Weiterlesen Ende April brachte die Linksfraktion deswegen den Antrag „Trans*-Gesundheitsversorgung in die Regelleistungen der gesetzlichen Krankenkassen aufnehmen“ in den Bundestag.
Bislang gäbe es, so Doris Achelwilm, queerpolitische Sprecherin der Linksfraktion, einen „bürokratischen Hürdenlauf für trans* Personen bei den Krankenkassen“. Jenen werde standardmäßig keine Transition, sondern eine psychotherapeutische Behandlung angeboten – obwohl, wie im Antrag angebracht wird, trans* Personen in den aktualisierten WHO-Klassifikationen" nicht mehr psycho-pathologisiert werden". Erst kürzlich hatte auch die Bundespsychotherapeuten-Kammer (BPtK) den Therapiezwang „vorher mindestens sechs Monate und mindestens zwölf Sitzungen à 50 Minuten“ behandelt zu werden, dem trans* Personen im Zuge einer Geschlechtsanpassung unterliegen, scharf kritisiert und eine Rücknahme der entsprechenden Richtlinie gefordert.
„Aus fachlicher Sicht muss die ablehnende Praxis gegenüber der medizinischen Versorgung von trans* Personen längst der Vergangenheit angehören“, so Achelwilm: „Was fehlt, ist, dass die Krankenkassen endlich mitziehen.“ Denn noch finde die Gesundheitsversorgung im Zuge etwa einer Geschlechtsangleichung „unter kolossal falschen Voraussetzungen“ statt.
Der Linken-Antrag fordert deswegen eine verbesserte Kostenübernahme für operative Maßnahmen, für Epilation oder Hilfsmittel wie beispielsweise Perücken. Trans* Personen müssten endlich regulär anerkannt werden. Der Antrag sei umso wichtiger, da das völlig veraltete „Transsexuellengesetz“ trotz Versprechen der Großen Koalition auch in dieser Legislaturperiode nicht reformiert wird – obwohl bereits mehrere Teile des 1981 in Kraft getretenen „Transsexuellengesetzes“ für verfassungswidrig erklärt wurden.
LSBTIQ
Weiterlesen Ausführlich kommen auch Zeitzeug*innen zu Wort, die der Autor für seine Studie in sogenannten Oral History Interviews befragt hat. Zu zum Beispiel auch Frau Schmidt. Diese berichtet in dem Buch über ihre Erfahrungen als „Politlesbe“: „Ich werd jetzt 65. Ich bin, war sehr engagiert auch in der Szene und hab ganz viel aufgebaut in E. Ich bin ’ne Politlesbe, sag ich jetzt mal so salopp. Also ich hatte auch so ’nen Ruf, dass ich ’ne Mackerfrau wär, weil ich mich gegenüber Männern sehr energisch durchsetzen konnte. Ich hab auch ein sehr ausgeprägtes Rechtsbewusstsein. Wenn mir Unrecht geschieht, dann kann ich ziemlich wütend werden.“ Das Buch nimmt die Position ein, dass Gefühle, in Empfindungen und im Ausdruck, von sozialen und kulturellen Kontexten geprägt sind. Gammerl ordnet die Gefühle seiner Protagonist*innen also in einen zeitgeschichtlichen Kontext ein. Drei große Kapitel und Epochen strukturieren das Buch: "Nachkriegsdekaden: Ausweichen", die 1970er-Jahre: Aufbrechen!" sowie "1980er-Jahre: Ankommen". Der Autor betont jedoch, dass diese Periodisierung nicht einer eindeutig linearen Entwicklung von Emanzipation zuzuordnen ist. Das Wichtigste, so berichtet Gammerl in einem Interview, sei für ihn die Gleichzeitigkeit von Stigmatisierung, Emanzipation und Normalisierung darzustellen. Es habe sich vieles zum Guten verändert, doch nach wie vor gebe es Ausgrenzung. Es gelte, sich mit der Komplexität unterschiedlicher Gefühlslagen auseinanderzusetzen. Außerdem sei es ihm als schwulem Historiker auch ein persönliches Anliegen gewesen, zu dem Themenfeld zu arbeiten. Eine positive Rezension zum Buch ist in der Süddeutschen Zeitung erschienen: „Die Fülle der Lebensentwürfe, die hier zur Sprache kommen, ist atemberaubend und kaum resümierbar. Man kann das Buch überall aufschlagen und eintauchen. Lesbische Mütter und schwule Väter gab es längst vor den neuen Patchworkfamilien, lebenslange Partnerschaften selbstverständlich vor der Einführung der ‚Ehe für alle‘“.
