Echte Vielfalt

LSBTIQ

LGBTIQ*-Aktivist*innen kritisieren die konservative britische Regierungspartei, nachdem der Prime Minister Rishi Sunak auf dem jährlichen Parteitag der Torys am 4. Oktober 2023 erneut transfeindliche Aussagen tätigte – für die er von seiner Partei großen Applaus erhielt.

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In seiner Rede betonte Sunak, dass es gesunder Menschenverstand sei, dass „ein Mann ein Mann ist und eine Frau eine Frau.“ Man würde dazu gebracht werden, glauben zu müssen, dass Menschen sich einfach das Geschlecht aussuchen können, so der Prime Minister. Auch LGBTIQ*-relevante Maßnahmen und Praktiken in Schulen und Krankenhäusern nimmt er ins Visier. So fordert er, dass Eltern sowohl darüber informiert werden, was ihren Kindern in Schulen über Beziehungen beigebracht wird, als auch, wenn Kinder sich beispielsweise als trans identifizierten. Ebenso sieht die Richtlinie vor, dass trans Schüler*innen die Toilette benutzen müssen, die dem Geschlecht entspricht, welches in ihrer Geburtsurkunde eingetragen ist.

Die Rede ist nicht der erste Vorfall in diesem Jahr, in welchem sich Sunaks transfeindliche Haltung abbildet. Im Sommer kursierte ein Video im Netz, in dem sich der Premierminister über eine trans Frau lustig machte. Einige Monate vorher, im April dieses Jahres, berichtete The Independent, dass Sunak darauf bestehe, dass 100 Prozent der Frauen keinen Penis hätten. Damit negiert er die Annahme, dass trans Frauen Frauen seien. Eine solche fehlende Anerkennung seitens der Regierung bringt nicht nur rechtliche Probleme für die Betroffenen mit sich, sondern trägt zu einem Klima bei, in dem sich gesellschaftliche Spannungen rund um geschlechtliche Vielfalt immer weiter verschärfen. Hassverbrechen gegen trans Personen in England und Wales sind 2023 im Vergleich zum Vorjahr zu elf Prozent angestiegen, wozu nach der britischen Zeitung The Guardian auch Medien und Politiker*innen mit öffentlichen Statements beitragen würden.

Doch scheint der konservative Diskurs der Tory-Partei nicht ganz die gesellschaftliche Meinung abzubilden. Nach einer Studie der Forschungseinrichtung „More in Common“ aus dem Jahr 2022 stimmen 46 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass trans Männer Männer sind und trans Frauen Frauen. So würden die meisten Brit*innen das Thema differenzierter betrachten und versuchen, ihren Teil dazu beizutragen, um Diskriminierung abzubauen, so Luke Tryl, der Leiter der britischen Abteilung von „More in Common“.

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In der Slowakei kommt die Partei des ehemaligen Premier Fico auf 23 Prozent der Stimmen und gewinnt damit die Wahl. Für die slowakische LGBTIQ*-Community ist der Sieg der linksnationalistischen Smer-Partei, die eine queerfeindliche Politik verfolgt, fatal.

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Neben seiner prorussischen Haltung und der Forderung nach der Beendigung aller Militärhilfen für die Ukraine fielen Robert Fico und seine Partei im Wahlkampf auch mit einer scharfen Anti-LGBTIQ* Rhetorik auf. Bereits während seiner letzten Amtsperioden unterstütze der jetzige Wahlsieger queerfeindliche Gesetze wie das Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen. Queere Themen wurden in den letzten Jahren immer mehr von populistischer Seite vereinnahmt und für unvereinbar mit der konservativen slowakischen Gesellschaft erklärt. Die Situation von LGBTIQ* in der Slowakei wurde mehrere Jahre in Folge vom Eurobarometer EU-weit als am schlechtesten bewertet. Demnach sind fast 60 Prozent der Bevölkerung gegen gleiche Rechte für queere Menschen.

