtlichen Elternpaaren macht nun immer mehr deutlich -  die „normale“ Familie gibt es nicht.

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Das gilt auch für die Frage, ob sich die Eltern in einer Familie eigentlich immer lieben müssen oder wie viele (soziale) Eltern ein Kind haben kann.  Auch die Soziologie hat angefangen, sich dafür zu interessieren. Christine Wimbauer, Soziologin, forscht zu Co-Elternschaft/Co-Parenting. So wird eine Form der Elternschaft genannt, in der die Elternteile keine romantische Beziehung Liebesbeziehung miteinander führen. Das Modell der Co-Elternschaft findet zunehmend Verbreitung und stellt bisherige Vorstellungen von romantischer Zweierbeziehung und Familie in Frage.

In einem Interview mit der TAZ erklärt Wimbauer, dass für die Kindererziehung die Liebe zu den Kindern am wichtigsten sei, und nicht die romantische Liebe zwischen den Eltern und zieht einen Vergleich zu traditionellen Familien:  „Selbst bei traditionellen Elternpaaren wissen Sie ja nicht, ob sich die beiden nun unbedingt lieben oder nicht. Trotzdem können sie selbstverständlich gemeinsam Kinder erziehen – und sicherlich auch gut erziehen“.

Genau genommen gibt es Co-Parenting schon länger, etwa wenn sich Elternpaare scheiden lassen und dann Stiefeltern dazukommen. Neuer ist jedoch das Phänomen der geplanten Co-Elternschaft. Auch queere Menschen nutzen das Modell der Co-Elternschaft, wie Wimbauer in ihrer Studie schreibt: „Man kann hier verschiedene Konstellationen aufzählen: Seien es homosexuell orientierte Menschen, die gemeinsam eine Queer Family gründen, etwa das lesbische Paar, das mit einem befreundeten oder erst noch zu findenden (eventuell) schwulen Mann oder Männerpaar eine Familie gründet und sie dann zu dritt oder zu viert Co-Eltern in einer Mehrelternfamilie sind.“

Rechtlich sind in Deutschland allerdings bisher nur Familien mit zwei Personen als Eltern möglich. So schreibt Wimbauer, dass „schon die Frage beim medizinischen Personal nach der Erkrankung des Kindes […] rechtlich für soziale Co-Eltern nicht abgesichert“ sei.   Das mache die Eltern in Co-Parenting-Familien zu „Alltagsjongleur*innen, da die faktische Sorgearbeit ja meist geteilt werden soll und wird.“

Das Buch von Christine Wimbauer mit dem Titel „Co-Parenting und die Zukunft der Liebe“  ist im Transcript-Verlag erschienen und kann OpenAccess als PDF heruntergeladen werden.

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Die Lage für LGBT-Personen und -Aktivist*innen in Russland verschärft sich zunehmend. Insbesondere die Politik der Regierung und die Russisch Orthodoxe Kirche haben Einfluss auf ein wachsendes homo- und transfeindliches gesellschaftliches Klima. Neben Gewalt gegen LGBT müssen LGBT-Aktivist*innen Angst vor Angriffen bei Auftritten in der Öffentlichkeit haben und ihre Arbeit wird durch rechtliche Kriminalisierung verunmöglicht.

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In der damaligen Sowjetunion gab es zunächst keine LGBT-Bewegung und war Homosexualität verboten. Im Zuge der Systemtransformation wurde 1993 Homosexualität entkriminalisiert und führte zu einem Entstehen der LGBT-Bewegung. In den letzten Zwanzig Jahren kam es dann in Russland zu einem Erstarken der Bewegung und der Gründung neuer LGBT-Organisationen. In einigen Bereichen wuchs die Akzeptanz gegenüber LGBT, zum Beispiel in Teilen der Medienlandschaft und in der Popkultur.