Queere Podcasts – Fünf Empfehlungen
3. Mai 2021Weiterlesen Die „Prolosesben“ oder „Prolllesben“ schufen ihre Selbstbezeichnung als Begriff, um ihre Klassenherkunft in Abgrenzung zu bürgerlichen Lesben deutlich zu machen. Die Entstehung der Proll-Lesbengruppen ist eingebettet in eine historische Entwicklung in der Frauen- und Lesbenbewegung, innerhalb derer Differenzen zwischen verschiedenen Frauen sichtbar gemacht wurden. So bildeten gleichzeitig zum Beispiel auch schwarze oder migrantische Frauen eigene Gruppen und Netzwerke. In ihren eigenen Kleingruppen betrieben die Frauen Selbsterfahrung und tauschten sich über Ausgrenzungserfahrungen in der politischen Szene aus. Martina Witte, die selbst Mitglied einer solchen Gruppe war, berichtet in einem Aufsatz darüber: „In den Prolo-Lesbengruppen wurden nun konkrete Unterschiede, welche die soziale Herkunft betrafen, benannt und untersucht. Durch den Austauschzeigte sich, dass Strukturen der Abwertung, der Ausgrenzung, der Verleugnung und dergleichen hinsichtlich sozialer Herkunft allen aus der Gruppe bekannt waren.“ Innerhalb der Frauen- und Lesbenbewegung boten die Aktivist*innen der Prololesben auf Veranstaltungen Workshops an oder beteiligten sich mit Texten und Flyern an Debatten. Eine Gruppe richtete ein „Umverteilungskonto“ ein: Darauf konnten besser situierte Lesben einzahlen, und ärmere Lesben anonym Geld abheben. An der Organisation der Lesbendemo im Jahr 1990, die mit über 1000 Teilnehmer*innen besucht wurde, waren Proll-Lesben ebenfalls beteiligt.
Sexualität im Alter bei schwulen Männern
28. April 2021Weiterlesen Über die sexuellen Bedürfnisse schwuler Männer gäbe es nur wenige Forschungsdaten so Gerlach und Szillat am Anfang ihres Essays. Es scheine zudem, als ob die Tabuisierung des Themas Sexualität im Alter auch bei schwulen Männern fortwirke, gleichzeitig fänden aber auch Emanzipationsbemühungen statt. Die Autoren beginnen mit einer Darstellung des Themenkomplexes „Sexualität im Alter“. Entgegen bestehender Vorurteile ist Sexualität im Alter nicht unbedingt rückläufig und ihr kann ein hoher Stellenwert zu kommen. Die Häufigkeit von Geschlechtsverkehr und die Intensität von sexuellem Verlangen nimmt zwar ab, aber das Bedürfnis nach körperlicher Nähe und Zuneigung bleibt. Körperliche Alterungsprozesse und der Gesundheitszustand einer Person haben Einfluss auf das sexuelle Verhalten und auf das Erleben von Sexualität. Die Biografien schwuler Senioren sind durch staatliche Verfolgung und gesellschaftliche Stigmatisierungen und Diskriminierungen geprägt. Einige, so die Autoren, hätten einen offenen Umgang mit ihrer schwulen Identität und finden auch im Alter Wege, ihre sexuellen Bedürfnisse umzusetzen bzw. an veränderte Bedingungen anzupassen. Andere, die bisher einen verschlossenen Umgang mit ihrer sexuellen Identität gelebt haben, verinnerlichen eher Vorstellungen von einer defizitären Alterssexualität. Gesundheitsbedingte sexuelle Probleme und Dysfunktionen