Wenn Fico es schafft, eine Regierung zu bilden kann, kann damit gerechnet werden, dass sich die Situation nochmals verschärft. Bereits 2019 versuchte der Smer-Chef ein Verbot, dass gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren können, durchzusetzen. Im Wahlkampf betitelte er dies zuletzt als „Perversion“ (queer.de berichtet). Zudem gibt es weiterhin keine Möglichkeit, homosexuelle Partnerschaften eintragen zu lassen und auch gleichgeschlechtliche Ehen, die im Ausland vollzogen wurden, werden nicht anerkannt. Ebenso eingeschränkt sind die Möglichkeiten für trans Personen, medizinische Unterstützung beim Transitionsprozess zu bekommen. Im Frühjahr dieses Jahres wurde außerdem ein Gesetzesentwurf besprochen, der die rechtliche Anerkennung des Geschlechtes von trans Personen blockieren sollte. Dies sorgte auch für Konflikte mit der Europäischen Kommission für Menschenrechte, die den unzureichenden Schutz für queere Menschen in der Slowakei beklagt (PinkNews).

Verbale und physische Gewalt prägen ebenfalls die Situation von LGBTIQ* in der Slowakei. Nach einem Hassverbrechen im Oktober 2022, wobei zwei jungen Männern vor einer queeren Bar in Bratislava von einem Neonazi erschossen wurden, verschärfte sich die Lage erneut. Nach Angaben der Deutschen Welle wollen viele junge Personen auch deshalb das Land verlassen.

Laut einem Bericht der Friedrich Naumann Stiftung kann die Anti-LGBTIQ* Stimmung im Land unter anderem mit dem großen Einfluss der katholischen Kirche in der slowakischen Politik erklärt werden. Die öffentliche Meinung sei stark von Pfarrern beeinflusst und diese stark involviert in das politische Geschehen. Darüber hinaus sei auch die konservative NGOs „Alliance for the Family“ für das Vorantreiben und Popularisieren queerfeindlicher Politiken verantwortlich.

Ob Fico eine Regierung bilden kann, ist noch unklar. Vermutet wird eine Koalition mit seinem ehemaligen Konkurrenten Peter Pellegrini, dessen als sozialdemokratisch bezeichnete Partei Hlas sich vor einigen Jahren von der Smer abspaltete. Da für die Mehrheit noch eine dritte Partei mit ins Boot geholt werden müsste, wird jedoch befürchtet, dass auch die nationalistische und rechtsradikale SNS für eine Regierungskoalition mit Fico und Pellegrini in Frage kommt.

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Am 05. Oktober 2023 eröffnen das Schwule Museum (SMU) und das Archiv der deutschen Jugendbewegung (AdJb) ihre Ausstellung zum Thema „Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Zeichen von Emanzipation“. Die Veranstaltung wird bis zum 26. Februar 2024 im Schwulen Museum zu sehen sein.

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Als Gedächtnisorte emanzipatorischer Bewegungen finden sich in den Archiven beider Institutionen Dokumente und Zeugnisse bis hin zu „künstlerischen“ Produktionen über Verharmlosungen und ideologische Rechtfertigung von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche.

Die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, die zusammen mit dem Hauptstadtkulturfonds (HFK) die Ausstellung fördert, beschreibt, dass sich bereits seit den 1970er-Jahren Pädosexuelle für eine Straffreiheit sexueller Handlungen von Erwachsenen mit Kindern und Jugendlichen einsetzten. Dabei instrumentalisierten sie nicht nur Bewegungen wie etwa die Schwulenbewegung, die sich damals für die Entkriminalisierung von Sex zwischen Männern einsetzte, sondern auch politische Parteien und Teile der Wissenschaft.

Ziel der Ausstellung ist ein Anstoß für eine kritische Aufarbeitung ihrer Archive. Dabei legen SMU und AdJb die Frage zugrunde, „wie dieses verstörende Kapitel der eigenen Geschichte in Erinnerungskultur und Geschichtsschreibung eingearbeitet werden kann“. Mit der Aufarbeitung handeln die Veranstalter nach eigenen Angaben ausdrücklich im Auftrag von Betroffenen und ihren Verbänden. Es soll darum gehen, Täter nicht nur der Strafverfolgung zu überlassen, sondern gesellschaftliche Zusammenhänge in den Blick zu nehmen.

Dass dieses Thema emotionalisieren kann und von Gruppen außerhalb, aber auch innerhalb der LSBTIQ* Gemeinschaft zu politischen Zwecken „missbraucht“ werden könnte, unterstreicht dabei nur die Wichtigkeit einer Auseinandersetzung. Mehr noch entsteht durch die Kritik am historischen Prozess der Emanzipation selbst ein weiterer Schritt zur Emanzipation, um aktiv und kritisch am Diskurs der eigenen Vergangenheit teilzunehmen.

