Echte Vielfalt

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Trotz eines offiziellen Verbots durch die Polizei fand am 28. Juni in Budapest die diesjährige Pride-Parade statt – und wuchs zu einem historischen Ereignis heran. Rund 200.000 Menschen zogen laut Veranstalter*innen durch die Innenstadt der ungarischen Hauptstadt. Die Demonstration wurde zum deutlichen Protest gegen die Anti- LGBTIQ+-Politik der Orbán-Regierung – und zu einem Fanal für Freiheit und Gleichberechtigung.

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Bereits Anfang März hatte das Kabinett um Premierminister Viktor Orbán ein Gesetz verabschiedet, das Pride-Veranstaltungen im Land untersagt (hier zu unserem Artikel). Es stützt sich auf eine umstrittene Regelung, die die „Darstellung oder Förderung“ gleichgeschlechtlicher Beziehungen gegenüber Minderjährigen untersagt – ein Gesetz, das von Kritiker*innen als gezielter Angriff auf die LGBTIQ+-Gemeinschaft gewertet wird.

Budapests Bürgermeister Gergely Karácsony erklärte nach Angeben des Guardian das von der Polizei ausgesprochene Verbot hingegen als rechtlich nicht bindend. Die Pride sei eine städtische Veranstaltung und benötige daher keine gesonderte Genehmigung. Schon im Vorfeld kündigte Karácsony einen „Plan C“ an, um die Parade trotz Widerstands zu ermöglichen. Der Bürgermeister, ein erklärter Gegner der Orbán-Regierung, bezeichnete die Parade als Ausdruck von Freiheit und Menschenwürde – Werte, die seiner Meinung nach in Budapest unantastbar bleiben müssten.

Auch die Tagesschau berichtete von einer ‚gewaltigen Masse‘, die sich über zweieinhalb Kilometer durch die Hauptstadt zog – deutlich mehr als die üblichen 30.000 bis 40.000 Teilnehmenden. Zudem wurde die klare Solidarität europäischer Politikerinnen und Politiker hervorgehoben: Rund 70 EU-Abgeordnete – darunter der grüne EU-Vizepräsident Nicolae Ştefănuţă – beteiligten sich am Marsch. Ihre Teilnahme hatten sie bereits im Vorfeld angekündigt.

Einziger Wermutstropfen war ein kurzfristiger Routenwechsel, nachdem Rechtsextreme die Freiheitsbrücke blockiert hatten. Der Demonstrationszug wich auf die Elisabethbrücke aus – größere Zwischenfälle blieben jedoch aus. Auch die Polizei hielt sich weitgehend im Hintergrund.

Ob die ungarischen Teilnehmer*innen nachträglich mit Strafen rechnen müssen, ist derzeit unklar. Es lässt sich nur spekulieren, ob Orbán mit Blick auf die Parlamentswahlen im April 2026 milde reagiert – oder im Gegenteil seinen Kurs verschärft. Sicher ist: Die Riesenveranstaltung entfaltet politischen Druck. Laut Tagesschau liegt Orbáns Herausforderer Péter Magyar in Umfragen konstant vorn. Das Pride-Verbot könnte sich damit als Bumerang für den Regierungschef entpuppen.

Sollten tatsächlich 200.000 Menschen auf der Straße gewesen sein, entspräche das in Ungarn – bei rund 9,6 Millionen Einwohner*innen – gut zwei Prozent der Gesamtbevölkerung. In Deutschland käme das zum Vergleich einer Beteiligung von über 1,6 Millionen Menschen gleich. Allein diese Zahl macht die diesjährige Pride zu weit mehr als nur einem Demonstrationszug.

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Letzte Woche berichteten wir in einem Artikel über die aktuellen Bedrohungen von CSD-Veranstaltungen bereits über das Verbot, dass das Regenbogen-Netzwerk der Bundestagsverwaltung am diesjährigen Christopher Street Day in Berlin am 26. Juli  teilnimmt. Trotz Kritik verteidigt die Bundestagspräsidentin Julia Klöckner die Entscheidung.