können Identitätskrisen auslösen. Auch Attraktivitätsnormen der schwulen Szene können sich auf das Selbstbild älterer schwuler Männer auswirken. Einige schwule Männer versuchen den altersbedingten körperlichen Veränderungen durch bestimmte Maßnahmen entgegenzuwirken. Anderen gelänge es eher, ein Altersselbstbild aufzubauen, in welchem körperlichen Veränderungen gelassener entgegengesehen werde, schreiben Gerlach und Szillat. Alternative Beziehungsmodelle als das der monogamen Zweierbeziehung werden bei schwulen Senioren häufiger gelebt als bei heterosexuellen älteren Menschen. So öffnen zum Beispiel schwule Paare mit der Dauer ihrer Partnerschaft diese eher für Sexualkontakte außerhalb der Beziehung. Gerlach und Szillat gehen im Weiteren auf die verschiedenen Umgänge pflegebedürftiger schwuler Senioren mit ihrer Sexualität ein. Diese unterscheiden sich teilweise je nach Persönlichkeit und Biografie deutlich voneinander. Zum Ende des Essays konstatieren die beiden, dass die Gesellschaft in Sachen der Alterssexualität zwar grundsätzlich liberaler geworden sei. Dennoch fehlten vor allem bei Beratungsstellen oder in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen eine akzeptierende und respektvolle Haltung gegenüber sexuellen Wünschen und Problemen im Alter. Es besteht auf jeden Fall noch weiterer Forschungsbedarf. Um mehr über die sexuellen Bedürfnisse und Wünsche von älteren schwulen Männern zu erfahren, sei es notwendig, diese Altersgruppen in allgemeinen Studien miteinzubeziehen oder auch eigene Erhebungen durchzuführen, konstatieren die Autoren.
Was ist Bifeindlichikeit?
26. April 2021Weiterlesen Bisexuelle Menschen können auch von Homofeindlichkeit betroffen sein, erfahren aber auch andere Diskriminierung als Schwule und Lesben. Gemeinsamkeit zwischen Bifeindlichkeit und Homofeindlichkeit ist dann die Ablehnung von Nicht-Heterosexualität. Es ist auch möglich, bifeindlich zu sein, ohne jedoch homophob zu sein. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn man der Meinung ist, dass Menschen entweder homo- oder nur heterosexuell zu sein haben. Dies wird manchmal auch als Monosexismus bezeichnet. Es gibt einige negative gesellschaftliche Vorurteile und Klischees gegenüber bisexuellen Menschen. Dazu gehört etwa verwirrt zu sein (und dies nicht immer nur in Bezug auf die eigene Sexualität) zu sein, und die damit zusammenhängende Forderung, sich endlich mal entscheiden zu müssen. Ein weiteres Vorurteil ist, dass es sich nur um eine Phase handelt, in der sich eine Person nur ausprobiere, oder gar, dass die Person nur einem Trend folge. Weitere Vorurteile sind, dass bisexuelle Personen automatisch häufig wechselnde Geschlechtspartner*innen hätten, oder nicht-monogam lebten. Gerade bisexuelle Frauen gelten in der sexistischen Vorstellung einiger Männer als grundsätzlich sexuell verfügbar. Dies mag auch mit ein Grund sein, dass bisexuelle Frauen überdurchschnittlich oft sexualisierte Gewalt erleben. Bisexuelle