Die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs bietet darüber hinaus ein kostenfreies und anonymes Infotelefon. „Hier können Sie sich zum Beispiel über die Arbeit der Kommission informieren oder Fragen darüber stellen, wie Sie von Ihren Erfahrungen berichten können“.

Nummer: 0800 40 300 40

Sprechzeiten:

montags, mittwochs und freitags von 9 bis 14 Uhr

sowie dienstags und donnerstags von 15 bis 20 Uhr.

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In einem offenen Brief wendet sich Pavlo Stroblja, Gründer des Netzwerks Queermentor, an den CSD Deutschland e.V. sowie alle bundesweiten CSD-Veranstalter*innen und kritisiert die zunehmende Kommerzialisierung der CSD-Veranstaltungen. Gemeinsam mit den Erstunterzeichner*innen fordert Stroblja Unternehmen dazu auf, echten Einsatz für die queere Community zu leisten, anstatt mit Regenbogenflaggen eine reine Image-Optimierung zu betreiben.

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Auch in diesem Jahr wurden zahlreiche CSD-Veranstaltungen in ganz Deutschland mit dem Ziel der Sichtbarkeit und gesellschaftlichen Akzeptanz queerer Menschen abgehalten. An den Paraden nehmen inzwischen auch große privatwirtschaftliche Unternehmen mit eigenen Trucks teil, für die recht hohe Gebühren bei den Veranstalter*innen zu zahlen sind. Während die Solidarität von Unternehmen ein wichtiges Zeichen darstellt, wird kritisiert, dass die Bekennung für LSBTIQ*-Rechte oft nicht authentisch sei, sondern der Eigenwerbung diene.

Rainbow- oder Pinkwashing findet zum Beispiel dann statt, wenn Unternehmen während des Pride-Monats in den Sozialen Medien Regenbogenflaggen posten, aber innerhalb ihrer Firma nicht gegen die Diskriminierung von queeren Menschen vorgehen. Ein weiteres prägnantes Beispiel ist, wenn Medienhäuser mit einem Truck auf dem CSD vertreten sind, obwohl dort angestellte Journalist*innen Anti-LSBTIQ* Inhalte verbreiten (echte vielfalt berichtete).

In dem offenen Brief wird betont, dass die CSD-Veranstaltungen „Schlüsselmaßnahmen für die Sichtbarkeit queerer Menschen hierzulande und weltweit – und essentieller Bestandteil unseres Kampfes für gesellschaftliche und juristische Gleichberechtigung und Akzeptanz queerer Menschen“ seien. Kleinere queere Organisationen und Netzwerke hingegen könnten sich die Gebühren für die großen, sichtbaren Trucks nicht mehr leisten. Wenn Unternehmen, die Queer Pride zu Selbstzwecken nutzen und damit kleinere queere Organisationen und Netzwerke von den Veranstaltungen verdrängen, wird der CSD immer weniger zum Ort der Emanzipation. Der RBB berichtet außerdem, dass nicht klar sei, wohin die Einnahmen des CSD-Vereins fließen, was für einen Verein mit solcher gesellschaftlichen Verantwortung problematisch sei.

Um dem Trend der Kommerzialisierung und damit einhergehenden Rainbow-Washings zu entgegnen, werden fünf konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, die Unternehmen umsetzen sollten, wenn sie am CSD teilnehmen. Dazu gehört eine ganzjährige Verpflichtung zu den Rechten von LSBTIQ*, die Übernahme einer Patenschaft für eine gemeinnützige queere Organisation und das Spenden von mindestens 20 Prozent des Pride-Budgets an diese. Ihre Logos sollen zusätzlich auf dem Truck sichtbar gemacht werden und den Mitgliedern der jeweiligen Organisation genug Platz reserviert werden. So soll der CSD nicht nur wieder gemeinnützig orientiert sein, sondern einen Ort von Solidarität und Engagement repräsentieren.

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Schleswig-Holstein sieht sich wie alle Bundesländer vor dem Problem einer wachsenden Anzahl von Flüchtlingen. In Glückstadt soll daher eine neue Erstaufnahmeeinrichtung für 600 geflüchtete Menschen eröffnet werden. Eine Angelegenheit, die nicht nur im Rahmen des Diskurses über sichere Herkunftsländer die LGBTIQ* Gemeinschaft betrifft.