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Ein Sprecher von Klöckner erklärt, dass die Entscheidung auf Basis der Notwendigkeit der politischen Neutralität der Verwaltung getroffen worden sei. Aufgrund der konkreten politischen Forderungen auf dem CSD würde eine Teilnahme „über ein allgemeines Bekenntnis zu Menschenrechten und Vielfalt“ hinausgehen (Tagesspiegel).

Der Vorstand des Berliner CSD e.V. sieht das anders und übt scharfe Kritik an dem Verbot: “CSDs sind gelebte Demokratie. Wer die Teilnahme von queeren Netzwerkgruppen staatlicher Institutionen untersagt, kündigt stillschweigend den Konsens auf, dass Grundrechte sichtbar verteidigt gehören”.

Abseits von der queeren Community sorgt die Entscheidung auch innerhalb der CDU für Kritik. Das Nachrichtenportal queer.de berichtet, dass sowohl in Düsseldorf als auch in München (Verwaltungs-)Mitarbeitende an den CSD-Veranstaltungen teilnahmen oder dies ankündigten. Zudem würde auch das Bundesfamilienministerium, geführt von CDU-Ministerin Karin Prien, am CSD Berlin präsent sein.

Auch eine weitere Maßnahme Klöckners in Hinblick auf den Christopher Street Day stößt auf Widerstand: Während die Regenbogenflagge am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homophobie, am Reichstagsgebäude gehisst wurde, soll diese zum 47. CSD in Berlin das Gebäude nicht schmücken – anders als in den Jahren zuvor. Laut rbb rechtfertigt Klöckner die Entscheidung damit, dass die Flagge am CSD „zurecht auf vielfältige Weise durch die Menschen selbst getragen und verbreitet [wird], nicht durch die Institution Bundestag“. Die Bundesflagge repräsentiere das Grundgesetz und würde sexuelle Selbstbestimmung deshalb bereits mit einbeziehen.

Der Vorstand des Berliner CSD e.V. drängt hingegen auf die Notwendigkeit einer Positionierung in der aktuellen Lage: „Gerade in Zeiten, in denen CSDs zur Zielscheibe rechtsextremer Angriffe werden, wäre politischer Rückhalt mehr als angebracht.”

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Wer eine Alternative zu lauten Love- und CSD-Paraden sucht oder einfach zwischendurch Lust auf entspanntes Beisammensein hat, aber dennoch aktiv sein will, sollte sich die Freizeitgruppe Lesben unterwegs vormerken.

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Die Gruppe organisiert sich über HAKI e.V. Jeden dritten Sonntag im Monat heißt es: Raus aufs Rad oder zu Fuß und rein in die Natur – meist mit Startpunkt Husum und immer mit guter Laune im Gepäck. Die Ausflüge führen quer durch den Norden Schleswig-Holsteins und bieten eine wunderbare Gelegenheit, neue Frauen kennenzulernen oder bekannte Gesichter wiederzusehen.

Am Sonntag, 20. Juli, steht die nächste gemütliche Radtour mit Picknick auf dem Programm. Treffpunkt ist um 11:15 Uhr am Bahnhof Husum. Einfach ein verkehrstaugliches Fahrrad und etwas Leckeres fürs Picknick einpacken – und los geht’s!

Neue Teilnehmerinnen sind immer herzlich willkommen! Eine Anmeldung ist in der Regel nicht erforderlich.

Kommt ihr mit dem Zug oder sucht eine Mitfahrgelegenheit? Dann meldet euch bitte frühzeitig bei der Tour-Verantwortlichen: lesben-unterwegs@haki-sh.de.

Weitere Infos – etwa zu Route, Dauer und möglichen Kosten – gibt es vorab über eine Ankündigung.

Wer im Juli nicht dabei sein kann – kein Problem: Das Jahresprogramm 2025 hält noch viele weitere Highlights bereit.

Also: Aufsatteln und Sommerluft schnappen!

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Mitten im Pride-Monat zeigt sich die aktuelle Gefahr für queeres Leben in Deutschland: Die Schlagzeilen über Bedrohungen verschiedener CSD-Veranstaltungen in Deutschland häufen sich. Eine CSD-Demonstration in Regensburg wurde deshalb abgesagt. Zusätzlich wurde ein Fest für Vielfalt in Brandenburg von mehreren jungen Rechtsextremen angegriffen.