Menschen outen sich weniger als homosexuelle Personen, sind stärker von häuslicher Gewalt betroffen und haben zum Beispiel in Kanada oder Australien seltener Erfolg beim Erlangen eines Flüchtlingsstatus. Bifeindliche Einstellungen kann es jedoch auch in der queeren Community selbst geben, etwa wenn lesbische oder schwule Menschen Bisexualität nicht ernst nehmen und nicht als eigenständige sexuelle Identität akzeptieren. Teilweise wird auch die Bindungsfähigkeit von bisexuellen Personen in Frage gestellt und herrscht die Angst, dass ein*e bisexuell(e) Partner*in seine/ihre(n) homosexuelle(n) Partner*in für eine heterosexuelle Alternative wieder verlässt. Insbesondere gegen bisexuelle Männer kann von schwulen Männern das Vorurteil geben, dass diese „eigentlich schwul“ seien, und diese auf Grund der Stigmatisierung oder noch nicht bereit sind, offen homosexuell zu leben. Immer wieder wird auch von Bisexuellen kritisiert, dass sie und ihre Orientierung in der Community unsichtbar gemacht werden. Wird die Existenz von Bisexualität geleugnet, wird von bisexual erasure (englisch: „bisexuelle Verdrängung/Löschung“) gesprochen. Die Vorurteile und mangelnde Akzeptanz gegenüber Bisexualität in der Mehrheitsgesellschaft aber auch in der queeren Community können dazu führen, dass sich einige bisexuelle Menschen innerlich zerrissen fühlen und ihre Sexualität verleugnen. Auch leiden bisexuelle Menschen häufiger an psychischen Erkrankungen als heterosexuelle oder homosexuelle Menschen. Wie eine australische Studie herausfand, kann auch dies auch mit „internalisierter Bifeindlichkeit“ zusammenhängen, da bisexuelle Menschen eher ein Problem damit haben können, ihre Sexualität zu akzeptieren. In Deutschland engagiert sich das Bisexuelle Netzwerk für mehr bisexuelle Sichtbarkeit und Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zum Thema. Der Verein listet auf seiner Webseite Stammtische und bisexuelle Gruppen auf und bietet auch eine Telefonberatung an.
Das Archiv der anderen Erinnerungen
23. April 2021Weiterlesen Ziel der Initiative ist es, die (historischen) Lebenswelten von LSBTIQ zu bewahren und auch für zukünftige Generationen sichtbar zu machen. Dabei steht die Frage im Zentrum, auf welche Weise die persönliche Lebensgeschichte mit Fragen der sexuellen Orientierung oder der geschlechtlichen Identität verbunden ist. Die konkreten, persönlichen und unterschiedlichen Erfahrungen der befragten Personen sollen das Spektrum der LSBTIQ-Geschichte erweitern. Das Team des Projektes besteht aus freien Mitarbeiter*innen verschiedener Hintergründe und unterschiedlicher sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identitäten. Alle vereint das Interesse für die vergangene, gegenwärtige und zukünftige Lebenssituation von LSBTIQ. Im Dezember 2013 wurde mit der Durchführung der Videointerviews begonnen. Bislang sind 57 Interviews entstanden. Forscher*innen können nach einer Anfrage das Material für ihre Forschungsvorhaben nutzen.