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Während die Meinungen der Bürger*innen Glückstadts einem Bericht des NDR zufolge erwartungsgemäß auseinander gehen, betont Glückstadts Bürgermeister Rolf Apfeld (parteilos), dass die Stadt es bereits 2015 „geschafft habe“ und auch jetzt mit ihren 11.000 Einwohner*innen 600 Menschen aufnehmen könne. Kritik von Verbänden gibt es hingegen an der Nähe der geplanten Unterkunft zum örtlichen Gefängnis. „Außerdem sei eine dezentrale Unterbringung für Flüchtlinge immer besser als eine Ballung und Zentrierung in einer Sammelunterkunft“, so die „Besuchsgruppe Abschiebehaft Glückstadt" in einem Bericht des NDR, die sich ehrenamtlich bei der Betreuung von Personen in Abschiebehaft engagiert.

Dabei liegt das Problem eindeutig nicht bei den ankommenden Menschen. Im Gegenteil. Wie aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, besteht vor dem Hintergrund einer nicht nur alternden, sondern auch schrumpfenden Gesellschaft der dringende Bedarf an jungen Menschen. Eine zunehmende Rentenlücke und der Anstieg von Pflegebedürftigen bis 2055 (tagesschau) benötigen eine neue Generation an Mitgliedern der Gesellschaft, die in die sozialen Sicherungssysteme einzahlen und entsprechende Jobs übernehmen. Gerade die Rente mit ihrem Umlageverfahren, bei dem die aktuell arbeitende Generation die Rente der aktuellen Rentengeneration finanziert, ist darauf angewiesen.

Das Argument einer zielgerichteten Facharbeitermigration geht hingegen am Problem vorbei. Sprachbarrieren können abgebaut werden und Menschen können durch Schule und Ausbildung qualifiziert werden. Das Hauptproblem sind nicht mangelnde Fähigkeiten der Ankommenden, sondern mangelnde Strukturen und Angebote an guten Schul- und Ausbildungsplätzen. Am 22. September 2023 fand eine deutschlandweite Protestaktion für bessere Bildung statt. Wie der mdr berichtet, „[haben] in mehr als 30 Städten in Deutschland […] tausende Menschen für eine bessere Bildung demonstriert. Die Organisatoren sprachen von bundesweit 15.000 Demonstrierenden.“ Aufgerufen hatte das Bündnis „Bildungswende jetzt“. Kritisiert wurde der großen Mangel an Lehrkräften und Erzieher*innen und das unterfinanzierte Bildungssystem mit seinen veralteten Strukturen, die die soziale Ungleichheit zudem verstärken. Bereits im April 2023 hatte das ifo-Institut im Chancenmonitor nochmals festgestellt, dass Bildungschancen weiterhin stark vom Elternhaus abhängen.

Das Problem ist also vor allem ein finanzielles. Zwar bleibt Bildung zunächst Ländersache, allerdings hatte Bundeskanzler Olaf Scholz noch bei Amtsantritt selbst über einen Schuldenschnitt bei den Ländern nachgedacht, wie er im Interview mit KOMMUNAL vom Dezember 2021 betonte. Vor diesem Hintergrund ist die Forderung nach 100 Milliarden Euro Sondervermögen, die „Bildungswende jetzt“ formuliert, keine provokante Spitze, sondern eigentlich eine notwendige Investition in die Zukunft des Landes. Dass das Ganze dabei auch real finanzierbar ist, zeigt der Ökonom Maurice Höfgen auf seinem YouTube-Kanal „Geld für die Welt“ (GfW).

Auch aus Perspektive der LGBTIQ* Gemeinschaft geht es dabei um mehr als „nur“ eine Solidarität mit LGBTIQ* Geflüchteten, wie ein aktueller Artikel des Magazins queer mit Verweis auf die Landeskoordinierungselle queeres Brandenburg bemerkt. Demnach sorgen sich immer mehr LGBTIQ* um ihre Sicherheit. Die AfD habe Hemmschwellen eingerissen, die zu immer mehr „Hass und Gewalt gegen Minderheiten“ führen. Dass ein Abbau des Sozialstaats und eine schlechte Bildung den Rechtspopulisten in die Hände spielt, wurde auf echte-vielfalt bereits in Bezug auf Spaniens hohe Jugendarbeitslosigkeit thematisiert. Aber auch in Deutschland zeigt sich diese Tendenz, so Sarah-Lee Heinrich im Interview mit GfW.