Trotzdem waren und sind die Einstellungen gegen LGBT-Personen in der Bevölkerung weiterhin negativ. Pride-Paraden oder Protestveranstaltungen riefen immer wieder starke homophobe Reaktionen hervor. Konservative Politik und Kirche fordern seit einigen Jahren die Bewahrung „traditioneller Werte“.  Die kulturellen Werte der Nation seien bedroht und müssten vor Einfluss des Westens geschützt werden. Die Zunehmende Ablehnung gegenüber LGBT führte schließlich 2013 zur Verabschiedung eines Gesetzes gegen „homosexuelle Propaganda“.  LGBT-Veranstaltungen und -Projekte werden seitdem unter dem Vorwand des Kinderschutzes verboten. Auch hatte das Gesetz eine Selbstzensur von Medien und weiteren Akteur*innen zur Folge, die ihre Berichterstattung oder Thematisierung von LGBT-Themen einschränkten. Eine weitere dramatische Konsequenz ist die Zunahme von Diskriminierung und Hassverbrechen gegenüber LGBT. In diesem Zusammenhang dient das Gesetz den homophoben Täter*innen unter anderem als Rechtfertigung. Die Opfer solcher Taten gehen aus Angst für weiterer Erniedrigung oder Gewalt oft nicht zur Polizei.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bestätigt in einem Bericht, dass das Gesetz die bestehende Feinseligkeit gegenüber LGBT verstärke und den Zugang zu Aufklärungs- und Hilfeangeboten, insbesondere für Jugendliche, blockiere.

Die russische Regierung verabschiedete außerdem weitere Gesetze, die insgesamt oppositionelle Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen in ihren Rechten einschränken und ihre Arbeit erschwerten. Auch die Verschärfung des Versammlungsrechtes gehört dazu.

Beispielhaft für die politische Verfolgung von LGBT-Aktivist*innen steht die Aktivistin Julia Tsvetkova. Die lesbische Feministin, Künstlerin und LGBT-Aktivistin ist wegen der Veröffentlichung von Zeichnungen mit feministischen und LGBT-Motiven Repressionen ausgesetzt, stand deswegen bereits unter Hausarrest und wurde zu Geldstrafen verurteilt. Wegen einer feministischen Zeichnung mit nackten Frauen wird sie nun beschuldigt, illegal Pornographie verbreitet zu haben. Ihr droht eine mehrjährige Haftstrafe in einem Straflager.  Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International stufen sie als politisch Verfolgte ein. In einem Interview mit der Zeitschrift Siegessäule sagte Julia zu ihrem Fall: „Für viele Menschen im Westen ist es schwer vorstellbar, dass man im 21. Jahrhundert angeklagt werden kann, weil man sagt, dass Frauenkörper schön und stark sind und den Frauen selbst gehören. Wenn ich verurteilt werden sollte, werde ich definitiv nicht aufgeben und meinen Fall zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte bringen.“

Es ist nicht überraschend, dass eine zunehmende Zahl an LGBT-Personen auf Grund der beschriebenen Entwicklungen ins Ausland und auch nach Deutschland migriert. Der Verein Quarteera, ein Zusammenschluss russischsprachiger queerer Menschen in Deutschland, setzt sich unter anderem für sie ein. Außerdem engagiert sich die Initiative gegen Homophobie in der russischen Community in Deutschland.  

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Homofeindlichkeit bzw. Homophobie gehört zu den Formen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Darunter versteht man die Abwertung oder Ausgrenzung von Menschen auf Grund ihrer Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe.

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Diese kann sich auch in Gewalthandlungen ausdrücken. Weitere Formen sind Sexismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit oder Antisemitismus. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist ein zentrales Element rechtsextremer Einstellungen.

Der Soziologie und Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer, der zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit forscht, definiert diese folgendermaßen:  „Werden Personen aufgrund ihrer gewählten oder zugewiesenen Gruppenzugehörigkeit als ungleichwertig markiert und feindseligen Mentalitäten der Abwertung und Ausgrenzung ausgesetzt, dann sprechen wir von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.“

Nicht nur Personen fremder Herkunft, so Heitmeyer, können im Rahmen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit Feindseligkeiten erfahren, sondern diese kann sich auch auf Personen beziehen, deren Lebensweise als von der Normalität abweichend interpretiert wird.

Zentral ist dabei die Idee der Ungleichwertigkeit von Menschengruppen. Dabei stehen oftmals Zusammenhänge zwischen verschiedenen Ausprägungen der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit. Feindselige Einstellungen liegen oft nicht nur gegen eine Gruppe, sondern gegen mehrere Gruppen vor. Heitmeyer bezeichnet dies als „Syndrom der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“.

Zur Erklärung, warum es zu Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit kommt, werden in den Sozialwissenschaften verschiedene Theorien angewendet. So wird untersucht, inwieweit die Entstehung menschenfeindlicher Einstellungen mit Bildung, Beziehungen in der Familie oder Persönlichkeitseigenschaften zusammenhängt und welche ökonomischen und gesellschaftlichen Faktoren sich darauf auswirken.