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Anfang der Woche berichtete die Mittelbayrische Zeitung, dass die für den 5. Juli geplante CSD-Parade in Regensburg aufgrund einer „abstrakten Bedrohungslage“ abgesagt wird. Die Entscheidung hätte sich nach einem Krisengespräch mit dem Ordnungsamt und der Polizei ergeben. Die Sicherheit der Teilnehmenden während der Demonstration könne nicht gewährleistet werden, so der CSD-Organisator Alexander Irmisch (zitiert auf queer.de). Das geplante Straßenfest und eine Kundgebung könnten jedoch stattfinden, da diese besser abzusichern seien. Laut Irmisch gehe die Bedrohung von Rechten und religiösen Fanatiker*innen aus.

Angst vor rechtsextremen Angriffen bei queeren Veranstaltungen ist in der aktuellen Lage nicht unbegründet. So gab es vor dem CSD Wernigerode in Sachsen-Anhalt eine mutmaßliche Anschlagsdrohung. Der Mitteldeutsche Rundfunk berichtete von dem Verdacht, dass ein 20-Jähriger in einer Kneipe Angriffe auf die Pride-Veranstaltung angekündigt hätte. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung fand die Polizei mehrere Waffen und Munition. Aufgrund fehlender Beweise für den geplanten Anschlag ist der Verdächtigte jedoch noch auf freiem Fuß. Der CSD in Wernigerode wurde durchgeführt und verlief friedlich.

Erst vergangenes Wochenende kam es in Brandenburg zu einem tatsächlichen Angriff, der unter anderem queerfeindlich motiviert zu sein scheint. Circa zwölf Vermummte stürmten ein Fest des Bündnisses „Bad Freienwalde ist bunt“, wobei zwei Menschen leicht verletzt wurden (Tagesschau). Die taz ordnet den Vorfall klar als Angriff von Neonazis ein. In dem Ort gebe es eine starke rechte Jugendbewegung. Der Versammlungsleiter des Fests Samuel Signer kritisiert, dass zu dem Zeitpunkt keine Polizei vor Ort war, obwohl es Hinweise auf eine Bedrohung gegeben hätte.

Erst im Mai wurde die Statistik des Bundeskriminalamtes zu politisch motivierter Kriminalität veröffentlicht. Darin wurde ein alarmierender Anstieg von Hasskriminalität gegenüber queeren Menschen 2024 von über 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr festgestellt (siehe dazu die Pressemitteilung des LSVD+). Die Amadeo-Antonio-Stiftung berichtete, dass 2024 ein Drittel aller CSDs in Deutschland zum Ziel rechtsextremer Angriffe wurde. Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass die Bedrohung auch in diesem Jahr wieder da ist – womöglich sogar erhöht.

Der Anstieg von Queerfeindlichkeit muss in der Planung von CSD-Veranstaltungen mitgedacht werden. Kai Bölle, Vorstandsmitglied des Vereins CSD Deutschland, betont, dass auch die Bedrohungen im Netz stark angestiegen seien (zitiert in der WELT). Besonders von jungen rechtsextremistischen Gruppen gehe eine Bedrohung aus.

Trotz einer erhöhten Bedrohungslage und teilweise Gegenproteste von Neonazis (wie etwa im baden-württembergischen Pforzheim) lassen sich die CSD-Veranstalter*innen nicht gänzlich abschrecken. In den meisten deutschen Städten werden die Pride-Demos und Veranstaltungen weiter geplant. So auch in der Hauptstadt Berlin. Da kam es jedoch zu einer anderweitigen Schlagzeige: Das queere Regenbogennetzwerk des Bundestags sagt seine Teilnahme ab. In den letzten beiden Jahren hingegen nahm die Bundestagsverwaltung beim Christopher Street Day teil. Der Spiegel zitiert den Vorstand des Berliner CSD e.V., der dies als „aktive Absage an queere Sichtbarkeit“ bezeichnet. Die Verwaltung des Bundestags erklärte ihre Absage mit der Neutralitätspflicht. Dabei wäre genau jetzt in der steigenden Bedrohungslage eine klare Positionierung der Politik für die Rechte und den Schutz queerer Menschen notwendig.