Für die die LGBTIQ* Gemeinschaft scheint es vor diesem Hintergrund immer stärker auch um allgemeine sozialpolitische Themen zu gehen, um weiter an einer Gesellschaft des Miteinander zu arbeiten.

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Nicht nur Erwachsene und Jugendliche, sondern auch oder insbesondere Kinder wünschen es sich, repräsentiert zu werden – unabhängig davon, ob sie selbst queer sind oder nicht, und vielleicht gleichgeschlechtliche Eltern haben oder nicht. Bücher sind dabei ein ideales Mittel, um Kindern die Gesellschaft in Idealen zu vermitteln: Und dazu gehört die Akzeptanz und Normalität verschiedener sexueller oder geschlechtlicher Lebensformen. Daher eigenen sich die folgenden Bücher, die queere Themen beinhalten, keineswegs nur für queere Kinder und Familien, sondern insbesondere für Kitas, Kindergärten, Schulen, und heteronormative Familien, um Kindern so einen Blick über den „mehrheits-gesellschaftlichen“ Tellerrand zu ermöglichen.

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Zwei Papas für Tango – Edith Schreiber-Wicke (2017

Roy und Silo sind anders als die anderen Pinguine im Zoo. Sie zeigen den Pinguinmädels die kalte Schulter und wollen immer nur zusammen sein. Sogar ein Nest bauen sie miteinander. Ein Nest für ein kleines Pinguin-Baby. Aber das geht doch nicht!, denken die Pfleger im Zoo zuerst. Doch dann passiert ein kleines Wunder ... Diese Geschichte, die sich im New Yorker Zoo tatsächlich zugetragen hat, macht Kinder mit neuen Familienformen vertraut. (Quelle: Thalia)

Zwei Mamas für Oscar – Susanne Scheerer und Annabelle von Sperber (2018) 

Wie kommt es, dass Oscar zwei Mamas hat, fragt sich Tilly. Ihre große Schwester Frieda erklärt ihr, dass Oscars Mamas sich sehnlichst ein Kind gewünscht hatten, doch leider vergeblich. Dann lernten sie Tillys und Friedas Eltern kennen, und Oscars Mamas bekamen von Friedas und Tillys Papa Samen gespendet. So kam schließlich Oscar zur Welt, und aus einem großen Wunsch wurde ein noch größeres Wunder. „Zwei Mamas für Oscar“ behandelt das aktuelle Thema „Regenbogenfamilie”: Lebendig, anschaulich und kindgerecht erzählt macht das Buch es Eltern und Erziehern leicht, mit Kindern ab drei Jahren über Vielfalt zu sprechen. (Quelle: Thalia)

PS: Es gibt Lieblingseis – Luzie Loda (2018)

Bella wird eingeschult, doch die plötzliche Geschlechtertrennung der Toiletten oder im Sport macht den Anfang gar nicht so leicht. Mit einfachen Vergleichen wird klar, dass nicht alles so einfach in zwei Gruppen aufgeteilt werden kann, sondern dass man sich manchmal zwei Gruppen gleichermaßen zugehörig fühlen kann oder auch gar keiner. Dass Bella sowohl etwas von einem Jungen als auch etwas von einem Mädchen hat, nehmen die Klassenkameraden jedoch schnell auf. Im Buch befindet sich sowohl ein Vorwort von Lucie Veith (Intersexuelle Menschen e.V.) als auch Fragen und Anregungen, wie man mit Kindern über Intergeschlechtlichkeit und im Speziellen über dieses Buch sprechen kann. (Quelle: Queerbuch )

Ach, so ist das! – Henriette Wich und Anja Grote (2019) 

Das Buch schließt alle möglichen queeren Themen mit ein. Das Besondere daran ist, dass es kein explizit queeres Kinderbuch ist, sondern einfach ein Aufklärungsbuch, das Kindern erklärt, was sie wissen wollen. Ob es die erste Verliebtheit ist, verschiedene Arten von Liebe, Scham, Verantwortung oder Neugier – diese Geschichten bringen Kindern näher, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen lernen und wie sie für sich selbst und für andere einstehen. Sie lernen, dass es unterschiedliche Familienformen gibt und dass manche Kinder weder Junge noch Mädchen sind – oder beides. Dabei ist der Unterton immer darauf bedacht, nicht zu werten, sondern Vielseitigkeit, auch in Bezug auf Geschlechterrollen, zuzulassen. (Quelle: Queerbuch)