Das homo- oder bisexuelle Coming-out
22. April 2021Weiterlesen Da in der Gesellschaft auf Grund von Heteronormativität oftmals davon ausgegangen wird, dass jemand heterosexuell lebt, ist es für nicht-heterosexuelle Menschen oftmals eine bewusste Entscheidung, ob und wann sie ihre Identität anderen gegenüber offenlegen, sich also „outen“ wollen. Insbesondere das erste Coming-out gegenüber Freunden und Familienangehörigen kann ein entscheidendes Erlebnis im Leben von Schwulen, Lesben und Bisexuellen sein. Einigen ist ein Coming-out gegenüber vielen Personen wichtig, um nicht-heterosexuelle Orientierungen sichtbar zu machen. Andere möchten sich in bestimmten Kontexten nicht outen, da sie Angst vor negativen Reaktionen, Ablehnung und Vorurteilen haben. Oder es gibt Menschen, die ihre sexuelle Orientierung nur beiläufig oder wenn es explizit zum Thema wird, erwähnen. Auf jeden Fall ist das Coming-out eine persönliche Entscheidung und sollte selbstbestimmt erfolgen, und nicht auf Druck von anderen entstehen. Weiß das Umfeld noch gar nichts von der eigenen sexuellen Orientierung so sollte man sich zunächst Personen anvertrauen, die einen auf jeden Fall unterstützen. Sinnvoll ist es außerdem, den Personen, gegenüber denen man sich geoutet hat, mitzuteilen, ob sie diese Information vertraulich behandeln sollen. Kontakt zu anderen schwulen, lesbischen oder bisexuellen Personen, die sich bereits geoutet haben, kann ebenfalls hilfreich sein. Bei negativen Reaktionen nach einem Coming-out sollte der Kontakt zu Vertrauenspersonen gesucht werden oder im Falle von homofeindlichen Reaktionen, zum Beispiel im beruflichen Kontext, ggf. sogar rechtliche Schritte eingeleitet werden. Auch Beratungsstellen unterstützen bei Fragen zum Coming-out und dem damit verbundenen Umgang mit Ausgrenzung und Abwertung. Wenn eine Person in Ihrem Umfeld sich outen möchte: Bieten Sie der Person Unterstützung an, und haben Sie ein offenes Ohr, wenn die Person danach über die Reaktionen berichten möchte. Tauschen Sie sich darüber aus, was im Falle negativer Reaktionen Handlungsoptionen sind. Informationen für Eltern, die ihr Kind beim Coming-out unterstützen möchten, hat die Bundeszentale für gesundheitliche Aufklärung in einer Broschüre zusammengestellt.
Queere Menschen in Film und Fernsehen
20. April 2021Weiterlesen Mediale Darstellungen können Stereotype reproduzieren, oder für mehr Akzeptanz sorgen. Doch in vielen Fernsehformaten zum Beispiel spielen queere Menschen sprichwörtlich kaum eine Rolle. Der LSVD teilte 2019 zur Darstellung Nicht-heterosexueller Menschen im Fernsehen mit: „Die Lebensrealität von Lesben, Schwulen und Trans kommt so gut wie gar nicht vor“. Dabei gehe es neben der Frage der Sichtbarkeit auch darum, wann und wie queere Themen und Personen, etwas zum Beispiel erst spät abends, gesendet würden. Sofern queere Figuren auftreten, ist auch von Bedeutung, wie diese dargestellt werden. „Homosexualität wird fast ausschließlich als Problem erzählt, gesellschaftliche Diskriminierung, Inakzeptanz und so weiter. Protagonisten, die schwul sind, in Geschichten, in denen es nicht thematisch um Homosexualität geht, dazu fällt mir im deutschen Fernsehen nichts ein“ kritisiert in diesem Zusammenhang der Drehbuchautor Christoph Darnstädt. Den Repräsentation queerer Figuren in Hollywood Filmen untersucht die LSBTIQ-Organisation GLAAD mit ihrem "Studio Responsibility Index". So sei der Anteil von Filmen mit queeren Rollen von 2018 auf 2019 leicht gestiegen. 18,6 Prozent der Filme der großen Filmstudios seien mit queeren Charakteren besetzt gewesen. Trotz des Anstiegs kritisiert GLAAD, dass es innerhalb der queeren Figuren an Vielfalt fehle. Bei 68 Prozent der Filme mit queeren Figuren seien schwule Männer aufgetreten, Lesben waren nur mit 36 Prozent Anteil vertreten. „Film hat die Macht, das Publikum auf der ganzen Welt zu erziehen, aufzuklären und zu unterhalten. In dem heutigen politischen und kulturellen Umfeld müssen wir vorrangig LGBTQ-Geschichten und die Geschichten aller marginalisierten Menschen erzählen“ sagt Sarah Kate Ellis, so die Präsidentin der Organisation GLAAD zu den Ergebnissen. Mehr queere und diverse Charaktere als im deutschen Fernsehen oder Hollywood-Produktionen gibt es bei Streaming-Angeboten wie etwa Netflix. Die erfolgreiche Frauengefängnisserie „Orange is the new black“ hat gleich mehrere Figuren, die auf Frauen stehen sowie eine trans Person in ihrer Handlung. In der Serie Sex Education ist der schwule und schwarze Mensch Eric in einer der Hauptrollen zu sehen. Die Doku-Serie "Visible: Out on Television" bei Apple TV+ zeichnet die Geschichte queerer Serien und Serienfiguren nach.