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Die Loveparade ist ein pulsierendes Symbol der 90er Jahre, das Millionen faszinierte. Wummernde Bässe, grenzenlose Freiheit und ihr besonderes Lebensgefühl machten sie zu einer der bedeutendsten Technoparaden weltweit.

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Unter dem Titel „Friede, Freude, Eierkuchen – Die Loveparade in den 90ern“ widmet das Haus der Geschichte in Bonn dieser einzigartigen Ära eine eindrucksvolle Fotoausstellung. Nach dem Mauerfall verwandelte sich Berlin in ein Zentrum der Clubkultur, wo alles möglich schien und die Loveparade als Sinnbild von Gemeinschaft, Frieden und selbstbestimmter Liebe aufblühte.

Das Motto „Love“ stand dabei für mehr als nur Musik – es war Ausdruck von Freiheit und Selbstentfaltung: „Viele Feiernde zeigen nackte Haut. Selbstbewusst ausgelebte Homosexualität gehört so selbstverständlich zur Loveparade wie Heterosexualität.“ Der Fotograf Daniel Biskup hielt diese elektrisierende Atmosphäre in seinen Bildern seit 1995 fest. Die Ausstellung zeigt eine exklusive Auswahl seiner Werke und bringt die Besucher*innen zurück in die Zeit der schrillen Outfits, des ekstatischen Tanzens und des ungebremsten „Hier und Jetzt“-Lebensgefühls.

Ein besonderes Highlight: Laut Manuel Opitz vom Magazin GEO gibt es in der Ausstellung Plattenspieler mit Technomusik, die das Erlebnis auch musikalisch wieder hervorrufen.

Mehr Informationen vor Ort: Willy-Brandt-Allee 14, 53113 Bonn
oder online unter:Friede, Freude, Eierkuchen

Bild: Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland

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Die Wahl in Hamburg liegt zwar einige Tage zurück, doch ein Blick auf die Ergebnisse zeigt, dass die Stadt ihre Rolle in Sachen Vielfalt und Gleichberechtigung ernst nimmt.

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Wie das Magazin queer treffend feststellt: Während der Koalitionsvertrag der Bundesregierung zu LGBTIQ*-Themen weitgehend schweigt, setzen die Hamburger Koalitionsparteien SPD und Grüne ein klares Zeichen: Vielfalt ist hier nicht nur eine Randnotiz, sondern ein explizites Element der politischen Agenda.

In ihrem Koalitionsvertrag bekennen sich die Regierungsparteien zu einer weltoffenen Gesellschaft und führen den Aktionsplan „Hamburg l(i)ebt vielfältig“ fort. Dieser Plan umfasst 150 Maßnahmen in sieben zentralen Zielfeldern, darunter Aufklärung, Fachkräftequalifizierung und rechtliche Gleichstellung. Ziel ist es, Vielfalt in allen gesellschaftlichen und staatlichen Bereichen zu verankern – von Bildungseinrichtungen bis zu Pflegeheimen. Hervorzuheben ist auch der Fokus auf besonders vulnerable Gruppen, etwa LGBTIQ*-Menschen mit Fluchterfahrung und solche, die mehrfacher Diskriminierung ausgesetzt sind. Diese explizite Erwähnung zeigt, dass Hamburg anerkennt: Eine diverse Gesellschaft besteht nicht aus isolierten Gruppen, sondern aus einem Miteinander. Der Koalitionsvertrag erkennt damit Vielfalt als ein Thema an, das über einzelne Gruppen und Generationen hinaus reicht.