Sam besucht Oma und Omi in Großbritannien – Toni Kohm (2019)

Sam verbringt eine Woche bei Oma und Omi in Großbritannien und begleitet das Frauenpaar in seinem Alltag – geht mit Omi auf die Baustelle und mit Oma zum Streetart Festival. Sam lernt, wie es sich so lebt in Großbritannien, so ganz nah am Wasser, und so ganz nah zu London, der britischen Hauptstadt. Das Leben hier ist aufregend und vor allem bunt. In Toni Kohms Buch "Sam besucht Oma und Omi in Großbritannien" geht es um Vielfalt. Bunt sind die Bilder, bunt die Menschen, ihre Identitäten, Ethnien, Kulturen. Alle sind irgendwie anders und alle sind irgendwie gleich – wertvoll. Durch den Verzicht auf Personalpronomen und die Unterlassung, der Hauptfigur ein bestimmtes Geschlecht zuzuzordnen, erhält das betrachtende Kind die Freiheit, das Geschlecht für Sam selbst zu interpretieren. (Quelle: Thalia)

Bilderbuch-Serie - Kathrin* Schultz (2023)

„Morgen ist auch noch ein Tag“, „Kann ich das essen?“ und „Warum hat Mama Schaf Hörner?“ - mit diesen drei Exemplaren ihrer queeren Bilderbuch-Serie erzählen Kathrin Schultz & Raoul Berlin die Geschichte von Baby-Schaf. Dieses erlebt mit Mama Schaf und Mama Eule unterhaltsame und spannende Alltags-Abenteuer jenseits des heterosexuellen „Mainstreams“ oder festgezurrter Geschlechterkategorien, wie sie in den meisten Kinderbüchern leider immer noch häufig zu finden sind.

  • Wie schaffen es Mama Schaf und Mama Eule, Baby-Schaf abends zum Einschlafen zu bringen?
  • Welche Pflanzen finden Baby-Schaf und Baby-Frosch auf dem Wiesenspielplatz und welche sind für wen ungenießbar?
  • Bekommt Baby-Schaf einmal Hörner wie Mama Schaf, obwohl es tausendmal lieber einen Panzer wie Schildi haben möchte? (Quelle: epubli)

Dieser Artikel wurde bereits im Juni 2021 auf echte vielfalt veröffentlicht und nun durch die letztgenannte Buch-Serie ergänzt.

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Zum Tag der Bisexuellen Sichtbarkeit am 23. September veranstaltet Bi+Pride gemeinsam mit BiNe und unterstützt vom LSVD die Bi+ Pride-Parade in Hamburg. Dies ist das dritte Jahr, in dem in der Hansestadt dazu aufgerufen wird, für die Rechte und Sichtbarkeit von bisexuellen Personen auf die Straße zu gehen.

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Dabei betonen die Veranstalter*innen in ihren Forderungen die Diversität des Bi+ Spektrums und definieren „Bi+ als die Community von Menschen, die sich romantisch und/oder sexuell zu mehr als einem Geschlecht angezogen fühlen können […].“ Eine binäre Geschlechterordnung wird abgelehnt und auch Menschen, die sich für kein bestimmtes Label entscheiden wollen, sollen an dem Tag repräsentiert werden.

Dafür fordert Bi+Pride mehr Aufklärung über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt beispielsweise in Schulen und eine breitere gesellschaftliche Anerkennung von und politische Teilhabe für Angehörige des Bi+ Spektrums. Gleichzeitig soll ihnen innerhalb der LSBTIQ+ Community mehr Gehör verschafft werden. Denn Bisexualität stößt auch dort immer wieder auf Vorurteile und Diskriminierung. Aufgrund der fehlenden Akzeptanz leiden bisexuelle Personen vermehrt unter psychischen Problemen. In einem früheren Artikel berichtete echte-vielfalt über die Geschichte und Notwendigkeit des Tags der Bisexuellen Sichtbarkeit.