„CSD Ist für Alte da“: Praxis-Leitfaden für einen altersgerechten Christopher Street Day
16. April 2021Weiterlesen An den Tag wird jährlich mit Paraden und Demonstrationen bei dem wichtigsten Termin der Bewegung, dem Christopher Street Day, erinnert. Doch nicht für alle sind die CSD-Paraden einladend und barrierefrei zugänglich. Dazu gehören zum Beispiel ältere Menschen. Die Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren (BISS e.V.) und der Dachverband Lesben und Alter e. V. haben aus diesem Grund einen Praxis-Leitfaden für einen altersgerechten Christopher-Street-Day entwickelt. Unter dem Titel „CSD ist für Alte da“ stellt die Initiative Maßnahmen vor, um CSDs altersfreundlicher zu gestalten. So schreiben sie auf ihrer Website: „Nur wenn ältere LSBTI an Planungsprozessen beteiligt und in Werbematerialien gezeigt werden, wenn sie stolz mitgehen oder auf den Wagen mitfahren, wird durch diese Inklusion und Sichtbarkeit signalisiert: Ihr seid willkommen.“ Es müsse sichergestellt werden, dass die Pionier*innen, die den Grundstein für die heutige CSD-Bewegung gelegt haben, sich willkommen fühlen und angemessen gefeiert würden. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sollen die Vielfalt und die Fähigkeiten älterer Menschen anerkennen, und sich an ihren Bedürfnissen ausrichten. Der Praxisleitfaden verfolgt dabei drei Ziele: Zum einen soll er Verständnis vermittelt, was altersgerechte Maßnahmen sind. Außerdem sollen Beispiele von CSDs aufgezeigt werden, die solche Maßnahmen bereits umsetzen. Schließlich soll mit der Unterzeichnung einer Verpflichtungserklärung CSD-Organisator*innen die Möglichkeit gegeben werden, die Umsetzung von mindestens zehn der altersgerechten Maßnahmen zuzusichern. Die Maßnahmen werden in einer Checkliste zusammengestellt. Die Bereiche der Checkliste basieren auf den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegten Lebensbereichen für altersgerechte Städte. Zu sechs dieser Bereiche macht „CSD ist für Alte da“ Vorschläge, welche Maßnahmen konkret von den Organisator*innen ergriffen werden können. So wird zum Beispiel in der Kategorie Respekt und soziale Inklusion vorgeschlagen, dass für Demonstrationen Alternativen zum Laufen oder dem Fahren auf CSD-Wagen angeboten werden sollten – zum Beispiel Rikschas und Busse. Im Bereich gesellschaftliches Engagement wird unter anderem darauf hingewiesen, das ältere Menschen Teil des CSD-Organisationssteams oder -Beiräten sein sollten. Auch wenn in diesem und im letzten Jahr wegen der Corona-Pandemie die CSDs nicht in einem klassischen Format stattfinden konnten, so bleiben die Hinweise des Praxisleitfadens für Veranstalter*innen weiterhin aktuell. Denn auch bei digitalen Veranstaltungen oder bei Alternativen für die Paraden wie Fahrraddemonstrationen sollte darauf geachtet werden, dass diese für LSBTIQ-Senior*innen zugänglich sind.