Dies spiegelt sich auch in den übrigen Zielgebieten wider, die der Vertrag vorsieht:

  • Queeres Leben in allen Lebensbereichen: Von frühkindlicher Bildung bis zur Pflege soll Vielfalt selbstverständlich sein.
  • Fortbildung von Fachkräften: Mitarbeitende werden gezielt geschult, um queere Menschen besser zu unterstützen.
  • Repräsentation in Gremien: Institutionen wie der Landesseniorenbeirat spiegeln die Vielfalt der Stadtgesellschaft wider.
  • Zentrale Beratungsstelle für queere Familien: Eine solche Anlaufstelle wird geprüft.
  • Erweiterung des Diskriminierungsverbots: Das Grundgesetz soll um sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität ergänzt werden.
  • Reform des Abstammungsrechts: Besonders lesbische Frauen sollen rechtlich gleichgestellt werden.
  • Konsequente Verfolgung von Hasskriminalität: Die Polizei wird ihre bestehenden LGBTIQ*-Konzepte weiterführen und stärken.

Natürlich löst ein Aktionsplan nicht alle strukturellen Probleme. Doch gerade vor dem Hintergrund der immer häufiger diskriminierenden Rhetorik auf Bundesebene setzt Hamburg mit diesen Maßnahmen ein deutliches Signal: Ein anderer Weg ist möglich und dabei handelt es sich keineswegs um eine rein ethisch-soziale Frage. Nicht umsonst betont der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), "soziale, wirtschaftliche und politische Sicherheit in unsicheren Zeiten geben" (queer.de) zu wollen. Er macht damit deutlich, dass wirtschaftliche und politische Sicherheit in unsicheren Zeiten eng mit sozialer Offenheit verbunden ist. Zwar bleibt abzuwarten, wie sich diese Maßnahmen in der Praxis konkret auswirken, doch solange Bundesländer wie Hamburg aktiv für Vielfalt und Offenheit eintreten, bleibt der politische Diskurs in Deutschland dynamisch und offen für Veränderungen.

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Das Amt der oder des Beauftragten der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, kurz Queerbeauftragte*r, wurde von der Ampel-Regierung zu Beginn ihrer Legislaturperiode eingeführt. Auf den Grünen-Politiker Sven Lehmann folgt nun Sophie Koch (SPD).

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Im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD wurde zunächst nicht erwähnt, ob das Amt weitergeführt wird, was eine zentrale Forderung queerer Interessensverbände war. Dass nun also eine neue Queerbeauftragte ernannt wurde, erleichtert die queere Community.

Seit 2024 ist Sophie Koch Mitglied des Sächsischen Landtags. Der LSVD+ begrüßt die Ernennung und bezeichnet die neue Queerbeauftrage als „engagierte junge Stimme aus Ostdeutschland“, die „nicht nur politische Erfahrung mit[bringt], sondern auch eine enge Verbindung zu verschiedensten Communities.“

Die Deutsche Gesellschaft für Trans* und Inter*geschlechtlichkeit (dgti) zeigt sich ebenfalls erfreut über die Benennung von Sophie Koch. In einer Pressemitteilung schreibt der dgti: „Queere Menschen, ihre Angehörigen und Freund*innen machen ungefähr ein Drittel der Bevölkerung Deutschlands aus. Diese Personen brauchen eine Repräsentanz und Ansprechperson in der Bundesregierung.“ Im gleichen Zuge fordert der Interessensverband, dass das Amt ausgebaut und der Aktionsplan Queer Leben weitergeführt wird. Ebenso sei ein Bundesförderprogramm zur Unterstützung von Beratungs- und Unterstützungsstrukturen von LSBTIQ* notwendig. Oft seien solche Stellen von Kürzungen und Finanzierungsproblemen betroffen.

Trotz Lob an der Benennung Kochs betont Erik Jödicke vom Bundesvorstand des LSVD+ jedoch auch, dass es im Koalitionsvertrag von Union und SPD „massive queerpolitische Lücken“ gebe (eine Einordnung des Koalitionsvertrags aus queerpolitischer Sicht finden Sie hier). Das Amt dürfe „kein Feigenblatt für eine Bundesregierung sein, die queere Selbstbestimmungs- und Freiheitsrechte ignoriert oder gar bedroht“.