Zur Anerkennung von Bi+ gehöre auch, dass das Asylrecht für bisexuelle Geflüchtete genauso gelte wie für homosexuelle und trans Personen. Denn die Anträge von bisexuellen Asylsuchenden werden oft aus dem Grund abgelehnt, dass sie der Verfolgung ausweichen könnten, weil sie eine als heterosexuell gelesene Partnerschaft eingehen könnten. So wird nicht nur ein binäres Geschlechterverständnis reproduziert, sondern auch eine Vorstellung, dass bisexuelle Personen einfach ihren „nicht-heterosexuellen Teil“ unterdrücken könnten und somit in ihrem Heimatland keiner Gefahr ausgesetzt seien. Dass Bisexualität nicht einfach eine „Mischung“ aus Homo- und Heterosexualität bedeutet, wird in der Anwendung des deutschen Asylrechts jedoch ausgeblendet (siehe einen Blogbeitrag des Fachbereichs Gender Studies der HU Berlin für eine detailliertere Schilderung der Situation von bisexuellen Geflüchteten).

Neben der Parade in Hamburg schließen sich auch andere Organisationen, Parteien, Universitäten und Gewerkschaften in ganz Deutschland den Forderungen an und hissen die „Bi Flag“ am 22. September. In Schleswig-Holstein findet das Flaggenhissen unter anderem in Flensburg, Kiel, Lübeck, Rendsburg, Rellingen, Reinbek und Pinneberg statt. Die genauen Orte lassen sich auf der Webseite von Bi+ Pride Hamburg finden.

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Im Rahmen des Queerfilmfestivals, das vom 7.9. bis 13.9.2023 zum fünften Mal stattfindet, werden die besten queeren Filme des Jahres in Kinos in elf deutschen Städten und Wien gezeigt.

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In 16 Kinos laufen für eine Woche 25 internationale Filme verschiedener Genres, sowohl Dokumentationen als auch Spielfilme. Das Festivalmotto „Power to the People“ stammt aus dem Essayfilm “Orlando, meine politische Biografie”, der 25 trans und nicht-binäre Personen porträtiert sowie die Verwandlung des Filmemacher Paul B. Preciado begleitet. Der Film greift Virginia Woolfs Roman „Orlando“ (1928) auf, der die Geschichte einer Verwandlung eines jungen Mannes in eine Frau erzählt und als Schlüsseltext der queeren Literatur gilt.

Auch die anderen Filme erzählen spannende LSBTIQ*-Geschichten - es lohnt also, in das Programm des Festivals hineinzuschauen.

Übrigens gibt es im Herbst auch in Norddeutschland queere Filmfestivals: Das Hamburg international Queer Film Festival findet vom 17.10. bis 22.10.2023 statt. Auch in Bremen werden vom 24.10. bis 29.10.2023 LSBTIQ*-Geschichten auf die Leinwände gebracht – im Rahmen des 30. Jubiläums des queerfilm festival.

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Während das spanische Frauennationalteam am 20. August ihre Siegerehrung feierte, küsste der Chef des spanischen Fußballverbands Luis Rubiales der Spielerin Jennifer Hermoso ohne deren Einverständnis auf den Mund. Allein das ist bereits ein Skandal, doch die Meldungen, die seitdem das Thema behandeln, offenbaren eine Fußballführung mit einem deutlichen „Machismo“-Problem, das sich nicht nur auf Spanien beschränkt.

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So äußerte sich Karl-Heinz Rummenigge, Aufsichtsratmitglied des FC Bayern, am Rande des Sport-Bild-Awards nach einem Zitat der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ): „Ich glaube, man soll da nicht übertreiben […] wenn man Weltmeister wird, ist man emotional. Und was er da gemacht hat, ist – sorry, mit Verlaub – absolut okay“. Nach Angeben des Senders Sport1 sitzen sowohl Rubiales als auch Rummenigge im Exekutivkomitee der Union of European Football Associations (UEFA). Damit wird deutlich, dass das Problem nicht allein ein spanisches ist. Fußballfunktionäre wie Rubiales gelten als Repräsentanten und sollten sich dessen Reichweite auch auf einer öffentlichen Veranstaltung bewusst sein.