Durch diese Zusammenhänge wird auch klar, dass Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit veränderbar ist, da soziale Bedingungen zu ihrem Entstehen beitragen: „Das Ausmaß von Vorurteilen, Abwertungen, Diskriminierungen und Gewalt ist keine Naturkonstante, sondern abhängig von gesellschaftlichen Verhältnissen“ so Heitmeyer.

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Ein Forschungsprojekt untersuchte erstmals systematische juristische Diskriminierung lesbischer Mütter in der Nachkriegszeit Westdeutschlands.

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Gerichte der Bundesrepublik entzogen Müttern bis mindestens in die 1980er Jahre ihre Kinder – wenn bekannt wurde, dass die Mütter lesbisch lebten. Dies führte auch dazu, dass Frauen die Existenz einer Partnerin verbargen. Die erste historische Studie zu dem Thema hat nun erstmals einen Teil dieser Unrechtsgeschichte aufgearbeitet. In Auftrag gegeben wurde sie vom Land Rheinland-Pfalz. Die rheinland-pfälzische Frauenministerin Anne Spiegel stellte die Untersuchung mit dem Titel „…in ständiger Angst…“ im Januar diesen Jahres vor und entschuldigte sich für das entstandene Unrecht: „Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Frauen, die sich scheiden ließen, um in einer Liebesbeziehung mit einer Frau zu leben jahrzehntelang das Sorgerecht entzogen wurde. Die Studie deckt strukturelle Diskriminierungen lesbischer Mütter bis zum Jahr 2000 auf. Das ist bedrückend und beschämend zugleich“ so Spiegel.

Die Studie, legt auch Gründe dar, die zu der Diskriminierung lesbischer Mütter führten. Dazu gehören, dass die gesellschaftlichen Erwartungen in den 50er, 60er und 70er Jahren an Frauen waren, sich als Ehefrau und Mutter ausschließlich der Familie zu widmen. Auch das bis 1977 gültige Schuldprinzip im Scheidungsrecht führte dazu, dass schuldig geschiedene Ehepartner*innen den Unterhalt verloren. Außerdem galt damaligen Wertvorstellungen gemäß eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft für das Kindeswohl als bedenklich.

Verantwortlich für die Forschungsarbeit war die Historikerin Dr. Kirsten Plötz, welche die Studie für das Institut für Zeitgeschichte und die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld durchführte. Sie befragte für die Studie auch betroffene Zeitzeug*innen, die sich bereit erklärt hatten in Interviews über ihre schmerzhaften Erfahrungen zu berichten. Im einem Interview mit dem Deutschlandfunk erläutert sie die Schwierigkeiten im Forschungsprozess, da kaum offizielle Quellen vorhanden sind. „Wir haben ein unglaubliches Quellenproblem“, so Plötz dazu. Sie betont auch, wie erst 1984 erstmals gerichtlich entschieden wurde, dass die Bindung und die Versorgung des Kindes wichtig seien und das Kind bei einer offen lesbisch lebenden Mutter belassen werden konnte. „Es gab eine Veränderung, aber sehr langsam“, kommentiert Plötz.

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Vor kurzem hat Echte Vielfalt einen Artikel darüber geschrieben, was es bedeutet Nicht-Binär, Bigender, Genderqueer, oder Genderfluid zu sein – also eine Erfahrung von Geschlechtsidentität (Gender) zu haben, die nicht einfach männlich oder weiblich ist. So haben manche Menschen ein Gender, welches Elemente aus der männlichen und weiblichen Kategorie mischt; manche identifizieren sich mit gar keinem von beiden; und für manche kann sich Gender im Laufe der Zeit oder tagesformabhängig verändern. Nun geht es darum, wie man als cisgeschlechtliche Person nicht-binäre Identitäten respektieren und nicht-binäre Personen im Alltag und in Interaktionen unterstützen kann.

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Dabei gilt zuerst, dass es kein volles und genaues Verständnis einer nicht-binären Geschlechtsidentität braucht, um zu respektieren, dass diese genauso echt und beachtenswert ist wie die eigene Cis-Geschlechtsidentität (das heißt sich mit dem Gender identifizieren, welches einem bei der Geburt zugewiesen wurde): Hierbei kann es helfen sich bewusst zu machen, dass das eigene Cisgender für eine nicht-binäre Person genauso unverständlich sein mag. Glücklicherweise ist Verständnis aber eben keine Voraussetzung für Respekt.