Die reine Besetzung einer Queerbeauftragten scheint somit noch keine Absicherung für LSBTIQ* in den kommenden Jahren. Vor dem Hintergrund sinkender gesellschaftlicher Akzeptanz und steigender Hasskriminalität gegen LSBGTIQ* – auch in Schleswig Holstein, wie der NDR gerade berichtete – müssen rechtlich verbindliche Maßnahmen geschaffen werden, um ebensolchen negativen Tendenzen entgegenzuwirken. Herausfordernd für die neue Queerbeauftragte könnte auch der Umgang mit queerfeindlichen Tendenzen in den eigenen Reihen der Bundesregierung werden. Darunter womöglich der neue Kulturstaatsminister Wolfram Weimer, der in seinem Buch „Das konservative Manifest“ (2018) LSBTIQ*-feindliche Aussagen traf (queer.de).   

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Am 27. Mai wurde der Diversity Day 2025 gefeiert – ein Tag, der die Wertschätzung von Vielfalt und Inklusion in Gesellschaft und Arbeitsleben stärkt. Doch eine inklusive Gesellschaft ist keine Selbstverständlichkeit. Sie braucht klare Prinzipien und Mechanismen, um sich selbst zu kontrollieren und gegen Hass und Diskriminierung vorzugehen.

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Hier setzt die Kampagne STOP the HATE an. Sie konzentriert sich auf Unterstützung, Prävention und Aufklärung, um Betroffene von Hasskriminalität zu schützen und die Gesellschaft zu sensibilisieren. Bereits im vergangenen Jahr berichtete Echte Vielfalt über die Initiative, die darauf abzielt, Menschen zu empowern und für eine sichere Gesellschaft einzutreten.

STOP the HATE hat den Anspruch , die Betroffenen auf die Anzeigenerstattung und deren mögliche Folgen vorzubereiten sowie die richtigen Kontakte zur Polizei bereitzustellen. Darüber hinaus helfen die Mitarbeiter*innen bei der Bekämpfung von Hass im Internet und unterstützen das Löschen schädlicher Inhalte. Zusätzlich organisiert die Kampagne Workshops, in denen Teilnehmende lernen, Hass zu erkennen und aktiv dagegen vorzugehen. Auch Zivilcourage spielt eine große Rolle: Das Netzwerk Echte Vielfalt vermittelt Hilfe und zeigt auf, warum es entscheidend ist, Stellung zu beziehen.

Die Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein und die Landespolizei Schleswig-Holstein mit der Zentralen Ansprechstelle LSBTIQ* unterstützen STOP the HATE aktiv. Die Kampagne bietet betroffenen Personen professionelle Hilfe, insbesondere bei der schwierigen Entscheidung, eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Dabei werden nicht nur die Tat selbst, sondern auch das persönliche Erleben und individuelle Identitätsfragen sensibel berücksichtigt.

Klare Grenzen gegen Hass – ein notwendiger Schutzraum

Hasskriminalität betrifft nicht nur körperliche Gewalt, sondern schließt auch verbalen und symbolischen Hass mit ein. Dabei ist Hass eine zweischneidige Angelegenheit, bei der es wichtig ist, zwischen struktureller Diskriminierung – verursacht durch Ignoranz oder fehlendes Wissen – und gezielten, hasserfüllten Taten zu unterscheiden. Während strukturelle Diskriminierung durch Bewusstseinsbildung und Reflexion angegangen werden kann mit dem Ziel, das Gegenüber abzuholen, braucht Hasskriminalität eine klare und direkte Grenze.

Eine Anlaufstelle wie STOP the HATE ist daher nicht nur eine notwendige Unterstützung für Betroffene, sondern auch eine selbstverständliche Institution in einem Rechtsstaat wie Deutschland. Sie hilft dabei, eine starke Gemeinschaft zu formen, die sich gegen Hass stellt und ein deutliches „Nein“ zu Hate Crime gegen Queers ausspricht – „für eine Gesellschaft, in der Respekt und Toleranz an erster Stelle stehen“.

 

Hier geht es zum offiziellen Flyer von STOP the HATE.

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Trans SH – Lübeck organisiert nun monatlich ein Treffen für alle Menschen, die sich in einer Identität unter dem nichtbinären/non-binary Umbrella heimisch fühlen, sowie Angehörige und Interessierte.