So zeigt der Sender 3Sat in einem Bericht der Sendung „Kulturzeit“, dass der Großteil der spanischen Bevölkerung und auch die politische Spitze Rubiales als untragbar ansieht. Selbst Spaniens konservative Opposition widerspricht dem nicht. Währenddessen weigert sich Rubiales vehement, seinen Posten zu räumen. Mittlerweile wurde er zwar vom Weltverband FIFA für 90 Tage gesperrt, wie der Deutschlandfunk (DF) schreibt, doch das oberste Sportgericht Spaniens blockiert diese Suspendierung, so der DF weiter. Das Gericht entschied demnach, ein Verfahren aufgrund von schwerem Fehlverhalten zu eröffnen. Damit wäre Rubiales bei einer Verurteilung für max. zwei Jahre gesperrt, wie T-Online bemerkt. „Eine Suspendierung durch die Sportbehörde CSD wäre [laut Deutschlandfunk] hingegen nur möglich gewesen, wenn das Gericht das Verfahren wegen eines „sehr schweren“ Fehlverhaltens zugelassen hätte“. Dabei ist Rubiales‘ Handlung nicht nur aus sportlicher Sicht justiziabel. Wie die Tagesschau bemerkt, gilt in Spanien das "Solo sí es sí"- Gesetz (nur ja heißt ja) und da Hermoso eindeutig nicht „sí“ gesagt hat, bleibt damit die Frage, wie weit sich der Fußball und seine Institutionen gegen Öffentlichkeit und Gesetz behaupten können. Spaniens Frauennationalteam ist mittlerweile in den Streik getreten.

Letztendlich geht es darum, die Kader und ihre Machoallüren nicht nur offen zu verurteilen, sondern ein politisches Gegensignal zu setzen. Schaut man etwas über den Tellerrand, sind es diese Haltungen und die damit verbundene Überheblichkeit einiger Fußballkader, die u.a. auch die Weltmeisterschaft der Männer 2022 in Katar ermöglicht haben und bis heute den europäischen Fußball daran hindern, sich geschlossen gegen Machismo und damit auch für mehr Regenbogenfarben bei internationalen Spielen zu positionieren.

Bei Interesse finden sich hier weitere Artikel auf echte vielfalt zum Thema Fußball.

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Unter dem Motto „Unterstützung und Begleitung queerer junger Menschen“ findet am 13. Oktober 2023 ein digitaler Fachtag der Kinderschutzzentren statt.

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Ziel des Fachtags ist es, die Frage zu thematisieren, „[w]ie es Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe gelingen kann, Freiräume für die Persönlichkeitsentwicklung queerer Kinder und Jugendlicher zu schaffen und zu verteidigen, sie in ihrer Identität zu stärken und ihren spezifischen Bedarfen gerecht zu werden […]“. Dabei sollen neben Impulsen und einem Diskurs auch konkrete Beispiele vorgestellt werden. Für die Veranstalter*innen ist Erkennen und Verstehen der spezifischen Bedarfe die Grundlage, damit Fachkräfte dem Thema überhaupt gerecht werden können.

Der Kongress beginnt um 9:30 Uhr mit einer Begrüßung durch Sven Lehmann (Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, BMFSFJ). Im Anschluss daran gibt es einen Vortrag zum Thema „Lebenswelten queerer Jugendlicher“. Nach einer kleinen Pause können sich die Teilnehmer*innen dann entscheiden, ob sie an einem Forum zum Thema [Herausforderungen bei der] „Öffnung der Jugendhilfe für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“ teilnehmen wollen oder an einem von drei Workshops mit den Themen:

  1. Was heißt eigentlich LSBPATINQ+? – Über Geschlecht(er), Sexualität(en) und Identität(en)
  2. Beratung zu geschlechtlicher Vielfalt bei queeren Kids und ihren Eltern – Bedarfe erkennen und Prozesse begleiten
  3. Ressourcengewinn durch diversitätssensible Schutzkonzepte in der Kinder- und Jugendhilfe

Nach einer Mittagspause wird es abschließend noch einen Impulsvortrag mit „Drei Handlungsanregungen für eine queersensible Kinder- und Jugendhilfe“ geben, bevor gegen 13:30 Uhr der Fachtag endet. Den genauen Ablauf mit allen Gastredner*innen und ihren Themen findet sich unter folgendem Link.

Laut Veranstalter*innen richtet sich der Fachkongress bundesweit an alle Fach- und Leitungskräfte der öffentlichen und freien Kinder- und Jugendhilfe, medizinisch-therapeutischer Einrichtungen, aber auch juristischer Handlungsfelder und der Kindertagesbetreuung sowie allen weiteren für den Kinderschutz wichtigen Arbeitsfelder.

Der Tagungsbeitrag beträgt 75 €. Studierende zahlen einen ermäßigten Beitrag von 40 €. Weitere Informationen gibt es auf der offiziellen Webseite. Dort gibt es auch den Link zum Anmeldeportal. Student*innen schicken hingegen ihre Anmeldung mit Immatrikulationsnachweis an folgende Mailadresse: anmeldung@kinderschutz-zentren.org

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