Dieser Respekt kann auch gezeigt werden, indem man eine nicht-binäre Person bei dem Namen nennt, mit dem sie sich vorstellt. Dies ist ein kritischer Aspekt, da bei der Geburt gegebene Namen oft ein binäres Geschlecht implizieren und das variante Gender der jeweiligen Person nicht reflektieren. Deswegen sollte man auch nie nach dem „alten“ Namen einer Person fragen – er hat keine Relevanz. Außerdem sollte man versuchen keine Annahmen über das Gender einer Person zu machen, sondern einfach nachfragen – auch nach den Pronomen, mit denen eine Person angesprochen werden will (lesen Sie hier warum): Die Geschlechtsidentität einer Person ist nicht sichtbar, und auch eine Person, die von der Gesellschaft als entweder Mann oder Frau gelesen wird, kann ein nicht-binäres Gender haben. Die Nutzung selbstausgesuchter Namen und Pronomen ist daher einer der einfachsten und wichtigsten Wege Respekt zu zeigen.

Denn nicht-binäre Personen werden ständig mit Situationen konfrontiert, in denen ihr Gender nicht berücksichtigt wird: Allein die Nutzung öffentlicher Toiletten, die oft in Männer- und Frauen-Klos geteilt sind, kann beispielsweise eine Herausforderung darstellen. Sie können sich dabei durch den Zwang zu einer Entscheidung sehr unwohl fühlen und sogar unsicher, wenn sie verbal oder sogar körperlich angegriffen werden.

Daher gilt langfristig – natürlich neben der Verteidigung und Unterstützung von nicht-binären Personen im Falle angreifenden Verhaltens – die gesellschaftliche Anerkennung der Tatsache, dass es mehr als nur männlich und weiblich gibt. Seit 2019 wird dies vom deutschen Personenstandsrecht berücksichtigt – nun muss es jedoch auch im Alltag sichtbar werden, beispielsweise eben durch genderneutrale öffentliche Toiletten oder der Abschaffung von „Damen“ und „Herren“ Abteilungen in Kleidergeschäften.

Denn für echte Vielfalt in der Gesellschaft ist es wichtig, dass nicht-binäre Personen so leben und sich kleiden können wie sie wollen, und dabei ihr Gender im Arbeits-, Schul-, Uni- und jedem anderen öffentlichen Kontext respektiert wird – und im Privaten sowieso.

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Die meisten Menschen, auch trans Personen, identifizieren sich oft mit einer der zwei sozial konstruierten Geschlechtsidentitäten („Gender“) – männlich oder weiblich –, was heißt, dass sie sich in diesen Kategorien wohlfühlen. Es gibt jedoch auch viele Personen, die in diese Schubladen nicht reinpassen oder passen wollen. In diesem Artikel geht darum, was es bedeutet gendervariant  (aus dem englischen „gender nonconforming“) zu sein.

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Die Geschlechtsidentität von Personen, die sich als gendervariant identifizieren, stimmt nicht mit der überein, die ihr bei der Geburt zugewiesen wurde. Dabei geht es jedoch oftmals, im Gegensatz zu einer trans Identität, mehr um die grundsätzliche Ablehnung der gesellschaftlichen binären Norm von Mann und Frau als einzige und sich gegenüberstehende Gender. Daher sind gängige Selbstbezeichnungen für diese Individuen unter anderem Nicht-Binär (aus dem englischen Non-Binary oder „Enby“), Agender, Bigender, Genderqueer, oder Genderfluid.

Während diese Bezeichnungen nicht alle dasselbe bedeuten, so weisen sie alle auf die Erfahrung einer Geschlechtsidentität hin, die nicht oder nicht ausschließlich männlich oder weiblich ist. So haben manche Menschen ein Gender, welches Elemente aus der männlichen und weiblichen Kategorie mischt; manche identifizieren sich mit gar keinem von beiden; und für manche kann sich ihr Gender im Laufe der Zeit oder tagesformabhängig verändern.

Dies sollte jedoch auf keinen Fall als eine Verwirrung oder ein Trend interpretiert werden. Nicht-binäre Geschlechtsidentitäten sind keineswegs etwas Neues – tatsächlich sind es eher die binären Geschlechterkategorien, die neu eingeführt und konstruiert wurden. Daher gibt es auch Kulturen, wie die der Indigenen Hawaiianer – der „Kanaka Maoli“ – die kein binäres System von Zweigeschlechtlichkeit vertreten, bei der sich die Pole „männlich“ und „weiblich“ gegenseitig ausschließen, sondern die Existenz mehrerer Geschlechter kennen und daher schon bestehende Bezeichnungen wie „Māhū“ haben, was sich als „in der Mitte“ übersetzen lässt.