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Die Treffen finden immer am jeweils letzten Samstag des Monats statt.

Der nächste Termin ist der 31. Mai um 16 Uhr.

​Darin soll Raum für Erfahrungsaustausch, gegenseitige Unterstützung auf dem Weg der Identitätsklärung, aber auch die Bewältigung von Alltag, Schule, Studium oder Beruf geboten werden.

​Die Webseite befindet sich momentan noch im Aufbau. Weitere Informationen per E-Mail an enbytreff.luebeck@gmail.com.

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In deutschen Großstädten ist queeres Leben längst sichtbar und fester Bestandteil der Gesellschaft. Doch in ländlichen Regionen kämpfen LGBTIQ*-Personen weiterhin gegen tief verwurzelte Vorurteile und Diskriminierung. Besonders in strukturschwachen Gebieten fehlen oft unterstützende Netzwerke, die für viele eine essenzielle Stütze wären.

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Bereits in unserem Artikel „LGBTIQ* und das Leben auf dem Land“ aus dem vergangenen Jahr haben wir dieses Thema beleuchtet. Trotz der Schwierigkeiten gibt es Hoffnung: Initiativen wie „Allgäu Pride“ aus Bayern oder „Queere Worte – Queere Orte“ aus Hessen setzen sich aktiv für mehr Sichtbarkeit und Vernetzung ein. In Fulda wurde die „Queere Stunde“ ins Leben gerufen, bei der Gleichgesinnte an wechselnden Orten zusammenkommen, um Kontakte zu knüpfen. Schleswig-Holstein bietet ebenfalls Stammtische, wobei diese vermehrt in städtischen Regionen zu finden sind.

Zwar haben rechtliche Errungenschaften wie das Selbstbestimmungsgesetz Fortschritte gebracht, doch sie ändern nicht unmittelbar die Lebensrealität vieler queerer Menschen auf dem Land. Vorurteile bleiben bestehen, und strukturelle Herausforderungen erschweren die Akzeptanz. Projekte wie „Allgäu Pride“ versuchen, diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, doch es mangelt an politischer Unterstützung und finanziellen Mitteln. Besonders in wirtschaftlich schwächeren Regionen ist Engagement gefordert, damit queeres Leben sichtbarer und selbstverständlicher wird.

Finanzielle Förderung spielt dabei eine Schlüsselrolle. Ohne Investitionen in soziale und infrastrukturelle Maßnahmen bleibt die Auseinandersetzung mit queerem Leben oft oberflächlich oder wird verdrängt – in manchen Fällen wird sie sogar mit Hass betrachtet. Es braucht ganzheitliche Konzepte, die alle Menschen in ländlichen Regionen einbeziehen und Vorurteile abbauen.

Ein anekdotischen Einblick in die Realität queerer Menschen auf dem Land bietet die Dokumentation „Queer in der Provinz“ des MDR aus dem Mai 2025. Die Sendung begleitet vier Personen auf ihrem Weg zu mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz:

  • Eric, der sich trotz Widerstände für den ersten CSD seiner Kleinstadt engagiert,
  • Tina und ihre Ehefrau, die Akzeptanzprobleme in ihrem Heimatdorf erleben,
  • Christian, der unsicher ist, ob sein neues Zuhause ihn willkommen heißt,
  • Joe, der mit bürokratischen Hürden bei der Anerkennung seiner Identität kämpft.

Die Dokumentation verdeutlicht, dass gesellschaftlicher Wandel möglich ist – und dass die Provinz nicht nur als Gegensatz zur Großstadt existiert, sondern Raum für Vielfalt bieten kann. Ländliche Regionen dürfen nicht mit Ausgrenzung gleichgesetzt werden. Entscheidend ist daher eine Kombination aus politischem Druck für Investitionen in Infrastruktur und dem tatkräftigen Engagement der LGBTIQ*-Community. Vereine und Initiativen sowie all jene, die über genug Energie verfügen, um über die eigenen Interessen hinaus aktiv zu werden, tragen dazu bei, inklusive Räume zu schaffen, die allen Menschen offenstehen.

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