Außerdem ist es wichtig zu verstehen, das trans, inter, und nicht-binär sich zwar nicht zwingend ausschließen muss, aber durchaus kann: So fühlen sich die meisten trans Personen entweder als Mann oder Frau und sollten (auf ihren Wunsch hin) als solche behandelt und gegendert werden. Inter Personen, dagegen, können anatomisch nicht in die konstruierten Definitionen eines weiblichen oder männlichen Körpers eingeordnet werden, was jedoch noch keinen Aufschluss darüber gibt, ob die Person sich als nicht-binär beziehungsweise gendervariant fühlt, oder als Mann oder Frau. Letztlich ist wichtig, dass nur manche, nicht alle nicht-binäre Personen, medizinische Prozeduren nutzen, um mehr Kongruenz zwischen ihren Körpern und ihrer Geschlechtsidentität zu spüren. In diesen Fällen sehen Personen oft androgyner aus – das heißt weder männlich noch weiblich – was jedoch nicht bedeutet, dass eine von der Gesellschaft als weiblich oder männlich gelesene Person nicht eine genauso gendervariante, nicht-binäre, oder genderlose Identität haben kann.

In diesem Artikel erklärt Echte Vielfalt, wie man als cisgeschlechtliche Person nicht-binäre Identitäten respektieren und nicht-binäre Personen im Alltag und in Interaktionen unterstützen kann.

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Der IDAHOBIT ist der internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (englisch International Day Against Homophobia, Biphobia, Interphobia and Transphobia). Seit 2005 wird er jedes Jahr am 17. Mai als Aktionstag begangen, um gegen die Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen auf Grund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität zu kämpfen.

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Der 17. Mai wurde als Tag gewählt, da am 17. Mai 1990 die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität aus der Liste der psychischen Krankheiten gestrichen hatte.

Weltweit demonstrieren an diesem Tag LSBTIQ-Aktivist*innen und ihre Allies. Es finden Veranstaltungen statt und werden Kampagnen initiiert. Das internationale IDAHOBIT-Komitee ruft jedes Jahr zu einem Motto auf und dokumentiert die stattgefundenen Aktionen.

Auch in Norddeutschland fanden natürlich bisher immer Aktionen statt, auch wenn die Möglichkeiten letztes Jahr durch die Corona-Pandemie begrenzter waren. So demonstrierte der LSVD Hamburg 2020 mit Abstand vor dem Rathaus. In Flensburg leuchteten die „Rainbow Lights“ und wurde unter anderem das gläserne Treppenhaus des Flensburger Rathauses in Regenbogenfarben beleuchtet.

Das Motto des diesjährigen internationalen Aktionstages lautet:  “Together: Resisting, Supporting, Healing!”. Über die Planungen in Norddeutschland für dieses Jahr wird echte-vielfalt natürlich berichten!

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Homofeindlichkeit nutzt mitunter das Argument, dass Homosexualität „unnatürlich“ sei. Auch wenn „die Natur“ generell nicht unbedingt als Maßstab dafür gelten sollte, wie wir uns als Menschen und als Gesellschaft verhalten, so ist das Argument der „Unnatürlichkeit“ durch einen Blick ins Tierreich leicht zu entkräften.

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Denn bei rund 1500 Spezies konnte bisher gleichgeschlechtliches Liebes- oder Sexualverhalten beobachtet werden, bei 500 davon ist dies sogar wissenschaftlich gut dokumentiert. Darunter finden sich Säugetiere wie Elefanten, Delfine aber auch Insektenarten oder Vögel. In einigen Arten kommt gleichgeschlechtlicher Sex häufiger vor als bei anderen.

So wird zum Beispiel bei japanischen Makaken lesbischer Sex immer wieder beobachtet. Ein weiteres bekanntes Beispiel sind die Bonobos. Diese haben nicht nur generell oft Sex ohne Fortpflanzungsabsicht und aus reinem Vergnügen, sondern sind auch oft bisexuell. Bonobos nutzen Sex, um soziale Bindungen zu festigen oder Spannungen abzubauen.

Viele der Tiere sind dabei aber nicht ausschließlich homosexuell, sondern genau genommen bisexuell, denn sie paaren sich mitunter auch mit einem gegengeschlechtlichen Partner, um Nachwuchs zu zeugen. Bei den amerikanischen Bisons paaren sich Männchen und Weibchen nur ein Mal im Jahr, in der restlichen Zeit haben die Männchen auch untereinander Sex. Es gibt auch immer wieder Fälle, in denen gleichgeschlechtliche Tierpaare stabile Bindungen miteinander eingehen und sogar gemeinsam Jungen aufgezogen haben. Immer wieder werden Geschichten über „schwule“ Pinguinpaare in Zoos erzählt.  So adoptierten im New Yorker Zoo zwei männliche Zügelpinguine, die seit sechs Jahren als ein Paar lebten, ein befruchtetes Ei und zogen das daraus entstehende Küken auf.

Trotz dieser zahlreichen Beispiele war gleichgeschlechtlicher Sex unter Tieren in der Verhaltensbiologie lange Zeit ein Tabu-Thema. Dieser wurde als Dominanz- oder Kampverhalten interpretiert oder mit Hormonstörungen oder Fehlprägungen in Verbindung gebracht. Oder homosexuelles Verhalten bei Tieren wurde einfach ignoriert.

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Ist es normal, kein Interesse an Sex zu haben? Ja! Asexuelle Menschen werden zunehmend sichtbarer und machen deutlich, dass es ihnen an nichts fehlt.

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Asexuelle Menschen haben kein oder wenig Verlangen nach Sexualität mit anderen Menschen. Sie empfinden keine oder wenig sexuelle Anziehung und haben kein oder nur seltenes Interesse an sexueller Interaktion mit anderen Menschen.

Asexualität ist keine bewusste Entscheidung nach Enthaltsamkeit, sondern eher eine sexuelle Orientierung. Sie ist kein Symptom einer psychischen Erkrankung. Asexualität tritt in verschiedenen Ausprägungen auf, was es für Betroffene nicht einfacher macht, sich als asexuell zu identifizieren. Zum Beispiel können asexuelle Personen andere Menschen durchaus attraktiv finden, oder auch das Bedürfnis nach körperlicher Zuneigung und Berührungen haben.

Für asexuelle Menschen stellt ihr geringes oder wenig vorhandenes sexuelle Interesse als solches keinen Leidensdruck dar, allerdings kann ein Problem entstehen, wenn es in einer Partnerschaft unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse gibt. Auch gesellschaftliche Vorurteile gegenüber asexuellen Menschen als „nicht normal“ oder „krank“ können asexuelle Menschen belasten. Da Sexualität in der Gesellschaft und den Medien allgegenwärtig ist, geraten Betroffene mitunter auch in Selbstzweifel, weil sie anders empfinden als es von der Gesellschaft als „normal“ dargestellt wird.

Clara, 26 und Studentin berichtet in einem Interview, was Asexualität für sie bedeutet: „Ich fühle mich zu niemandem sexuell hingezogen […] identifiziere ich mich aktuell als asexuell und Grey-panromantisch. Das heißt, ich fühle mich auch nur selten romantisch zu Menschen hingezogen. Und wenn das der Fall ist, dann ist mir das Geschlecht egal.“

Sie habe Schwierigkeit, sich Menschen gegenüber als asexuell zu outen, so Clara: „Die Leute wissen einfach nichts über Asexualität oder haben noch nie davon gehört. Mich hemmt das total, wenn ich davon erzählen möchte.“ Auch gegenüber ihren Eltern wäre es für sie einfacher gewesen zu sagen: "Hier Mama, Papa, das ist meine Freundin, ich bin lesbisch."

Auch Kati erzählt in einem Interview mit zeit-online, wie schwierig es gewesen sei zu akzeptieren, dass sie einfach kein Interesse an Sex habe und es anderen auch so geht.  Bereits in der Schule sei ihr klar gewesen, dass sie „irgendwie anders“ war als ihre Klassenkameradinnen. Diese hätten ständig geflirtet und sich mit 15 Jahren die Pille beim Frauenarzt verschreiben lassen. Kati vermisste nichts, denn „wenn man etwas nicht kennt, hat man auch nicht das Gefühl, etwas zu verpassen“, fühlte sich aber als Außenseiterin.

Kati wurde zur Mitbegründerin der deutschen AVEN-Webseite. AVEN, das Asexual Visibility and Education Network, ist ein internationaler Zusammenschluss von asexuellen Menschen. Das 2001 gegründete Netzwerk möchte über Asexualität aufklären und diese sichtbarmachen. Die Macher*innen der deutschen AVEN-Webseite betreiben außerdem ein Forum, in dem sich Asexuelle, und Menschen die sich unsicher sind, ob sie asexuell sind sowie ihre Partner*innen austauschen und vernetzen können. 

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